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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 13.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189602139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18960213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18960213
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-13
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Monat
1896-02
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Jahr
1896
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gegengesetzt wird. Wie wir aber unsererseits wahrscheinlich schon jetzt auf eine Aenderung des Wahlrechts nicht zugekommen sein würden, wenn wir nicht durch jenen Antrag der Umsturzparte! von neuem und eindringlich auf die in nächster Nähe drohende Gefahr aufmerksam gemacht und herausgefordert worden wären, so liegt es uns auch durchaus fern, durch die beabsichtigte Aenderung des Wahlrechts das „Volk zu entrechten". Mit bürger, alles, was in dieser Beziehung von den gegnerischen Agitatoren ausgestreut wird, ist Unwahrheit! Es ist eine Unwahrheit, daß jemandem das Wahlrecht entzogen werden soll. Im Gegentheil, das Wahlrecht soll künftig erweitert werden und zwar dadurch erweitert werden, daß nicht wie jetzt nur derjenige wählen darf, der mindestens 3 M. direkte Staatssteuern zahlt, sondern jeder Steuerzahler stimmberechtigt sein soll. Es ist eine Unwahrheit, wenn dem Volke glauben gemacht wird, es solle mit dem neuen Wahlrechte eine „Vorherrschaft des Geldsackes" eingeführt werden. Nicht die Reichen werden in Zukunst bei den Wahlen den Ausschlag geben, sondern der Mittelstand, die Handwerker, die Gutsbesitzer, die Arbeiter- beamten u. s. w. Eine Unwahrheit ist es selbst, wenn behauptet wird, daß künftig die Zweite Kammer so zusammengesetzt sein werde, daß ein freies Wort, daß eine Opposition nicht mehr möglich sei. Es ist dies so wenig wahr, daß auch nach dem neuen Wahl gesetz aller Voraussetzung nach selbst die Wahl von sozialde mokratischen Vertretern keineswegs ausgeschlossen, sondern in verschiedenen Bezirken wahrscheinlich ist. Nur der Bildung einer Mehrheit der Umsturzpartei in der Kammer soll durch das mittelbare Wahlrecht vorgebeugt werden. Eine Unwahrheit ist es endlich, daß die beabsichtigte Wahl reform eine Maßnahme der Reaktion sei und den Fortschritt hemmen werde. Auch mit dem neuen Wahlrecht, das ein all gemeines und geheimes sein wird, wird Sachsen in Bezug auf die freiheitliche Einrichtung seines Wahlrechts hinter keinem deutschen Sraate zurückstehen. Mitbürger! Laßt Euch also nicht irre machen! Glaubt nicht den Ausstreuungen jener, denen das Wahlrecht nur ein Mittel zum Umsturz und einer Vernichtung des Staates ist, vertraut nicht jenen, die sich offen als „revolutionäre Partei" bezeichnen, vertraut vielmehr der Regierung, die stets noch Euer bestes gewollt hat, vertraut uns, Euren gewählten Ver tretern, denen es gleich ernst mit der Wahrung der Volksrechte, die auch unsere Rechte sind, wie mit der Wahrung der Rechte des Staates ist. An alle vaterlandsliebenden Bürger, besonders aber auch an die wohlgesinnte Presse richten wir daher das eindringliche Ersuchen, ihrerseits dadurch an dem begonnenen Werke mitzuhelfen, daß st: der Irreleitung und Fälschung der öffentlichen Meinung, die gegenwärtig durch ebenso fanatische, wie gewissenlose