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rc L8W No. 2» Lonnabenv, den 7. März HUS. t's touor ine Afrika. Eine Meldung der „Agenzia Stefani* auSMaffauah besagt Folgendes: Die Italiener griffen die Echoaner am ersten März in drei Kolonnen an. Die rechte unter General Albcrtone traf die ganze ichoanische Armee bei Abbacarima, mußte sich aber unter Beistand der Centrumskvlonne zurückziehen. Die Schoaner umgingen die Italiener rechts und links. Der Rück» zug der gesammten italienischen Macht fand bis hinter Bclesa statt. Infolge der Terrainschwierigkeiten ging die gesammte Gebirgsartillerie verloren. Die Verluste sind bisher noch un bekannt. Anstatt daß es den Italienern gelungen wäre, ihre Mißerfolge von Ambaalodschi und Makalle durch einen ent scheidenden Sieg endlich auszuwetzen, müssen sie eine neue und dazu schwere Niederlage verzeichnen, die in ihren Folgen mög- licherweise die gesammten Kolonialerwerbungen Italiens in Afrika fraglich macht. Ob unter solchen Umständen die vorige Woche von Neapel nach Massauah abgegangenen abermaligen Ver stärkungen, bei denen sich auch General Baldissera, der neue Oberbefehlshaber der italienischen Truppen in Afrika, befindet, genügen werden, die Niederlage der Italiener bei Abbacarima folgenlos zu machen, ist recht zweifelhaft. Der spanisch-nor-amerikanische Conflikt. Die cubanische Frage hat plötzlich eine Wendung genommen, welche die Gefahr eine« kriegerischen Zusammenstoßes zwischen Spanien und Nordamerika wegen Cuba als naheliegend erscheinen läßt. Nachdem sich bereits der amerikanische Senat mit er drückender Mehrheit zu Gunsten der Anerkennung der cubanischen Insurgenten als kriegsführende Macht erklärt hatte, ist nun auch vom Repräsentantenhause der gleiche Beschluß gefaßt worden, es liegt also ein Schritt des amerikanischen Kongresses vor, welcher mit einem Male die hochbedenkliche internationale Seite der cubanischen Angelegenheiten vor Augen führt. Sollte Prä sident Cleveland diesen Congrcßbeschluß bestätigen, so würde der selbe mindestens den Abbruch der dlplimatischen Beziehungen zwischen Spanien und der nordam-rikanischen Union zur Folge haben, dann aber wäre bei der gespannten Lage der gesammten Verhältnisse eine kriegerische Erweiterung des entstandenen Con- fl'ktes nicht unmöglich. In den Washingtoner Regierungskreisen Würdigt man denn auch die gefährliche Tragweite des Aner- kennungsvotums des Congresses und bemüht sich, tüchtig Wasser in den schäumenden Wein der Chauvinisten des Senats und des Repräsentantenhauses zu gießen. Sollte jedoch die öffent liche Meinung in der Union die Haltung des Congresses in der cubanischen Frage billigen, so würden Mr. Cleveland und seine Minister wohl schwerlich im Stande sein, der Bewegung im Lande und Parlamente zu Gunsten der Rebellensache auf Cuba erfolgreich zu widerstehen. In Spanien selbst hat die Kunde der zuerst im Washing toner Senate ausgesprochenen Anerkennung der cubanischen In surgenten einen wahren Entrüstungssturm gegen die Union be wirkt und zugleich eine tiefgreifende patriotische Bewegung in allen Volkskreisen hervorgerufen. Der spanische Nationolstolz fühlt sich durch die neueste herausfordernde Einmischung der Jankers in die cubanischen Angelegenheiten tief gekränkt und unter dem Eindrücke dieser Empfindung ist es einerseits zu feind seligen Volkskundgebungen vor der amerikanischen Gesandtschaft in Madrid und vor den amerikanischen Konsulaten in Barcelona