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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.07.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080714022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908071402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908071402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-07
- Tag 1908-07-14
-
Monat
1908-07
-
Jahr
1908
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BezugS'Prei» >Lr Le^pzw o»l> o^rsri» d»rch «i« »rs-er uil» EpedUrue» ist H«t gebr«-tl U»»,ad« t «mn »orai»«) mirtmjthrliL 8 Lt., mmiaMch I Ludged« 8 (m»r«n1 und atkndt) X«r«i- lthrlich <L0 M., m»narlich 1.20 Li. (2 mol tügNch) marrdalb Lruttchla»»» und der deutiche» K»l»m«a inrneyihrlich 2,22 M., monarlich 1,72 M. autschl. Pok- drtzell-ew, t» Oesterreich v L öS », Ungarn 8 L vierteljährlich. z«r»»emv«l» nie», DLnrrnart, Len D-llaaftaalen, Italien, Luxemburg, Skederland«, ötarwegen, Ruß land. Schweden, Schwei» und Spanten. I» alle» stbriaen Staaten nur direkt durch dt» Lxved. d. «l. erhältlich. Ldonnrulrnt-Bnnadtn«: Rugultn-platz 8, Lei uuieren Lräaer», NUiaien, Spediteur»» and AnnadmeSelleNs iowie Postämter» u»d Li« «ingetn« Rümmer kokte« 1« Dfß, ledatti», and »nieditto«: Zodanuilgaße «. »elepbon Nr. 14SSL Nr. IE1. Sir. leSSa. Abend-Ausgabe 8. AxMrTagMatt Handelszeitung. Nmlsblatl des Males und des Molizeiamtes der Ltadl Leipzig. Lnzrigm» Pre» jstr S»U»m, »ue peiodla uno Umpd»,, di, «arlpalm», Rmch^il» » L>^ tlo--g>-ll, ta»U««» Sö«.. R^Ia»w» 1 »«« «l^oLrt, «- vt„ Reklamen U20 »«tRuNandSo«.. stn»M tintige»72W.. Reklame» llo M. Sn-«rM,».L«L»rd<ch a amtlichmt reU dO»! Veilagegebstbr 2 Dl. p. lautend exkl. Post- gebühr. »ejchttlä«a«ri^n an de»»r,ugiel Stell« tm Prell« erhöht. Rabatt nach larr Fefterteilt« »ultrtae künnen nicht »urück. ae»gea werden. Für da, ltrlcheinrv an bestimmten Lage» und Plätze» wird keine Garantie übernommen Lngeigen-Nnn-Hme, Nuanstu,platz «, dR ltmtlichen Filiale» u. alle» Nanoncen- «rpedlltouen de» In- and Sullande«. HoPt-ANtal» v«rN»i Larl L»»L»r, h«v»l. vaqr. HNd»^ handlang, Lützmoftraß« IN Helephon VI. Nr. «M3). Haupt.Ktltale vrr«de» Seeltr-d- 4.1 tLelephou 4S2U. Nr. 193 Dienstag 14. Juli 1908. 192. Jahrgang. Dar Wichtigste. * TiefeterlicheSinweifung des neuenvberbürgermeifterS von Leipzig, Herrn Dr. Dittrich, durch den Herrn KreiStzanpt- mann Freiherrn v. Welck fand heute vormittag im Reuen Rathause statt. (T. d. des. Art.) * Der Borstand der Leipziger Geschäftsstelle des Flotten- vereinS hat sich für da» neue Präsidium ausgesprochen. (S. Dtsch. R.) * Die deutsche Hochseeflotte hat gestern nachmittag die Fahrt uach dem Atlantischen Ozean angetreten. Die Schiffe gehen durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal. * Im Befinden des Fürsten Eulenburg ist eine Ver schlimmerung eingetreten, sodaß auf Anordnung der Aerzte heute die Verhandlung nicht stattfindet. * Im englischen Unterbaust wurde das deutsche Flotten bauprogramm zur Sprache gebracht. (S. Ausl.) * In ter portugiesischen Kammer kam es wegen der Vorschüsse an die Königsfamilie zu lebhaften Auseinandersetzungen. (S. Ausl.) Einweisung -es Oberbürgermeisters Dr. Dittrich. * Im blumengeschmückten RatSplenarsaalc unseres neuen Rat hauses wurde heute vormittag 1l Uhr die feierliche Einweisung des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Dittrich in sein neues Amt voll