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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 13.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189602139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18960213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18960213
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-13
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Monat
1896-02
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Jahr
1896
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für den gleichen Zweck gestiftet. Die ausgestellten Pflanzen verbleiben bis zum 12. Mai in der Ausstellung. Am 13. Mai können sie wieder obgeholt werden, da sie Eigenihum der Kinder bleiben sollen. — In Meißen hätten dieser Tage leicht drei Kinder den Erstickungstod finden können. Das in der Wohnung hinter dem Ofen aufgestapelte Holz hatte sich entzündet und die in dem betreffenden Zimmer eingeschlossenen Kinder waren bereits bewußtlos, als einige durch den aus den Fenstern dringenden Ranch aufmerksam gewordene Straßenpassanten sich Eingang in die Wohnung verschafften und die Kinder befreiten. — Scharfenberg, 9. Februar, Wie wir erfahren, ist in voriger Woche der hiesige, so romantisch gelegene Gasthof am Landungsplätze für ca. 50000 M. verkauft worden, da sich der jetzige Besitzer in« Privatleben zurückzuziehen gedenkt. Der neue Besitzer ist ein Herr Sparmann aus Gauernitz. — In Sachen der vorbereiteten Wahlrechts-Abänder ung liegt jetzt seitens der Mehrheit der Zweiten Kammer eine Erklärung vor, welche nach einer Vertheidigung der von der königl. Staatsregiernng in dieser Angelegenheit zum Ausdruck gebrachten Anschauung betont, daß durch das mittelbare Wahl recht nur der Bildung einer Mehrheit der Umsturzpartei in der Zweiten Kammer vorgebcugt werden soll. Was man beab sichtigte, sei keine Maßnahme der Reaktion und Fortschritts- Hemmung; auch mit dem neuen Wahlrecht, das ein allgemeines und geheimes sein werde, dürfe Sachsen in Bezug auf die frei heitliche Einrichtung seines Wahlrechts hinter keinem deutschen Staate zurückstehen. Ganz anderer Ansichten war man dagegen bei der kürzlich im nationalllberalen „Deutschen Reichsverein" zu Dresden gepflogenen Berathung, in welcher man schließlich den der Kammer vorgelegten Wahlgesetz-Entwurf mittelst Re solution kurzweg als „unannehmbar" erklärte. Diesen Stand punkt vertrat auch der anwesende Geh. Reg'erungsrath Dr. Böhmert, welcher im Weiteren entwickelte, daß nach dem Ent wurf in Sachsens Beziehung zum Reich ein Wendepunkt ein treten würde. Rechtsanwalt Dr. Pfeilschmidt bemerkte alsdann, daß auch unter den Konservativen die Meinung über den Werth des Entwurfes getheilt sei. Wie er wisse, hab- König Albert einen berühmten StaatsrechtSlchrer der Landcsuniversität zu Rathc gezogen, ehe er das Dekret unterzeichnet habe. Das von dem selben abgegebene Gutachten richtete sich gegen den Entwurf. In ähnlichem Sinne sprachen sich ferner die Herrn Prof. Roth, Dr. Rentzsch rc. aus. Man ersieht hieraus recht deutlich, daß ein ernster Kampf der Meinungen entbrannt ist und die Gegen sätze in der nächsten Zeit noch vielfach scharf aufeinander stoßen werden. — Die 2. Ständekamnur bewilligte den von der Staats regierung georderten Betrag von 3,140,000 Mk. für Verlegung der Eilgutsabfertigung in Chemnitz und Erweiterung der Bahn steiganlagen daselbst, Herstellung eines RangirbahnhofeS für Hil bersdorf und Anlage einer Haltestelle am Küchwalde. — Aufsehen erregt in Treuen die Verhaftung des Se kretärs Lorenz vom dortigen Amtsgericht. Der Genannte soll sich der Veruntreuung der ihm armer trauten Gelder schuldig ge macht haben auf welchen Verdacht er am Mittwoch verhaftet und in das kgl. Amtsgerichts-Gefängniß eingeliefert wurde. — Döbeln, 10. Februar. Am 1. April ist ein halbes Jahrhundert vergangen, seitdem in Döbeln durch die Firma Drechsler u. Co. die Cigarrenfabrikation eingeführt wurde. Herr Drechsler lebt jetzt in Dresden als Rentier. Heute be stehen in Döbeln