Agitatoren betrieben wird, nachdrücklich ent gegentreten und mit uns das Volk darüber aufklären, daß die beabsichtigte Aenderung des Wahlrechts, weit entfernt eine Volks entrechtung oder ein Rückschritt zu sein, lediglich eine nothwendige Abwehrmaßregel gegen den immer drohender sein Haupt er hebenden Umsturz bildet, dazu bestimmt, wahre Freiheit und wahren Fortschritt zu sichern." Tagesgerichte. Wie die „Berliner Reuest. Nachr." zuverlässig vernehmen, will der Kaiser Mitte März auf der „Hohenzollern" eme Mittelmeerreise antreten. Als nächstes Ziel der Reise sei Neapel in Aussicht genommen, dann solle Korfu besucht werden. Ob die Reise von Kiel oder Wilhelmshafen aus vor sich geht, ist noch nicht bekannt. Berlin. Der Kaiser hat vor kurzem genehmigt, daß für verdiente ältere Beamte einzelner Kategorien des Reichsbank dienstes die Verleihung des Charakter« als „Kaiserlicher Bank- rath" in Antrag gebracht werde. Einer Anzahl solcher Beamten ist dieser Charakter nunmehr verliehen worden. Wie die „Berl. Reuest. Nachr." erfahren, ist die Aufnahme des Prinzen Albrecht von Preußen bei seiner jüngsten Anwesenheit in England aus Anlaß der Beisetzung des Prinzen Battenberg nicht nur seitens des königlichen Hofes außerordentlich herzlich, sondern auch seitens der Bevölkerung durchaus sym pathisch gewesen. Von der pöbelhaften Sprache einiger Blätter in Bezug auf Deutschland war in der Haltung der Bevölkerung nicht das Geringste zu bemerken. Ueber den Plan der Zwangsorganisation des Hand werks schreibt man dem „Hamb. Corr.": Nach den von einem Kommissar des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe unlängst in Breslau gemachten Eröffnungen steht die neue Handwerkelvorlage, die im März an den Bundesrath gebracht werden soll, die Zwangsorganisation des Handwerks vor, aller dings unter Voraussetzung einer Mindestzahl von Mitgliedern für jede Innung, die aber im Gesetz selbst nicht festgelegt werden soll. Die Zwangsinnungen sollen reine Fachinnungen oder Innungen für verwandte Gewerbe werden, von der Zu lassung gemischter Innungen als solcher sieht der Entwurf ab, wohl aber sollen die nicht in Fachinnungen zusammenzufassenden Handwerker eines Bezirks, etwa eines Kreises, in dem Jnnungs- oder Handwerkerausschuffe des Bezirks gleich den Fachinnungen durch Dclegirte vertreten werden. Der Handwerkerausschuß soll die Jnnungsrechte und Pflichten der nicht incorporirten Handwerker seines Bezirks wahrnehmen und außerdem sämmt- liche Handwerker seines Bezirks vertreten. Die Innungen ver wandter Bezirke sollen über größere, allerdings nicht zu große räumliche Bezirke, allerhöchsten« über einen Regierungsbezirk, zugelaffeu werden. Außerhalb der Innung zu bleiben, soll an Orten mit einer genügenden Zahl von Meistern des betreffenden Gewerbes nicht mehr gestattet sein. Wir fürchten, daß mit solchen Experimenten weder die Zufriedenheit im Gewerbebestande, noch die Leistungsfähigkeit des Handwerks bestärkt wird. Mit der Verweisung des bürgerlichen Gesetzbuches an eine Kommission von 21 Mitgliedern ist die Absicht, das große Werk noch in dieser Tagung zustande zu bringen, vereitelt worden; man giebt sich in maßgebenden Kreisen keiner Täuschung mehr darüber hin, daß irgend ein Mittel gefunden werden muß, um die Arbeiten dieser Tagung nicht unter den Tisch fallen zu lassen. Der Gedanke, den Reichstag