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Pest. Seitens der Siebenbürger wird erklärt, daß von der angeblich bevorstehenden Verständigung der Sachsen mit der Regierung dort nichts bekannt sei. Die Regierung verhalte sich gegenüber den Wünschen der Sachsen passiv. Der „Pester Lloyd" meint, die Wünsche und Beschwerden der Sachsen seien bisher in bestimmter Form öffentlich nicht bekannt ge geben worden und fordert die Sachsen auf, ihren Standpunkt im Reichs tage bei der nächsten Budgetdebatte klarzustellen. Die öffentliche Meinung werde ihnen in Vielem beipflichten und die Regierung nöthigen, aus ihrer Passivität herauszukommen. Nur mögen die sächsischen Abgeordneten nicht lediglich ihre persönliche Auffassung, sondern ein sächsisches National programm kundgeben. Aus London wird gemeldet, daß zu Ehren des Besuches des Kaisers Wilhelm in England etwa am 16. Juli in Spirhead eine große Flottenschau stattfinden werde, an welcher sich im Ganzen 109 Kriegsschiffe betheiligen würden; die Nachricht trägt amtlichen Charakter. Die Pariser Verschwörer richten sich häuslich in London ein. Rochefort miethete in Jnverneß Terrace (Vorstadt Bayswater) ein Haus auf 6 Monate für 30 Pfd. Sterling monatlich. Die „Evening Post" bringt einen gegen Rochefort gerichteten Leitartikel mit der Ueberschrift: „Der uns namenlos geschmäht und beleidigt hat, sucht Schutz auf unserem Boden." Eine Lloyd-Depesche aus Montevido meldet: Der der „Pacific- Dampfschifffahrts-Gesellschaft" gehörende Dampfer „Cotopaxi" ging gestern in der Magalhaens-Straße unter. Passagiere und Mannschaften wurden aus den Dampfer „Aconkagua" gerettet. Der Postbeutel ist verloren. — Weiteren Meldungen zufolge wurden die Passagiere und Mannschaften des „Cotopaxi" von dem deutschen Schiffe „Letos" gerettet. Durch die am 29. April erfolgte Entgleisung eines Zuges in dcr Nähe Hamiltons (Ontario Vereinigte Staaten), in welchem hauptsächlich Passagiere, die sich zur Gedenkfeier des Antrittes der Präsidentschaft Was hingtons begaben, befanden, wurden 20 Personen getödtet und 20 verwundet. In Nordamerika, vor Allem aber in seiner Metropole New-Jork selbst, ist der 100. Jahrestag der Einsetzung George Washington's zum ersten Präsidenten der Union (29. April) festlich begangen worden. Spe ziell in New-Jork fanden aus diesem Anlaß am Montag bis Mittwoch großartige Festlichkeiten statt, auf welche jedoch die erschütternde Kunde von dem großen Eisenbahn-Unglück auf der Grand-Trunk-Linie, bei welchem eine größere Anzahl von Festgästen, die nach New-Jork reisen wollten, thefls umkamen, theils schwer verletzt wurden, einen trüben Schatten warf. Vaterländisches. Wilsdruff. Ein erhebender Schulaktus fand letzten Dienstag zur Nachfeier des königlichen Geburtstages im hiesigen Schulsaale mit den oberen Klassen der Schulkinder statt. Mit inbrünstigem Gebete und Ge sang eröffnet, hielt hierauf Herr Lehrer Thomas die Festrede, in welcher derselbe zunächst den Kindern die hohe Bedeutung des Tages klarlegte und darauf zu dem höchst interessanten Thema seines Vortrages, die Entstehung und Weiterentwickelung des Christenthums in Sachsen in Verbindung mit den jeweiligen Herrschern und mit