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Wochenblatt für für für die König!. Amtshauptmannschnst zu Meißen, ^as^önigl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Steunun-rreitzigfter Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Abonnementsprcis Viertelzährlich I Mark Eine einzelne Nummer kostet -10 Ps. JnseratenannaVme Mentags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Abannementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet l0 Pf. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 84. Freitag, den 24. October ' 1879. »IUI« . .. . ---'7 ' . , t w I. g, » I l.l I's,. - Bekanntmachung. Hauptübllng dcr städtischen und fmMigen Fcitcrlvchr. Sanntag, de« SS. Oet-Se» dieses JahneS, Vormittags V-H Uhr soll auf dcr hiesigen Schießwiese eine Hauptübung der hiesigen Feuerwehren abgchalten werden und haben sich hierzu sämmtliche Mitglieder derselben. Abtheilungsführer und Mannschaften uyter An legung ihrer Dienstabzeichen pp. bei Vermeidung der in 8 52 des Feuerlösch-Regulativs für hiesigen Ort vom 23. Februar 1870 angedrohten Ordnungsstrafe pünktlich einzufinden. Wilsdruff, am 18. October 1879. , Der Stadtgemeinderath. Kicke», Brgmstr. Bekanntmachung, die Eröffnung der hiesigen betreffend. Montag, den S November dieses Jahres, soll die FortbildungSschnls für Knaben in hiesiger Stadt wieder eröffnet werden undIhaben wir daher Folgendes zur Nachachtung der Betheiligten bekannt zu machen: 1 ., Die sud 2 gedachten Aufnahmepflichtigen haben sich am kommenden MefvrmatiwuSfeste, Freitag de« SI Oktober d». Irv., in der Zeit von Vormittags 11 bis 12 Uhr bei dem Herrn Schuldirector Beck hier und zwar in dessen Classen zimmer persönlich anzumeldcn; 2 ., Aufnahmepflichtig sind alle diejenigen hier aufhältlichen männlichen Personen, welche Ostern 1877 und 1878 sowie Ostern dieses Jahres aus der Schule entlassen worden sind. Ausgenommen hiervon jedoch Diejenigen, welche regelmäßig eine höhere Lehran stalt oder eine mittlere oder höhere Volksschule nenn Jahre anstatt acht Jahre besuchen, oder auch dementsprechenden Privat unterricht genießen, jedoch nur unter den im Absatz 3 ß 11 der Ausführungsverordnung zum Schulgesetze gedachten Voraus setzungen; 3 ., Die aus einer anderen als der hiesigen Bürgerschule entlassenen Fortbildungsschulpflichtigen haben ihre Schulentlassungsscheine bei der Aufnahme vorzulegen; 4 ., Die Schüler erhalten wöchentlich vier Unterrichtsstunden; 5 ., Schulgeld ist von den Fortbildungsschülern, welche sich hier aufhalten, nicht zu entrichten; 6 ., Auswärtige können nur mit besonderer Genehmigung des unterzeichneten Schulvorstandes und auch da nur unter gewissen Be dingungen, z. B. gegen Abentrichtung von Schulgeld, rc., Aufnahme finden; 7 ., Unentschuldigte oder ungerechtfertigte Schulversäumnifse und hierbei etwa vorkvmmendes widerrechtliches Verfahren der Eltern, Erzieher, Lehr- und Dienstherren und Arbeitgeber werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder entsprechender Haft, sowie eigen mächtiges Einschreiten der Eltern gegen Disciplinarmaßregeln der Lehrer und gegen die Ordnung der Schule mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder entsprechender Haft geahndet; 8 ., Die erforderlichen Rechnen- und Zeichnenhefte, Rechnen-, Schreibe- und Notizbücher, eine Tafel, Reißzeug und die sonst noch er forderlichen Schreibutensilien haben die Schüler zu beschaffen und mit in die Schule zu bringen. Wilsdruff, am 23. October 1879. Dcr Schulvorstand. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Berlin, 21. Oktober. Vie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, darf wohl jetzt mit Sicherheit angenommen werden, daß Se. Majestät der Kaiser am 28. Oktober den Landtag im Weißen Saale des kgl. Schlosses in Person eröffnen wird. Ein sehr bemerkcnswerther Aussatz der Grenzboten Nr. 42 legt unter mancherlei Enthüllungen dar, warum Fürst Bismarck, von Rußland sich abwendend, das Bündniß mit Oesterreich geschlossen hat. Der Aufsatz, der aus guten Quellen geflossen, aber schon vor etwa acht Tagen geschrieben worden ist, hat einen etwas bedenklichen Schluß, nämlich