nur zu ver tagen und nicht zu schließen, ist niemals ernstlich erwogen worden; dagegen wird man sich entschließen müssen, eine Zwischenkommisston einzusetzcn, damit diese bis zu dem Wieder zusammentritt des Reichstages ihre Vorberathungen beendigen kann. Für die ungestörte Fortführung der Arbeiten der Kom mission während der nächsten Wochen werden sich überhaupt große Schwierigteiten ergeben: sie hatte den Wunsch ausge sprochen, in jeder Woche vier Sitzungen abzubalten und dazu den Vormittag zu verwenden; in den übrigen Kommissionen herrscht aber keine Neigung vor, sich mit der Berathung der ihnen überwiesenen Gesetzentwürfe auf die Abendstunden zu be schränken. Ein gewisses Nebeneinanderarbeiten der verschiedenen Kommissionen wird also nicht ausbleiben; ob das für den Gang drr Berathungen förderlich sein wird, ist zweifelhaft. — Oben wird gemeldet, daß die Hoffnung, der Entwurf des Bürgerlichen Gesetzbuches werde noch in der gegenwärtigen Tagung des Reichstages durchberathen werden können, bereits aufgegeben sei. Heute meldet die „Nordd. Allg. Ztg." offiziös, daß davon an maßgebender Stelle nicht das mindeste bekannt ist. Es bestehe vielmehr die an sichere Erwartung grenzende Hoffnung, daß es gelingen muß, die parlamentarische Behand lung des Bürgerlichen Gesetzbuches in dieser Session zu Ende zu führen. Das Ausstellungsjahr bietet einer stattlichen Anzahl von Kongressen und Versammlungen größerer Verbände und Vereine willkommene Gelegenheit, ihre diesjährigen Tagungen in Berlin abzuhalten. Wissenschaftliche, künstlerische und technische Verbände, industrielle und gewerbliche Vereine, unter ihnen solche mit einer Mitgliederzahl von Tausenden aus allen Theilen Deutschlands, rüsten sich, in diesem Sommer in Berlin zu tagen und so ihren Mitgliedern neben der Arbeit auch den Genuß des Besuches der Ausstellung und der übrigen festlichen Veranstaltungen zu theil werden zu lassen. Die Liste der Vereine und Verbände — gar nicht eingerechnet die ständig hier zusammenkommenden — die ihre Tagungen hier ange meldet haben, ist schon recht umfangreich geworden. Zur Lohnbewegung in der Konfektionsbranche. Sollten die Schneider und Näherinnen, welche am Montag 14 Ver sammlungen abhielten, den Streik beschließen, was wahrschein lich ist, so wird derselbe — wie der Konfektionär meint — irgend einen Einfluß kaum ausüben, da inzwischen angestellte Ermittelungen ergeben haben, daß sich mindestens dreiviertel der hier vorhandenen Arbeitskräfte am Streike nicht betheiligen. Inzwischen haben noch Sonnabend abend und am Sonntag drei Versammlungen der Geschäftsinhaber stattgefunden. Die Berliner Damenkonfektionäre haben in einer Sonnabend abend stattgefundenen Versammlung die Geneigtheit ausgesprochen, Lohnaufbesserungen eintreten zu lassen. Eie können aber nicht mit den Arbeitern, sondern mit den Zwischenmeistern verhandeln. Eine sehr zahlreich besuchte Versammlung der Berliner Herren- und Knabenkonfektionäre, welcher als Vertreter des Magistrats Herr Magistcatsassessor Blankenstein beiwohnte, fand am Sonn tag Vormittag statt. Es wurde beschlossen, die geforderten Lohn sätze nicht zu bewilligen, da die volle Befriedigung der Forder ung die Existenz in Frage stelle, doch sind die Berliner Fabri kanten, um eine friedliche Lösung des Konfliktes zu erreichen, gewillt, den Arbeitern die weitgehendsten