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Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Abonncmentsprcis vierteljährlich I Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Jnseratenannahme 5 Znseratensnnakme WontagS u. Donnerstags U D AU H ög 8» >8 «H N Msicksgs u. Donnerstags bis Mittags Uhr. bis Mittag 12 Uhr. Nossen, Siebenlehn und die Um g eg enden. N A tsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. NeununddreiHigfier Jahrgang. Nr. 83. Dienstag , den 21. Oktober I87N.^ Bekanntmachung. Dienstag, den 28. dieses Monats, Vormittags N Uhr, findet im hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 18. October 1879. Königliche AmtslMiptmannschaft von Bosse. Erledigt hat sich die unter dem 29. September d. I. vom vormaligen Königlichen Gerichtsamt Wilsdruff an den Handarbeiter Eduard Dietrich aus Lommatzsch erlassene öffentliche Vorladung. Wilsdruff, am 18. October 1879. Königliche Staatsanwaltschaft beim Amtsgericht hierselbst. Friedrich. ! — Bekanntmachung. HmipMmig der sMischtn nnd smwilliM Fciikrwchr. Go««t«g, de« SS. Oetober dieses Wahres, Vormittags V-H Uhr soll auf der hiesigen Schießwiese eine Hauptübung der hiesigen Feuerwehren abgehalten werden und haben sich hierzu sämmtliche Mitglieder derselben, Abtheilungsführer und Mannschaften unter An« legung ihrer Dienstabzeichen PP. bei Vermeidung der in K 52 des Feuerlösch-fliegulativs für hiesigen Ort vom 23. Februar 1870 angedrohten i Ordnungsstrafe pünktlich einzufinden. Wilsdruff, am 18. October 1879. Der Stadtgemeindcrath. Ficker, Brgmstr. dere Ehrenpflicht gegen ganz Deutschland zu erfüllen, die darin gipfle, daß auch der am zähesten an Frankreich hängende Elsaß-Lothringer die Vorzüge der deutschen Verwaltung anerkennen müsse. Zu den Juristen sagte der Statthalter: „Die Gerechtigkeit soll das Land re gieren, das ist der Grundsatz der deutschen Rechtspflege." Zu den Lehrern gewandt äußerte der Statthalter: „Sie haben eine schwere, vielfach dornenvolle Aufgabe, bei der Sie sich oft mit der oousoioutia, reoti begnügen müssen, aber ehrenvoll ist sie, denn in Ihrer Hand liegt vorzugsweise die Zukunft des Landes, da Sie das künftige Ge schlecht heranzubilden haben; verlieren Sie das hohe Ziel nie aus den Augen." Daß seit Falks Abgang eine andere Richtung im preußischen Unterrichtsministerium zur Herrschaft ist, davon hat man so eben neue auffallende Beweise erhalten. Die Stadt Elbing hatte trotz der finanziellen Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hat, sich große schöne Schulhäuser erbont, in welchen die Knaben aller Confessionen gemeinschaftlich unterrichtet wurden, während nur der Religionsunter richt nach den Confessionen gesondert ertheilt wurde. Ani 8. Oktbr. sollten die letzten gemeinschaftlichen Schulen eröffnet werden. Die Kinder aber wurden von den Thüren der Schulen zurückgewiesen, weil der neue Cultusminister v. Puttkammer im letzten Augenblick beschlossen hat, die Umwandlung der städtischen Schulen in gemeinschaftliche rück gängig zu machen. In Folge dessen haben die betreffenden Schulen auf unbestimmte Zeit Ferien erhalten. Auch nach Radevormwald im Kreise Lennep hat der neue Cultusminister auf von altlutherischer und katholischer Seite gestellte Anträge entschieden, daß die dort voll zogene Vereinigung der katholischen und der altlutherischen Schulen mit den übrigen dortigen Schulen zu einer gemeinschaftlichen wieder aufzuheben sei. Der Finanzminister in Bayern hat mit seinem Vorschlag, den Malzaufschlag für Bier zu erhöhen, in ein Wespennest gestochen. Sämmtliche Brauer des Landes, große und kleine, haben gegen diefen Aufschlag protestirt und behauptet, er gefährde sie oder das gute Bier oder beide zugleich, der Preis des Bieres sei hinter den Preisen aller der Dinge, die man zur Bereitung und Herstellung des Bieres be dürfe, zurückgeblieben und dennoch das Bier stärker geworden als in den früheren billigen Zeiten. Das alles haben sie den Abgeordneten in einer Denkschrift dargelegt und am 18. Oktober wollten sie alle ohne Ausnahme in München sich versammeln, um einen Protest rc. zu unterschreiben. Wien, 15. Okt. Um zu beweisen, daß die Absicht, Ersparung im Heeresetat