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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.07.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080711012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908071101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908071101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-07
- Tag 1908-07-11
-
Monat
1908-07
-
Jahr
1908
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Sairraww vaddrdeA - «mtliche»r«a40V1. Veilagagebülir bM. P. raaiaa» «tkl- PoS> »edühr. «eschUr4anpet^a an beoorzugler Stelle im »reil« erdiht. Rabatt na« L-rii Feste«eilt, «utkrLae U»na» »ich» »urstck. aejogra wardrn. Für da» ltricha«»«» an oaamimtrn Lagen u»d PlLgrn wir» ke,»a Garantie libarnommen. »wzetgen. «louahm« i Aa>aka«vl«tz 8, d« itwtliche» Filiale» u. allen L-noncen. *M»d«ti»n«> da» 3» »ad «utla nda». Filiale v«rN»> »ael raa«»e, Hrr»»,l. va,r. -ataa« Handlung, Lühmostrahe tll. lLelephon VI, Rr. EH. Haupt-Filiale vretdaa, Seestrahe 4, l (Lelevdoo 4S2V. Nr. 19». Sonnabend N. Juli 1908. 1V2. Jahrgang. Da» wichtigste. * In Leipzig fand gestern eine grobe Mittelstandsver sammlung statt. sS. d. bes. Art.) * Im Freiberger Bergwertsbezirk wurden Arbeiter, entlassungen angekündigt. (S. DtschS. R.) * Großadmiral v. Koester hat die Wahl zum Präsidenten des Flöt. tenvercinS angenommen. (S. d. bes. Art.) * Der französische Handelsminister stellte bei den Vertretungen Frankreichs im Auslande Erhebungen an über die Behandlung der französischen Geschäftsreisenden und der von diesen mitge führten Warenmuster. * Das englische Unterhaus soll am t. August in die Ferien gehen und am 12. Oktober wieder zusammentrctcn. * Dem Londoner .Daily Telegraph" zufolge soll eine Herab, setzung der Effektivstärke des englischen Heeres geplant sein. (S. Letzte Dep.) * In Täbris herrscht Hungersnot. Gegen das hungernde Volk wird mit Kartätschen operiert. (S. AuSl.) Atrnovitätrpolrtik. Ihr Mitarbeiter hatte vor einiger Zeit Gelegenheit, sich in einer französischen Provinzstadt auszuhalten und dort mit Persönlichkeiten ans den verschiedensten Ständen und Berufen zu plaudern. Unver. kennbar war es, daß trotz langjähriger Beziehungen eine gewisse miß trauische Verschlossenheit zutage trat, sobald sich das Gespräch, wie dies unvermeidlich war, auf das Thema der Politik wandte. Ebenso unver kennbar aber war die Tatsache, daß alle diese Männer einem Kriege von .Herzen abgeneigt waren und daß sie augenscheinlich die Empfindung der überwältigenden Majorität des französischen Volkes aussprachen. Es ist ja auch sehr natürlich, daß dem kaum anders sein kann. Kaum in einem anderen Lande der Welt läßt es sich so behaglich leben wie in Frankreich, und der Gedanke, „daß des Krieges raube Horden dieses stille Tal durchtoben", muß dem arbeitsamen, aber auch den Genuß liebenden und auf ein frühes Rcntierlebcn hinstrebcnden Franzosen völlig unerträglich sein. Gerade Frankreich bat in dem letzten Jahr- hundert durch Kriege so furchtbar gelitten, daß im Mittelstände der Ge danke, sich in einen neuen Krieg zu verstricken, nur die tiefste und wahlberechtigte Mneigung erweckt. Gewiß blickt die ältere Generation mit Webmut auf Elsaß-Lothringen, aber Wehmut ist nicht die Emp findung, die zu großen Taten begeistert; die jüngeren aber stehen diesen Erinnerungen doch skeptischer gegenüber, als dies mit einem mächtigen nationalen Aufschwung vereinbar ist. Und ein solcher Auf- schwung wäre nötig, um einen Krieg gegen Deutschland zu rechtfertigen oder zu entschuldigen. Die Franzosen wissen sehr genau, daß in unse- rem Heere noch immer rastlos gearbeitet