Zugeständnisse zu machen. Die zu diesem Zwecke gewählte Kommission wird mit den Zwischenhändlernunterhandeln. Eine andere Versammlung Berliner Konfektionäre war zu Sonntag Nachmittag 6 Uhr nach dem Prälaten einberufen worden: hier wurde der gleiche Be schluß gefaßt. Halle a. d. S., 11. Februar. Eine Versammlung von 600 Arbeitern und Arbeiterinnen der Konfektionsbranche be schloß in den Streik einzutreten, da ihre Forderungen von den Konfektionsfirmen nicht bewilligt worden seien. Wien, 10. Februar. Seit heute Mittag steht dieFranz- Josef-Caserne in Flammen. Bisher ist es noch nicht gelungen, den Brand zu localisiren. Trantenau, 10. Februar. Die Stadt Schätzler steht in Flammen. Von hier wurde telegraphisch Hilfe requirirt. Madrid, 10. Februar. Heute früh 9^ Uhr platzte über der Stadt Madrid ein Meteor. Die Explosion erfolgte, wie eine Mittheilung des Observatoriums besagt, in der Höhe von 32000 Metern unter glänzender Lichterscheinung und war von einem gewaltigen Knall begleitet, welcher eine allgemeine Panik hervorrief. Alle Gebäude der Stadt erzitterten und zahlreiche Fensterscheiben sind zerbrochen. Rom, 11. Februar. Ueber den letzten Ministerrath ver öffentlichen die Oppositionsblätter sensationelle Berichte. Die Blätter wollen wissen, die Minister hätten beschlossen, im Herbst einen neuen großen Krieg in Afrika zu unternehmen. Es sollen daher nicht nur 10000 Mann, sondern 30000 zur Ver stärkung nach Afrika gesandt werden. Diese 30000 Mann sollen mit den jetzt bereits in Afrika stehenden 20000 vereinigt werden und eine Armee bilden unter Befehl des Generals Badigheri. Die Mittheilung wird besonders vom „Don Ouisciotte" als durchaus wahrheitsgetreu bezeichnet. Das Blatt erläßt einen Aufruf an das Volk, welches sich erheben soll gegen die Regierung, um solche Ungeheuerlichkeiten zu verhindern/ Zur Erzeugung von Elektrizität kommt demnächst eine Wasserkraft von 13600 Pferdekräften in Frankreich unter ganz besonders günstigen Verhältnissen zur Ausnutzung. Es handelt sich hierbei nach einer Mittheilung vom Internationalen Patentbureau Karl Fr. Reichelt, Berlin, um die Herstellung eines Gefälles der Arve, nahe bei Servoz in Savoyen, wo durch Ableitung eines Kanales ein Niveau-Unterschied von 172 Metern erzielt wird, welches Gefälle durch Turbinen ausgenutzt werden soll. Die ganzen Anlagekosten beziffern sich auf die verhältnißmäßig niedrige Summe von 1350000 Franks, so vaß eine Pferdestärke nur 100 Franks kommt. Sofia. Einer Meldung der „Agence Balkanique" zufolge erschien heute die Nationalversammlung korporativ zum Empfange im Palais. Auf eine Ansprache des Präsidenten der Sobranje, Theodorow, der den Dank der Nation für den Akt seltener Staatsweisheit und beispielloser Selbstverleugnung seitens des Prinzen Ferdinand aussprach, antwortete Prinz Ferdinand, was er gethan habe, war ihm durch seine Pflicht gegenüber der Nation auferlegt, die seit einem Jahrzehnt ihr Schicksal ver trauensvoll in seine Hände gelegt habe. Er habe dem Vater lande ein Opfer gebracht, so groß, so grausam nnd so tief ein schneidend, wie es in der Geschichte noch kein Beispiel gegeben habe. Er habe für das Heil und das Glück Bulgariens sein eigenes Kind als Unterpfand gegeben und darum die Bande seiner Familie gelockert und die Bande, die ihn an den Occident fesselten, zerrissen. Dagegen fordere er