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UchMM ßr MsW Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abvnnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen I Mk. 25 Pf. — Einzelne ! Nummern 10 Pf. Thullndt, Men. Mtnlehn >O die Umsegenden. — Imtsblstt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis - 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. j für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Freitag, den 15. Januar No. 5 1892 Frau Emilie Auguste verehel. Bärwald geb. Hünchen zu Gauernitz ist am 9. dieses Monates als stellvertretende Leichenfrau für den 11. Leichenfrauenbezirk, welcher aus den Ortschaften Constappel, Gauernitz, Hartha, Pinkowitz, Klipphausen, Röhrsdorf, Kleinschönberg, Niederwartha, Wildberg und Weistropp einschließlich der zu denselben gehörenden Rittergüter besteht, in Pflicht genommen worden. Meißen, am 11. Januar 1892. Königliche Aintshauptmannschaft V. ILirvItK»««!». Bekanntmachung, den 11. Leichenfrauenbezirk betreffend. Bekanntmachung. Die Mühlenbesitzerin Frau Amalie Therese verw Airsten in Helbigsdorf beabsichtigt, auf dem unter Nr. 411 des Flurbuchs für Helbigsdorf gelegenen Grundstücke zu vor- theilhafterer Ausnutzung und Regulirung des Betriebswassers einen Teich anzulegen. In Gemäßheit § 17 der Reichsgewerbeordnung vom 21. Juni 1869 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen gegen diese Teichanlage, deren Plan aus den an hiesiger Kanzleistelle ausliegenden Unterlagen ersehen werden kann, soweit sie nicht auf besondern Privatrechtötiteln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Meißen, am 12. Januar 1892. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Tagesgeschichte. Mit einer unfruchtbaren Discussion und einem praktisch werthlvsen Beschlusse hat der Reichstag am Dienstag seine dies jährigen Arbeiten begonnen. Die freisinnige Partei hat die Genugthuung erhalten, ihren Wunsch erfüllt zu sehen: Der Diätenantrag ist vom Reichstage wieder einmal ange nommen worden — um demnächst vom Bundesrathe aufs neue verworfen zu werden. Daß der gefaßte Beschluß von diesem Schicksal betroffen werden wiro, darüber ist sich niemand im Zweifel und darum war die ganze Berathung nur eine den Herren Richter und Genossen zuliebe ausgeführte Komödie. Das Centrum und ein Theil der Nationalliberalen haben wohl nur um der alten Tradition willen für den Antrag gestimmt. Sie dachten: Nützt es nichts, so schadet es doch nichts. Be kämen die Herren Abgeordneten Diäten, so würde freilich jede solche nutzlose Unterhaltung dem Reiche 7-—8000 Mark kosten, indessen auch so ist es schade um die schöne Zeit, die dem Reichstage schließlich noch recht fehlen dürfte, wenn er mit seinen Arbeiten vor Ostern zu Ende kommen will. Daß die Debatte keine neuen Gesichtspunkte zur Beurtheilung der Frage erbringen würde, war vorauszusehen, denn das Für und Wider bezüglich der Diäten ist in früheren Legislaturperioden schon so gründlich erschöpft worden, daß sich die gestrigen Redner, so weit sie beflissen waren, sich an die Sache zu halten, ausschließ lich auf Wiederholungen beschränken mußten. In Bezug auf das Trunksuchtsgesetz, oder wie es richtiger bezeichnet ist, „Gesetz, betreffend die Bekämpfung der Trunk sucht" finden augenblicklich im Reichsamt des Innern noch Be- rathungen statt, welche einige in der letzten Plenarsitzung des Bundesraths in Vorschlag gekommene Abänderungen der Aus schußanträge zum Gegenstände haben. Die Berathungcn dürften im Laufe der nächsten Tage beendet werden, sodaß der Ge setzentwurf in der am Donnerstag stattfindenden Plenarsitzung des Bundesraths wird erledigt werden und alsbald an den Reichstag gelangen können. In den öffentlichen und privaten Erörterungen über die Handelsverträge ist den verbündeten Negierungen wiederholt der schwere Vorwurf gemacht worden, sie hätten bei der Ausar beitung der Verträge keine Sachverständigen gehört. Dieser Anklage tritt nunmehr die offiziöse „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" mit folgendem Artikel entgegen: „In demjenigen Theile der Tagespresse, welcher sich zum Sprachrohr der durch die neuen Handelsverträge enttäuschten oder aus sonstigen Gründen mit denselben unzufriedenen Interessentenkreise macht, begegnet man neuerdings wieder dem