wird, und daß der Kampf, den sie beginnen würden, ein Kampf um die nationale Existenz wäre. Wenn Frankreich und Deutschland noch einmal die Kräfte miteinander messen, so wird der Unterliegende so zur Ader gelassen werden, daß er für ein halbes Jahrhundert aus der internationalen Politik auSgeschaltet ist k» und mindestens fünf Jahrzehnte daran setzen muß, um die Wunden zu heilen, die der Krieg ihm geschlagen Hai. Ueber diese Notwendigkeit sind alle denkenden Franzosen sich klar, und die meisten von ihnen sind der Ansicht, daß der Einsatz das Spiel nicht wert ist. Sie fühlen ja deutlich heraus, daß die Germanisierung der verlorenen Provinzen vielleicht langsam aber doch sicher ihren Gang geht, und daß es viel leicht nicht minder schwer sein würde, sie innerlich zurückzuerobcrn, als sie dem Deutschen Reiche materiell zu entreißen. Tie Betrachtung des russischen Staates kann nicht zu kriegerischen Unternehmungen an regen; gewiß ist das russische Heer auch heute noch ein keineswegs verächtlicher Faktor, aber man darf Wohl annehmen, daß dieselben Ge brechen, die im japanischen Kriege zutage getreten sind, sich auch jetzt nicht verleugnen würden. Was Englands Unterstützung onbetrifft, so wäre diese natürlich hon höchstem Wert, indessen sind die Franzosen sich doch darüber klar, daß England zwar Deutschland schwächen, aber nicht Frankreich kräftigen will. Trotz alledem ist es nicht zu leugnen, daß die französische Politik der Natur der Sache nach geeignet ist, zu einem Kriege zu führen. In Frankreich regiert bekanntlich nicht die Majorität, wie man nach der politischen Konstitution des Landes annehmen müßte, sondern eine kleine Minorität. Das war seit der großen Revolution von jeher so. Die Be- wegungen, di« die ganze Nation mitrissen, gingen von kleinen Gruppen und Grüppchen wildgewordener Spießbürger aus. Diesmal scheint die französische Politik von anderen, aber nicht minder gefährlichen Kräften bestimmt zu werden. Es macht den Eindruck, als ob «in kleiner Klüngel von Finanzmännern, Politikern, Journalisten und Offizieren die Ge schäfte des Landes in einer Tendenz leitet, die früher oder später zu ernsten Konseauenzen führen kann. Alle Versicherungen deS Ministers des Auswärtigen, daß Frankreich nicht beabsichtige, ein Protektorat über Marokko her-ustellen, sind immer, kurze Zeit, nachdem sie abgegeben waren, von den Tatsachen Lügen gestraft worden. Auch jetzt treten wie der ganz bestimmte Nachrichten aus Marokko auf, die der Behauptung, es befände sich zurzeit kein französischer Soldat mehr in Tlzemur, schroff gegenüberstehen. Die Regierung hat zwar den General d'Amade desavouiert, aber wenn nicht seine Abberufung erfolgt, so wird dieses Tesaveu nicht ernst genommen werden können. Ein zweiter Schritt des schneidigen Generals könnte einen Weltkrieg entzünden und eine Re gierung, die sich ihrer Pflichten bewußt ist, spielt nicht so ungeniert mit dem Feuer. ES gibt js auch noch andere Generale in Frankreich, die vielleicht mit der gleichen militärischen Tüchtigkeit ein zuverlässigere» Temperament verbinden. Wird der General nicht äbbernsen, wie mich , der Sozialistenführer Jaures es gefordert hat, so bleibt das Mißtrauen bestehen, daß die Regierung ein« abgekartete Komödi« mit ihm spielt und daß eine gewissenlose Minorilät der Majorität des französischen Volkes ihr Joch auferlegt. Auch im Jahre 1870 war das französische Volk srieo- liebend und doch kam es zu einer Abrechnung, deren Folgen noch heute aus Europa lasten. .Hoffentlich ermannt sich die französische Nation dazu, ihre Gesinnung unzweideutig znm Ausdruck zu bringen Gvoha-nisvnl von Atoester. Tic