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UHM MÄU ShmM, Wi, Sitbeckh» ud die MWideil. Arntsbtatt Kl die Kgl. Umtshaurtmaunschaft zu Weißen, das Kgl- Amtsgericht und den Stadtrath zn Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 58. Dienstag, deu Ä. Zuli Auetion. Nächsten Freitag, den 26. Juli I., Vsrniittags §0 Uhr gelangt in hiesiger Stadt ein Untschwagen gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Bieterversammlung im Hotel zum „weißen Adler" hier. Wilsdruff, am 22. Juli 1889. Der Gerichtsvollzieher des K. Amtsgerichts. Matthe-. Bekanntmachung. — Nach einem Erlasse der Königlichen Amtshauptmannschaft zu Meißen haben sich in einigen hiesigen Privatgärten an den Aepfelbäumen Blut läuse gezeigt. Die hiesigen Obstbaumbesitzer werden deshalb hiermit auf das Vorhandensein dieses gefährlichen Jnsects aufmerksam gemacht und zugleich aufgefordert, die sorgfältige Untersuchung ihrer Bäume unverzüglich bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu Sechzig Mark oder entsprechender Haftstrafc vorzunehmen. Die zum Zwecke der Vertilgung jenes Jnsects anzuwcndenden Mitt-l sind: V- Kilo Schmierseife in 8 Liter Wasser aufgelöst; eine Misch ung von 4 Theilen Carbolsäure mit 100 Theilen Wasserglas; Vs Kilo Petroleum mit 12 V2 Kilo Wasser; 25 Gramm grüne Seife, 50 Gramm Leinöl, 25 Gramm Carbolsäure untereinander gemischt und 15 Liter Wasser hinzugegoffen. Wilsdruff, am 22. Juli 1889. Der Bürgermeister. Ficker. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm langte aus seiner Nordlandsfahrt, die dem hohen Reisenden fortgesetzt die großartigste Naturscenerie in abwechselungs reicher Reihe entfaltet, am Mittwoch in Tromsö an, der auf einer Insel gelegenen Hauptstadt des gleichnamigen nördlichen Stiftes Norwegen. Die Fahrt nach Tromsö war von Bodö aus an den Lofoten entlang gegangen, jener größten, sich durch ihre pittoresken, wild zerrissenen Felsenküsten aus zeichnenden norwegischen Inselgruppe, welche mit das Reiseziel des Kaisers bildete. Am Nordkap erreicht die Reise ihren nördlichsten Punkt und tritt alsdann der Kaiser die Rückreise an, auf welcher er am 28. d. M. in Wilhelmshaven cinzutreffen gedenkt, um hieraus am 1. August seine poli tisch bedeutsame Reise nach England anzutreten. — Nach einer neuerlichen Meldung traf der Kaiser am Donnerstag Morgens 3 Uhr am Nordkap ein. Zur Frage des Gegenbesuches des Zaren in Berlin macht der „Hamb. Korr." folgende Bemerkungen: „Es ist seit langem an der Newa ein Allerweltsgeheimniß, daß sich in der Umgebung des Zaren starke Einflüsse geltend machen, welche ibn von dem geplanten Gegenbesuche am deutschen Kaiserhofe zurückhalten wollen. Aus welchen Gründen und zu welchem Zwecke, liegt so sehr auf der Hand, daß eine Erörterung überflüssig erscheint. Man ist sich in den Kreisen der russischen Aktionspartei der politischen Tragweite dieser Jntrigue sehr wohl bewußt, aber man spielt eben VL duruzue und bildet sich ein, einen Haupttreffer in der Hand zu haben. Und daß Rußland schließlich allein die Kosten des Spieles zu tragen haben wird, das leugnet der slavische Größenwahn, der mehr sich selbst, als die Welt belügt. Mit diesen Bemühungen, den Zaren zu einem weiten, der ihn schonungslos den Nationalisten überliefert, geht das Bestreben Hand in Hand, einerseits die Gegensätze im europäischen Orient nach Kräften aneinander zu Hetzen und andererseits der Gesellschaft und dem Volke vorzulügen, daß die verhaßte Friedensliga in Mitteleuropa bereits in allen Fugen krache." Die Nachricht, daß Kaiser Alexander nun doch die Absicht ge äußert habe, den Besuch unseres Kaisers zu erwidern, wird, wie die „Köln. Ztg." treffend hervorhebt, allenthalben in Deutschland freudige Genugthu- ung erregen, und wenn der Zar mit seinem Entschluß deshalb so lange zurückgehalten hat, um durch diese Verzögerung einen bessern Maßstab für die Beurtheilung der Stimmung in Deutschland zu gewinnen, so wird er beobachten können, daß diese Genugthuung dem tiefempfundenen Frie- densbedürfniß des deutschen Volkes entspringt. Berlin. Der Vergnügungsdampfer „Kaiserin Augusta", welcher 189 Passagiere von Müggelschlößchen herbrachte, rannte Sonnabend Abend an die vorspringenden Brückenbalken der Köpenickerbrücke mit solcher Ve hemenz, daß die Brückenlehne zertrümmert wurde. Bis jetzt sind zwei Frauen aufgefunden worden, von denen die eine bereits todt war, die andere aber alsbald verstarb. Die Veranlassung zu diesem Unglück ist den Passa gieren selbst zuzuschreiben. Wien, 18. Juli. Nach den nunmehrigen Dispositionen reist der Kaiser Franz Josef am 10. August mit großem Gefolge nach Berlin ab, kommt in Dresden am 11. August Vormittags an, besucht Se. Maj. den König und reist um 2 Uhr nach Berlin weiter, wo er um 4 Uhr ankommt. Der Aufenthalt in Berlin ist vier Tage. Am 15. August reist der Kaiser über Passau nach Ischl zurück. Mit dem Kaiser Franz Josef wird entweder sein Bruder, der Erz herzog Karl