nunmehr von seinem Volke nicht lärmende Ovationen und gieißnerische Huldigung, sondern Ehrfurcht und Vertrauen für seine Person. Ec erwarte, daß das Datum des 2. Februar einen Markstein bilden werde für die Reinigung der öffentlichen Meinung und daß von diesem Tage an in Bulgarien kein Raum mehr sein werde für eine nichtswürdige Presse, welche nur den niedrigen Interessen von Intriganten diene und für eine gewissenlose Opposition, welche die Person des Herrschers und die Ehre Bulgariens durch In« sulte besudele. Der Prinz sprach sodann die Zuversicht aus, daß die Worte der Constitution von der Heiligkeit und Unan tastbarkeit des Herrschers in Zukunft keine leere Phrase bedeuten und daß alle Bulgaren sich einig fühlen würden in der Devise: „Ein Gott, ein Herrscher, ein Vaterland." Der Prinz schloß seine Ansprache mit dem Ausrufe: „Der Occident hat sein Anathem über mich ausgesprochen, die Morgenröthe des Orients umstrahlt meine Dynastie und leuchte über unsere Zukunft!" Ein unbeschreiblicher, nicht endenwollender Jubel folgte diesen Worten. Nach einer Pause theilte der Prinz noch das vom Kaiser Nikolaus erhaltene Telegramm mit. — Die Zankowisten und die Mitglieder der Nationalpartei betheiligten sich lebhaft an den Ovationen, während sich die Radoslawisten zurückhaltend zeigten. Sofia, 11. Februar. Die „Agence Balkanique" meldet: Die Regierung erhielt die offizielle Benachrichtigung aus Kon stantinopel, daß der Sultan den Prinzen als Souverän Bul» gariens anerkennt. Den lürkischen Botschaftern bei den Groß mächten sei befohlen worden, die Zustimmung der Großmächte zu erbitten. Die russischen Journalisten Komarow und Am- phyteatrow treffen heute hier ein. Auch aus Konstantinopel wild das Eintreffen mehrerer Korrespondenten ausländischer Blätter angekündigt. Vaterländisches. Wilsdruff. Die Matthäus - Passion von Joh. Seb. Bach, mit der bi-moll Messe das großartigste und schwierigste Werk evangelischer Kirchenmusik, wird in diesem Jahre zum vierten Male bereits in der Kirche zu Deuben bei Dresden aufgeführt. Der Zweck dieser jährlich wiederkchrenden, volks- thümlichcn Passionsmustk ist, das unvergleichlich schöne Werk weiteren Kreisen zugänglich zu machen und dadurch eine be sondere Art von Passionsfeier zu schaffen. Man sucht dieses Ziel dadurch zu erreichen, daß man nur für Altarplatz und Emporen ein mäßiges Eintrittsgeld erhebt zur Deckung der un umgänglichen Spesen, dagegen die Hauptmasse der Plätze frei läßt, damit auch den gänzlich Unbemittelten der Zutritt er möglicht ist. Das Chor besteht aus ca. 150 Sängern, die sich aus dem Plauenschen Grunde zusammengefunden haben. Das treffliche ganzen Orchester-stellt Herr Baron von Burgk freundlichst zurVerfügung. Die Aufführung wird stattfinden am Sonntag Judica, den 22. März, nachmittags 5 Uhr. Da die Zeit der Aufführung für Besucher aus unserer Stadt hinsichtlich des Bahnanschlusses Wilsdruff - Potschappel - Deuben ausnehmend günstig gewählt ist, werden wir später auf dieselbe zurückkommen. — In dem zur Zeit unbewohnten neuerbauten Gehöft des Herrn Gutsbesitzer Herrmann, hier, haben in den letzten Tagen rohe Menschen zahlreiche Fensterscheiben demolirt. Hoffent lich gelingt es, die Thäter ausfindig zu machen. — Nach einer Veröffentlichung des königlichen Ministeriums des Innern ist beschlossen worden, die Mitglieder des