Unentschiedenheit über die Führung der Präsidialgeschäste des Deutschen Flottenvereins bac ein Ende. Großadmiral von Koester hat die Wahl angenommen. Tas Präsidium des Vereins erläßt folgendes Schreiben: „Ten vcrchrlicbcn Verbänden und den Herren persönlichen Mit- gliedern des Geiamtoorstandes beehrt sich das Präsidium ganz er- gcbenst mitzuteilen, daß Herr Großadmiral v. Koester die Annahme der Wahl zum Präsidenten des Deutschen Floltenvereins ausge sprochen und die Geschäfte übernommen hat. — Dos Präsidium er- klärt bei diesem Anlaß, daß es selbstverständlich die volle Unab hängigkeit des Vereins nach jeder Richtung zu wahren ent schlossen ist. Ebenso selbstverständlich wird es sich streng an die Satzungen des Vereins halten. Als Richtschnur für sein Vorgehen wird es die auf der Danziger Tagung mit überwiegender Mehrheit gefaßte Resolution ansehen und es fordert die pp. Verbände auf, mit allen Mitteln daran zu arbeiten, unserem großen nationalen Vereine die in den Kämpfen der letzten Monate erschütterte Einigkeit wieder- zugeben und alle in ihm schlummernden Kräfte nur der einen großen Aufgabe, dem Werben und Eintreten für die Verstärkung unserer Flotte, zu widmen. Das Präsidium. Im Auftrage der geschäfts führende Vorsitzende, gcz. Weber, Konteradmiral a. D." Herr von Koester übernimmt die Leitung des Vereins in einer überaus schwierigen Situation, die dadurch nicht leichter wird, datz der Großadmiral, dessen überaus gute Beziehungen zu den leitenden Männern des Rcichsmarincamtes und noch höher hinauf allgemein bekannt sind, großen Kreisen des Vereins als amtlicher Kandidat er scheint und ichon damit genügend gemarkt sein wird. Das ist zweifel los ein ungünstiger Umstand, den zu überwinden der neue Präsident olle Kräfte anspannen muß. Man ist heute schwerlich in der Lage, dem Wirken des neuen Präsidenten im Flottenverein allen Erfolg abzu sprechen, wie es schwer fällt, eine ruhige und gedeihliche Entwicklung vorher zusagen, denn der Karren ist ar- verfahren Herr von Koester bietet in seiner Person ganz gewiß io große Vorzüge für den Posten, wie sie kaum in einem andern deutschen Manne vereint sind. Er ist einer, der wenigen letzten Flottenoffiziere von 1870, er ist, aus bürger lichem Blut, zum ersten Großadmiral Deutschlands emporgcrückt, er ist bekannt als ein überaus sympathischer, ruhiger und energischer Mann. Nur darüber tobt der Streit, in welcher Richtung sich seine Energie entfalten wird. .Hier stoßen die Meinungen zu heftig auf einander, als daß schon von der nächsten Zeit eine Klärung der Ver hältnisse zu erwarten ist, vielmehr muß es der Geschicklichkeit und der Zeit überlassen bleiben, hier ausgleichend zu wirken. Wenn es dem Großadmiral, wie zu hoffen steht, gelingen sollte, die Hastenden Gegensätze zu überbrücken und in dem Deutschen Flotten verein die so dringend notwendige aufklärende und anspornende Volks organisation zu schaffen, die weder dem einfachen Bürger als Appendix einer Neicbsbebörde verdächtig, noch der deutschen Politik durch Rück sichtslosigkeit schädlich wird, so wird Herr von Koester sich den Dank Deutschlands zum zweiten Male in seinem Leben verdient haben und vielleicht in nicht geringerem Maße als durch sein Wirken im aktiven Flottendienst. Wir lassen einige Mrsonalangaben über den neuen Präsidenten folgen: .Hans Ludwig Raimund von Koester, Exz., Großadmiral, M. d. H., wurde am 20. April 1841 zu Schwerin, Großherzogtum Mecklen burg, geboren fverbeiratct seit 20. Oktober 1875 mit Elisabeth, geb. Schroeter), trat 1859 als Kadett in die preußische Marine ein und wurde 1804 Leutnant zur See. Bis zu seiner Ernennung zum Korvettenkapi tän 1875, war er fast dauernd vornehmlich auf Schulschiffen eingeschifft, war später Ebei des Stabes der Admiralität und dann Oberwerftdirek tor in Kiel. 1809 znm Konteradmiral befördert, wurde er Direktor im Reichsmarineamt in Berlin. Im Herbst 1893 erhielt er das Kommando des Manövergeschwaders und 1890 die Leitung der Marinestation der Ostsee. 