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Z. zu Monsieur Claude mit der Anfrage, ob er noch keine Spur von dem Diebe erforscht habe. Voll böser Ahnungen eilt der Polizcichef zu der Gräfin: „Ihr Herr Bruder hat ja den einen Ohrring, den Sie mir auf dem Ball übergeben haben, «halten; er zeigte mir den anderen!" - „Aber ich habe gar keinen Bruder!" — „Was, der Graf v. Z., Offizier der Ehrenlegion, ist nicht Ihr Bruder?" — „Ich wiederhole Ihnen, ich habe keinen Bruder!" — „Dann, Gräfin, sind wir Beide bestohlen worden!" — und er sank ächzend in einen Fauteuil. Herr Claude soll nicht lange mehr Chef der Sicherheits polizei gewesen sein . . .! Vermischtes * Diebstahl. Dem Bankier Barducci aus Konstautinopel, der sich zur Erledigung von Geschäften in Brüssel aufhält, sind aus seinem Hotelzimmer Werthpapiere und Baargeld im Be trage von 1 '/z Millionen Frcs. gestohlen worden. Der Thäter ist unbekannt. * Feuer an Bord. Der von Hamburg abgegangene Dam pfer „Hamburg" kam am 21. Februar brennend in Antwerpen an. Das Feuer hatte furchtbare Verheerungen im Vordertheile des Schiffes angerichtet. * Ueber die Christenmetzeleien in der Türkei, die sozusagen unter den Augen der Botschafter, Gesandten u. s. w. christlicher europäischer Regierungen verübt worden und noch -werden, liegen folgende authentische Nachrichten vor. Inder Zeit vom I. bis 24. Oktober wurden 16 Klöster ausgeraubt; daneben Priester ermordet, Gewaltthaten verübt und alle Greuel getrieben, wie sie nur das roheste Kriegstreiben mit sich bringt. Am 24. Oktober wurden in dem Bezirk Terjan in der Pro vinz Erzerum 1000 Christen getödtet, die übrigen zur Annahme des Islam gezwungen. Vom 24. bis 30. Oktober wurden 4 Kirchen geplündert, bez. mit Feuer zerstört, 24 armenische Dörfer verwüstet und ein Kloster mit 11 seiner Einwohner und dem Bischof verbrannt. 27. bis 30. Oktober wurden im Bezirk Kara Hissar Echarki fast alle armenischen Dörfer, von 27 weiß man es bestimmt, zerstört, viele Männer getödtet, viele Frauen und Mädchen fortgeschleppt, um der muhamedanischen Bevölker ung einverleibt zu werden. 5. bis 14. November wurden in 53 armenischen Dörfern der Ebenen von Dulova und Kozova in der Provinz Harpoot die Kirchen geplündert, einige zerstört. Am 11. November fand in der Stadt Harpoot eine Christen hetze statt, in welcher über 500 Menschen getödtet, Priester ge foltert, Kirchen und Schulen geplündert und verbrannt wurden. Der protestantische Pastor von Koch bei Harpoot wurde getödtet, weil er sich weigerte, den Islam anzunehmen. Der protestan tische Pastor von Hulakcuy hatte sich mit seiner Frau nach Har poot geflüchtet, sie wurden aber beide umgebracht, weil sie von ihrem Glauben nicht lassen wollten. Zn Jtchae haben 52 Christen den Märtyrertod erlitten; unter ihnen der protestantische Pastor Krikir. Andere nahmen den Islam an. IS. November: In der Stadt Maresh wurden viele Hunderte gregorianische und protestantische Armenier, Männer, Frauen und Kinder, von den Moslemiten umgebracht, unter Beistand, wenn nicht gar ange führt von den Truppen. Fast alle leidenden Männer der pro testantischen Kirchen der Stadt und der Prediger der Kirche, die mit der evangelischen Etaatskirche zusammenhängt, wurden ge- tödtet. Die Pastoren von zwei anderen dieser Kirchen find seit diesen schrecklichen Ereignissen cingekerkert. (Die Namen von 87 ermordeten Protestanten sind bekannt.) Das theologische Seminar der amerikanischen Mission in der Stadt wurden von ottomanischen Truppen geplündert und in Brand gesteckt. 21. November: In der Harpoot wurde ebenfalls das theologische Seminar der amerikanischen Mission und mehrere derselben ge hörigen Gebäude geplündert und verbrannt in Gegenwart der völlig gleichgiltigen Truppen. 