zogen. Mlt dem Herrn Kreishauptmann Frhrn. v. Welck batten sich rie Mitglieder des Ratskollegiums, die Vorsteher des Stadtverordneten kollegiums Herren Direktor Dr. Rothe und Justizrat Schnauß, sowie zahlreiche Mitglieder dieses Kollegiums und viele Beamte dcS Rates und Polizeiamtes veriammelt, um dem weihevollen Akte beizuwohnen. Der Bedeutung des Tages war äußerlich auch dadurch Ausdruck gegeben, daß an den großen Fahnenmasten vor dem Haupteingange deS RathauseS die Flaggen in den Landes- und Stadtfarbeu gehißt waren. Der feierliche Akt nahm seinen Beginn mit folgender Ansprache des Krcishaiiptmanns Frhrn. v. Welck: . Geehrte Herren vom Stadtrat und den Stadtverordneten von Leipzig! Rur wenige Wochen ist es her, daß wir Oberbürgermeister Tröndlin zur letzten Ruhestatt geleiteten, da würde mir etwas fehlen, dürfte ich nicht das erste Wort, das ich hier zu Ihnen rede, seinem Gedächtnis widmen. Man pflegt bei Beurteilung des Wesens eines Mannes daraus Wert zu legen, ob er Freunde hotte. Nun, legen Sie diesen Maßstab an, so ist Dr. Tröndlins gutes Andenken gesichert. Er besaß viele Freunde, schwerlich einen Feind! Entwaffneten seine Tüchtigkeit, seine Pflichttreue die Gegner, so gewannen ihm seine Geradheit, seine Anspruchslosigkeit die Herzen. Lassen Sie uns ihm heule einen Dankes- und Freundschaffsgruß aus dem Wege, von dem cs keine Rückkehr gibt, nachsenden. Sein Erbe anzutreten, haben die städtischen Kollegien den zeitherigen Bürgermeister, Herrn Dr. Dittrich berufen. Was sie von dem neuen Manne halten und er warten, das zeigt das Stimmenverhältnis bei seiner Wahl. Un geachtet des so verschiedenen Standpunktes der Wähler hat sich eine der Einstimmigkeit nahe Stimmenmehrheit auf seine Person vereinigt. Ich habe diese Wahl ohne Zögern, ich habe sie aern bestätigt. Seit 2 Jahren hier, zuvor 5 Jahre hindurch in Pkauen habe ich Dr. Dittrichs Arbeiten zu beobachten Gelegenheit gehabt. Ich besitze da- der ein eigenes Urteil über ihn und kann nur sagen, daß er mir, so hoch ich die Aufgabe eines Oberbürgermeisters von Leipzig auch ein- schätze, als der rechte Mann für diese Stellung erscheint. Sie treten, mein Herr Oberbürgermeister, mit heute in ein nnt hoben Ehren aus gestattetes, dabei aber verantwortungs- und arbeitsreiches Amt ein. Wenn ich mich zu dem Standpunkte bekenne, daß der Mensch zu rech ter Lösung der Ausgaben seines Lebens auch einer anderen Kraft noch bedarf, als der, die ihm durch das eigene Können und den Beistand treuer Mitarbeiter gewährleistet wird, so kennen Sic den Wunsch, den ich Ihnen an erster Stelle auf den Weg mitgebc. Die Erfüllung eines »weiten Wunsches erbitte und erhoffe ich von Ihnen: Seien Sic alle zeit ein pflichttreuer Oberbürgermeister, ein Wahrer der Interessen Ihrer Stadt, dabei aber gerecht, menschenfreundlich und fürsorglich ge sinnt für alle, die sich Hilfe oder Rat beoehrend Ihnen naben werden, vor allem auch für die vielen, denen Sie nunmehr als Vorgesetzter aeyenüberstchcn. Daß Ihr Wille hieraus gerichtet ist. davon bin ich überzeugt, Sie haben es mir aber, eingedenk der Heiligkeit und des Ernstes eines Schwures auch eidlich anzugeloben. Hieraus leistete Herr Oberbürgermeister Dr. Dittrich den Eid und der Herr Kreisbauptmann vollzog die Verpflichtung des neu in sein Amt Eingewiesenen durch Handschlag. Im Namen des Ratskollegiums sprach dann der Senior desselben; die Ansprache des