1899 wurde er zum Generalinspckteur der Marin: ernannt und leitete als solcher in jedem Herbst die Flotten manöver. Am 1. Januar 1900 wurde ihm der erbliche Adel, im Herbst 1003 der Schwarze Adlerorden verlieben. 1903 wurde er Ehes der neugebildeten aktiven Scblachtflotte. 1905 wurde er zum Großadmiral und in das preußische Herrenhaus berufen, 1900 nahm er seinen dlbschied. In losem Zusammenhänge mit der Nebernabme der Präsidial- geschäfte durch Herrn v. Koester steht folgende Meldung: * Stuttgart, 10. Juli. lPrivattelegramm.) In der Versammlung des Württembergischen Landesverbandes des Deutschen Flottenvereins, die, wie mitgeteilt, den Erbprinzen Hobenlohe-Langenburg zum Vor sitzenden gewählt hat, betonte Geheimer Kommerzienrat v. Piloum, der Landesverband sei stets bestrebt gewesen, die M i t t e l l i n i c einzuhal ten. Man habe ohne Rücksicht aus die Person das zu fördern gesucht, was für die Mackstentfaltung des Reiches für notwendig und nützlich an gesehen wurde. Er hoffe, daß Großadmiral v. Koester die Wahl zum Präsidenten des Deutschen Flottenvereins annebmen werde. Eine An regung aus der Mitte der Versammlung, dem Fürsten Salm eine Snm- pathiedepcsche zu schicken, fand gar keine Unterstützung. Die Verwendbarkeit der Motor- lnftschiffer ini tand- nnd Seekrieg. sNach einer Unterredung mit Major Groß, dem Kommandeur des deutschen Luftschiffer-Bataillons.) I. Die jüngsten Erfolge des Grasen Zeppelin mit seinem neuen Motor- Luftschiff Haven ungeheure Begeisterung in Deutschland und wohl auch Beunruhigung im Ausland hervorgcrufen, scheinen diese Erfolge doch ganz neue Perspektiven für die Führung künftiger Kriege zu eröffnen. In einer Unterredung, die mir der Kommandant des Luftschiffer- Bataillons des deutschen Heeres, Major Groß, gewährte, hatte dieser die Güte, mir auf einige Fragen zu antworten, die die Anwendbarkeit des Motor-Luftschiffes «m Land- und Seekrieg und die für absehbare Zeit von dem Motor-Luftschiff zu erwartende Entwicklung betreffen. Ich lasse nachstehend Frage und Antwort im Wechselspiel folgen, um die Un mittelbarkeit des Eindrucks der Antworten auf meine Fragen nicht ab zuschwächen. Frage 1: Wird das Motor-Luftschiff nur für den Aufklärungsdienst in Betracht kommen, oder kann cs auch für den Angriff verwandt werden und nur im Landkrieg, oder auch im Seekrieg? Major Groß: Wir sind der Ueberzeugung, daß das Motor-Lust- schiff vorläufig in erster Linie für den Aufklärungs- und Erkundigungs dienst in Betracht kommt, in zweiter Linie erst für den Angriff, um Sprengstoffe abzuwerfen. Speziell die Franzosen haben allerdings beim Bau ihrer Motor-Luftschiffc von vornherein die Verwendung von Sprengstoffen vorgesehen und auch dahingehende Versuche in der Nähe von Toul bereits eingestellt, die nach Zeitungsnachrichten gute Resultate ergeben haben sollen. Sic haben Sprengbüchsen auf Batterien obgc- worfen. Wenn es sich um sehr große Ziele handelt, große Truppcnvcr- sammlungcn, ganze Forts und große Panzerschiffe, so glaube ich nicht, daß cs große Schwierigkeiten machen wird, diese Ziele vom Luftschiff aus zu treffen. Bei einzelnen Batterien scheint mir das schon unwahr scheinlicher, wenn auch die Möglichkeit besteht, durch entsprechendes Manövrieren mit