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WlE NEen, Menlehn und dir Umgegenden. r— Imlsblult Inserate werden Mvntags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne I Nummern 10 Pf. Königliche Amtshauptmannschaft. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. die Jnvaliditäts- und Altersversicherung betreffend. Nachdem das Königliche Ministerium des Innern in Verfolg eines von dem Landesversicherungsamte befürworteten Antrages der Versickerunasanstalt kür di- ..... Altersversicherung beschlossen hat, unter demgemäßer Abänderung der in der General-Verordnung vom 5. September 1890 in Abschnitt l. No. 2 qetwffenen Beltimmuna mm i-m Weiteres mit AusanUvortung des Bedarfes an (Yuittuna-karten für die bezeichnete Versicherung an die zu Ausstellung dieses Karten zuständigen Stellen die unte?e Verwallmi^ zu beauftragen, wird Solches den mit der Ausstellung der Quittungskartcn betrauten Krankenkassenverwaltungen, Gemeindevorständen und Gu svorstebern des hiesigen Verwaltunasbeurk^ L»*' ' "" °°» j-tzl und z«,!z ,ch,.ftl!ch °d« nmndüch >,i-r d-V Meißen, am lO. November 1891. No. 92. Dienstag, den 17. November 1891. Bekanntmachung, die Jnvaliditäts- und Altersversicherung betreffend. Der Vorstand der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen hat beschlossen, die Versorgung der Rentenempfänger mit den zur Erhebung der Altersrente notbwendiaen chuittungsformnlaren, welche zeither denselben gleichzeitig mit dem Anerkcnnungsbescheide und Berechtigungsausweise in derjenigen Stückzahl welche für das Jahr der Rentenbe willigung gebraucht wird, zugestellt worden sind, künftig durch Vermittelung der Ortsbehörden (Bürgermeister, Gemeindevorstände und Gutsvorsteher) in der Weise zu bewirken daß den ob- gedachten Behörden kurz vor Schluß eines jeden Jahres nach der Zahl der in ihrem Bezirke wohnhaften Rentenempfänger mit entsprechendem Zuschläge der voraussichtliche Bedarf an Quit tungsformularen für das nächstfolgende Jahr zugestellt wird. Die Gemeindebehörden und Gutsvorsteher des hiesigen Verwaltungsbezirkes werden von dieser Vertheilungsart, welche übrigens nicht nur im Interesse der Rentenempfänger liegt sondern auch namentlich den Gemeindebehörden mit Rücksicht auf die Bestimmungen in § 35 des Neichsgesetzes vom 22. Juni 1889 wünschenswert!) sein muß, uni fortlaufend Kenntnis? m haben, von welchen Einwohnern ihres Bezirkes nnd in welcher Höhe Renten bezogen werden, mit dem Veranlassen in Kennlniß gesetzt, die Formulare an die betreffenden, entsprechend zu be nachrichtigenden Rentenempfänger nicht auf das ganze Jahr, sondern in kürzeren, nach Befinden monatlichen Zwischenräumen auszuhändigen bez. zur Verwendung zu bringen, wenn bei ihnen die behördliche Beglaubigung der Unterschrift und Bestätigung des Lebens von den Rentenempfängern zu Anfang eines jeden Monats beantragt wird. Ein etwa cintretender weiterer Bedarf an solchen Quittungsformularen würde von hier aus gedeckt werden können. Meißen, am II. November 1891. Königliche Amtshauptmannschaft. Erledigt hat sich die in Herzogswalde auf den 19. dss. Mts. 1 Uhr Nachmittags anberaumte Auktion. Wilsdruff, den 13. November 1891. Donnerstag, den 19. ds. Mts., Nachm. 6 Uhr, öffentliche Stadtgememderachssitzung. Wilsdruff, am 16. November 1891. Der Stadtgemein der ath. Brgmstr. Ger.