über 30 größere und kleinere Cigarrenfabriken und es sind über 1200 Arbeiter in der Branche beschäftigt. Die hiesigen Tabakinteressenten beabsichtigen, das 50jährige Bestehen der hiesigen Cigarrenindustrie durch eine Festlichkeit am 29. Februar zu würdigen. — Die Vorstandsmitglieder der Innungen zu Wald heim, die schon mehrfach gemeinschaftlich über wichtige Fragen berathen haben, waren dahin übereingekommen, daß es richtiger sei, wenn Fragen, die das gesammte Handwerk betreffen, Nicht bloß im engen Rahmen der Innungen, sondern in weiteren Kreisen selbständiger Handwerker erörtert werden. Es wurde daher beschlossen, einen Handwerkerverein für Waldheim und seine nähere Umgebung zu gründen. Am 3. d. M. hat sich ein solcher Verein konstitw'rt. Die Sitzungen sollen regelmäßig an den Montagen nach dem 1. und 15. eines jeden Monats im Winterhalbjahre abgebalien werden. Am Tage der Constitui- rung zählte der Verein bereits 40 Mitglieder. — Leipzig, 1O.,Februar. Falschmünzer verhaftet. Ein Jude aus Jnowrazla« in der Provinz Posen war vor einigen Monaten nach Leipzig gekommen und hatte, nachdem er in der Nähe einer hiesigen litögraphischen Anstalt Posto gefaßt, an einen nach Geschäftsschluß herauskommenden Lithographen sich herangemacht und anscheinend dessen Vertrauen nach und nach zu erwerben gewußt. An einem der darauffolgenden Tage hatte dann der Fremd- d-m Lithographen einen russischen Dreirubel schein mit der Frage vorgelegt, ob er auf lithographischem Wege diese Dreirubelscheine nachmachen könne. Auf dessen bejahende Antwort gab nun der Jude dem Lithographen den Auftrag, zunächst binnen drei Monaten für 10000 Rubel derartige Scheine anzufertigen, die er dann an bas aus Rußland über die preußische Grenze herüberkommende polnische Bauernvolk ohne jede Gefahr vertreiben werde. Die dem Lithographen versprochene Belohnung belief sich auf mehrere Tausend Mark. Nach Abschluß des Geschäfts kehrte der Fremde nach Jnvwrazlaw zurück, während der Lithograph unverzüglich die Polizei benachrichtigte. Nachdem nun in den darauffolgenden Wochen der Betrüger fortwährend brieflich und telegraphisch den L thographen zur Beschleunigung getrieben hatte, erschien er vor einigen Tagen wiederum in Leipzig, um die gefälschten 10 000 Rubel in Empfang zu nehmen, nachdem ihm der Lithograph von deren angeblicher Fertigstellung Mittheilung gemacht hatte. Erbrachte 1200 M. in Gold mit sich, die er dem Litographen zum Lohne geben wollte, vermuthlich, um ihn hierdurch zu weiteren Fälschungen anzuregen. Das verdutzte Gesicht des Mannes, als er bei seinem Erscheinen hierselbst von Polizeibeawten festgenommen wurde, läßt sich schwer beschreiben. In der letzten Stunde. Erzählung von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboteu.i (Fortsetzung.) Durfte er nicht frei und offen den Blick erheben? — Keine Schuld, kein entehrendes Verbrechen befleckte sein Leben. Die blaue See, die trügerische Ferne mit ihren lockenden Bildern halten es dem Knaben schon angethan, nnd nur des Vaters strenger Wille ihn an den Studirtisch gebannt. Dann war das wilde Jahr 1848 gekommen, welches selbst reife Männer in seinen Strudel hinabzezogen, wie viel mehr die begeisterte Jugend. Der siebzehnjährige Harald entfloh dem Elternhanse, als der konservative und loyale Vater ihm die revolutionären Freiheits- Ideen austreiben wollte, und reihte sich unter die Fahnen der Freischaaren. — Als verwundeter Flüchtling kehrte er ins Vater haus zurück und die Liebe der Mutter schützte und pflegte den Sohn, bis auch der Vater ihm vergab und die alte Liebe ihm wieder zuwandte, nachdem er versprochen, am Kampfe nicht mehr theilzunehmen. Als die Revolution darniedergeworfen, ihre letzten Todes- Zuckungen in Europa vorüber waren, ging Harald zur Uni versität, widerwillig in innerster Seele, mit der tiefen Sehn sucht nach dem Meere, und den Freiheitsidealen in der jungen Brust. In den Strudel des Studsnten-Lebens hincingerissen, vergaß er Wissenschaft und Elternhaus; — der Feuerkopf, welcher