Stadttais Ludwig-Wolf batte folgenden Wortlaut: Hochverehrter Herr Oberbürgermeister! Werler Kollege und Freund! Es ist mir eine besondere Ehre und Freude, an dem Heuti. gen, für Sie so hochbedeutsamen Tage im Namen und Auftrage der lämtlichen Kollegen im Rate Ihnen die herzlichsten Glückwünsche der selben übermitteln und zu Ihnen sprechen zu dürfen. Seit 9 Jahren sind Sie der Unsere. In diesen 9 Jahren ge- meinsamer Arbeit hoben wir dreierlei an Ihnen schätzen gelernt: den Arbeiter, den Charakter, den Kollegen. Es ist eine alte Wahrheit, daß cs für den, der zur Leitung irgend einer Jache berufen ist, kein besseres Mittel gibt, sich die nötige Autorität zu sichern, als das eigene Beispiel. Nun wohl, hier an dieser Stelle und in dieser Stunde muß ich Ihnen im Namen der Kollegen bezeugen, daß Sie in dieser Zeit gemeinsamer Arbeit Tag für Tag Ihre volle Kraft oft bis zur Erschöpfung derselben eingesetzt haben für die Erfüllung der Pflichten Ihres Amtes. Sie haben dabei weder nach oben, noch nach unten, weder nach links, noch nach rechtS gesehen, sondern sind ohne Rücksicht auf Gunst oder Ungunst Ihrer Ueberzeugung gefolgt, wie cs einem aufrechten Mann und Charakter znkommt. Und dabei sind Sic uns Kollegen im Rate von Anfang an ein lieber und^zuverläsfiger Kollege gewesen. Wir haben an Ihnen er fahren, daß Sie ein offenes Wort, wie es unter Kollegen gesprochen werden soll, zu vertragen und zu schätzen wissen. Bei solcher Lage der Dinge hielten wir Kollegen im Rate es für eine Ehrenpflicht, bei der Wahl eines neuen Oberbürgermeisters für Ihre Person einzutrcten, und es ist uns eine besondere Freude und Genugtuung gewesen, unsere Beurteilung Ihrer Person von der großen Mehrheit der Herren Stadtverordneten geteilt zu sehen. Ich betrachte das als eine Gewähr dafür, daß wir bei dieser Wahl uns auf dem rechten Wege befunden haben. Es ist für eine Gemeinde ein nicht hoch genug zu bewertendes Glück, wenn sie in den verschiedenen Entwicklungsstadien, die sie durchläuft, stets den rechten Mann an ihrer Spitze findet Unserem Leipzig ist dieses Glück im Laufe des letzten Menschenalters bescbieden gewesen. Es hat an seiner Spitze zwei Männer gesehen, d,e beide, grundverschieden in ihrem Wesen, doch ein jeder der rechte Mann sür seine Zeit waren. Als unser Leipzig nach der Einigung unseres großen deutschen Vaterlandes den gewaltigsten Aufschwung nahm, den es jemals erlebt Hal, als es die ihm zu ena gewordene Haut sprengte und die umgeben den Gemeinden sich anschloß, da war die in sich geschlossene, mit den Verhältnissen emporgewacknenc Persönlichkeit Georgis wie geschaffen dazu, die einander bis dahin fremden Bestandteile mit fester Hand zu einem einheitlichen Ganzen zusammeuzufassen und zusammenzu schweißen. Aber mit dem Vollbringen dieser Tat war auch eine neue Ent- wicklungspcriode eingeleitet, die neue Anforderungen stellte. Die Kraft des einzelnen reichte nicht mehr hin, die großen Verhältnisse zu umspannen. Neben der Konzentration im Notwendigen bedurfte es der Dezentralisation im übrigen. Und da war es nun die gewin nende und konziliante Persönlichkeit unseres Tröndlin, welche die Einzelkräfte unserer Kollegen freizumachcn und doch wieder an sich zu fesseln und zu einheitlichem Wirken zu verbinden wußte. Schon seit Jahren, nicht erst seit heute oder gestern, zieht sür unsere Stadt eine neue Zeit herauf. Zu der Handelsstadt hat