-Vollz. Tagesgeschichte. Höherer Anordnung zufolge sind die Landräthe in Preußen augenblicklich damit beschäftigt, Erhebungen über alle Arbeits einstellungen zu machen, welche seit dein I. April d. I. statt gefunden haben und bei denen mindestens zehn gewerbliche Ar beiter betheiligt waren. Zweck dieser Maßnahme ist, ein Bild der Arbeitseinstellungen in der Industrie und im Handwerk zu gewinnen und insbesondere zu erfahren, in wie weit minder jährige Arbeiter dabei betheiligt gewesen sind und welchen Ein fluß dabei die Sozialdemokratie ausgeübt hat. In Zukunft soll von den Landräthen vom Ausbruch und Ende jeder größeren Arbeitseinstellung, sowie von wichtigeren Vorfällen während ihres Verlaufs umgehend Bericht erstattet, ferner fortan halb jährlich eine Uebersicht aller gewerblichen Arbeitseinstellungen eingereicht werden. Andeutungen, welche wir schon vor einigen Wochen in Be treff der beabsichtigten Einschränkung des Hausirhandels machten, finden jetzt in ihrem vollen Umfange Bestätigung. Es wird geplant, eine Reihe von Handelsartikeln, und zwar nicht nur Luxusartikel, sondern auch Tuche, wollene und baumwollene Stoffe, Leinen und Bettzeuge u. s. w., vom Gewerbebetrieb im Umherziehen auszuschließen. Es soll weiter das Anerbieten ge wisser gewerblicher Leistungen, wie Korbflechten, Scherenschleifen, weil mit ihnen leicht Bettelei verbunden werden kann, unter sagt und endlich die Bestimmungen verschärft werden, welche in der Gewerbeordnung an die Person des Hausirers geknüpft sind. Da zunächst erst noch Gutachten eingeholt werden, so ist nicht anzunehmcn, daß der Reichstag noch im Laufe der gegenwär tigen Session mit der Angelegenheit befaßt werden wird. Zum Bankenkrach schreibt die Kreuzztg.: „Wir müssen unsere Leser davor warnen, den Beruhigungsartikeln der Bör senpresse zu trauen. Wir empfehlen vielmehr, unter allen Um ständen sich von dem Vorhandensein der den Bankiers anver trauten Depots zu überzeugen, die Stücke an sich zu nehmen, und nur die Koupons im Depot zu lassen. Kein Bankier wird das übel nehmen, da alle genau wissen, wie berechtigt augenblicklich die äußerste Vorsicht ist!" Von den seit mehreren Tagen schon an der Berliner Börse kursirenden Gerüchten über weitere Bankbrüche ist wieder einer zur Wahrheit geworden, und zwar ist, wie bereits gemeldet, der Charlottenburger Bankier Ed. Maß nach Unterschlagung bedeutender Depots zahlungsunfähig geworden. Dieser Fall giebt der Erörterung der Börsenfrage seitens der öffentlichen Meinung neue Anregung. Die Berliner Bank krache haben auch den letzten unabhängigen Vertheidigern der Börsenfreiheit und den Indifferenten die Augen geöffnet. Von allen Seiten werden Vorschläge laut; während einerseits und zwar von der bedeutenden Mehrheit der unabhängigen Preßor gane die Staatsaufsicht über die Börse gewünscht wird, schlagen andere eine schärfere Börsensteuer vor; noch andere aber und unter diesen vorzugsweise die mit der Börse mehr oder weniger eng liirten Blätter find der Ansicht, daß gesetzliche Maßnahmen gegen Börse und Banken gar nichts helfen würden; das Pub likum müsse sich selber helfen. Wir sind der Ansicht, daß Selbsthilfe des Publikums allein ganz unmöglich Wandel schaffen konnte, und schon aus diesem Grunde halten wir gesetzgeberische Eingriffe für unbedingt geboten. Die hochpolitischen Kundgebungen, welche die letzten Tage in Gestalt der Ministerreden von Mailand und London gezeitigt haben, sind durch die Rede des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich beim Empfange der Delegationen am Mittwoch in bedeutsamer Weise ergänzt worden. Auch die Rede des österreichischen Monarchen, die er in Be antwortung der patriotischen Ansprachen der beiden Delegations präsidenten hielt, enthält gleich den Kundgebungen der Minister Marquis Rudini und Lord Salisbury Friedensklänge, aber dieselben sind unverkennbar in eine reservirte Form eingekleidet. Denn der Kaiser wies unmittelbar, nachdem er die auf allen Seiten verwaltenden friedlichen Bestrebungen hervorgehoben