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Die Rekrutirungs - Stammrollen sind nach erfolgter Eintragung -er Militärpflichtigen in alphabetischer Reihenfolge mit den Geburtslisten, Geburts- Scheinen, Loosungs-Sch einen und sonstigen Unterlagen bis zum 5. Februar 1896 hier einzureichen. Ueber etwaigen Abgang und Zugang Militärpflichtiger nach erfolgter Einreichung der Stammrollen ist sofort Anzeige bez. unter Beifügung eines StammrollemNach- trage» anher zu erstatten. Meißen, am 27. Dezember 1895. Königliche Amtshauptmannschaft. von Schroeter. Nachdem für den WirthschaftSgehülfen Ernst Reinhold Walther in Weistropp wegen Verschwendung die Einleitung einer vorläufigen Vormundschaft angeordnet und der Wirth- schaftsbefitzer und Ortsrichter Ernst Leberecht «Kietzmann in Weistropp als Zustandsvormund verpflichtet worden ist, wird dies hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. W il s d r uff, am 31. Dezember 1895. i Königliches Amtsgericht. Bekanntmachung. Wegen baldigster Ablegung der Jahresrechnung sind die noch rückständigen Kranken-, Jnvaliditäts- und Altersverstcherungsbeiträge bis spätestens den 7. Januar 18S6 bei Vermeidung sofortiger Einleitung des Zwangsvollstreckungsverfahrens anher zu bezahlen. Gleichzeitig wird bekannt gegeben, daß bei der Abmeldung von Personen Sie sür dieselben noch restirenden Beträge sosort zu entrichten sind, da sonst die Quittungskarten nicht ansgehändigt werden. Wilsdruff, den 23. Dezember 1895. Die Gemeindekrankenkasse. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung, die Anmeldung der Wehrpflichtigen zur Rekrutirungsstammrolle betreffend. Auf Grund der Bestimmungen in § 25 der deutschen Wehrordnung vom 22. November 1888 fordern wir alle am hiesigen Orte aufhältlichen männlichen Personen, welche im Jahre 1876 innerhalb des deutschen Reichsgebietes geboren sind oder deren Eltern oder Familienhäupter an irgend einem Ort desselben ihren Wohnsitz haben, sowie alle diejenigen, welche bei früheren Gestellungen vom Militärdienste zurückgestellt worden sind oder ihrer Militärpflicht überhaupt noch nicht Genüge geleistet haben, bei Vermeidung von Geldstrafen bis zu 30 Mk. oder Haft bis zu 3 Tagen andurch auf, in der Zeit vom 15. Januar bis MM 1. Februar 1896 unter Abgabe ihrer Geburts- oder Loosungsscheinc sich persönlich zur Aufnahme in die Rekrutirungsstammrolle in der hiesigen Rathsexpedition anzumelden. Diejenigen Militärpflichtigen, welche keinen dauernden Aufenthalt haben, oder von hier, als dem Orte, wo sie ihren dauernden Aufenthalt haben, zeitig abwesend sind, — wie auf der Reise begriffene Handlungsdiener oder auf der See befindlichen Seeleute u. s. w. — sind von ihren Eltern, Vormündern, Lehr-, Brod- oder Fabrikherrn bei Vermeidung der angc- drohtcn Strafen, während des oben festgcstcllten Zeitraumes zur Stammrolle anzumelden. Wilsdruff, am 2. Januar 1896. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Wie jeder nachdenkliche Mensch am Schluffe des Jahres Rechnung über das Vergangene hält und daraus Schlüsse auf die Zukunft zu ziehen sucht, so kehren auch die Völker an dem bedeutungsvollen Wendepunkt der Zeit in sich ein, um zusam menzurechnen, zu prüfen und neue Pläne zu machen. Wie kein anderer Tag im Jahre, erscheint dem öffentlichen Bewußtsein der Neujahrstag als rin Tag mit einem doppelten Gesichte, einem vorwärts und einem rückwärts schauenden, und, wo er festlich begangen wird, geschieht es mit dem Doppelgefühl der Erinner ung und der Hoffnung. Schaut das deutsche Volk heute rück wärts, so wird es bei der Aufstellung seines Soll und Habens nicht andere als gemischte Empfindungen in sich aufsteigsn sehen. Das verflossene Jahr war ein Jahr stolzer Erinnerungen, ein Jubeljahr, so recht berufen, daran zu mahnen, sestzuhalten, was wir, was unsere Väter mit Hingabe ihres ganzen Seins er rungen haben. Mit der Erinnerung an kühne Heldenthaten und heidenmäßige Ausdauer und Zähigkeit, an kühnes staats männisches Wollen und weises maßvolles Vollbringen verband sich in erneuter Kraft das Gefühl der Einigkeit, des engen Bandes, das nicht nur Gesetze, Pflichten und Rechte um die Deutschen schlingen, sondern noch weit innigere Empfindungen brüderlicher Stammesoerwandtschaft, gemeinsamer Volksart. Von Ost nach West, von Süd nach Nord durchbrausten die gleichen Lieder vaterländischer Begeisterung das Deutsche Reich und ihre Klänge gaben, über die Grenzen hinausdringend und überall, wo deutsche Herzen schlagen, ein freundliches Echo erweckend, beredte Kunde von dem eisernen Willen, von der starken Macht die Ihnen Ausdruck gewann. Und doch ist die Erinnerung an dieses Jubeljahr getrübt. In die Weisen der Begeisterung mischte sich der schrille Klang niedriger Gehässigkeit, eine vater landslose Rotte suchte mit ihren gellenden Zwischenrufen die Harmonie zu zerstören und gab in frecher Ueberhebung vor, den echten Ton der Volksseele gewissermaßen in Pacht genommen zu haben. Sie dünkt sich groß, weil sie an dem Hellen und Leuchtenden einen Necken entdeckt zu haben meinte, in ihrem kleinlichen Neid nicht reif zu jener Höhe geschichtlicher Ausfassung und echter Heldenvcrehrung, die mit Hamlet sagt: „Nehmtalles nur in allem! Er war ein Mann, wir werden seinesgleichen nimmer wieder sehen! Ueber diese« ekle Schauspiel niedriger Gesinnung hat das Volk, hat in dessen Sinne der Kaiser ge richtet und die Geschichte wird noch des «eiteren darüber richten. Und doch war dieses Schauspiel nicht mehr als eine Scene in dem großen Drama unseres politischen Ledens, nur ein beson deres auffälliges Auftreten einer längst bekannten Erscheinung. Es ist, als ob es solcher das Bewußtsein aufrüttelnder Scenen bedürfte, um die Gefahr, die unsere inneren und die im konse quenten Zusammenhänge von ihnen beeinflußten äußeren Ver hältnisse bedroht, jedem deutlich vor Augen zu führen und das politische Pflichtgefühl aus einem leidigen Dämmerungszustande Herauszureißen. Das war die gute Wirkung der trübseligen Zwischenfälle, welche das patriotische Jubeljahr störten. Freilich wie lange dieses Pflichtgefühl rege bleiben wird, steht dahin, ja, schon lehren undeutbare Lhatsachen, daß es in weiten Kreisen recht bald eingeschlafen ist. Der Mahnruf des Kaisers an sein Volk, eS möge sich endlich ermannen, ist gehört, kaum irgend wo aber im rechten Sinne befolgt worden. Ja, man ist so weit gegangen, das kaiserliche Wort so lange als nicht voll ange bracht zu betrachten, als nicht die Regierung durch Ergreifung scharfer Maßregeln gegen den Umsturz ein Beispiel des Er mannens gebe. Man kann in diesem Einwande kaum etwas anderes erkennen, als ein klägliches Geständniß der Unmündig keit derjenigen Parteien, die den