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Wochenblatt für für ilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Erscheint wöchentlich 8 Mak (Dienstag und Freitag). AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnserateqannabme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 18 Uhr. Erscheint wöchentlich 8 Mal (DienStag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Inferatenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 18 Uhr. für die Königl. Amtshanptmonnschast zu Meißen, das König!. Gerichtsamt nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Sreunuuddreitzigster Jahrgang. Nr. 72. Freitag, den 12. September 1879. —— - - - - ' "" ' - . ... -- -- Bekanntmachung, die Nummerirung der Gebäude betreffend. Im Bezirksausschüsse ist eine deutliche und möglichst gleichmäßige Nummerirung der Gebäudecomplexe in Anregung gebracht worden. Da sich eine solche Nummerirung den Nummern im Brandversicherungscataster anzuschließen haben würde, so ist darauf hingcwiesen worden, daß die Nummern in den Ortscatastern nicht allenthalben in der durch die örtliche Lage gegebenen Reihenfolge festgesetzt sein sollen. Bevor nun der Bezirksausschuß in Betreff der Nummerirung der Gebäude weitere Entschließung faßt, werden diejenigen Gemeinden des hiesigen Verwaltungsbezirks, bei denen sich eine Umnummerirung der Orlscataster als nothwendig erweist, veranlaßt, hieraus bezügliche Anträge dis Ende diese» Monat» anher einzureichen. Meißen, den 9. September 1879. Königliche Amtöhauptmannschast. von Bosse. Bekanntmachung Nach Beschluß des Königlichen Ministeriums des Innern wird mit Rücksicht auf den dermaligen Vermögensstand der Abtheilung für die Gebäudeversicherung bei der Landes-Brandversicherungs-Anstalt der auf das zweite Halbjahr 1879 entfallende, zum 1. Oktober dieses Jahres zahlbare Halbjahresbeitrag von der Gebäudeversicherung zum dritten Theile erlassen und kommt daher nach Höhe von Einem Pfennig von jeder Einheit zur Erhebung. Dagegen bewendet es rücksichtlich der Abentrichtung der halbjährigen Beiträge für die Versicherung industrieller nnd landwirthschaft- licher Betriebsgegenstände, sowie wegen der Nachzahlung der auf frühere Termine sich berechnenden Stückbeiträge auch rücksichtlich der Gebäude versicherung, bei den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen. Es wird solches zur Nachachtung für Alle, die es angeht, hiermit zur öffentlichen Kenntnis; gebracht. Dresden, am 6. September 1879. Königliche Brandversicherungscommission. Kehr. von Deubern. Tagesgeschichte. Die Kaisermanöver bei Königsberg sind in glänzendster und zufriedenstellendster Weise verlaufen und ist solches von Sr. Majestät den Führern und Truppen gegenüber bei der Kritik belobend ausge sprochen worden. Der Kaiser richtete, als er auf seiner Reise von Alexandrowo nach Königsberg in Elbling die auf dem Bahnhof aufgestellten Kor porationen huldvoll begrüßte, an die Geistlichen beider Konfessionen nach der „Elb. Ztg." auch die Worte: „Ja meine Herren, auf Re ligion und Schule beruht die ganze Zukunft unserer Nation." Wei ter vorschreitend äußerte Se. Majestät, beim kaufmännischen Verein angelangt, zum Vorsitzenden des Vereins, Herrn Sallbach, und zu den in dessen Nähe stehenden Herren ungefähr Folgendes: „Handel und Wandel liegen sehr darnieder. Hoffen Sie mit mir, meine Herren, daß die neuere Gesetzgebung den Aufschwung bringe. Aber, meine Herren, in vierzehn Tagen kann die Besserung nicht eintreten; die Gesetze müssen sich erst bewähren." Auf die Entgegnung des Herrn Sallbach, daß die Elbinger Kaufmannschaft trotz der durchlebten schweren Zeit dennoch mit Vertrauen in die Zukunft schaue, sagt Se. Majestät: „Möge dieses Vertrauen im ganzen Vaterlande festen Fuß fassen." Die Verhandlungen zwischen Deutschland und Oesterreich über den deutsch-österreichischen Handelsvertrag werden in der ersten Oktoberwoche hier in Berlin beginnen. Neben den Kommissarien der Reichsregierung werden spezielle Vertreter Sachsens, Bayerns und Württembergs den Konferenzen anwohnen, deren Arbeit, wie offiziöse Stimmen verlauten lassen, nicht allzu schwierig sein dürfte, da man glaubt, daß der Reichskanzler bei seiner demnächsten Anwesenheit in Wien die hauptsächlichsten Schwierigkeiten begleichen und die leitenden Grundsätze mit der österreichischen Regierung vereinbaren wird. Um welche Summen es sich bei dem Ankauf der Eisenbahnen in Preußen durch den Staat handelt, zeigen folgende Zahlen: Der angebotene Kaufpreis der Berlin-Stettiner, der