sich die Industriestadt gesellt: ihre Einwohnerzahl hat sie schon zur Welt stadt erhoben, ihr Betätigungsfeld ist von Tag zu Tag mehr der Weltmarkt geworden. Diese Verhältnisse gilt es jetzt ins Auge zu fassen und mit ge schickter Hand zu meistern, aber dabei doch wiederum nicht des Kleineren und der Kleinen zu vergessen, welche die Basis bilden, auf der erst das Große naturgemäß ruht und emporwächst. Damit sind Sie vor eine große aber auch unendlich schwere Aufgabe gestellt, bet der Sie der treuen Mitarbeit Ihrer Kollegen im Rate nicht ent behren können aber auch nicht entbehren sollen. Diese treue Mit arbeit verspreche ich Ihnen im Namen aller Kollegen! Wir werden fest und treu zu Ihnen stehen und Ihnen als unserem selbsterkorenen Führer treue Heeresfolgc leisten. Und so gehen Läe getrosten Mutes an Ihre Aufgabe heran! Gott schenke Ihnen die Kraft zu rüstigem Schaffen und sei mit Ihnen auf Ihrem ferneren Lebenswege! Im Anschluß an die Rede des ältesten RatSmitgliedeS begrüßte sodann der Ltasttverordnetenvorsteher Direktor Dr. Nothe das neue Stadtoberhaupt mit folgenden Worte«: Hochverehrter Herr Oberbürgermeister! Meine sehr geehrten Herren! An dem für untere Stadtgeschichte bedeutsamen Ereignis des heuti- gen Tages nehmen alle an der Verwaltung der Stadt Beteiligten, also auch das von mir vertretene Stadwerordneten-Kollogium, ja die ganze Bürgerschaft lebhaften Anteil. An einen Wechsel in der Person des ersten städtischen Beamten knüpfen sich in der Bürgerschast naturgemäß mancherlei Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen. So sehr sie im einzelnen auseinandergehen und schon deshalb nur teilweise sich er- füllen können, in einem Punkte treffen sie zusammen: daß die Zeit Ihrer Amtsführung für die Stadt eine Zeit gesunden Fortschrittes in ihrer Entwickelung sein möge. Die Entwickelung-der Großstädte hat sich in den letzten Dezennien unter dem kräftigen Schutze des Deutschen Reiches io schnell vollzogen, daß die großen Städte die Träger des wirtschaftlichen und sozialen Fortschrittes geworden sind. Schwierige Aufgaben sind daraus den Städten erwachsen, und sie sind vermehrt worden von Jahr zu Jahr durch Akte der staatlichen Gesetzgebung und durch die notwendig ge wordene Kommunalisierung vieler Betriebe. Sie alle verlangen die volle Arbeits- und Tatkraft eines Mannes, einen weiten und vor urteilslosen Blick, raschen Entschluß und Energie in der Durchführung. Im Vertrauen, daß Ihnen diese Eigenschaften verliehen sind, haben wir Sic gewählt. Wir erwarten, daß Sie das kostbare Kleinod unserer Städteversassung, unsere im Gesetz gewährleistete Selbstver waltung hüten und gegen jeden Versuch, auch in kleinen Dingen sie an- zulasten, sich wehren werden. Ihr Interesse bitten wir allen Teilen unserer Bevölkerung in gleichem Maße zuzuwenden, die Berufsarbeit unserer Bürger verständnisvoll zu fördern, wo die Verwaltung dies vermag, und neben Handel und Industrie, dem Handwerk und Ge werbe und jeder redlichen Arbeit auch das nichl zu vergessen, was uns das Leben wertvoll und kostbar macht — Kunst und Wissenschaft. Bei den hohen Anforderungen, die an die Steuerkraft der Bürger gerade in den letzten Jahren gestellt worden sind, und bei dem verhältnis mäßig schnellen Anwachsen unserer städtischen Schulden wird sich die Stadt hüten müssen, mit größeren eigenen Unternehmungen zu schnell vorwärts zu gehen und zwischen