Vorwurf, daß die In dustriellen Deutschlands nicht zur Genüge zur Berathung der Handelsvertrags - Verhandlungen herangezogen worden seien. Es wird besonders auf Oesterreich-Ungarn exemplifiziert und auf die dort bei Eintritt in die Vertrags-Verhandlungen re gierungsseitig veranlaßten Enqueten verwiesen. Aus dem Um stande, daß derartige Enqueten in demselben Umfange und un mittelbar vor oder während der Verhandlungen bei uns nicht angestellt worden find, glaubt man den Schluß ziehen zu dürfen, daß deutscherseits auf die Wünsche und Interessen der heimischen Industrie nicht ausreichende Rücksicht genommen worden sei, worin ein berechtigter Grund zur Verstimmung und sogar zur „Beunruhigung" unserer Industriellen liege. Den Vorwurf, der hier gegen die verbündeten Regierungen erhoben wird, hat der Reichskanzler schon in der Rede, mit welcher er am 10. Dezember v. I. im Reichstage die Einbringung der Handelsverträge begleitete, als sachlich unbegründet zurückge wiesen, indem er darlegte, wie in der handelspolitischen Äb- theilung des Auswärtigen Amtes, im Reichsamt des Innern, und nicht minder bei den mit den Handelsangelegenheiten be faßten Ressortministerien der Bundesstaaten, insbesondere auch bei dem preußischen Handelsministerium, seit langen Jahren das aus den Berichten der Handelskammern, aus der Literatur, der Presse und aus Petitionen sich ergebende Material sorg- fältigst gesammelt und gesichtet worden sei, so daß es, als die ersten Schritte zu den Verträgen gethan worden seien, bereit dagelegen habe. Ueberdies seien auch noch im Laufe der Ver handlungen bei allen schwierigen und zweifelhaften Fragen Sachverständige aus Interessentenkreisen gehört worden. Gerade durch dieses von der deutschen Regierung beobachtete, auf lang jährigen und vielseitigen Beobachtungen beruhende Verfahren, welches übereifrigen und vordringlichen Ansprüchen im Augen blick der eigentlichen Action das Gegengewicht hielt, ist unseres Erachtens eine gleichmäßige Berücksichtigung und gerechte Ab wägung aller in Frage kommenden, zum guten Theil einander bekämpfenden Interessen verbürgt worden. Aus der Thatsache der Nichterfüllung mancher Einzelwünsche darf kein Rückschluß dahin gezogen werden, daß dieselben bei den Verhandlungen nicht geprüft und vertreten worden sind." Rom, 10. Januar. Der heute erschienene Bericht des Deputirten Ellena empfiehlt die Billigung der Handelsverträge mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn. In dem Berichte heißt es, die betreffenden Verträge bildeten keinen wesentlichen Wechsel des Zollsystems, sondern hätten eine große politische und wirthschaftliche Bedeutung. Deutschland habe sein System geändert, indem es die Principien eines zu großen Schutzes der Landwirthschast und der Zoll-Autonomie aufgab und darnach trachtete, die ökonomische Vorherrschaft im conti- nentalen Europa sich zu erobern, wobei es aus dem Fehler Frankreichs Nutzen ziehen wolle, welches sich mit eisernen Schranken umgebe. Es fei zu wünschen, daß die Handelsver träge mit der Zeit eine größere Wirksamkeit erlangten, fich quf einen größeren Kreis von Gegenständen ausdehnten, weitere Gebiete in ihren Bereich zögen und eine lange Periode der Ruhe eröffneten. Der Bericht billigt sodann die Dauer der Verträge für 12 Jahre, da hierdurch die von den landwirth- schaftlichen und industriellen Unternehmungen gewünschte Sta bilität dargeboten werde. Bei der Untersuchung der einzelnen Bestimmungen des österreichisch-ungarischen Vertrages erklärt der Bericht, der Vertrag scheine ihm eine Bestätigung desjenigen von 1887 zu sein; es wäre wünschenswerth gewesen, daß man denselben verbessert hätte, denn die österreichischen Ausfuhren nach Italien überstiegen um ein Beträchtliches die italienischen Einfuhren nach Oesterreich. Der Berichterstatter verhehlt sich die Schwierigkeiten nicht, die sich hierbei entgegenstellten und erkennt an, daß das Mißverhältniß im Gleichgewichte nicht ganz von dem Zollregime, sondern auch von der wirthschaftlichen Gestaltung beider Länder abhänge. Was den deutschen Han delsvertrag betreffe, so erachte er die Herabsetzung des Zolles auf gewöhnliche Weine von 24 auf 20 Mark für ungenügend, glaubt aber, Italien würde einigen Nutzen aus den Zöllen von 10 Mark auf Verschnittweine und von 4 Mark