sich berauschte in dem Strom der Revolution, ging bald mit ihm durch, und bevor sein erstes Universitätsjahr abgelaufen, war Harald relegirt und auf der Flucht. Das Vaterhaus durfte er nicht mehr aufsuchen, so sehr es ihn auch heimwärts zog, um von der treuen Mutter, dem lieblichen Schwesterchen Abschied zu nehmen — für immer, wie er sich schweren Herzens sagen mußte. Er durfte den Vater, welchen er so schwer gekränkt, gegen den er wortbrüchig ge worden, in den Augen der Regierung nicht kowpromittiren. Der tiefgebeugte Mann mußte mit freier Stirn schwören können, daß er von dem Aufenthalte seines Sohnes nichts wisse. Jetzt lag das blaue Meer, die ferne fremde Welt mit ihrem geheimnißvollen Zauber vor dem Flüchtling, und die Planken des Schiffes trugen ihn über den Ocean in ein neues Leben hinaus, dessen wilde Brandung den Unglücklichen nur zu bald ergreifen und in ungewohnte Bahnen schleudern sollte. Es erging unserem jungen Studenten wie tausend Andern, welche in der Ferne bitter enttäuscht werden, weil sie die Menschen, welche überall dieselben sind, sich so ganz anders träumen als daheim. Nach unzähligen Demüthigungen und den härtesten Ent behrungen kam der junge Flüchtling endlich in ein französisches Haus in New-Jork als Schreiber. Das Haus Lekombe und Sohn besaß eine Haupt-Niederlage in Paris, welche die übrigen Hauptstädte Europas mit Filialen versorgte, weshalb allmonatlich ein bevollmächtigter Agent in New-Jork erschien, um persönlich einen Rechnungsbericht vorzulegen. Einer dieser Agenten, ein Mons. Renard, welcher einen alten erprobten Diener des Hauses, der plötzlich erkrankt war, ersetzen sollte, hatte den Bericht gefälscht und eine Summe von 150000 Francs in Wechseln unterschlagen. Bevor der Betrug entdeckt werden konnte, war der Betrüger, welcher mittlerweile die Wechsel versilbert, entflohen. Mr. Francis, der Schreiber, war der Erste, welcher die Fälschung nachzuweisen vermochte, was ihm ein besonderes Lob auf die Aufmerksamkeit des Chefs eintrug. Er rückte bald in eine höhere Stellung und hätte mit seinem Schicksal einiger maßen zufrieden sein können, wenn ihm nicht gerade diese Be schäftigung in den Tod zuwider gewesen wäre, weshalb er nach einigen Jahren das Anerbieten seines Chefs, ein Geschäft in Indien zu ordnen, mit beiden Händen ergriff. Wie froh un>> leicht athmete Francis zum ersten Male wieder auf, als das weite Meer ihn umfing und der unendliche Himm-lsdom in unabsehbarer Größe sich über ihm wölbte, Dort in New-Jork war er wie in einem Gefängnisse gewesen; täglich hatte er sich von neugierigen Landsleuten ausspähen lassen müssen, was ihm jeden Spaziergang verleidet, und als er eines Tages erfahren, daß seine Mutter gestorben sei, da war er nur noch m dunkler Nacht ausgegangen, um keinem Unglücksgraben mehr zu begegnen. Der Mutter Grabstein hatte ihm, so wähnte er im bittern Schmerz, die Heimkehr ins Vaterland für immer verschlossen. Jetzt lag New-Jork, die verhaßte Stadt, hinter ihm und zugleich die Vergangenheit, welche begraben und vergessen sein sollte auf ewig, und vor ihm dehnte sich das unendliche Meer mit dem märchenhaften indischen Himmel im geheimnißvollen Hintergrund. Nach einer gefahrvollen Reise landete das Schiff endlich im Hafen von Madras, dieser wunderbaren Stadt, welche gleichsam Europa und Asien in ihrem Aeußcrn verkörpert, in dem sie, in zwei bestimmte Theile, die weiße und die schwarze Stadt getrennt, einen höchst überraschenden Anblick bietet. Denn während die weiße Stadt von Europäern bewohnt, sich durch ihre Paläste, Kirchen und sonstigen öffentlichen Ge bäude, welche im besten grichischen Stile erbaut sind, sowie durch ihre sauberen, von großen Bäumen beschatteten Häuser, reizenden Gärten, Kasernen und Festungswerke auszeichnet, ist die schwarze Stadt eigentlich nur ein ungeheures, schmutziges Chaos, aus welchem einzelne Moscheen und Pagoden hervor ragen, überwölbt von dem Kokusbaum, der seine federbuschar tigen Kronen ausbreitet, der Tamarinde, dem heiligen