Ludwig, oder dessen ältester Sohn, Erzherzog Franz Ferdinand, als zukünftiger Thronerbe zum Besuche des deutschen Kaisers Wilhelm nach Berlin kommen. Der unerquickliche Streitfall zwischen Deutschland und der Schweiz soll nach Versicherungen von verschiedenen Seiten infolge der schweizerischen Antwortsnote vom 10. Juli in ein ganz neues Stadium getreten sein. Ob diese veränderte Situation nur die Einleitung zur endlichen Begleich ung der deutsch-schweizerischen Differenzen oder aber eine Verschärfung der selben bedeutet, läßt sich jedoch vorläufig nicht beurtheilen, hierzu muß man erst die Antwort Deutschlands auf die gedachte schweizerische Note kennen und jene soll dem Vernehmen nach nicht eher erfolgen, als bis der Kaiser sich persönlich durch den Reichskanzler oder den Grafen Herbert Bismarck über den Stand der Frage orientirt haben wird. Inzwischen ist aber wenigstens insofern wieder eine Besserung der Lage zu erkennen, als die deutscherseits kürzlich angeordneten verschärften Zollmaßregeln an der schweizer ischen Grenze wieder aufgehoben worden sind. Eine sonderbare Zumuthung stellen die „Times" an Deutsch land und Oesterreich. Sie fordern nämlich die genannten Staaten auf, an Rußland kategorisch die Frage zu stellen, ob es den Krieg wolle oder nickt. Das City-Blatt führt hierzu aus: „Der Gedanke, daß ein großer europäischer Krieg unvermeidlich sei, ist gänzlich russischen Ursprungs. Nie mand in Deutschland und Oesterreich-Ungarn wünscht den Krieg, und man muß hinzusügen, Niemand sieht ein, weshalb ein Krieg nothwendig ist. Die letzten zwei Jahre aber ist von Rußland verkündet worden, daß der Zar eine Beschwerde hat, obgleich die russische Presse niemals genau an geben konnte, worin diese Beschwerde bestand. Rußland hat vorgegeben, daß es die Unabhängigkeit der Balkanstaaten schirmen wolle, in Wirklichkeit aber hat cs sich bemüht, Bulgarien zu unterjochen, und jetzt versucht es, Serbien Fügsamkeit zu lehren. Mittlerweile hat Oesterreich-Ungarn die Politik durchgesührt, welche angeblich die russische sollte, nämlich die völlige Unabhängigkeit der Balkanstaaten zu begründen. Die Lage ist daher fol gende: Rußland hat in den Balkanstaaten Einfluß zu gewinnen versucht durch falsche Vorspiegelungen. Es droht mit einem großen Kieg, welcher nichts Weiteres bestimmt bezweckt, als Oesterreichs Einfluß zu vernichten, d. h. den Einfluß, welcher die Freiheit der Balkanstaaten schirmt. Oester reich-Ungarn droht nicht. In Anbetracht der Haltung Rußlands hat es aber jetzt in Erwägung zu ziehen, daß die offenen Provokationen Rußlands nicht länger ignorirt werden könnten. Mit anderen Worten, Rußland wird in sehr kurzer Zeit sich darüber zu erklären haben, ob es Krieg oder Frieden will. Mittlerweile wird das Berliner Kabinet sich bemühen, den Frieden zu erhalten, durch ruhige aber ständige Opposition gegen die Ein flüsse, welche Rußland zur Stiftung von Unruhen in'S Leben gerufen hat." Die „Times" irren sich sehr, wenn sie glauben, daß ihre Aufforderung deutscherseits irgend eine Beachtung finden könnte. Deutschland hat keine Ursache, an Rußland die Frage zu stellen, ob es den Krieg wolle oder nicht. Um der Oesterreichischen Orientpolitik willen, wird sich Deutschland gewiß nicht mit Rußland überwerfen. Den Engländern mag es freilich erwünscht sein, wenn jetzt ein großer Krieg zwischen den drei großen Kon tinentalmächten entbrennen würde, alsdann hätten sie die Aussicht im Trüben zu fischen. In Frankreich ist mit dem am Montag erfolgten Schluffe der Kammersession eine höchst unerquickliche Episode aus der jüngsten parla mentarischen Geschichte des Landes beendigt worden und Regierung wie Wählerschaft sind gleichermaßen froh, daß die unerhörten Skandalscenen in der Deputirtenkammer jetzt ihr Ende gefunden haben. Nuumehr beginnt die Periode der Wahlvorbereitungen für die vielleicht schon im August statt findenden Neuwahlen zur französischen Volksvertretung und der Parteihaß jenseits der Vogesen läßt vermuthen, daß hiermit eine neue Epoche schwerer innerer Beunruhigungen für Frankreich ihren Anfang nimmt. Vorerst wendet sich aber dort das Tagesinteresse erhöht dem Prozesse gegen Bou langer, Rochefort und Dillon zu, nachdem jetzt die Anklage gegen Boulanger wegen Attentats und Komplottes gegen die Sicherheit des Staates, sowie wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder erhoben worden ist. Nach den Versicherungen der meisten Pariser Blätter ist indessen die Begründung der Anklageschrift eine unerwartet schwächliche und soll General Boulanger des halb erklärt haben, sich persönlich dem Staatsgerichtshof stellen zu wollen — das wird sich indessen der tapfere Degen wohl noch zwei Mal überlegen! Gegen den Kaiser Dom Pedro von Brasilien wurde, als er am Dienstag Abend das Theater in Rio Janeiro verließ, ein Revolver schuß abgefeuert, doch blieb der Kaiser unverletzt. Der sofort verhaftete Attentäter soll ein Portugiese sein.