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Es gelang ihm niit einer gewaltigen Anstrengung. Er lächelte, und sagte dann im ruhigsten Tone: „Ich rechne Ihrer Jugend diese Beleidigung, welche von anderen Lippen ausgesprochen, Blut kosten würde, nicht an, mein lieber Sig nor! Vergessen wir das ausgesprochene Wort und hören Sie mich an. — Ich sandte einen Diener dieses Palastes nach Bisaccia im Namen der Signora Marchesa, um meine Schwester holen zu lassen. Er kehrte allein zurück mit einem Briefe. Lesen Sie ihn, Signor Fidelio!" Er zog einen Brief aus der Tasche und überreichte ihn dem jungen Manne, der ihn zögernd ergriff und ebenso zögernd öffnete. Der Brief war von Seraphine Rapo geschrieben und theilte dem Bruder mit, wie Michel Rapo einen Deutschen aus Räuberhänden errettet und diesen ihr zur Pflege übergeben Härte. Zum Unglück höre sie, daß er, der geliebte Bruder Pasquale, den armen Tedesco verwundet hätte, und wolle nun wieder gut machen, was er an dem selben verschuldet habe. „Ich verstehe die Sprache nicht, Signor!" sprach Fidelio kalt. „So mag Ihr Freund, der Kammerdiener, denselben übersetzen," erwiderte der Student, „und falls sic noch Mißtrauen hegen sollten, fragen Sie den Diener Marco, ob derselbe nicht den Brief von meiner Schwester aus Bisaccia mitgebracht hat!" Agnes-Fidelio zögerte einen Augenblick, dann schritt sie rasch durch das anstoßende Gemach in das Krankenzimmer, wo der Kummer diener neben seinem schlummernden Herrn saß und eifrig den Rosen kranz betete. „Uebersetzt mir diesen Brief, mein Freund!" bat sie flüsternd. Der Kammerdiener blickte sie erstaunt an und gehorchte. Es war so, wie Pasquale Rapo gesagt hatte, und mit glühenden Wangen und klopfendem Herzen kehrte sie zu dem spöttisch lächelnden Studenten zurück, der sie wie ein Tiger erwartete. „Nun?" fragte er, als sie ihm mit zitternder Hand den Brief hinreichie. „Ich reise mit, Signor!" war ihre einzige Antwort, worauf sie sich in's Krankenzimmer zurück begab und einige Zeilen an den Baron schrieb, um ihn über ihr räthselhaftes Thun zu beruhigen. Pasquale Rapo aber ließ sich mit triumphirender Miene bei der Marchesa melden, welche ihn mit einem fragenden Blick empfing. „Signor Fidelio begleitet den Herrn, Marchese!" sagte er lächelnd. „Ohne seines Vaters Erlaubmß?" fragte die Marchese erstaunt. „Sie sind ein Zauberer, Signor Rapo!" „O, könnte ich Sie bezaubern, meine angebetete Arabella!" rief Rapo, die Arme ausbreitend, „bezaubern, daß Sie nur Ruhe und Glück hier an diesem Herzen fänden!" „Lassen wir die Leidenschaft vorerst ganz aus dem Spiele, Sig nor!" erwiederte Arabella kalt. „Sie haben die erste Bedingung er füllt, hören Sie nun meine zweite. — Sie dürfen weder auf der Reise, noch in Avellino, und vollends nicht bei Ihrer Familie in Bi saccia irgend welche Ansprüche auf mich erheben, mit einem Worte: jede Neigung aus dem Spiele lassen. Noch bin ich Ihre Verlobte nicht, eine ueberrumpelung ist noch kein wirklich dauernder Sieg. Können Sie diese Bedingung erfüllen, Signor Rapo?" Dieser biß sich auf die Lippen und blickte finster vor sich nieder. Doch bald war er wieder gefaßt, schmeichelnd küßte er ihr die Hand und sagte mit einem Seufzer der Resignation. „Sie sind die Be herrscherin meines Willens, ich unterwerfe mich allen Bedingungen, Signora Marchesa, welche Sie mir stellen; mögen Sie daran meine Treue, meine unwandelbare Liebe erkennen." Sie drückte ihm zufrieden lächelnd die Hand und versetzte: „So ist's gut, mein Freund ! treffen wir also unsere Vorbereitungen zur Reise. Wann gedenken Sie zu reisen?" „Wir haben noch eine Stunde bis Mitternacht, können Signora bis dahin mit Hülfe Ihrer Diener gepackt haben?" „Es wird schwer halten, indessen nehmen wir nur erst das Noth- wendigste mit, wir können uns, falls cs uns dort zusagen sollte, mehr nachsende» lassen." „Ganz recht, Signora!" bemerkte Pasquale, „und die Kostbar keiten des Herrn Marchese? — Wir dürfen hier dergleichen nicht zurücklassen. Soll ich Ihnen den Kammerdiener senden?" „Thun Sie das, er mag mir die Schlüssel aushändigen." Es war eine halbe Stunde nach Miternacht, als sich zwei Reise kutschen vom Palast Cantonelli entfernten und die Straße nach Avellino einschlugen.