u. s. w. gekommen, während anderseits die spanische Regierung, unterstützt von der in der Nation herrschenden Erregung, schon verschiedene Maßnahmen zur Wahrung der Rechte, Interessen und Würde Spaniens in Westindien ergriffen hat. An der "sten Entschlossenheit der Spanier, ihre Stellung auf Cuba nicht nur gegenüber den Insurgenten, sondern auch gegenüber bim amerikanischen Nachbar bis zum Aeußcrsten zu vertheidigen, ist nicht zu zweifeln, wenn Cuba für das „Land der Kastanien" verloren ginge, so würde dies einen nicht wieder zu neutralist- renden Schlag für das spanische Ansehen bedeuten, Spanien wüßte dann seine ehrgeizigen Pläne, als siebente europäische Großmacht anerkannt und behandelt zu sehen, für immer ab stecken. Ob aber Spanien auch wirklich in Stande sein würde, Cuba nötigenfalls durch einen Krieg mit Nordamerika zu be haupten, das bliebe freilich noch sehr dahinzustellen, Spanien ist in jeder Beziehung offenbar der weit schwächere von beiden Theilen, es könnte sich in einem Kampfe mit „Onkel Sam* sehr leicht verbluten. Zunächst muß allerdings noch abgewartct werden, ob und inwieweit sich der entstandene spanisch-nordamerikanische Conflikt zuspitzen wird. Vorläufig hat die spanische Regierung der amerikanischen wegen des Angriffes von Pöbelmassen auf das Konsulat in Barcelona volle Genugthung angeboten, auf welches Angebot man in Washington oermuthlich auch eingehen wird. Die weiter» Entwickelung des gesammten Zwischenfalles hängt wesentlich von dem Auftreten der beiderseitigen Regierungen ab; jedenfalls würde die spanische" Regierung gut thun, bei aller gezeigten Entschlossenheit auch Mäßigung und weise Vorsicht zu beachten, denn mit solchem Theaterdonner, wie ihn z. B. der in der spanischen Presse ongedrohte Korsarenkcieg gegen die ameri kanische Handelsmarine darstellt, dürfte sie ihrer Sache gerade keinen Dienst erweisen. Was die Gerüchte von geheimen Ver handlungen zwischen Spanien und Frankreich behufs einer diplo matischen Stellungnahme letzterer Macht zu Gunsten Spaniens im Cubostreit gubelangt, so sind sie einstweilen noch untrollirbar. Bekanntmachung, das Verzeichniß von Giftsarben im Zinne der Anlagen zur Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern zu Dresden vom 6. Februar 1895, den Handel mit Giften betr. Nachdem sich herausgestellt hat, daß in den betheiligten Kreisen des hiesigen Verwaltungsbezirks vielfach Unklarheit darüber herrscht, welche der im Handel befindlichen Farben zu den Giften im Sinne der Anlagen zur obenangezogencn Verordnung gehören, ist Seiten der beiden staatlich verpflichteten Apothekenrevisoren ein Verzeichniß der gebräuchlichsten Giftfarben unter Bezeichnung mit ihren Handelsnamen aufgestellt worden, was hierdurch unter dem Bemerken zur Kenntniß der Betheiligten gebracht wird, daß beregteS Verzeichniß zur Einsichtnahme an hiesiger Kanzleistelle bereit liegt. Meißen, am 28. Februar 1896. Vaterländisches. Wilsdruff. Oculi — die Augen, heißt der morgende Sonntag in der Passionszeit aus dem Spruche: Meine Augen sehen stets auf den Herrn. Wohl dem, bei dem die- wahr ist. Die Augen sind uns gewiß dazu gegeben, daß wirnicder- sehen und umhersehen, aber vor Allem, daß wir aufsehen sollen. Es ist ein groß Ding um die Augen. Wir brauchen sie täglich viele Stunden, vom Morgen an, wo wir sie aufthun, bis zum Abend, wo wir sie zuthun, ohne uns groß darüber Gedanken zu machen, wie wunderbar so ein Auge gebaut ist, gegen das die