Beziehung auf die bevorstehende 800jährige Jubelfeier des sächsischen Königshauses, überging. Mit gespanntester Auf merksamkeit folgten alle Anwesenden den interessanten Ausführungen des Redners und würde sich derselbe gewiß nur Dank verdienen, wenn er diesen sehr interessanten Stoff in Form eines Vortrages in einem Vereine wetteren Kreisen zuführte. Deklamationen, Gesänge und Gebet bildeten den Schluß dieses erhebenden Aktes. — Dresden, den 29. April. Se. Exzell. Kriegsminister Graf Fabrice soll, wie verlautet, auf Ansuchen des hiesigen Festzugsausschusses ! zum Wettiner Jubiläum die sächsischen Militärmusikchöre zur Einfügung in den Festzug dem Festzugsausschuß zur Verfügung gestellt haben. Außer dem werden selbstverständlich noch die Civilmustker Berücksichtigung finden, da die gewaltige Ausdehnung des Festzugs eine große Anzahl von Musik chören verlangt. — Außer den Abordnungen von vielen Hunderten von Vereinen und Korporationen werden ferner an 50 Städte durch Deputa tionen vertreten sein; dieselben werden sämmtlich Schärpen in den Stadt farben tragen und eine Standarte oder die Stadtfahne mit sich führen. — In einer am Sonntag Mittag in Kneist's Restaurant hier abgehaltenen Sitzung der Delegirten der sächsischen Gartenbauvereine wurde das Pro gramm für die Betheiligung der letzteren am Huldigungszuge in Dresden endgiltig festgesetzt. Danach wird der sächsische Gartenbau durch einen sechs spännigen Festwagen von großartiger Komposition mit einer von einem Palmenhain umgebenen, in einer felscnumrahmten Riesenmuschel thronenden blumenspendenden Flora vertreten sein. — Dresden, 29. April. Gegen 3000 Elementarschüler wanderten heute zum ersten Male in die Schule, erhielten aber in den Volksschulen keine Zuckerdüten, wie ihre Vorgänger, da laut Beschluß mit dieser alten Gepflogenheit gebrochen werden soll. — Se. Majestät der König hat den Arbeiter Julius Emil Schach aus Dresden, welcher vom hiesigen Königlichen Schwurgerichte in der Sitzung vom 1. März d. I. des Mordes, begangen an der 60 Jahre alten Aufwärtcrin Johanne Christiane verw. Caroli, geborenen Ulbricht, für schuldig erkannt und deshalb zum Tode verurtheilt worden war, zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt. — Am Montag um 1 Uhr Nachmittag zog ein Gewitter über die Gegend von Pillnitz herauf, wobei leider ein Blitzstrahl schweres Unglück herbeiführte. Die Ehefrau des Handarbeiters Angermann in Malschendorf, gegenwärtig Wöchnerin, eine brave Hausfrau und ireusorgende Mutter ihrer sechs Kinder, die trotz dürftiger Verhältnisse durch Fleiß und Spar samkeit ihr Hauswesen in musterhafter Ordnung hielt, wurde in ihrer Kammer tödtlich getroffen, während die Ehefrau des Hauswirths Hilbert nur betäubt wurde. Der Blitz zündete, das Feuer wurde jedoch bald gelöscht. — Für Landwirthe dürste folgendes Vorkommniß von Interesse sein. Einen nicht gelinden Schrecken erlitt am 23. April in Bauchlitz bei Döbeln ein dortiger Gutsbesitzer, welcher mehrere Säcke Chilisalpetcr zur Düngung nach dem Felde fuhr. Plötzlich geriethen nämlich einige der Säcke in Brand, da der Chilisalpeter sich entzündet hatte. Es gelang nur durch Aufwerfen von Erde, das ungewöhnliche