notwendigen und nur nützlichen Neuerungen zu unterscheiden haben. Alles in allem, es wird an Schwierigkeiten, aber auch an neuen interessanten Aufgaben und nützlichen Fortschritten nicht fehlen, und cs wird Ihnen hinreichend Gelegenheit geboten sein, Ihr erprobtes Verwaltungstalent zu zeigen. Wir haben Sie mit erheblicher Majo rität in das Amt gewählt, Ihnen damit unseren Dank und An- erkennung nir Ihre bisherige Tätigkeit ausgedrückt und Sie unseres ferneren Vertrauens versichert. Wir haben die Hoffnung und den Wunsch, daß es Ihnen beschicken sei, in voller Kraft und der Ihnen eigenen Arbeitsfrcudigkeit lange Ihres Amtes zu walten, zum Segen der Stadt. Damit begrüßen wir Sie beim Antritt Ihres neuen Amtes. Seinem Danke und seinen Gefühlen für die Stadt Leipzig gab hierauf Herr Oberbürgermeister Dr. Dittrich in einer längeren Rede Ausdruck, die zugleich das Programm enthielt, da« er seiner Wirksam keit zugrunde zu legen gedenkt. Die Rede des Oberbürgermeisters Dr. Dittrich hatte folgenden Wortlaut: Hochzuverehrcndcr Herr Kreist auptmann! Hochverehrte Herren! In dieser für mich so bedeutungsvollen Stunde ist eS auch mir Herzens bedürfnis. in dankbarer Verehrung des teuren Mannes zu gedenken, zu dessen Nachfolger Rat und Stadtverordneten-Kollegium mich be rufen haben, unseres Heimgegangenen Oberbürgermeisters Dr. Tröndlin. Was wir die Freude gehabt haben, ihm wiederholt Auge in Auge aussprechen zu können, was wir an seiner Bahre versichern durften, daß er der treuesten einer der Söhne unserer Stadt Leipzig war, er an seiner Vaterstadt hing mit allen Fasern seines Herzens, ihr seine Arbeit, ihr seine ganze Persönlichkeit Zeit seines Lebens gehörte, diese innige Verehrung wird lebendig bleiben in unseren Herzen, sein Andenken aber in hohen Ehren stehen, solange Dankbarkeit zählt zu den Vorzügen unserer Bürgerschaft. Hochzuverehrender Herr KreiShauptmann! Mil dem ehrerbietig- sten Danke sür die Bestätigung als Oberbürgermeister der Stadt Leipzig bitte ich zugleich für die liebenswürdigen Worte und die soeben zum Ausdruck gebrachten gütigen Wün'chc nir unsere Stadt wie für meine Person meinen herzlichsten Dank enlgegennehmcn zu wollen. In diesem Augenblicke steht beiondcrS lebhaft jene Stunde in meiner Erinnerung, da Sie mich als Oberbürgermeister der Stadt Plauen nach meiner Wahl aus Lebenszeit in Pflicht genommen haben. Ein gedenk jener Zeit in Plauen habe ich nur die eine Bitte, daß Sie, hoch- zuverehrender Herr Kreishauptmann, mir das Vertrauen erhalten, dessen ich mich während meiner damaligen Amlsführung allzeit erfreuen durfte und mit dem Sie mich auch hier stets ausgezeichnet haben, dann bin ich Aewiß, daß Sie auch in der Zukunst sür unsere Anliegen und unsere Sorgen stets ein offenes Ohr, eine hilfsbereite Hand haben werden, Sie unserer Stadt pic Fürsorge der Königlichen Slaaisregie- rung vermitteln werden, deren auch ein Gemeinwesen wie unsere Stadt Leipzig fortdauernd bedarf. An mir aber wird es sein, dieses Ver trauen durch die Tat zu rechtfertigen. Herzlichen Dank auch Ihnen, lieber Herr Kollege Ludwig-Wolf, und dem gesamten Ratskollegium sür die guten Wunsche, herzlichen Dank aber vor allem für den Ausdruck des Vertrauens sür Vergangen- heit und Zukunft. Sie wissen alle, meine verehrten Herren Kollegen, daß für mich die Grundlage einer mich selbst betriedigenden, der Stadl förderlichen Tätigkeit das