eintreten zu lassen, ernst sei, ordnete der Kaiser die sofortige Beurlaubung von 20,000 Mann bis Ende März an. In Frankreich gehen die Steuern so gut und reichlich ein, daß man fast neidisch werden könnte. In den ersten 9 Monaten d. I. hat der Finanzminister schon viel mehr als 100 Millionen übrig und sein College, der Arbeitsminister, hat die beste Verwendung dafür, s Bauen wir von diesem Gelde im ganzen Lande gute Wege von Stadt : zu Stadt und von Dorf zu Dorf, das hebt und erleichtert den Ver kehr, und gibt Hunderttausenden von Leuten lohnende Beschäftigung während der Zeit, wo die Feldarbeit ruht. So sagt der Arbeits minister und man glaubt, daß die Kammer Ja und Amen dazu sa gen wird. Erscheint »bchentllch 2 Mal lDienstag und Freitag) AbannementspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Tagesgeschlchte. Fürst Bismarck trägt sich offenbar mit großartigen Plänen, deren Mittelpunkt zwar das Deutsche Reich ist, die aber weit über dieses hinaus und in ihrem Endpunkt auf die friedliche Einigung der größten Staaten Mitteleuropa's gerichtet sind. Diese Pläne gehen auf eine wirthschaftliche Einigung zwischen Deutschland, Oesterreich ! und — Frankreich, auf eine Einigung auf den Gebieten der Eisen- j bahntarife und des gegenseitigen Rechtsschutzes, sowie auf eine Ueber einstimmung der sozialen und gewerblichen Gesetzgebung und zunächst einer einheitlichen Münz- und Bankordnung. Es ist ein Riesenplan, von welchem wir bis jetzt nur die einzelnen nnd zerstreuten Bruchstücke sehen, welche aber in dem Kopfe des Kanzlers Zusammenhang und Gestalt angenommen haben. Die Schwierigkeiten sind ungeheuer, vielleicht aber für das Genie, die Energie und die Autorität Bismarcks nicht unüberwindlich, nachdem die für unmöglich gehaltene Aussöhnung ! Mit Oesterreich gelungen ist. Dann und nur dann hat auch der Wunderschöne Gedanke einer allmätigen militärischen Abrüstung der europäischen Großmächte einige Aussicht auf Verwirklichung. Diesen ! Gedanken hat soeben eine Gesellschaft von notablen Leuten und Poli tikern auf ihre Tagesordnung geschrieben, die am 26. Oktober tagen ! wird und die Friedensfreunde aller europäischen Staaten eingeladen hat. Der Statthalter von Elsaß-Lothringen, der Generalfeld marschall v. Manteuffel, besieht sich jetzt Land nnd Leute auf dem ihm übergebenen Arbeitsfelde. Bei seiner Anwesenheit in Kolmar empfing er in den Räumen der Präfektur die dortigen Beamten, die Geistlichen, den Munizipalrath, eine Anzahl von Mitgliedern des Landesausschusses, des Bezirkstages und des Kreistages, sowie die Notablen der Stadt. In Beantwortung der an ihn gerichteten An sprache sagte der Statthalter, indem er zunächst an die Geistlichkeit und die Vertreter der elsäsischen Körperschaften wendete, etwa Folgen des: „Ich refpektire die Anhänglichkeit, welche die Elsässer gegen den großen Staat hegen, mit dem das Land 200 Jahre verbunden war. Eine solche Zeit läßt sich nicht wegwischen, aber wenn ich heute hier stehe, so bedenken Sie, daß nicht Deutschland den Krieg um Elsaß- Lothringen angefangen hat, sondern daß er uns von Frankreich auf gedrungen war. Wenn Sie jetzt zu Deutschland gehören, so erinnern Sie sich, daß das Land schon früher einmal 700 Jahre gemeinsamer Geschichte mit Deutschland durchlebt hat und bedenken Sie, baß Deutsch land mehr, wie jedes andere Land die Eigenthümlichkeit seiner einzelnen Landschaften anerkennt und pflegt. Deutschland wird auch in Elsaß- Lothringen das Gute pflegen und fortbilden, was das Land in seiner Verbindung mit Frankreich gewonnen hat, in der Politik aber mache ich einen Strich und Front gegen Alles, was es mit dem Auslande s halten wollte. Von der Geistlichkeit insbesondere erwarte ich, daß sie dem Worte der Schrift gemäß, die Obrigkeit als von Gott gesetzt an erkennt und Ehrfurcht und Gehorsam gegen sie üben und lehren wird, Nicht nur in äußerer Form, sondern, ivie der Apostel es ausspricht, „des Herrn wegen, also in Wahrheit und mit dem Herzen." Den Beamten der Verwaltung gegenüber hob der Statthalter hervor, daß es nicht genüge, der allgemeinen Pflicht der Beamten gemäß, alle Kräfte dem Wohle des Landes zu widmen, vielmehr sei eine beson-