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Spiele vor die Wohnung dcs Herrn Oberforst- ratbcs Cotta, wo ihr Anführer, einer der vier Festordner, der inländische Forstacadcmisi Herr Obcrjager Machemehl, eine herzliche, aus dem Fenster herzlich beantwortete Anrede an den allvcrchrtrn Greis hielt und unter Büchsensalven ihm ein dreimaliges Lebehoch brachte. Abends batte, um dieses acadcmische Fest zu ehren, die hier bestehende Erholungsgescllschaft durch ihre Vorsteher einen zahlreich besuchten Ball veranstalten lassen. Bei der hier und da von lauter Feudc übcrsprudclndcn Tafel fchlle cs nicht an Toast'S in Reimen und in Prosa. Oben an glanzten transparent die Namen Cotta und Schweitzer und dazwischen die Worte: „zur 25. Stiftungsfeier, der Academic die Academisten." Die Sonnenstrahlen des 18. Juni löschten die Kerzen des decorirten Ballsaales und die blitzenden Funken des Frohsinnes ans; und da wir blos den „>7-Juni 1841" beschreiben woll ten, so sind wir am Ziele. Chronik der Stadt Wilsdruf. Nach archivarischm Quellen bearbeitet vom Mector Vorwerk in Wilsdruf. Der französische Krieg. Ereignisse von 1789 bis 1815. (Fortsetzung.) 4) So schrieb ferner der Pfarrer -1. Acker mann zu Auerbach im Voigtlande lan die Dircction des Waisen-Vcrsorgungs-Institutes, den 26. Juni 1815 also: „Mit Bedauern muß „ich Ihnen den Tod zweier guten Knaben, der „Gebrüder Hartmann, melden, welche allhier „in sehr guten Familien versorgt waren, von „denen sie mi Leben innigst geliebt, im Tode „tief betrauert werden. — Insbesondere besucht „die Pflegemutter des altern Hartmann alle „Wochen das Grab ihres entschlafenen Pflcgc- „sohnes und ich habe sie mehrmals an demsel ben weinend getroffen." Golt segne ihr die Thräncn! — Um uns noch einmal in das Schicksal dieser Kinder, von denen die meisten zu nützlichen Hausvätern und Hausmüttern hcrangcwachscn, zurück zu versetzen, erlaube ich mir aus den vor mir liegenden Akten, welche über die damalige Waisen-Versorgung ergangen sind, einen Bericht zu erthcilcn, welchen Herr Theodor Fwcdnch Schmidt, von 18l 1-1814 Prediger an der Heilanstalt zu Sonncnstein, nachmals Pfarrer zu Kolmen mit Lampersdorf in der Ephorie Ofchah, unter dem 23. Juli 1814 über einen unter feiner Leitung versorgten Transport Waisenkinder an den Hilfsauüschuß abstattcte. Er schreibt also: „Bewegt durch ,^en Abschied, gerührt durch die Geschenke der „dabei gegenwärtigen Damen und ergriffen von „cmcr, wenn auch nicht deutlichen Vorstellung, „doch gewiß nicht unvernchmlichcn Gefühle, daß „ein überaus wichtiger Schritt ins Leben, setzt „von 23 Waisen, welche die Waiscnanstalt zu „Pirna und Dippoldiswalde verließen, geschehe, „verließen am 6. Juli gegen ein Uhr Nachmit tags, 20 Kmder mit mir das Waisenhaus und „das befreundete Pirna. Langsam fuhren mit „mir die Wagen fort und stillschweigend auf „ihnen das Häuflein seiner weitern Bestimmung „entgegen. O, daß euch Gott dahin geleite, „ihr Lieben, und in der neuen, aber noch fernen „Hcimalh die Wohlthater, Versorger und Eltern „wi der finden lasse, die sein unbegreiflicher, „aber doch allezeit weiser und heiliger Rath- „schluß euch hier nahm! dachte und flehcte ich „noch für sie, als sich unS auf den erreichten „Höhen das in der Tiefe zurückbleibcndc Pirna „in seiner ganzen Heiterkeit und die umliegende „Gegend in ihrer entzückenden Freundlichkeit „zeigte. — Die Kinder sahen cs und freueten „sich des herrlichen Anblickes und brachen doch „dabei auch wieder in die wchmüthige Frage „aus: „Ach, werden wir Pirna und unsere „Heimath auch jemals wieder sehen?" — „Ihr „weidet cs wieder sehen, versicherte ich ihnen, „so cs Gott will, sorget nur dafür, daß ihr cs „dann als gute und fromme Menschen svieder- „sehcl, und daß der Schöpfer dieser Pracht, „der ihr euch freuet, sich auch eu-cr immer „freuen könne! — Sehet hier das Bild des „himmlischen Vaters. So frcnndl.ch ist er. „Wehe dem, der diesen guten Vater jemals mit „Vorsatz betrüben könnte!" Es war rührend, als nun mehrere Knaben (mit diesen fuhr Pastor Schmidt,, mit den Mäd chen die Aufseherin Schönherr) immer noch Pirna und die umliegende Gegend im Auge be haltend, kleine Abschiedslicder zu singen began nen. — Nach und nach fand sich die heitere Stimmung wieder und mit ihr wurde im trau, lichcn Gespräche manches Gefühl, mancher Vor satz und mancher Wunsch laut. — In dem Buschhause vor Neinhardsgrimma wurde ein wenig eingekehrt und gevespert, wobei mehrere Mädchen in Folge des Fahrens (auf damals schlechtem Wege) über Uebclkeiten klagten. Wir kamen Dippoldiswalde näher und Alle freuten sich auf das Abcudbrod und auf die Schlafstättc; denn die freie Luft hatte hungrig, und die drük- kende Hitze müde und schläfrig gemacht. Hier war es meine (Pastor Schmidt) Sorge, für die Unpäßlichen ärztliche Hilfe zu suchen und die zum Transport noch fehlenden drei Kinder ans dem dasigcn Institute zu erbitten. Am 7. Juli war cs ebenfalls überaus heiß, so daß die Kinher sich vor Hitze kaum zu lassen wußten. Die Uebclkeiten zeigten sich von Neuem und