auf Weintrauben erzielen und erinnert daran, daß der deutsche Reichskanzler Graf v. Caprivi erklärt habe, er wolle die Einfuhr von italienischen Weinen begünstigen, um dem Alkoholismus entgegen zu arbeiten und die Einfuhr von Kunstweinen zu verhindern. Schließlich spricht der Bericht seine Freude über dieses Programm aus, wünscht jedoch wirksamere Zollreformen. Je weiter die Influenza aus der Lombardei nach dem Süden oordringt, um so mehr scheint sie an Gefährlichkeit zu verlieren. Jetzt werden die ersten Jufluenzafälle aus Neapel gemeldet, aber mit dem Bemerken, daß die Krankheit gutartig verläuft. Schon in Rom hat die Influenza keine sonderliche Steigerung der Sterblichkeit zur Folge gehabt, während in Ober italien die Todesfälle in Folge der Influenza noch immer er schreckend zahlreich sind. Aus Genua meldet man, daß dort in der ersten Woche des neuen Jahres 502 Menschen gestorben sind, während selbst bei der letzten Choleraepidemie im Jahre 1886 in der schlimmsten Woche nur 486 Todesfälle zu ver zeichnen waren, und in normalen Zeiten durchschnittlich jede Woche 165 Todesfälle vorkommen. In Mailand und Turin hält sich die Sterblichkeit auf einer Höhe, welche die normale um das Dreifache übersteigt. Wie aller Orten beobachtet wird, räumt die Krankheit besonders unter den bejahrten Leuten auf. In dem Bürgerhospital zu Mailand sind in den letzten 18 Tagen gerade so viel Insassen gestorben, als sonst durchschnittlich in einem ganzen Jahre sterben. Aus dem C; arenreiche dringen neue unheimliche Ge rüchte über entdeckte nihilistische Verschwörungen und Geheim druckereien und in Verbindung hiermit stehende Verhaftungen in verschiedenen russischen Städten in die Welt. Speziell sollen in das Petersburger Festungsgefängniß zwei Personen eingeliefert worden sein, welche in das auf den Czaren bei seiner Rückreise aus der Krim angeblich versuchte Dynamitbomben- Attentat mit verwickelt sind. Die Wahrheit über letzteren Vor gang wird man wohl schwerlich vollständig hören. Petersburg, 12. Januar. Die Polizei verhaftete in Wladiwostock 20 Nihilisten, die der Beraubung der Staats kasse verdächtig erscheinen. Aus letzterer wurden kürzlich 340 000 Rubel entwendet. Die Polizei entdeckte einen unter irdischen Gang, der von der Wohnung eines der verhafteten Nihilisten Namens Seltow ins Staatskassengebäude von Wla diwostock führt. Neber die von der Hungersnoth betroffenen russischen Provinzen gehen der „Times" seit einiger Zeit eine Reihe auf persönliche Anschauung gegründeter Berichte zu, von denen wir bereits Einiges mitgetheilt haben. Aus den interessanten, von Woronesch datirten Schilderungen greifen wir noch folgende be zeichnende Auszüge heraus: „Meine Beobachtungen in den Gouvernements Tula und Riazan gehen dahin, daß Tula eine ausgezeichnete Weizenernte gehabt hat. Es leidet deshalb auch nicht schwer. Dennoch sehen die Gutsbesitzer voller Furcht der Zukunft entgegen. Sie finden Arbeit für ihre Bauern, lassen Wagenladungen Roggen vom Kaukasus kommen und hoffen bis zum nächsten Frühjahr damit durchzukommen. Allgemein aber glaubt man, daß sich, die Hungersnoth im nächsten Jahre wiederholen wird, und es herrscht nur eine Meinung/ daß dann der russische Nationalbankerott eintreten wird. Mein erster Be such in dieser Provinz galt dem Gute einer Wittwe, an die ich ein Empfehlungsschreiben besaß. Eine junge Dame, welche Freimahlzeiten für die Armen besorgte, eine Schülerin Tolstois, wohnte bei ihr. Meine Wirthin war der Ansicht, daß das Elend heillos sei. Die Zemstvos hätten freilich den Aller ärmsten 30 Pfd. Getreide per Kopf gegeben. Dieses sei aber hauptsächlich für die Kinder bestimmt und könne nicht einen Monat reichen. Bei der Vcrtheilung kämen auch allerhand Ungerechtigkeiten vor. Das Schlimmste sei, daß die reichen Gutsbesitzer sich zur Zeit von ihren Gütern fernhielten und den ärmeren Gutsbesitzern auf diese Weise die ganze Last auf- bürdete», für die Armen zu sorgen, obgleich es ihnen selbst nicht viel besser ging. Späterhin entdeckte ich, daß die reichen Kaufleute wenig Vertrauen zur Gesellschaft des rothen Kreuzes haben. Sie würden es vorziehen, ihre Geldbeiträge persönlich unter die Bauern zu vertheilen. Die Regierung gestattet es aber nicht. Unter dem Publikum herrscht die Ansicht, und sie