30. November: In der Stadt Cesarea wurden viele Hunderte gregorianische und armenische Christen umgebracht. Es erscheint wahrscheinlich, daß in jedem Falle das Leben angeboten wurde um den Preis der Annahme des Mohamedanismus. Viele Frauen und Kinder unter 12 Jahren wurden deshalb getödtet, nachdem sie sich geweigert, vom Christenthum abzufallen. Eine bedeutende Anzahl Frauen und Kinder aus der Stadt und Umgegend wurden von den Mos lemiten als Beute fortgeschleppt. * Ein christlicher Märtyrer'! im Jahre 1896. Hunderte von armenischen Christen wurden gepeinigt, weil sic sich weigerten, Adressen an den Sultan zu unterschreiben, in denen ihre Ver wandten und Nachbarn des Hochverraths beschuldigt wurden. Einer z. B. hatte sich geweigert, einen Eid zu leisten, der die besten Leute seines Dorfes dem Henker überliefert hätte; darauf hin befahlen seine Richter, ihn zu foltern; eine ganze Nacht wurde darauf verwendet. Zuerst empfing er Schläge auf die Fußsohlen in einem Raum, in dessen unmittelbarer Nähe sich seine weiblichen Angehörigen befanden. Dann entkleidete man ihn und band 2 Stangen, die von den Achselhöhen bis zu den Füßen reichten, an seinen Körper fest. Dann wurden seine Arme ausgestreckt, die Hände an Stangen befestigt und dieses lebendige Kreuz an einen Pfeiler festgebunden, worauf die Auspeitschung begann. Der Unglückliche vermochte kein Glied zu regen, um seine Schmerzen zu mildern. Nur seine Gesichtszüge verriethen durch furchtbare Verzerrungen, welche Qualen er litt. Je lauter er schrie, um so wuchtiger fielen die Hiebe. Wiederholt fragte man ihn, ob er den Eid leisten wollte; aber er antwortete stets: „Ich kann meine Seele nicht mit unschuldigem Blute beflecken, ich bin ein Christ!" Nun holte man Zangen herbei, um ihm die Zähne auszureißen, stand aber davon, da er fest blieb. Ein Beamter gab hierauf seinen Dienern den Befehl, dem Gefangenen die Barthaare einzeln mit den Wurzeln auszuziehen; eS geschah unter lautem Hohngelächter. Als auch dies nichts half, hielt einer einen glühenden Bratspieß an die Hände des Unglücklichen, dessen Fleisch brannte und der in seiner Qual ausrief: „Um Gottes Barmherzigkeit willen, tödtet mich gleich!" Die Henker nahmen hierauf das rothglühende Eisen von den Händen weg und legten es an Brust, Rücken, Gesicht und Füße. Dann riffen sie seinen Mund mit Gewalt auf und brannten seine Zunge mit glühenden Zangen. Der Unglückliche fiel dreimal m Ohnmacht, wenn er wieder zu sich kam, war sein Entschluß gleich unerschütterlich. Die Frauen und Kinder im Nebenge mach wurden ohnmächtig vor Schrecken bei dem Stöhnen und Wehklagen des gefolterten Mannes. Als sie die Besinnung wieder erlangt hatten, wollten sie hinauseilen, um Hilfe herbei zu rufen; die Polizeidiener an der Thür aber stießen sie ins Zimmer zurück. — Wie dankbar sollte man doch da sein, daß man in einem christlichen Staate unter christlicher Oberhoheit lebt! * Raffinirt. Herr: „O, ich räche mich an meiner Schwie germutter!" — Herr: „Wie denn?" — Herr: „So oft meine Frau kocht, muß sie bei uns speisen." ' Die reichsten Leute in Preußen sind Krupp in Essen (7,135,000 bis 7,140,000 Mark Einkommen), Rothschild (6,115,000), ein Einwohner des Regierungs-Bezirks Kassel (3,085,000), ein Berliner (2,995,000), 3 wohner des Re gierungsbezirks Oppeln (2,680,000), 2,675,000 u. 2,170,000), ein Landbewohner im Regierungsbezirk Breslau (2,080,000), ein Landbewohner im Regierungsbezirk Trier (mehr als 2000000) im ganzen also 9 Personen mit einem Einkommen von mehr als 2 Millionen Mark, während es solche Nabobs im Vorjahre nur 7 und 1893/94 nur 4 gab. Weitere 13 Personen sind für dieses Jahr mit einem Einkommen von 1—2 Millionen geschätzt; im Vorjahre betrug die Zahl dieser Krösusse zweiter Ordnung 18. * Scherzfrage. Was ist ein Journalist? — Jemand, der sich um all' das kümmert, was ihn nichts angeht! ' Dann allerdings. Nachtwächter: „Aber, meine Herren, wissen Sie denn nicht, daß es strafbar ist, in der Nacht beim Nachhausegehen solchen Skandal zu machen?" — Student (be- kneipt): „Hahaha! Wir gehen ja noch gar nicht nach Hause!" * Els Personen verunglückt. Aus London wird unterm 16. Februar gemeldet: Bei einem um 2 Uhr morgens in einem bewohnten Hause im Soho-Viertel stattgehablen Brande kamen 11 Personen ums Leben, von denen 6 durch Verbrennen oder Ersticken, die anderen durch einen Sprung aus dem Fenster auf die Spitzen eines Gitters ihren Tod fanden. Visitksrti» fertigt Martin Berger s Buchdruckerei.