Schadenfeuer zu löschen. — Die 14 Jahre alte Tochter des Brigadiers Günther in Schnee berg, die ihre Verwandten in Thum besuchen wollte, wurde bei Jahnsbach das Opfer eines Raubmordes. — Sieben! ehn, 29. April. Bei dem am vergangenen Freitag Nachmittag hier und in der Umgebung aufgetretenen, von starkem Regen begleiteten Gewitter traf ein Blitzstrahl das Wohngebäude des Gutsbesitzers Leupold in dem benachbarten Dorfe Niederreinsberg, wodurch dieses Ge bäude bis auf die massiven Umfassungen niederbrannte. — Bei dem starken Gewitter welches am Freitag in der Gegend von Glashütte auftrat, fuhr der Blitz in den Stall des Gehöftes vom Guts besitzer Schulz in Luchau und erschlug sechs Kühe. Die letzte Kuh auf derselben Seite blieb unverletzt. — Vor einigen Tagen brachte der Geschäftsführer eines Leipziger Pferdehändlers 13 Pferde nach dort. Anstatt nun aber die Pferde für einen Herrn dort einzustellen, verkaufte der Geschäftsführer 10 Stück der selben und suchte mit dem Erlöse, 6000 Mk., das Weite. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Flüchtling seine That schon lange vorbereitet hat, da sich herausstellte, daß er sich schon längere Zeit vorher mit einem Aus landspaß versehen hat. Sladtgemeinderathssitzung vom 25. April 1889. 1 ., Wurde beschlossen, die zur Pflasterung an der Kirche erforderlichen Kopfsteine aus dem Kleinschönberger Bruche für den Preis von 8 Mark 25 Pf. pro okm. einschließlich Fuhrlohn zu entnehmen, vorausgesetzt, daß die verlangten Probelieferungen den gestellten Anforderungen entsprechen, die Lieferung des zur Herstellung dieses Pflasters benöthigten Sandes aber, öffentlich an den Mindestfordernden zu vergeben; 2 ., soll wegen Ausführung der diesjährigen hiesigen Pflasterarbeiten mit Herrn Steinsetzermeister Härtel in Nossen in Unterhandlung getreten werden; 3 ., wählte man zur Prüfung der vorjährigen städtischen Rechnungen und zwar der Stadtkassenrechnung Herrn Stadtrath, Amtsrichter vr. jur. Gangloff und Herrn Stadtverordneten Görne, der Schulkassenrcchnung Herrn Stadtverordneten Busch, der Armenkassenrechnung die Herren Stadt verordneten Fischer und Dinndorf und der Anlagen-, Parochial- und Feuer- geräthskassenrechnung die Herren Stadtverordneten Reiche und Major; 4 ., will man auf das Gesuch seiner Ehefrau den Handarbeiter Ju lius Tutzschky von hier versuchsweise aus der Bezirksanstalt Hilbersdorf beurlauben lassen; 5 ., genehmigte man die auf die der hiesigen Stadtgemeinde gehörigen Struthländereien, etc. gethanen Pachthöchstgebote; 6 ., soll Herr Theaterdirektor Uhle, z. Z. in Radeberg, welcher zum Herbst ds. Js. hier theatralische Vorstellungen zu geben beabsichtigt, zu nächst noch um nähere Mitthcilung dcr Zeit, in welcher er solche hier geben will, ersucht werden; 7 ., will man auf die Anzeige des Herrn Schornsteinfegermeister Beck Hier, den im hiesigen Stadtkämmereigebäude beschädigten Schornstein wieder Herstellen lassen und fernerhin nicht blos 6 sondern 12 Mark Entschädig ung für Revision der hiesigen Feuerungsanlagen rc. gewähren; 8 ., soll die wieder geistig erkrankte Wittwe Zoch hier bezirksärztlich untersucht und nach Befinden wieder in der Landesversorganstalt Hubertlls- burg