Bananen- boum, der seine zahlreichen starken Neste auf die Erde stützt und dem bronzefarbigen Hindu Erfrischung und ein Ruhelager bietet. Harald Francis betrat das Wunderland der Märchen mit dem Entschlusse, nicht wieder nach New-Jork zurückzukehren, sondern hier ein neues Leben sich zu gestalten. Das Geschäft, welches ihn hergeführt, ordnete er zur vollen Zufriedenheit seines Chefs, welchem er zugleich mit dem Resultat seinen obigen Entschluß zugehen ließ. Der jung- Mann war nun wieder frei, wie er jubelnd wähnte, und sog in allen Zügen den Reiz des Wunderlandes ein, ohne zu ahnen, welche Schlangen unter dem farbenprächtigen Zauber lauerten. Er wollte vor allen Dingen erst das Land kennen lernen, bevor er irgend einen festen Entschluß für seine Zukunft faßte, und da seine Ersparnisse solches sehr wohl erlaubten, so gab er sich mit der vollen Sorglosigkeit der Jugend dem märchenhaften Leben der Tropfen hin. Die europäische Bevölkerung in Indien aber stand auf einem Vulkan, dessen grauenhafter Ausbruch Alles überraschte. In unerklärlicher Gleichgiltigkeit hatten die britischen Herren jedes Anzeichen einer bevorstehenden Empörung ignorirt und mit fluchwürdiger Verachtung der unterdrückten Raee sorglos auf einem Krater sich vergnügt. Sie und mit ihnen so viele Unschuldige mußten grausam dafür büßen. Es ist nicht unsere Aufgabe, jene entsetzliche Katastrophe zu beschreiben, sondern uns mit einigen Scenen, welche unum gänglich nothwendig für unsere Erzählung sind, zu begnügen. Bevor Francis seinen löblichen Entschluß, Land und Leute k-rinen zu lernen, in einem Bruchtheil erst ausgeführt hatte, brach der Aufstand los, welcher ihn ohne langes Besinnen in dle Reihen der britischen Armee führte, um freiwillig an dem blutigen Vernichtungskampfe theilzunehmen. In Cawupoor hatte der schreckliche Maharadscha Nena Sahib ein unmenschliches Blutbad angerichtet und Männer wie Greise, Frauen und Kinder bis zum Säugling herab dem gra.uenhaftesten Martertod überantwortet; kein Engländer war diesem schwarzen Lose entgangen. Die britischen Befehlshaber sahen sich urplötzlich, indem sie allen Gerüchten und Vorzeichen eines nahen Sturmes zum Trotz nicht die geringsten Maßregeln getroffen hatten, einem Ausbruche zuvorzukommen, einer Militär-Empörung gegenüber, welche ihre Lage, da sie nur über wenige englische Truppen zu verfügen hatten, zu einer nahezu verzwciflungSvollen machte, als nun auch Delhi, Indiens größtes Arsenal, der wichtigste Kriegsplatz im ganzen Orient, verloren ging, mochte dem Be herztesten wohl der Muth entfallen. Dann aber eilte der alte Puritaner, General Havelock, dem unbesiegbaren Nena Sahib entgegen, schlug ihn, wo er ihn traf und zog in Cawupoor ein, um ein furchtbares Straf gericht zu halten. Bei Havelocks kleiner Armee befand sich auch unser Mr. Francis, dessen ungestümer Heldenmuth bereits die Aufmerksam keit des Generals erregt hatte. Letzterer, welcher bald den feingebildeten Gentlemann in ihm erkannte, hatte den jungen Mann in seine Nähe gezogen, wo er von Cawopoor aus mit 'jenen Missionen betraut wurde, welche in dem Jokey-Klub der Pseudo-Doktor M'Lean sich selber zugesprochen. Der General beauftragte Mr. Francis nämlich mit einigen erprobten Sol daten nach jener Gegend zu «eiten, welche Nena Sahib mit seinen Horden unsicher machte; in der Nähe von Buhoor be fanden sich auf dem Landgut einer befreundeten Familie die Gemahlin und Tochter des Oberst Tytler, welche der General, obwohl er beim Heere keine. Frauen duldete, doch so sehr schätzte, daß er der Bitte des verwundeten Oberst nachgegeben und selber die erprobtesten seiner Leute ausgewählt hatte, um die beiden Damen sicher ins Lager zu geleiten. Mit einer kleinen Umschreibung war es dieselbe Geschichte, welche der famose Dr. M'Lean zum Besten gegeben und in welcher er Mr. H-rald Francis zum Spion und Mörder, sich selber aber zum edlen Helden umgeschaffen hatte. Die so unbedeutende Fälschung abgerechnet, war die Ge schichte von dem brennenden Hause und dem