kunstvollste Maschine, von Menschenhand gemacht, Nichts ist. In den Augen liegt da« Herz. Sie sind der Spiegel der Seele. Das Gesicht kann Jemand leicht verstellen, die Äugen nur schwer, ein Blick verräth ihn. Sie sind die Fenster des Leibes, durch die man in den Menschen hineinschen, aus denen der Mensch heraussehen kann. Sic thuen uns die Herr lichkeit der Schöpfung auf. Wie köstlich, wenn man über Wald und Flur, über Berg und Thal, über Städte und Dörfer hin ausschaut und in den klaren blauen Himmel hineinblickt. Am schönsten aber ist's, in ein liebes treues Angesicht Aug in Aug zu tauchen! Ein blinder Mann — ein armer Mann! Die Augen sind sehr verschieden in Farbe, Größe, Form, aber auch im Sehen; scharf und schwach, kurz- und weitsichtig, ja bis weilen gar beides zugleich. Frau Müller hat scharfe Augen. Wohin sie kommt, thut sie nur einige Blicke und hat sofort erkannt, was an der Wirthschaft, an der Hausfrau, an den Kindern und Dienstboten sein sollte, und was nicht sein sollte. Daheim hat sie aber schwache Augen, was da ungehörig ist, merkt sie nicht, da ist, ihrer Meinung nach, Alles vollkommen. Wir haben ja freilich fast alle scharfe Augen für Anderer Schwächen, schwache Augen für unsere eigenen Fehler und Mängel. Die uralte Geschichte von dem Splitter in des Bruders Auge und dem Balken im eigenen Auge wiederholt sich immer wieder. Jst's nicht merkwürdig, daß Jemand an seinem Nächsten gerade den Fehler am ersten und deutlichsten erkennt, den er an sich selber hat? Man sollte doch eigentlich erwarten, daß Anderer Unarten ein Spiegel für uns sein sollten, darin wir erkennen möchten, wie schlecht solche uns stehen, und ausge streckte Finger, die auf uns weisen. Ucber einer HauSthür fand ich einst das sehr hübsche Sprüchlein geschrieben: Freund, steh auf dich und nicht auf mich, Und fehle ich, so bessre dich! Herr Schulze hat gute Augen. Er erkennt uns auf fünf hundert Schritt. Doch ist er kurzsichtig. Sparen, sparen! Dafür ist er in der Gemeinde. Die Hundert Mark zur Re paratur an dem und dem öffentlichen Gebäude können in diesem Jahre erhalten werden. Aber in drei, vier Jahren kostet der Bau tausend Mark. So hielt es das kleine Lieschen mit ihrem Strumpf. Am Donnerstag hat er ein kleines Loch. ,,Das hat nichts zu bedeuten!* „Zeit und Faden kann man ersparen.* ImtsbluU für die Rgl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Mlsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. rsm W! :ten M clis p i sein- td Durcl>! uleM», räe ro*- m dreks en 40 äiessD m NMes 86ii, s -ms cm äer^ Ms Mrd bei üatteo § 6U. s l Druck' urw ru>» eitsbreiik; rl. Dünxku kn, W' vk alle«! Riebulli, Königliche Amtshauptmannfchaft. V»» He Nrovilv^. Tagesgeschichte. Dies, sämmtlichen früheren ReichStagsmitglieder, welche nach dem Jahre 1871 in den Reichstag gewählt worden sind, werden imMamcn des^Reichstagspräsidenten gebeten, an der Jubi läumsfeier des Reichstages, welche am 21. d. M., Abends 6 Uhr, in der großen Halle des Reichstages stattfinden wird, theilzunehmen. Der Prinzregent von Bayern wird sich bei den Krönungsfeierlichkeiten.inMoskau durch seinen ältesten Sohn, den Prinzen Ludwig, vertreten lassen. Prinz Ludwig wird auf seiner Moskauer Reise von zwei Generälen, zwei Adjutanten und dem bayerischen Militärattache in Berlin begleitet sein. Kattowitz, 4. März. In der letzten Nacht brach auf der Gische's Erben gehörigen Grube „Kleophas* ein Brand aus. Bis Mittags 1 Uhr waren 31 