untergebracht werden; 9 ., wählte man zur Revision der Maaße, Gewichte, rc. Herrn Stadt verordneten Dinndorf und als dessen Stellvertreter Herrn Stadtverordneten Major. Wilsdruff, am 29. April 1889. Der Stadtgemeinderat h. Ficker, Brgmstr. Aircheunachrichteu aus Wilsdruff. Sonntag Misericord. Dom.: Vorm. 8 Uhr Gottesdienst. Predigt: Herr Pastor Hochmuth aus Blanken stein. Text: Ev. Joh. 21, 15—17. Im Monat April Getauft: Sophie Eugenie, Mor. Rich. Wätzels, Stadtgutsbesitzers hier, Tochter; Reinhold Willi, Mor. Reinhold Franke's, Bäckermstrs. hier, Sohn; Martha Clara, Karl Gottlieb Kretzschmars, Schuhmachers hier, Tochter; Maric Elisabeth, Herm. Aug. Starke's, prakt. Arztes hier, Tochter; Emil Ernst, Friedr. Ernst Budichs, Eisenbahnschaffners hier, Sohn; Arthur Walther, Franz Theod. Lindners, ans. Bürg. u. Malers hier, Sohn; Ernst Max und Elsa Martha, Ernst Rich. Hartmanns, Goldar beiters hier, Zwillingskinder; Bertha Gertrud, Otto Oskar Hörnigs, Fleischermstrs. hier, Tochter; Albert Arthur, Franz Herm. Löwes, Col- portcurs hier, Sohn; Karl Paul, Karl Franz Neuberts, Bierschröters hier, wohnhaft in Grumbach, 1 Zwillingssohn. Getraut: Karl Aug. Rose, Drechsler hier, mit Anna Marie Hänzsch hier; Albin Franz Ebert, Tischler hier, mit Martha Linna Sommerlatt hier; Friedrich Otto Schumann, Tischler hier, mit Martha Linna Günther in Obergrumbach; Gustav Theod. Fischer, Stellmacher in Seifersdorf, mit Amalie Emilie verw. Lettmann hier; Ernst Friedr. Albrecht, Schuh macher in Kleinschönberg, mit Ida Mathilde Kretzschmar hier. Beerdigt: August Herm. Weber, Wirtschaftsbes. u. Maurer in Grumbach, 40 I. 4 M. 3 T. alt; ledige Joh. Sophie Gast, Grün- waarenhändlerin hier, 76 I. 2 M. 19 T. alt; Karl Heinr. Rosenkranz, Privatus hier, 69 I. 1 M. 6 T. alt; Anna Martha, Jul. Anton Guhl manns, ans. Bürg. u. Möbelfabrik, hier, Tochter, 1 I. 8 M. 6 T. alt; Gustav Kurt, Gust. Mor. Däbritz, BuchbindermstrS. hier, Sohn, 5 M. 29 T. alt; Joh. Gottl. Däbler, Gemeindediener in Wildbecg, 75 I. 3 M. 6 T. alt (st im Bezirkskrankenhause); Amalie Christiane Schneider, geb. Philipp, Adolf Schneiders, Bürg. u. Gürtlermstrs. hier, Ehefrau, 67 I. 5 M. 24 T. alt; Karl Franz Neuberts, Bierschröters hier, wohnh. iu Grumbach, Zwillingslöhne, Karl Paul, 1 T. alt, und ungetaufter 3 St. alt; Kurt Theodor, Georg Mor. Theod. Körners, ans. Bürg, und Schneidermeisters hier, ält. Zwillingssohn, 3 M. 4 T. alt. VE" Extra-Beilage. "NU Der Gesammt-Auflage vorliegender Nummer ist eine Extra - Beilage beigefügt, welche von der Vorzüglichkeit des eichten Gesundheits - Aräuter - Honigs von L. Lück in Lslberg handelt und wird dieselbe einer geneigten Beachtung empfohlen. Bei Husten, Heiserkeit, Verschleimung, Brust«, Lungen« und Halsleiden angewandt, ist derselbe ein unübertroffenes Haus mittel. Zu haben in drei Flaschengrößen ä. 1 M., 1 M. 75 Pf. u. 3 M. 50 Pf. Kräuter-Thee ü Carton 50 Pfg. Prospekte mit Gebrauchsanweisung und vielen Attesten bei jeder Flasche. Niederlage einzig und allein in Wilsdruff bei Apotheker Tzschaschel. Aeeord - Unternehmer oder einige Tagelohn-Arbeiter zum Jnstandsetzen meiner drainirten Wiese in Hühndorf sofort gesucht. Alsstergut Oberwartha.