Kampf gegen den Umsturz stolz auf ihr Panier schreiben, im letzten Grunde es jedoch vorziehen, die Last des Kampfes, der nur Mann gegen Mann, Geist gegen Geist, Sittlichkeit gegen Sittlichkeit mit Aussicht auf dauernden Erfolg durchgekämpft werden kann, auf die Schultern eines anderen zu schieben. Es heißt also den Werth der patriotischen Kundgebungen des verflossenen Jahres überschätzen, wenn man mit ihnen nicht das Maß positiver politischer Arbeit in Vergleich stellt, das in diesem Jahre von den bürgerlichen Parteien ge leistet worden ist. So klingt denn der Mahnruf des Kaisers an sein Volk in das neue Jahr mit erneuter Kraft herüber, und man wird sich der Pflicht, ihm nachzucifern, um so weniger entschlafen können, als die glückliche Konstellation unserer aus wärtigen Politik mehr denn je gestattet, das größte Maß der politischen Energie den Fragen, die unser innerdeutsches Leben beherrschen, zuzuwenden. Dabei wird nicht bloß an ein zähes Kämpfen der Ordnungsparteien gegen die Umsturzelemente zu denken sein, auch nicht nur an Versuche, in den Kreisen, welche die Agitation der Sozialdemokratie jetzt beherrscht, Boden zu ge winnen, sondern auch an eine ganze Reihe praktischer Reform arbeiten, wie sie gegenwärtig dem Reichstage z. B. vorliegen. Alle Gesetze, die zum Schutze der Interessen des Mittelstandes und der sogenannten arbeitenden Klassen dienen, haben in hohem Grade eine staatserhaltende Bedeutung, sie sind berufen, die Abbröckelung vaterlandstreuer Elemente zu verhüten. Wie sehr die Sozialdemokratie diese Seite derartiger politischer Aufgaben erkennt, läßt sie aus ihrer ablehnenden Haltung ihnen gegen über nur zu deutlich schließen. Es handelt sich hier also durch aus nicht um lediglich wirthschasiliche Fragen, sondern um solche von allgemeinster politischer Tragweite. Wer sich der sachlichen Lösung solcher Fragen verschließt, steht bewußt oder unbewußt !m Dienste des Umsturzgedankens. Das aber derartige Aus gaben von der Regierung gestellt und von einzelnen Parteien mit voller Würdigung ihrer Bedeutung behandelt werden, zeigt trotz so mancher trüber Erfahrungen in unserem Volksleben, daß die Erkenntniß für das, was noth thut, nicht ganz schlum mert. Das erfüllt uns mit Zuversicht auf oie fernere Ge staltung unserer Verhältnisse und läßt uns den Ausblick in das neue Jahr nicht in düsterem Lichte erscheinen. In die erste Reihe der sozialpolitischen Aufgaben darf man trotz seines wesent lich rechtlichen Charakters auch das Neue Bürgerliche Gesetzbuch stellen, zu dessen Inkrafttreten im kommenden Jahre die ersten maßgebenden Schritte gethan werden sollen. Ob das neue Jahr die Vollendung dieser großen gesetzgeberischen Arbeit bringen wird, ist mehr als zweifelhaft, immerhin wird dieses Werk im kommenden Jahre sein politisches Gepräge geben. Möchten alle diese gesetzgeberischen Arbeiten im kommenden Jahre unter dem Schirme des Friedens zum Heile unseres Volkes gedeihen, da mit wir, wenn sich dieses Jahr wieder zu Ende neigt uns sagen dürfen, es sei ein erfolgreicher Schritt zur Befestigung und zum Ausbau unserer inneren Verhältnisse geschehen! Der große Neujahrsempfang am Berliner Hofe hat sich auch diesmal im Rahmen der hierbei üblichen glänzenden Formen vollzogen. Ueber bemerkenswerthe politische Kundgeb ungen des Kaisers bei dieser Gelegenheit ist noch nichts