hatte, darauf hin, daß oieselben doch noch nicht vermocht hätten, die Gefahren der politischen Lage Europas zu beseitigen und die allgemeinen militärischen Rüstungen zum Stillstände zu bringen. Am Schluffe gab indessen der Monarch der Erwartung Aus druck, daß es doch noch gelingen werde, den europäischen Frieden zu erhalten und hiermit einem allgemeinen Bedürfnisse zu ent sprechen. Bemerkenswerth ist noch, daß der Kaiser bei dem sich an den Empfang der Delegationen anschließenden Cercle dem Abgeordneten Demel, welcher auf die hoffnungsvollen Friedens versicherungen in der kaiserlichen Rede hingewiesen hatte, er- wiederte, dieselben müßten mit größter Vorsicht ausgenommen werden, da sie zunächst auf Erwartungen beruhten, deren Ver wirklichung im höchsten Grade wünschenswerth fei. Den alt- czechischen Delegirten Pollak und Dostal gegenüber betonte der Kaiser entschieden die Nothwendigkeit der Durchführung der Versöhnungsidee in Böhmen, hierbei auf das Phrasengeklingel der jungczechischen Opposition hinweisend. Zum liberalen De legirten Ruß endlich, welcher mit auf der interparlamentarischen Konferenz in Rom zugegen gewesen war, bemerkte der Monarch, auf solchem Wege lasse sich die Sicherung des Friedens nicht erreichen. Am politischen Himmel Frankreichs wetterleuchtet es, als Vorbote des herrannahenden Sturmes gegen das Ministerium Freyciuet-Constans. Ein sicheres Anzeichen dafür, das dasselbe längst nicht mehr auf festem parlamentarischen Boden steht, be deutet der Vorgang in der Dienstagssitzung der Deputirten- kammer, indem letztere dein Finanzminister Rouvier mit nur 32 Stimmen Mehrheit das verlangte Vertrauensvotum bewilligte. Außerdem gehen Gerüchte über ernste Differenzen zwischen dem Kabinetschef Freycinet und Constans, dem Minister des Innern, um. Ersterer soll eine Verständigung der Regierung mit den Radikalen wünschen, letzterer aber will, daß die Regierung gegen Radikale, Konservative und Boulangisten energisch Front mache. Es liegt auf der Hand, daß das Kabinet Freycinet mit einem solchen inneren Zwiespalt seinen Gegnern nur in die Hände arbeiten würde. Der „Vossischen Zeitung" meldet man London: Nach einer Drahtmeldung aus Moskau wurde dort eine weitver zweigte politische Verschwörung entdeckt. Vorige Woche wurden etwa 69 Personen, darunter Adelige und Schriftsteller, sowie Leute aus dem besseren Mittelstände verhaftet. Dieselben sind 'der Betheiligung an einer geheimen Verbindung beschuldigt, welche die Gründung einer politischen Partei bezweckte, um für die Herstellung einer alle Klassen der Gesellschaft vertretenden Territorialversammlung, wie solcke unter der Herrschaft des ersten Zaren bestand und „Zewski Sabor" genannt wurde, zu agitiren. Die Noth in Rußland. Die Holzflößer, welche neuerdings in Westpreußen von Rußland eingetroffen sind, geben grausige Schilderungen der wachsenden Noth, die sich immer'mehr nach Westen'vorschiebt. Zu Tausenden wandern die Leute aus, so daß auch im Westgebiete die Vorräthe schnell aufgezehrt werden. Alle reichen Leute verlassen die Nothstands gebiete; mit den Trümmern ihrer Habe suchen auch kleinere Leute im Westgebiete sich eine neue Existenz zu schaffen. Von den bewilligten Mitteln ist bisher wenig an die Nothleidenden vertheilt worden. Mit dem Umsichgreifen der Hungersnoth treten auch die Folgeerscheinungen, besonders der Typhus, in immer bedenklicherer Weise hervor. Die Unmöglichkeit, die Zu stände zu vertuschen, muß offenkundig sein, da den russischen Blättern gestattet wird, wahrhaft erschreckende Berichte zu ver öffentlichen. So bringen die „Nowisti" ein Telegramm deö Arztes Dr. W. Michnqwitsch aus Kasan, in welchem derselbe