Vertrauen des Ratskollcgiums vom ersten Tage meiner Amtstätigkeit ab gewesen ist und allzeit sein wird. Er halten Sie mir Ihr Vertrauen, dann wird es mit Gottes Hilfe ge lingen, in treuer Kollegialität den hohen Aufgaben gerecht zu werden, die der Rar der Stadt Leipzig zu erfüllen berufen ist. Sie aber, mein hochverehrter Herr Sladlvcrordnetcuoorsteher, bitte ich, mit dem herzlichen Danke für die liebenswürdige Begrüßung in dankbarer Erinnerung an das Vertrauen, das die verehrten Herren Mitglieder Ihres Kollegiums in mich gesetzt haben, die Versickerung entgegennehmen zu wollen, daß cs immer zu meinen vornehmsten Ausgaben gehören wird, dafür einzutrelen, daß Rat und Stadt verordnete unbeschadet der Wahrung der jedem Kollegium zustehenden Rechte in gegenseitigem Verständnis sich die Hand reichen zu gemein samer Arbeit für die Entwickelung unserer geliebten Stadl Leipzig. Ernste Pflicht wird es mir stets sein — das darf ich in dieser feier- licken Stunde versichern — dafür einzustehcn, daß die Selbständigkeit unserer Gemeindeverwaltung, wie sic das Gesetz uns jetzt ge währleistet, auch für die Zukunft unberührt erhalten bleibt. Und daran schließe ich die zuversichtliche Hoffnung, daß unter Ihrer Leitung auch in der Zukunst der Verkehr zwischen beiden Kollegien in den gleichen freundlichen Formen sich bewegen wird, die so viel zu einer gedeihlichen Erledigung der Geschäfte beitragen und dazu den persönlichen Verkehr zu einem so angenehmen gestalten, ja ich darf sagen, zur Freude machen. Von welcher Bedeutung für unsere Verwaltung unsere Beamten sind, daß wir nur dann die uns gestellten Aufgaben erfüllen können, wenn bewährte, arbeitsfreüdige Beamte in treuer Pflichterfüllung uns zur Seite stehen, das kann niemand klarer empfinden als ick, der ich 24 Jahre in der städtischen Verwaltung stehe und insbesondere hier mit den Fragen, die unsere Beamtenschaft betreffen, fortdauernd mich beschäftigt habe. Das Wohl unserer Beamten hat mir allezeit am Herzen gelegen und wird mir allezeit am Herzen liegen, ich werde aber auch — und da weiß ich mich eins mit unseren Beamten — be sorgt sein, daß die Ebre unserer Beamtenschaft allezeit untadelig do- steht. Es ist nicht unbekannt, daß cs mein Bestreben ist, auch für die Verwaltung die Errungenschaften des modernen Geichänsbctriebcs nutzbar zu machen, nur angängig ist. diesem Bestreben a „ .... _... dadurch auch an ihrem Teile wesentlich mit dazu beitragen, daß der Verkehr zwischen Bürgerschaft und Verwaltung sich zu einem solchen gestaltet, wie wir ihn gegenseitig wünschen in der Erkenntnis, daß Zweck der Verwaltung die Wohlfahrt der Bürgerschaft ist. Und dann möchte ich auch in dieser Stunde es aussprcchen, daß es mir Ehrenpflicht sein wird, die ausgezeichneten Beziehungen, deren sich der Rat bisher erfreut hat zu allen hiesigen Reichs- wie Staats behörden, zu Kirche und Schule, zu Universität und Garnison, zu Industrie, Handel und Gewerbe, zur Kunst und nicht zu vergessen zum deutschen Buchhandel und dem deutschen Buchgewerbe, nicht nur zu erhalten, sondern wenn möglich noch zu vertiefen. Und wenn ich mich nun äußern soll, nach welchen Gesichtspunkten ich die Geschäfte zu führen gedenke, so glaube ich, bedarf es der Ent- Wickelung eines besonderen Programms wohl nicht. Vor Ihnen liegen 9 Jahre der Arbeit in unserer Verwaltung, sie dürften genügen, um den Menschen wie den Verwaltungsbcamtcn