diesen: „Auch unter den höchsten Persönlichkeiten des preußi schen Hofes zählt sie (die neue Politik Bismarcks) ganz entschiedene Anhänger. Dagegen verlautete bis zu diesem Augenblicke, wo wir diese Zeilen beendigen, noch nichts darüber, daß man sie an der Stelle theile und zu verwirklichen geneigt sei, von wo die oberste und letzte Ent scheidung in derartigen Fragen ergeht; und wenn wir nicht irren, so ist der Reichskanzler darüber abgereist." — Das wäre allerdings eine neue Friktion, sie ist aber nach den neuesten beglaubigtesten Nach richten schon überwunden. Diesen zufolge ist das Büudniß zwischen Deutschland und Oesterreich durch die eigenhändige Unter schrift des Kaisers Wilhelm und des Kaisers Franz Joseph bestätigt und vollzogen worden. (Wie herausfordernd Gortscha- koff aufgetreten, weiß Jedermann. Seit Menschenaltern genoß der deutsche Gesandte in Rußland eine bevorzugte Stellung; auch General v. Schweidnitz war bisher vom russischen Hofe sehr wohl gelitten. Das hat sich auf einmal vollständig geändert, er sah sich vernachlässigt und den franz. Botschafter auffallend ausgezeichnet. Der Großfürst Nicolaus, der Bruder des Kaisers, erschien in Berlin, stieg in der russischen Botschaft ab, erklärte, er verweile nur inkognito, trat aber anS Fenster und freute sich, wenn er von preuß. Offizieren erkannt und begrüßt wurde. Von dem Kaiser und dem kaiserlichen Hofe nahm er keine Notiz u. s. w. u. s. w.) Frankfurt, 20. Okt. Der am Sonnabend auf der Reise von Berlin nach dem Süden hier eingetroffene Staatssecretär des Aus wärtigen, Staatsminister v. Bülow, ist hier schwer erkrankt. Frankfurt a. M., 20. Okt. Der Staatssecretär des Auswär tigen Amtes, Minister v. Bülow, ist heute Nachmittag 3 Uhr hier gestorben. Vor ein paar Tagen Panique auf der Börse in Paris. Die besten Papiere fielen gewaltig, Rothschild verkaufte 200 Millionen Rente; alles sagte, der Krach kommt. Es kam aber Besserung. Die Herren von der Börse hatten den Kopf verloren über die Wühlereien der Rothen und die zweideutige Haltung Gambettas; sie fürchteten, die honnette Republik höre auf und die rothe fange an. Der Vesuv und der Aetna sind zwei prächtige Brüder, nur etwas heftigen Temperaments, wie die meisten Italiener, sie fangen leicht Feuer und ruiniren alles rings herum. Erdbeben sind die ge wöhnlichen Begleiter ihres Ausbruchs. Der Aetna allein hat in den letzten Jahren für mehr als eine Million Lire Aecker, Weingärten und Häuser zerstört. Aetna und Vesuv machen aber auch ihre Gegen rechnung. Wenn sie anfangen zu rumoren, kommen die Enaläüder und andere Fremde in Haufen gefahren, betrachten sich das Schauspiel und zahlen die höchsten Eintrittspreise. Im Thale der Murcia in Spanien hat eine große Ueberschwem- mung stattgefunden, die durch das Sturmwetter verursacht wurde. Der durch die Ucberschwemmung herheigeführte Verlust an Menschenleben wird auf über 500 Personen und der am Eigenthum angerichtete Schaden auf über 60 Millionen geschätzt. 4 Dörfer find zerstört, 3500 Häuser und 120 Mühlen wurden vernichtet. Tausende von Personen rufen die Hülse des Königs an. Der König hat sich am Montag nach Murcia begeben. Die Engländer und Holländer sind große Liebhaber von deutschen Kartoffeln. Aus der Umgegend von Magdeburg unv aus Schlesien werden Massen von Kartoffeln nach England und Holland verkauft. Die Engländer und die Holländer verlangen aber sorgfäl tige Auslese und Sortirung. Die kleinsten Kartoffeln müssen min destens 1^ Zoll im Durchmesser haben, wofür 78—81 Mark n Mispel 2400 Pfund bezahlt werden. Die Lieferanten für Holland be willigen für gute, unsortirte Waare 66—69 Mark, — blaue Kar- loffelu und „blaue Augen" werden noch 6—8 Mk. höher bezahlt. Auch aus Westphalen sind Ankäufer eingetroffen. In Gegenden in Franken sind die Kartoffelpreise gefallen, der Sack von 140 Pfund wird mit 3 Mark, Westphäler mit 4 Mark 50 Pfennig bezahlt. Im Mainthal werden 2,50 Mark bezahlt. Die Chinesen kehren den Spieß um und suchen die Christen zum Heidenthum zu bekehren. Mit den Amerikanern fangen sie an. In Chicago ist kürzlich ein gelehrter Chinese Wong-Chin-Foo angekommen