seinen Maschinen sich über diesem Punkt feststehend zu erhalten. Das, was ein Luftschiff an Sprengstoff abwerfen kann, wird aber voraussichtlich 2—300 Kilogramm im ganzen kaum über steigen; ich glaube nicht, daß sich ein modernes Panzerschiff dadurch ohne weiteres außer Gefecht setzen läßt. Auch eine schwere Panzer granate, wie sic zur Beschießung der Schlachtschiffe verwandt wird, ent hält große Mengen Sprengstoff, ohne daß ein einzelner Treffer das Schiff immer gleich außer Gefecht setzt. Dazu kommt, daß die Treff sicherheit vom Luftschiff aus zweifellos viel geringer ist als vom Land oder vom Seeschiff ans. Außerdem werden die Schiffe sich sehr bald gegen derartige Angriffe durch Motor-Luftschisse dadurch zu wehren: wissen, daß sie ihr Deck stärker schützen und Geschütze auf Teck ausstellen. mit denen nach allen Richtungen bin gefeuert werden kann. Die An schauung, daß man ganze Flotten mit Hilfe einer Luftschiff-Flottille wird zerstören können, ist jedenfalls Phantasie, die zunächst nicht berechtigt ist. So wird es mehr ein „moralischer Erfolg" sein, den man mit den Motor-Luftschisfcn im Krieg durch Mwcrfen von Sprengstoffen erzielt, durch das unheimliche Gefühl, das den Angegriffenen anfangs beschleichen wird, von einem Gegner in der Luft angegriffen zu werden, gegen den er unter Umständen sich nicht wehren kann. Aber das wird sich bald verlieren, wenn man gesehen hat, daß dieser Gegner vielleicht gar nicht so furchtbar ist, wie man ursprünglich annahm. Vorläufig können die Motor-Lustschisfe aller Systeme sich noch gar nicht auf See weit hinaus wagen, solange ihr Aktionsradius so klein ist — die größte bisherige Leistung waren doch nur erst 350 Kilometer — und solange sie nicht ab solut auch bei starkem Winde betriebssicher sind, was bisher noch von keinem einwandssrei nachgewiesen ist. Aber auch, wenn diese Betriebs sicherheit eingetretcn ist, sind Anschauungen, wie die neuerdings in der englischen Presse geäußerten, daß England durch den Fortschritt der Motor-Luftschisse bereits ausgehört habe, e>'ne Insel zu sein, weit über- trieben und absolute Zukunftsmusik. In viel näherer Zukunft liegt die Möglichkeit, mit einer Lustschiff-Flottille eine Schleife über See zu fahren, nm ein Blockadcgeschwader anzugreiscn. Jedenfalls wird das Motor lustschiff vorerst im Landkrieg zur praktischen Anwendung kommen. Frage 2: Verweist die verschiedenartige Konstruktion der drei in Deutschland zur Geltung gekommenen Motor-Luftschiffsysteme, des starren, Halbstarren und unstarren, diese auf verschiedene Gebiete der praktischen Verwendung im Krieg und auf welche? Major Groß: In Frankreich wurde frühzeitig schon durch Renard und gegenwärtig durch Jlliot^ den Ingenieur der Gebrüder Lebaudy. der halbstarrc Motor-Lufschifftvp weiter entwickelt. In Deutschland da- gegen wurden von vornherein fast gleichzeitig drei Systeme in Angriff genommen. Graf Zeppelin hat seit 1900 an seinem Luftschiff gearbeitet und auch Major von Parseval arbeitet seit ungefähr 5 oder 6 Jahren an dem seinigen. Die deutsche Militärbehörde^ stellte sich damals zu den Versuchen vorläufig noch abwartend, nicht aus irgendwelchen per- sönlichen Motiven, wie vielfach behauptet wurde, sondern aus rein sach lichen Gründen, weil die Schisse damals noch keine Gewähr boten, daß sie sich in kurzer Zeit kriegsfähig entwickeln lassen werden. Als die deutsche Militärbehörde 1906 dem Gedanken näher trat, auch das Motor- Luftschiff für den Kriegsdienst zu verwerten, beschloß sie, das von den Franzosen bereits erprobte und bewährte Halbstarre System zunächst selbst weiter zu entwickeln, um möglichst schnell den Vorsprung Frank reichs einzuholen. 