(Fortsetzung folgt.) (Eingesandt.) . Zur Landtallswahl. Von einem großen Theile der Nationalliberalen ist bekannt, daß sie nicht sowohl Deutsche als Preußen sind, und daß sie für unser Sachsenland kein Herz haben, dasselbe vielmehr je eher je lieber in eine preußische Provinz verwandelt sähen. Wenn sie jetzt von „rechtver standener Sachsentreue", in der sie anderen Parteien nicht nachständen, sprechen, so wird sich Niemand durch dieses für Wahlzwecke hervorge- fuchte Aushängeschild täuschen lassen; denn nicht nach ihren Worten können wir uns richten sondern nach ihren Werken, und die sind immer auf den Einheitsstaat gegangen. Wer demnach unser Sachsenland liebt, wer es als ein geachtetes Glied des deutschen Reiches innerhalb der Grenzen der Reichsverfassung selbstständig erhalten sehen will, der wähle keinen Nationalliberalen! (Eingesandt.) Wilsdruff, den 7. September 1879. In einer Correspondenz im „Freiberger Tageblatt" aus Wilsdruff wird dem Freiberger Publikum erzählt, daß in Wilsdruff im Gegen satz zu früheren Wahlen sich diesmal ein recht erfreuliches Leben ent wickele und deshalb eine recht rahlreiche Betheiligung an der Wahl zu erwarten sei. Soweit wäre dies richtig, wenn der Herr Correspondent dann aber prahlerisch fortfährt: Was den Ausfall der Wahl in Wils druff betrifft, so dürfte sich nach alledem, was man hört, eine bedeu tende Majorität für den freisinnigen Candidaten Herrn Stadtrath Müller in Freiberg ergeben u. s. w., so traut man bei Lesung dieser Zeilen kaum seinen Augen; ob der Herr Correspondent den Freiberger Wählern damit die Wahrheit gesagt hat oder nicht, oder ob er damit nur ein falsches Wahlmanöver hat ausführen wollen, lassen wir dahin gestellt sein und warten erst das Resultat der Wahl bei uns ab. So viel weiß aber Einsender dieses bestimmt, daß von dem Herrn Stadt rath Müller in Freiberg bei uns nur die wenigen National- liberalen sprechen und für ihn wirken; die große Mehrheit der Wähler aber für den Herrn Forstrath Judeich in Tharandt wirkt und ihm seine Stimme geben wird. (E i n g e s a n d t.) Zur Landtagswahl. In dem von Herrn Engelmann und Genossen zu Gunsten des Stadtrath Müller in Freiberg in der vorigen Wochenblattsnummer er lassenen Wahlaufruf ist besonders hcrvorgehoben, daß Herr Stadtrath Müller kein Regierungsbeamter sei. Man sollte hiernach meinen, daß es liberaler Scits überhaupt zu den Unmöglichkeiten gehöre, je mals einen Staatsbeamten als Wahlcandidaten aufzustellen. Dem ist jedoch nicht so. Ganz zu geschweige» von den Beamten, welche für den Reichstag und in die verschiedenen deutschen Landtage von den Liberalen aufgestellt und gewühlt worden sind, ist, wie conservativer« seits für den 6. Wahlkreis in der Person des Geh. Forstraths vr. Judeich in Tharandt, liberalerseits für den 11. Wahlkreis in der Person des Professors an der Kgl. Landesschule Grimma vr. Koch ebenfalls ein Staatsbeamter als Wahlcandidat aufgestellt worden. Oder sollte ein Professor an einer Kgl. Landesschule nicht ebenfalls als Staatsbeamter zu gelten haben, als der Director einer Kgl. Forst- academie? Demnach gilt bei den Herren Liberalen entweder der Grundsatz, ein Beamter ist überhaupt niemals als Wahlcandidat auf zustellen, dann ist es natürlich logisch, daß für den 11. Wahlbezirk der Staatsbeamte Professor Ur. Koch aufgestellt wird, oder obiger Grundsatz hat keine Geltung, dann ist es unerfindlich, weshalb gerade die Herren Unterzeichner des Müller'schen Wahlaufrufs an so ge waltiger Beamtenscheu laboriren. Wähler von Wilsdruff! Nach dem Bemerkten werdet Ihr Euch selbst sagen, daß gegen die Candidatnr vr. Judeich's, dessen Beamten