heimtückischen Mord der beiden wehrlosen Frauen die lautere Wahrheit, — aber der Spion und Mörder hieß nicht Herold FranciS, sondern Robert Hodson. — Dieser wars, welcher im Dienste des schrecklichen Nena Sahib die schöne Miß Alice, nach welcher der Maharadscha Verlangen trug, raubte, nachdem seine Bande die Villa angezündet hatte. — Die Tochter des Oberst Tytler war die Verlobte eines jungen Kaufmann Namens Horatio Donaldson, welcher durch die Empörer Alles verloren, sein ganzes Vermögen und schließlich auch noch die geraubte Braut. Später hatte Mr. Francis denselben kennen gelernt und wenn er auch keine Sympathien für ihn empfunden, doch eine Art Freundschaft mit dem unglücklichen jungen Mann, welcher sich ebenfalls an Havelocks Banner hatte einreihen lassen, geschlossen, obwohl es ihm leider nicht vergönnt gewesen, dem Kameraden, der sich im Fort von Lukhnow befunden, die Braut zu retten. Auf dem Wege nach Lukhnow, welches sich im Besitz der Aufständischen befand, während die Europäer im Fort ein geschlossen und furchtbar vom Feinde bedrängt waren, wurde der Spion Hodson, in welchen Francis den Wechselfälscher Renard wiedererkannt, gefangen genommen und zum Strick verurtheilt. Aber die Landbevölkerung, von welcher die Eng länder keinen Widerstand erwartet, machte einen rasenden An griff und rettete den Mörder, der sich ihrer besonderen Sym pathien erfreute. So hatte der Pseudo-Doktor M'Lean auch hier mit einigen kleinen Personen-Fälschungen die Wahrheit geredet. Nach der Beendigung des Aufstandes im Jahre 1859, ^nachdem General Havelock bereits im November 1857 aus dem Schauplatz seiner Siege gestorben war), trafen sich Francis und Donaldson wieder in Madras, und hier wars, wo auch der Spion Hodson aufs Neue auftauchte, um den leichtgläubigen Donaldson, welcher den Verlust seiner Braut nicht vergessen konnte und im Geheimen Francis grollte, durch dessen Schuld, wie er wähnte, Miß Alice so grausam hingemordet worden, mit einem Netz von Lügen und Jntriguen zu umgarnen. Er verdächtigte Francis auf die schamloseste Weise und als dieser den frechen Spion, welcher jetzt den Namen Red führte, öffent lich des Mordes anklagte, da forderte ihn der verblendete Do naldson vor die Klinge. Mr. Francis verwarf am anderen Morgen, an welchem das Duell stattfinden sollte, den Sekundanten, als welcher sich Hodson gestellt, und als sein Gegner ihn der Feigheit be schuldigte und in blinder Wuth auf ihn eindrang, fühlte Francis plötzlich einen Dolchstich im Rücken, der ihn im nächsten Augen blick kampfunfähig machte. Wer diese feige That verübt, wußte Niemand zu sagen, da weder sein eigener Sekundant noch der mit hinzugezogene Arzt etwas gesehen haben wollten, was dem erst nach langen Wochen im Hospital wieder hergestellten Francis die Ueberzeugung geben mußte, daß die Verleumdung des elenden Mörders auch bei jenen Beiden Klauben gefunden hatte. Allerdings war Donaldson mittlerweile, durch seinen Verführer verleitet, von Stufe zu Stufe gesunken und endlich mit diesem auf eine ebenso geheimnißvolle als unerklärliche Weise verschwunden. Da unserm Mr. Francis das Wunderland der Märchen gründlich verleidet worden, so ergriff er mit raschem Entschluß die erste Gelegenheit, nach Europa zurückzukchren, indem er die Empfehlung eines ihm bekannten Hauses benutzte und als Korrespondent der Firma James Palmer nach London ging. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Confuse. Professor (trifft nach langer Zeit einen Kol legen): „Wie, Freund, Du lebst noch? Ich dachte, Du wärst schon längst nicht mehr auf der Welt, und war Dir schon böse, daß Du mich nicht zum Begräbniß eingeladen hast!" * Konsequent. Doktor: „Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Sie sich mit dem Branntwein, den ich Ihnen verordnet, die Brust einreiben sollten, statt dessen haben Sie ihn, wie mir Jhrd Frau sagte, getrunken!" — Patient: „Ja schauen S'Herr Doktor, ich geb' halt nir aufs Aeußerliches"
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