innen und außen kennen zu lernen. Zudem sieben wir mitten in der Erledigung so vieler be deutungsvoller, für unsere Stadt wichtiger Aufgaben, daß wir für die nächste Zeit schon damit voll beschäftigt sein werden. Und daß wir stets auf dem Posten sein müssen, dafür sorgt schon die rastlos vor- wärts strebende Entwickelung unserer Stadt, sorgt Reich und Staat, sorgen die immer mehr in den Vordergrund tretenden sozialen wie hygienischen Ausgaben. Unsere Pflicht wird es sein müssen, vorsichtig wägend, onknüpfcnd an das Bestehende, sprunghaftes Vorgehen ver- meidend, weiterzuschreiten und dabei stets, gerade unter den jetzigen Verhältnissen, wo so vieles der Erledigung harrt, unS vor Augen zu halten, daß wir erst dann an neue Aufgaben herantreten können, wenn uns auch die Mittel zur Durchführung zur Verfügung stehen. Ist es schon sür den Staat nicht ohne schwere Bedenken, ohne Rück sicht auf die Mittel neue Pflichten zu übernehmen, so wird es geradezu zur Gefahr bei der Gemeinde, die doch nur einen eng begrenzten Teil der Bürgerschaft zu erheblichen Leistungen heranziebcn kann. Darum wird und muß cs in erster Linie uns obliegen, unserer Stadt stets gute Finanzen zu erhalten, und dazu gehört — wie ich dies als Feind allen Bureaukratismus stets angestrebt habe —, daß nur unsere Unter nehmungen nach kaufmännischen Grundsätzen leiten, auch kaufmän nischer Geist unsere Verwaltung erfüllt. Für das Notwendige muß stets Geld bereit sein, auch das Nützliche darf nicht außer acht gelassen werden, aber erst wenn dem Rechnung getragen, kann man sich mit dem Wünschenswerten beschäftigen. Das war meine Auffassung, als ich vor 15 Jahren die Verwaltung der Stadt Plauen übernahm, und sie bat sich mir im Lause der Jahre mehr und mehr ats berechtigt er wiesen. Bleibt man ihr treu, so wird man aus der einen Seite eine allzu große Inanspruchnahme der Leistungsfähigkeit der Bürgerschaft vermeiden und doch zur rechten Zeit Mittel zur Verfügung haben, um den hoben kulturellen Ausgaben, die einer Stadt von der Bedeutung Leipzigs obliegen, gereckt werden zu können. Daß mir das Wob! und Webe aller Kreise unserer Bürgerschaft am Herzen liegt, das. bosic ich. bedarf keiner besonderen Bekräftigung Ich wünsche mir nicht? sebnlicber, als daß ick auch an meinem Teil mit dazu beitragen könnte, den Widerstreit der Interessen zu mildern, in unserer Bürgerschaft das Bewußtsein der Zusammengebörigkcit zu fördern und zu festigen. Möchte uns allen dock immer vor Auaen stehen, daß wir Söhne eines Volkes sind, daß wir zusammenstcben müssen in gegenseitigem Vertrauen, wenn wir im wirtschaftlichen wie geistigen Leben die Stelle behaupten wollen, die unserer Stadt, die unserem Volke gebührt. Stets werde ich meinen Stolz darein letzen, daß unser Leipzig den Rus einer nationalaesinnten Stadt bebält, in unverbrüchlicher Treue siebt zu König und Vaterland, zu Kaiser und Reich. Leipzigs Woblsabrt. Leipzigs Ebre und Auleben, das Wohl unserer Bürgerschaft werden stets da? Ziel meiner Arbeit, dafür meine ganze Persönlichkeit einiusekcn, meine Pflicht sein. Daß dem Wollen das Vollbringen nicht seble, das walte Gott' Mit der Verlesung des Protokolls durch Herrn Stadtschreiber Dr Sieler schloß die eindrucksvolle Feier. die Ge'chäftsffihrung zu vereinfachen, soweit das Ich vertraue, daß unsere Herren Beamten mich in
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