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brachte allerhand Einwände vor; man könne Sörens schicken, oder warum Leonore nicht selbst ginge. „Sörens muß nach Kolbing, um einzukaufen, und was mich betrifft, so ist das Sache des Gefühls — ich gehe nicht gern allein in das Haus meines Verlobten, und außerdem habe ich eine ganze Welt voll Arbeit vor mir — die Aussteuer. Thu' mir doch die Liebe, Rahel." Da mußte sie sich bequemen, weil längeres Weigern auffallend gewesen sein würde; aber furchtbar schwer wurde es ihr, in sein Haus zu gehen, er konnte schließlich denken, sie käme um seinetwillen. — Etwa eine Stunde vor ihrer Ankunft in der Ravens burg war Lilly nach Juliens Schlafzimmer gerufen worden, wo diese die Schwester mit Unheil verkündender Miene empfing; den ganzen gestrigen Tag hatte Julie unter so heftigen Kopfschmerzen gelitten, daß selbst die nächstliegenden Interessen unangerührt bleiben mußten. „Nette Geschichten das! Und gerade Dir vor der Nase darf so etwas passieren, ohne daß Du es der Mühe wert hältst, mich davon zu benaLrichtigen!" „Aber was ist denn nur wieder los?" fragte Lilly gedehnt. „Du beginnst ja den Tag in recht vielver sprechender Laune." „Was los ist?" wiederholte Julie, während ihre Nase noch spitzer wurde und das gelbe Gesicht eine grünlichfahle Färbung annahm, „nichts weiter, als daß sie vorgestern Abend eine halbe Stunde sich im blauen Salon natürlich über höchst interessante Dinge unterhalten haben, und er meine kostbare Magnolie, die mir Doktor Schramm schenkte — abgerissen, und — der Pfarrerstochter von Tauben heim — wollte sagen von Haraldsholm," verbesserte sich Julie mit boshaft frivolem Gesichtszucken — „überreicht hat! Meine schöne Magnolie der — der Männerfängerin!" zischte sie, vor Aerger sprühend, hervor. „Mein Gott, woher weißt Du denn das von der arm seligen Blume?" „Das kann Dir egal sein, genug, daß ich es weiß," gab Julie schroff zur Antwort. Sie schämte sich doch, der Schwester zu gestehen, sich in Minna eine Spionin er zogen zu haben, welche ihr Bericht über Albrechts Thun und Lassen bringen mußte. „Wenn Du noch immer meinst, es könne von einem Unverständnis der Beiden keine Rede sein, wirst Du nach diesem wohl überzeugt sein müssen, wie ich es bin: — er liebt die Person, ich hab's ja aus seinem Munde — und sie, — ich kenne die Mädels von heutzutage bester — sie läßt sich's gefallen! Doch so wahr ich Julie v. Ravens heiße," setzte sie, mit der Faust bekräftigend vor ihre Brust schlagend, hinzu, „das nimmt kein gutes Ende." „Ach, es ist ja nicht wahr," sagte Lilly wütend, „wie kann man nur so vernagelt sein! Ein bischen ver dreht ist sie wohl, was Du aber schwatzest, ist der reine Unsinn." Julie zog in häßlichem Lachen die Lippen von dem falschen Gebiß. „Ich weiß, was ich weiß, und ich habe nicht umsonst solchen Haß auf das Geschöpf. Vitriol möchte ich ihr in das glatte Gesicht gießen, und zwar von unten herauf, um ihr das Kokettieren mit meinem Manne zu verleiden!" „Pfui, schämen solltest Du Dich," entgegnete Lilly, indem sie der Schwester angeekelt den Rücken kehrte. „Weiß Gott, wärest Du nicht krank, es könnte einen die Lust anwandeln, Dich zu ohrfeigen." „Nun werde auch Du noch schlecht mit mir," stöhnte Julie. „Ach Lilly — liebte ich ihn nicht so wahnsinnig, mir wäre alles gleich, aber zusehen, wie er in eine andere vernarrt ist, das bringt mich ganz außer mir, das ertrage ich nicht!" — „Weißt Du, Albrecht, was ich fürchte?" sagte Lilly gleich darauf zu ihrem Schwager, „ich fürchte, mit Julie ist es nicht ganz richtig, sie phantasiert oder wird verrückt." „Du kannst recht haben, Lilly," erwiederte Albrecht nachdenklich, „ihre Gemütsverfassung befindet sich allerdings j in einem für die Umgebung bis zur Unerträglichkeit ge steigerten Zustande; ich selbst bin nahe daran, verrückt zu werden." „Armer Kerl," äußerte Lilly mit gutmütiger Ver traulichkeit. „Julie ist meine Schwester, doch ich kann nicht anders, als Dir zugeben, so wie sie jetzt ist, ist sie ein schauderhaftes Kreuz für Dich. Ach. wer kommt denn da," fügte sie hinzu, ans Fenster eilend, um genauer hin zusehen, „eine junge Dame — Fräulein Erichsen." Nachdem Albrecht sich überzeugt hatte, daß sie es wirklich sei, ging er hinunter, um Rahel schon in der Halle zu begrüßen; doch ihres Entschlusses eingedenk, er wiederte sie sein zuvorkommendes Benehmen, das so deutlich die Anzeichen freudiger Ueberraschung zeigte, mit kalter Zurückhaltung. Er spürte es; der Anblick Rahels führte ihm jedes mal noch lebendiger die Trostlosigkeit seines Lebens vor Augen — in verkörpertem Bilde stand sie vor seinem Geist als das Ideal dessen, was er hätte erreichen können, und schmerzlicher noch empfand er das Elend der verhaßten Fesseln. Er war doch nur ein Mensch, ein Mann! Mußten denn durchaus diese beseligenden Gefühle erstickt werden, mußte er sein Herz immer wieder knechten? Er wagte zu hoffen, daß auch in Nabel eine Stimme für ihn spreche, daß in ihr — dem Weibe — der Funke glühe, den zur Flamme zu entfachen vielleicht in seiner Macht lag; dann würde sie leiden, wie er litt, ein unsichtbares süßes Band verknüpfte sie beide. Sollte er? (Fortsetzung folgt.) Humoristisches. Kin frenndticher Wirt. In dem Hausflur eines von der Straße aus geschloffenen Hauses der Königstraße in Berlin befindet sich eine Tafel mit folgender Inschrift: „Wer in diesem Hause die Thüren nicht leise schließen will, wird ersucht, gefälligst draußen zu bleiben!" Aruckfehterteufet- (Aus einem Roman.) 1. Erregt ging Arthur im Zimmer auf und nieder, sich von Zeit zu Zeit nervös auf die Rippen beißend. — 2. Mit flüchtigem Erröten strich sie mit der Hand über seinen Kropf, dann warf sie den ihrigen stolz zurück. RätsekAufiösung in voriger Nummer: Oleander. WeXierbild. Nachdruck aus dem Inhalt dieses Blattes verboten. Gesetz vom II. Juni 1870. Redaktion, Druck und Verlag von B. Angerstein, Wernigerode. „Madame, wo ist denn Ihr Gatte?" „Er hat sich gewiß versteckt, wollen Sie Ihn nicht suchen?" U« Ei au G, kir sm bei an Vk de. Nil bej bej eb« da od>