'Daß zwischen dem preußischen Kriegsministerium und den Vertretern der einzelnen Systeme Gegensätze vorhanden seien und daß die Regierung versucht habe, das eine auf Kosten der anderen zu fördern, oder gar das eine oder andere System zu unterdrücken, ist einfach unwahr. Das preußische Kriegsministerium steht auf dem Standpunkt, daß jeder das System entwickeln soll, das er für das aus- sichtsreichstc hält, und es wird dann seinerzeit entweder alle drei ver wenden oder das für ihre Zwecke unbrauchbare ausscheiden. Das ist der klare und gesunde Standpunkt der preußischen Heeresverwaltung und aller kompetenten Stellen in der Motor-Luftschiff-Angelegenheit! Von einer Mißgunst des Kriegsministeriums oder von anderer Seite gegenüber dem Grafen Zeppelin oder dem Major von Parseval kann keine Diebe sein. Dafür spricht doch wohl am besten der Umstand, daß die Regierung den Grafen Zeppelin reiche Mittel zur Verfügung gestellt hat, um es ihm zu ermöglichen, sein neues Luftschiff zu bauen. Dadurch aller, daß Deutschland von vornherein alle drei üoerhaupt in Betracht kommenden Motor-Luftschiffsysteme gleichzeitig entwickelte, be- sitzt es zweifellos vorläufig einen großen Vorsprung gegenüber den an deren Ländern, die sich auf die Entwicklung nur eines einzelnen Systems beschränkt haben. Denn die drei verschiedenen Systeme, die wir augen blicklich in Deutschland verfolgen, weisen aus verschiedene Typen hin und das Luftschiff wird dereinst in feiner praktischen Verwertung im Krieg zweifellos in verschiedenen Typen zur Verwendung kommen, geradeso wie wir in der Marine verschiedene Schiffslypen haben. Tie Linien schiffe mit ihrem riesigen Aktionsradius, ihrer ungeheuren Panzerung und ihren rjxsigen Geschützen für das eigentliche Gefecht, die Kreuzer für den Aufklärungsdienst und für die Unterstützung des Gefechts, und die Torpedos für besondere Angriffszweckc. Wenn wir später an den Bau einer Lustschifflottille gehen, so werden sich die Verhältnisse zweifellos ganz ähnlich gestalten, denn es wird nicht möglich und nicht rationell sein, mit einem Typ alle in Be- tracht kommenden Ausgaben erfüllen zu wollen. Im Festungskrieg kom- men Aufgaben in Betracht, für die Niescnsahrzeugc wie das Zeppclinsche wenig geeignet sind. Hier werden möglichst kleine Luftschiffe verwandt werden müssen, die leicht zu handhaben und zu bergen sind, vom Feind nicht leicht getroffen werden und die auch nur einen kleinen Aktions radius brauchen. Ich würde glauben, daß hier ähnliche Luftschiffe zur Verwendung kommen werden wie das des Majors von Parseval, bas einen Gasinhalt von nur ungefähr 3000 Kubikmeter hat. Das Zeppe- linsche System mit 15000 Kubikmeter Inhalt kann nur das Luftschiff für ganz große strategische Aufgaben sein, für Fahrten über ganze Län der, zu Aufklärungszwecken und um die Mobilmachung des Feindes kennen zu lernen und event. auch zu stören. Tas in der Mitte liegende balbstarre System unseres MilitärlustschisscS, das einen ungefähren Gasinhalt von 4500 Kubikmeter besitzt, hat gleichzeitig Ausgaben bes Feld- und Festungsdienstes, es würde mit seinen Ausgaben ungefähr in der Mitte der beiden anderen liegen, gegebensalls aber auch für strate gische Aufgaben, wenn auch in bescheideneren Grenzen, als das Zeppe- linsche Luftschiff, ausrcichen. Wir erwarten von unserem System, baß es bei weiterer Vervollkommnung auch größeren Ausgaben gewachsen sein wirb. Natürlich wird das Deutsche Reich nicht planlos darauf los bauen, es wird vielmehr nur dann alle drei Systeme akzeptieren, wenn
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