Köln-Mindener, Magde burg-Halberstädter, Rheinischen, Berlin-Anhalter und Potsdam-Magde burger Eisenbahnen beträgt insgesammt 746,998,500 Mark. Außerdem tvürde der Staat die auf den genannten Eisenbahnen lastende Schuld an Prioritätsobligationen im Betrage von mehr als einer Milliarde Mark übernehmen müssen. Das Schuldenconto des Staates würde sich also um 1800 Millionen Mark erhöhen. Für die diesem Betrage ent sprechend erhöhte Verzinsung der Staatsschulden müßte bei mangel hafter Rentabilität der Staatsbahnen vorübergehend oder dauernd die Steuerkraft des Landes in Anspruch genommen werden. Man er sieht leicht mit Hülfe einer Eisenbahnkarte, daß der Staat, wenn die Ankaufsprojekte ausgeführt werden, ein zusammenhängendes, den Ver kehr beherrschendes Netz erwirbt, während die im Privatbesitze bleiben den Bahnen nur theilweise einen Zusammenhang haben werden. Die Selbstständigkeit der letzten wird dann mehr Form als Thatsache sein. Der Präsident der französischen Republik hat Tausende der rothen Kommunisten, die 1871 in die Verbrecher-Colonien geschickt worden waren, begnadigt. Das erste Tausend der Begnadigten ist vorige Woche in Paris eingetrosfen. Die Leute waren sehr still, sahen aber gesund aus und sagten: gebt uns nur rasch Arbeit, mit Politik aber laßt uns in Ruhe; wir steigen nicht mehr auf Barricaden, die beste Waffe ist der Wahlzettel u. s. w. — Die Ansichten in Paris über die Heimgekchrten sind getheilt; die Einen sagen, die conservative Republik ist so stark geworden, daß sie sich vor den Communards nicht mehr zu fürchten braucht; die Andern sehen in den Heimgekehrten die Stämme für ein neues Revolutionsheer. Drei Transportschiffe Begnadigter schwimmen noch auf dem Meere. Die Nachrichten, welche der Telegraph aus der Hauptstadt Af ghanistans seit einigen Tagen übermittelt hat, lauten tragisch genug. Man weiß; daß eine englische Gesandtschaft unter Major Cavagnari sich nach Kabul zum Emir begeben hatte, um jetzt nach beendetem Kriege die neue uud intimere Verbindung dieses Landes mit dem in do-britischen Reiche zu organisiren. Die Engländer hatten, wie es scheint, zn früh triumphirt und waren den Eingeborenen zu vertrauens voll entgegengekommen. Einige afghanische Regimenter hatten sich gegen die von Cavagnari geführte britische Gesandtschaft und angeblich auch gegen den Emir Jacub Khan, den Sohn des während des Krieges auf der Flucht verstorbenen Schir Ali, empört. Die.Gesandt schaft wurde in ihrem eigen Palais angegriffen und belagert, während Jacub Khan an den Viccköuig von Judien dringend um Hilfe tele- graphirte. Nach den neuesten Nachrichten kommt diese Hilfe, obwohl sie sofort abgesandt wurde, zu spät. Sie kann nur noch die Rache vollstrecken. Das Reutersche Bureau meldet aus Simla vom Sonn tag: In Alikhail sind acht Eingeborene «»gekommen, nm anzuzeigen, daß sie die Leichen mehrerer in Kabul gctödtcter englischerOffiziere gesehen und daß neun Mann indischer Soldaten sich durch die Flucht gerettet hätten. Der Emir verlange Hilfe von den Engländern. Ma jor Conolly meldet, gestern sei bis zum Shutargardan und jenseits desselben Alles ruhig gewesen, Basuadhan, welcher das Gebiet jenseits des Shutargardan besetzt halte, habe den Engländern seine Dienste an geboten. Die Truppen im Khyberpaß werden von General Gorau be fehligt, die von Pishin herbeigerufeuen Truppen von allen Waffengat tungen sollen Kandahar aufs Neue besetzen. Inzwischen hat — und das ist leider die Hauptsache — die Gemahlin des englischen Gesandten in Kabul, Lady Cavagnari in Edinburg gestern Abend ein Tele gramm des Vicekönigs von Indien erhalten, welches meldet, daß ihr Gatte, der Sekretär Jenkins, l)r. Kelly undLieutenantHamil- tsn mit der ganzen aus 67 Mann bestehenden Eskorte der englischen Gesandtschaft in Kabul nach verzweifelter Gegenwehr getödtet worden sind. Damit ist denn die blutige Greuelthat, deren eigentliche Ursachen noch nicht aufgeklärt sind, besiegelt. Sämmtliche Londoner Morgen blätter fordern schleunige und strenge Ahndung des Vorgauges in Ka bul. Die „Times" führt aus, was zu geschehen habe und meint, die allgemeine Situation sei dadurch nicht verändert und liefere kein neues Argument für eine Annexion von Afghanistan. England werde an der Politik festhalten, welche den Beifall der öffentlichen Meinung ge funden habe. Mit diesen schönen Redensarten aber lockt man keinen Hund hinter dem Ofen hervor und macht am allerwenigsten die be, klagenswerthen Opfer dieser Greuelthat, welche in gewissem Sinne «„