Land- Gendormeriekorps bei dienstlichen Verrichtungen in Civilkleidung mit einer Vertheidigungswaffe — einem sogenannten Todt- schläger — auszurüsten. — Die Mannschaften der Landwehr 2. Aufgebots werden daran erinnert, daß sie bis zum 31. März desjenigen Jahres, in welchem sie das 39. Jahr vollenden, zu den Mannschaften des Beurlaubtenstandes gehören und als solche verpflichtet sind, gemäß Punkt 6 und 10 der im Militärpasse vorgedruckten Bestimmungen jeden Verzug innerhalb des Kontrol-Bezirks und Veränderung des Aufenthaltsortes dem Hauptmeldiamte inner» halb 14 Tagen schriftlich oder mündlich —eventuell auch durch Familienangehörige — zu melden. Ebenso ist erforderlich, daß alle Veränderungen der Hausnummern und Stcaßenbezeichnungen, sowie im Stand und Gewerbe, Verheirathungen, Anzahl der Kinder v. s. w. gemeldet werden. Bei Unterlassung obiger vsr- geschriebenen Meldungen muß gemäß Punkt 11 der Militär- paß-Bestimmunzen Bestrafung eintreten. — Unter den bei der Zweiten Kammer neuerdings ein gegangenen Petitionen befinden sich wiederum 52 Stück, welche um Ausdehnung der Berechtigung zur Ausstellung von Kranken scheinen bei den Krankenkassen auf die Naturheilkunde bitten. Stadtrath Reißig in Lommatzsch bittet um Erbauung einer Eisenbahn Wilsdrufs-Lommatzsch-Ostrau, die städtischen Kol legien zu Dippoldiswalde ersuchen um Erbauung einer Eisen bahn Niedersetzlitz-Kreischa-Dippoldiswalde- Frauenstein-Landes- grenze. — Herzogswalde, 12. Februar. Gestern Dienstag Abend 9 Uhr brannte dem Vernehmen nach das Gut des Herrn Gutsbesitzer Küchenmeister nieder. — Fürst Bismarck, welcher wegen seiner bekannten Aeußerungen über das preußische Dreiklassenwahlsystem von den Gegnern der sächsischen Wahlrechtsreform als Eideshelfer an gerufen wird, hat auf eine Anfrage des Verlegers der „Dresdner Nachrichten", Dr. Reichardt, ob er sich nicht öffentlich zur Sache äußern wolle, das zwar abgelehnt, aber zugleich geäußert, er wünsche der sächsischen Landesvertretung für ihre entschlossene Haltung (dem Begehren der Sozialdemokraten nach Erweiterung des Landtagswahlrechts mit einem Antrag auf Einschränkung desselben zu begegnen) Glück und guten Erfolg. Die „Post" fügt dem hinzu: Wir können dieser Angabe der „Dresdner Nachrichten" hinzufügen, daß diese Antwort de« Fürsten Bis marck Se. Majestät dem König Albert vorgelegen und daß dieser seine hohe Befriedigung darüber ausgesprochen hat. — Eine rechte Freude wurde am 1. Februar etwa 1800 aus verschiedenen Dresdener Volksschulen ausgewählten Kindern bereitet. An diesem Tage wurden ihnen mit Genehmigung der Schulbehörden von der Kommission für die 1. internationale Gartenbau - Ausstellung fertig gezogene und durchgehend schön entwickelte Pflanzen unentgeltlich übergeben. Sie sollen in den drei Monaten Februar, März und April von den Kindern da heim gepflegt und zur Blüthe gebracht werden. Am 29. April sind die Pflanzen an die Ausstellungs-Kommission nach dem Ausstellungsplatze abzuliefern. Die ausgestellten Pflanzen werden am I. Mai einer Beurtheilung durch eine Kommission unter worfen. Die besten Einlieferungen werden hierbei mit Bücher prämien ausgezeichnet, wofür von dem Ausschuß der internatio nalen Gartenbau-Ausstellung 100 Mark zur Verfügung ge stellt werden. Herr Bankier Mattexsdorff hat ferner 60 Mk.
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