eigenschaft anzuführen geradezu wiedersinnig ist, nichtseinzuwenden ist. Laßt Euch daher nicht beirren, sondern wählt Alle, eingedenkt noch dessen, daß Freibergs Interessen bereits durch ihren Bürgermeister auf dem Landtage zur Genüge vertreten werden und es sich empfiehlt, die Interessen der Städte Tharandt und Wilsdruff nicht von einem zweiten Freiberger, sondern von einem Manne aus einer der letzteren Städte vertreten zu lassen, heute Herrn Geh. Iorstrath Vf. juäeick in Tharandt. Zur Landtagswahl. Unter dem nationalliberalen Wahlaufrufe, welcher Herrn Stadtrath Müller in Freiberg zur Wahl empfiehlt, ist ein Name zu lesen, dessen Träger voriges Jahr in der Dresdner Volkszeitung für die Gründung eines socialdemokratischen Vereins in unserer Stadt durch seine Unterschrift mit agitirte, jedoch ohne davon vollstän dig Kenntniß gehabt zu haben, wie er wörtlich in Nr. 15 des vorigen Jahrganges dieses Blattes vorgiebt. Er machte also voriges Jahr, wissentlich oder unwissentlich, in Socialdcmokratie; dieses Jahr ist er zu der nationalliberalen Partei zugezogen worden resp. hat sich ziehen lassen und nächstes Jahr ist er, wenn ihn irgend Jemand da zu aufforderl, vielleicht auch eine Zeit lang clerical gesinnt. Wenn die Herren Nationalliberalen durch Cooptirung eines solchen Mannes, der nach den bekannten Thatsachen nicht eine Spur poli tischer Ansicht besitzt und wie ein schwaches Rohr hin und her schwankt, vermeinen, die Wählerschaft Wilsdruffs zur Wahl ihres Caudidaten zu bewegen, dann müßte deren gesunder Bürgersinn verloren gegangen sein und daß dies nicht der Fall ist, davon Zeugniß abzulegen, wer den alle Wähler Wilsdrusf's hiermit aufgefordert, bei der bevor stehenden hochwichtigen Wahl, hochwichtig für unsere Stadt gerade in dieser Finanzperiode wegen verschiedener, unsere Stadt berührende Fragen, Mann für Mann an die Wahlurne zu treten und alle Stimmen auf Herrn Geheimen Iorflrath Vf. luäeick in Tharandt zu vereinen, welcher sich gewiß unserer Interessen eher anuehmen kann und mehr annehmen wird, als ein Freiberger Stadtrath, dein gleich im Freiberger Wahlaufrufe zu verstehen gegeben wird, daß er sich hauptsächlich dem Interesse Freibergs, der darnieder liegenden Bergindustrie zu widmen habe. Ein Wähler Judeich». (Eingesandt.) Herr Landtagscandidat Müller hat ein Buch verfaßt, in welchem er sagt, daß der Beamte besser gestellt ist, als der Hand werker, aber der Handwerker soll nur die — Hoffnung — nicht verlieren, das Geschäftsleben würde sich schon wieder erfrischen. „Hoffen" wir täglich recht viel; Träumen wir vom „Hoffen", daß wäre doch der Deichsel, wenn wir am Ende nichts „erhofft" hätten. Der Müller ist ein ganzer Mann, Fürwahr ein großer Geist; Er greift die Sache richtig an, Auf — Hoffnung — er verweist. In dem Landtagscandidaten I)r. Full viel» sehe ich nicht den Conservativen, sondern den ! ehrlichen! durch und durch ge' bildeten Fortschrittsmann. Es unterliegt also keinem Zweifel, wen wir wählen. Dd -ZIS Donnerstag, den 11. September, sollen von Nachmittags 3 Uhr an im Kcnülor'schen Oustlivt« ru Üöbr8ckork verschiedene Gegenstände gegen sofortige baare Bezahlung öffentlich versteigert werden, als: eine Bieg-und eine Bohrmaschine, 1 Ambos, 1 Schrauben stock, 1 neuer Wirthschaftswagen, 1 Schwein und verschiedene gute Möbel- und Kleidungsstücke. Fischer, Ortsrichter. Patknt-Achitßpulvtr k Schrot empfehlen billigst ^Vil8äru1k. I'. HwniL8 L 8obo. Wochcnmarkt zu Wilsdruff, am 5. September Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 20 Pf. bis 2 Mark 30 Pf- Ferkel wurden eingebracht 95 Stück und verkauft s Paar 12 Mart — Pf. bis 12 Mark — Pf. D rwvr zur unter den Men bei i c jorität u» c gewähren tagswahl sich besor auSgesl daß er bei der I Parteir» Judeich Man p „Wilde' liberale: wir ger und stä ist, und abgiebt. D übliche Beträ Händl r werd Mä« Vbg herg« georl gier« die m sucht, Stadl äußer nicht, l Hoh« beton Stad amt G L vecka: