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WmM, Wen, Mtnlchn md die UulMN-es. 5^ , werden Alontags, Mittwochs und freitags bis spätestens Mittag» f2 Uhr angenommen. Insertionspreis 10 Of. pro dreige» ! spalten-Lorpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen^ für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruffs Erscheint wöchentlich dreimal u. zwarvienSi tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel), s Mk. 30 j)f., durch die Post bezogen s Mk.55pf. Einzelne Numnrern jO Pf. sowie für das Rgl. Lorftrentamt zu Tharandt Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 20. Sonnabend, den 15. Februar 18S6. Die Anerkennung des Fürsten Ferdinand. Was sich seit der Aussöhnung Rußlands mit Bulgarien infolge des beschlossenen Uebertritteö des kleinen bulgarischen Thronfolgers zur orthodoxen Kirche voraussehen ließ, scheint noch rascher eintretcn zu wollen, als zu erwarten stand: Die Anerkennung des Fürsten Ferdinand als rechtmäßigen Herrscher von Bulgarien durch die europäischen Mächte. Nach einer Meldung der „Agence Balcanique," des bekannten halbamt lichen Sofianer Blattes/ hat die bulgarische Regierung aus Constantinopcl die offizielle Mittheilung erhalten, daß der Sultan den Fürsten Ferdinand als Souverain von Bulgarien aner kenne und daß er den türkischen Botschaftern bei den Groß mächten den Auftrag gab, die betreffenden Regierungen um deren Zustimmung zu bitten. Diese neueste bedeutsame Wendung der Dinge in Bulgarien kommt allerdings nicht mehr über raschend, denn es ist wohl zweifellos, daß der bulgarische Mi nisterpräsident Stoiloff bei seinem soeben stattgefundenen mehr tägige Aufenthalte in Stambul die besondere Aufgabe hatte, den Sultan und seine Berather für die endliche Anerkennung deS Coburgers als Souverains Bulgariens zu gewinnen, und mit weich' günstigem Erfolge dies geschehen ist, beweist eben die erwähnte Meldung der „Agence Balcanique!" Freilich würde der Sultan schwerlich sich zu einem solchen Borgehen zu Gunsten des Bulgarenfürsten entschlossen haben, wenn er sich nicht vorher davon vergewissert hätte, daß sein Schritt beim Czaren keinen Anstoß erregen würde. Mehr denn je, herrscht heute der Einfluß Rußlands am goldenen Horn vor und ängstlich jst man daher auf der hohen Pforte bemüht, die türkische auswärtige Politik möglichst auf dcn Grundton der russischen Anschauungen zu stimmen. Nach Sofia hin weht aber von der Newa seit der den russischen Wünschen so voll kommen Rechnung tragenden Lösung der „Boris-Frage" ein ungemein freundlicher Wind, er ist offenbar auch den schon lange zur Schau getragenen Bestrebungen des Fürsten Ferdinand nach seiner Anerkennung günstig, und hierüber wird sich der Sultan in Petersburg vermuthlich eingehend vergewissert haben, ehe er den Entschluß faßte, bei den Berliner Traktatmächten die Anerkennung Ferdinands von Bulgarien förmlich zu be antragen. Ob die Sache indessen nun ohne Weiteres ganz glatt verlaufen wird, bleibt freilich noch immer abzuwarten. Die Möglichkcit kann keineswegs als ausgeschloffen gelten, daß russischerseits die Anerkennung des Bulgarenfürsten noch an die Erfüllung gewisser, den Rcchtsstandpunkt Rußlands in der Anerkennungsfrage wahrender, Bedingungen geknüpft werden könnte. Auch Oesterreich-Ungarn wird vielleicht noch Bedenken gegen die Anerkennung des Fürsten Ferdinand äußern, zumal die Beziehungen zwischen dem Donaukaiserstaate und Bulgarien schon feit einiger Zeit nicht mehr so ausgezeichneter Art sind, wie früher; außerdem zeigt man sich in Wien und Pest ein wenig verstimmt über dcn plötzlich wieder hervortretenden Ein fluß Rußlands in Bulgarien. Ab-r wenn Rußland wirklich nichts Ernstliches gegen die Anerkennung des Coburgers einzu- wcnden haben sollte, so dürfte schließlich auch Oesterreich-Ungern seine etwaigen Einsprüche fallen lassen, zumal die übrigen Mächte, Deutschland, England, Italien und Frankreich, kein ersichtliches Interesse daran besitzen, dem Coburger ihre Aner kennung noch weiterhin zu versagen. Jedenfalls würde mit der Lcgitimirung des Bulgarenfürsten durch das vereinigte Eu ropa ein alter Quell der Beunruhigung des europäischen Friedens endlich verstopft werden, während bislang immer die Gefahr drohte, daß ein etwaiger Versuch der Machthaber in Sofia, die Anerkennung des Fürsten Ferdinand gegen den Willen eines Theiles der europäischen Mächte zu ertrotzen, zu schweren internationalen Verwickelungen führen würde. Hoffentlich wird cs Fürst Ferdinand verstehen, wenn er künftig wirklich als rechtmäßiger Herrscher und nicht mehr als Usurpator auf dem Throne dastehen sollte, diese seine neue Stellung weise, vor sichtig und mit kluger Mäßigung ausfüllen. Tagesgeschichte. Im Reichstage fand am Dienstag wieder einmal eine lange „Silberdebatte" statt, zu welcher die Erklärung des Reichskanzlers in «Sachen der Währungsfrage den Anlaß gab. Besonders neues kaui bei dieser Erörterung über ein im Parla mente nun schon seit Jahren durchgenomwenes Thema nicht mehr heraus, Freunde wie Gegner der Doppelwährung hielten an ihren Anschauungen fest, und unter solchen Umständen be deutete die gesammte Diskussion nur einen Schlag ins Wasser. Sic wurde durch den konservativen Abgeordneten Grafen Mir bach eröffnet, bekanntlich ist derselbe neben Herrn von Kardorff der hervorragendste Führer der deutschen Bimetallisten, Graf Mirbach gab seiner Unzufriedenheit mit der kühlen Haltung der Reichsregicrung in der Silb-rfrage deutlich genug Ausdruck, vertheidigte die Berechtigung der Bestrebungen der deutschen Bimetallisten zum Zusammenwirken mit ihren Gesinnungsge nossen in anderen Ländern und versicherte, die deutschen Bime tallisten würden in ihrer Agitation unermüdlich fortfahren. Darauf griff der Reichskanzler mit einer kurzen Rede in die Verhandlung ein, darauf hinweisend, daß eine Münzkonfcrenz zur Hebung des Sitberwerthes schon deshalb keinen praktischen Werth haben würde, weil sich die englische Regierung nicht zur Wiedereröffnung der indischen Münzstätten zu entschließen ver möge. Als berufendstcr parlamentarischer Vertheidiger der Gold währung seit dem Ausscheiden Dr. Bambergers aus dem Reichstage nahm Abg. Dr. Barth (freis. Vereinigung) das Wort, um seiner besonderen Genugthuung über die neuliche Er klärung des Reichskanzlers in der Währungsfrage auszudrücken. Im Uebrigen versuchte Dr. Barth mit nicht mehr neuen Gründen nachzuweisen, daß Deutschland eigentlich gar kein weiteres In teresse an der Hebung des Silberpreises habe. Im ferneren Verlaufe der Debatte sprachen noch der Centrumsabgeordnete Fuchs und der freikonservative Führer von Kardorff im Sinne der Forderungen der Bimetallisten, während die Abgeordneten Dr. Hammacher (nat.-lib.) und Dr. Echönlang (soz.) sich im gegentheiligen Sinne äußerten; mit einer die Bestrebungen der „Silbermänner" ebenfalls abfällig beurtheilenden Rede des Sozialdemokraten Molkenbuhr schloß die kein positives Ergebniß aufweisende Debatte. Im Schlußtheile der Sitzung wurde die am Tage zuvor begonnene erste Lesung der Gewerbeordnungs- Novelle nach unerheblicher Debatte zu Ende geführt. Gegen die Stimmen der Linken und einiger Centrumsabgeordneten beschloß dann das Haus, die zweite Lesung der Vorlage ohne kommissarische Vorberathung gleich im Plenum stattfinden zu lassen. Zuletzt genehmigte das Haus noch den Etat des Reichs schatzamtes. Am Mittwoch beschäftigte sich der Reichstag haupt sächlich mit den Verhältnissen in der Confektionsbranche und dem in derselben ausgebrochenen Streik, auf Grund der vom nationalliberalen Abgeordneten Heyl von Herrnsheim eingc- brachten bezüglichen Interpellation. Im Reichstage stehen umfangreiche Debatten über die auswärtige Politik Deutschlands auf Grund eines dem Hause zugegangenen Weißbuchs über die auswärtigen Angelegenheiten bevor. In der für die Berathung des bürgerlichen Gesetzbuches niedcrgesetzten Reichstagskommission hat das Centrum Hand in Hand mit dem Freisinn die Führung. Vorsitzender ist der Centrumsabgeordnete Spahn, fein Stellvertreter ist der frei sinnige Volkparteiler Kauffmann. Aus dem Umstände, daß bis jetzt die Kommission noch keinen Anfang mit ihren Berathungen gemacht hat, schließen einzelne Blätter, es werde auf eine Ver schleppung oder gar eine Versumpfung der Vorlage hingearbcitet. DaS ist wohl eine etwas gewagte Folgerung, immerhin aber dürfte cs sich empfehlen, daß man durch alsbaldige und ener gische Inangriffnahme des Berathungsstoffcs dem aufkeimenden Mißtrauen, als wolle man dos Zustandekommen des kürzer, liehen Gesetzbuchs durch taktische Kunststücke hintanthalten, den Boden entziehe. Der konservativen Partei, der unbegründeter weise nachgesagt worden ist, sie wolle gegen diesen Entwurf Stellung nehmen, wird besonders daran gelegen sein müssen, dargethan zu sehen, daß, wenn Verzögerungen und Verschlepp ungen nicht sachlicher Art wirklich versucht werden sollten, diese von konservativer Seite auf das entschiedenste gemißbilligt werden. Berlin. Mord und Selbstmord. Der Kaufmann M. L. Loewenberg und dessen Gattin, Gypsstraße 39 wohnhaft, haben sich gestern selbst und ihre beiden jüngsten Kinder ver giftet. Das dritte Kind, welchem sie ebenfalls von dem tödtlichen Trank gaben, schwebt noch in Lebensgefahr. Die ältesten drei Kinder befanden sich zur Zeit der Katastrophe außer dem Hause. Als Motiv der That sind lediglich schwere Nahrungs sorgen anzusehen. In Frankreich droht wieder eine Ministerkrists. In der Dienstagssitzung des Senats gelangte der Eüdbahnskandal wiederum zur Erörterung und zwar durch eine Interpellation des Senators Morris, welche den Wechsel des Untersuchungs richters in der Südbahnangelegenheit als eine Ungcsetzmäßig- keit bezeichnet. Morris brachte daher eine diese Ungesetzmäßig keit bedauernde Tagesordnung ein, wogegen Ministerpräsident Bourgeois eine einfache Tagesordnung beantragte. Der Senat lehnte aber die letztere mit großer Mehrheit ab und nahm da für eine Tagesordnung an, welche volle Aufklärung in der Sache und die begangenen Unregelmäßigkeiten bedauert. Das ist eine klare Niederlage der Regierung, doch sind die weiteren Ent schließungen derselben noch nicht bekannt. In England ist das Parlament am Dienstag zusammen- getrcten. Die Thronrede weist keinerlei sensationelle oder beun ruhigende Wendungen auf. Petersburg, 13. Februar. Die „Nowosti" bekämpfen den Glauben der Bulgaren, daß Rußland ihnen helfen könnte, Macedonien zu gewinnen. „Die Befreiungskriege Rußlands auf der Balkanhalbinfel", schreibt das Blatt, „sind beendet. Es ist dort eine Reihe von Staaten gebildet worden, welchen Rußland stets durch Rath und That zu helfen bereit ist; diese Staaten sind aber so gekräftigt, daß sie selbst für sich sorgen müssen, entgegengesetzten Falles entstände eine nicht zu recht fertigende Ausbeutung Rußlands. Bulgarien, Griechenland und Serbien erheben Anspruch auf verschiedene Theile Make doniens, und Rußland hat durchaus kein Interesse daran, daß makedonische Griechen, Serben und Rumänien unter bulgarische Herrschaft kommen. Hier kann und darf Rußland den Bul garen nicht helfen. Um Mißverständnissen vorzubeugcn, müßten die russischen diplomatischen und Konsularagcnten, welche nach Bulgarien gesandt werden sollen, den bulgarischen Gewalthabern von vornherein erklären, daß Rußland keine Veränderung de» Status czuv auf der Balkanhalbinsel wünscht und daß Ruß land Bulgarien keine Hilfe leisten wird, wollte eS mit bewaff neter Hand die Jntereffen seiner Nachbarn verletzen." S ofia, 13. Februar. Der russische General Graf Go- lenitschew-Kutusow ist heute 11'/- Uhr vormittag hier einge troffen und von dem Prinzen Ferdinand, den Spitzen der Be hörden und hohen Offizieren am Bahnhof empfangen worden. Bei der Fahrt durch die prachtvoll geschmückten Straßen der Stadt nach dem prinzlichen Palais saß Graf Golenitschew- Kutusow zur Rechten deS Prinzen. Der russische diplomatische Agent Tscharickoff saß zur Rechten des Ministers des Aus wärtigen, Stancioff, und begab sich mit dem Gefolge in das russische Gesandschaftspalais. Konstantinopel, 13. Februar. Die Pforte war noch vor der Abreise des bulgarischen Ministerpräsidenten Stoilow verständigt worden, daß seitens der russischen Regierung gegen die Anerkennung des Prinzen Ferdinand keine Einwendung vorliege. Der gestrige außerordentliche Ministerrath dürfte dieser Angelegenheit gegolten haben. Nach dem Ministerathc erging an die türkischen Vertreter bei den Großmächten der Auftrag, Schritte bezüglich der Zustimmung der Mächte zu der Aner kennung des Prinzen Ferdinand zu thun. Der zur Feier des Uebertritts des Prinzen Boris nach Sofia entsandte Divisions- general Muzaafer Pascha überbringt dem Prinzen Ferdinand ein auf die Anerkenunng bezügliches Handschreiben de» Sultan». vaterländisches Wilsdruff, 13. Februar. Gestern Nachmittag 4 Uhr hielt der „Landwirthschaftliche Verein für Wilsdruff" im Hotel zum Adler unter Vorsitz des Herrn Rittergutsbesitzer- Andrä seine zweite diesjährige Versammlung ab, wozu insbe sondere die Frauen der Mitglieder cingeladen waren. '/,5 Uhr wurde die zahlreiche Versammlung mit Begrüßung des Herrn Kreissekrctär Dr. von Littrow, des Herrn Schuldirektor Richter- Freiberg, der Damen und der Mitglieder eröffnet. Zunächst wurde über die geschehnen Eingänge referirt, wobei insbesondere interessirte, das eine chemische Flüssigkeit entdeckt worden, die durch Aufträufelung auf Butter sofort reagirt, ob der Butter Margarine beigemischt ist. Sodann werden die Herren Kauf mann Görne, Gutsbesitzer Ouaas und Tamme-Hier als Mit glieder ausgenommen. 3. erfolgte die Prämiirung von Dienst boten und Arbeitern landwirthschaftlichen Betriebes durch Herrn Dr. v. Littrow im Auftrage des landwirthschaftlichen Krci«- verein» Dresden. Durch eine herzliche Ansprache an die 15 zu Prämiirenden wurde der feierliche Akt eingeleitet, alsdann erhielten Anerkcnnungsdiplome für langjährige treue Dienste: Tagearbeiter Karl Klauß, Klipphausen bei Herrn Riffe 28 Tagearbciter Friedrich Wilhelm Schumann, Limbach bei Herrn Andrä 25 V, Tagearbeiter Ernst Merker, Klipphausen bei Herrn Riffe 24 V, Arbeiter bez. Wächter Ernst Fleischer, Limbach 23 Vogt Ernst Gähner, Klipphausen 19 V, Tagearbeiter August Klässig, Klipphausen 1«V, Tagearbeiter August Klien, Klipphausen 24 V, Tageorbeiterin Auguste Klien, Klipphausen 24'/, „ Wilhelmine Hofmann, Klipphausen 23 V, „ Therese Kläßig, Klipphausen 23'/, „ Auguste Krause, Klipphausen 23 V, „ Christiane Urbach, Klipphausen 23'/, „ Eleonore Gähner, Klipphausen 23'/, „ Wilhelmine Schnür, Limbach 17 „ Emilie verw. Schnür, Limbach 16 Jahre, M f/ U M U M ff