Todte, darunter 2 Ober- häuer, heraufbefördert. Vermuthlich befinden sich weitere dreißig Mann noch in der Grube; nach Lage der Sache ist kaum an zunehmen, daß dieselben sich noch am Leben befinden. Ueber das Unglück werden folgende Einzelheiten bekannt. Die Nacht schicht war gestern Abend auf dem Reckeschacht 70 und auf dem Walterschacht 140 Mann stark eingefahren. Um die elfte Stunde Nachts machte sich ein brandiger Geruch bemerkbar. Im Frankenberg'S Schachte war die Holzzimmerung in Brand gerathen und zwar vermuthlich durch die Dampfrohrc einer dort stehenden Wasserhaltungsmaschine. Durch den großen Qualm war der Weg zur Ausfahrt des Walterschachtes fast abgeschnitten. Die im Reckeschacht eingefohrenen Mannschaften retteten sich fast sämmtlich. Von dem Walterschachte gelangten etwa siebzig Mann, welche in der Nähe der Ausfahrt arbeiteten, an die Oberfläche, die Uebrigen flüchteten nach dem Holzhängeschacht Schwarzenfeld oder nach dem Cäsarschacht, die beide etwa zwei tausend Meter von den Hauptschächten entfernt sind und aus welchen eine Heraufbesörderung von Personen nur durch an Seilen befestigte Kübel möglich ist. Hier befinden sich fast sämmtliche um das Leben gekommene Mannschaften. Die ersten Todten wurden heute früh 4 Uhr heraufbefördert, später wurden 4 Mann lebend heraufbefördert; dieselben hatten so viel Geistes gegenwart besessen, sich gegen die heranziehenden Schwaden ab zudämmen. Der Brand wird durch Rettungsmannschaften ab gedämmt. Hunderte umsteyen die Schachtöffnungen, an denen sich herzzerreißende Szenen abspielen. Das Unglück ist das größte Bergunglück, welches bisher in Oberschlesten vorgekommen ist. Der Betrieb der Kleophasgrube ist voraussichtlich auf Wochen gestört. Nach neueren Berichten ist das Grubenunglück größer, als man anfänglich annabm. Bis jetzt wurden 86 Todte herauf befördert, und noch etwa 20 Todte befinden sich, der allge meinen Annahme zufolge, in der Grube. 23 Pferde sind er stickt. TXr Brand dauert noch immer fort. Die Verwaltung hat sofort Anordnungen getroffen, daß bis zu 15 Prozent der monatlichen Unfallrcnte vorschußweise an die Hinterbliebenen gezahlt werde; außerdem ist eine erhebliche Erhöhung der gesetz lichen Unfallrente in Aussicht genommen. Ferner wurden aus öffentlichen Mitteln Fonds gebildet, um besonderen Bedürfnissen abzvhelfen. Am Montag sind in Wien die Neuwahlen zum Ge meind erathe in der zweiten Wählerklassc vollzogen worden. Auch hierbei haben die Antisemiten den Sieg davongetragcn, nur, daß er nicht so vollständig ist, wie ihr Erfolg im dritten Lahlkörpcr. Denn während der antisemitischen Partei in letzterem alle 46 Mandate zufielen, vermochte sie in der zweiten Wählerklasse nur 32 Mandate zu erlangen, die 14 anderen Mandate verblieben den Liberalen, trotzdem dürften die Anti semiten auch im neuen Gemcinderathe die Zweidrittel-Mehrheit erlangen. Die aufgetauchten Gerüchte, es fänden zwischen dem Ministerpräsidenten Grasen Badeni und Dr. Lueger Verhand lungen statt, letzterem sei nahegelegt worden, seine zu erwartende Wiederwahl zum Oberbürgermeister nicht anzunehmen und sich dafür mit dem Vizebürgermeisterposten zu begnügen, werden von anderer Seite als unbegründet bezeichnet. Eine neue Hiobsnachricht für die Italiener kommt aus Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. . » rua »nd Berlaa von Marrin Brr» er IN k r "N A. H Berger in Mii-drnN Verantwortlich Nir H A. Nera-r ThamM, Men, Mkckhn und m MUMM