Zuver lässiges bekannt geworden. Das neubegonnene Jahr wird in seinem Verlaufe baldigst den Höhepunkt der seit dem Sommer 1895 im Gange befindlichen Erinncrungsfestlichkeiten an die große Zeit der nationalen Wiedergeburt Deutschland bringen. Denn das bedeutsamste Datum in dieser langen Reihe nationaler festlicher Jubeltage bildet doch der 18. Januar, der Tag der feierlichen Gründung des neuen deutschen Reiches, und in allen patriotisch fühlenden Volkskreisen hat man sich denn auch bereits gerüstet, die 25jährige Wiederkehr des Geburtstages entsprechend zu be gehen. An der Spitze aller dem 18. Januar gewidmeten Er- innerungsfeierlichkciten wird die an diesem Tage im Berliner Residenzschloffe stattstndende Feier stehen, über deren Gestaltung der Kaiser soeben eine Ordre an den Reichskanzler erlassen hat. Derselben zufolge wird die Feier am Vormittage des 18. Ja nuar im historischen Weißen Saale der Königlichen Schlosses unten den bei besonders feierlichen Gelegenheiten üblichen For malitäten, namentlich unter Benutzung der Reichsinsignicn, vor sich gehen. Der Kaiser wird hierbei eine Botschaft verlesen. Abends soll ein Bankett im Schlosse für die Bundcsrathsbe- vollmächtigten, die Reichstagsabgeordnetcn, sowie für alle Die-, jenigen Nachfolgen, welche zur Zeit der Neubegründung des Reiches dem Bundestage oder dem Reichstage angehörten oder sonstwie an der Wiedererrichtung des Reiches hervorragend betheilrgt ge wesen sind und sich gegenwärtig noch am Leben befinden. Der gesammtcn Festlichkeit werden Gottesdienste in der Schloßkapelle und in der St. Hedwigskirchc vorangehen. Potsdam, 31. Dezember. Die Lebensretter der Prin zessin Friedrich Leopold, die Maschinisten Bittger und Hank- witz, sowie die Feuermänner Krutmayer und Irrgang, haben von dem Prinzen Friedrich Leopold je ein Geldgeschenk von 2000 Mark erhalten. Der deutsche Reichskanzler Fürst Hohenlohe hat mit seiner Gemahlin am Dienstag früh Wien nach mehrtägigem Aufenthalte wieder verlassen und ist nach Berlin zurückgekchrt. Fürst Hohenlohe hat sich in den Wiener gesellschaftlichen und politischen Kreisen einer ungemein auszeichnenden Aufnahme zu erfreuen gehabt, die aber schließlich nur den innigen und herz lichen Beziehungen zwischen Berlin und Wien entspricht. Wenn sich der jüngste Besuch des deutschen Kanzlers in der österreichi schen Haup.stadt zunächst aus Forderungen der internationalen Etikette erklärt, so besitzt das Ercigniß dochauch seine politische Bedeutung, auf welche die wiederholten Unterredungen des Fürsten Hohenlohe mit dem Leiter der auswärtigen Politik Oesterreich-Ungarns, Grafen Goluchowski, sowie die lange Au dienz des leitenden deutschen Staatsmannes beim Kaiser Franz Josef zur Genüge Hinweisen. Ueber den Inhalt der Besprech ungen zwischen Hohenlohe und Gc'uchowskl ist zur Zeit noch nichts Bestimmtes bekannt, ebenso wenig wie über den Verlauf des Empfanges des ersteren seitens des österreichischen Herrschers, aber sicherlich darf man das Eine als feststehend annehmen, daß dieser Besuch des deutschen Reichskanzlers in Wien eine neue Bekräftigung des deutsch-österreichischen Bündniß- und Freund schaftsbündnisses darstellt. Die preußische Regierung hat, wie kurz erwähnt, beim Bundesrath den Antrag ciugcbracht, auf Grund des § 120 s Absatz 3 der Gewerbeordnung Bestimmungen zur Regelung der Arbeitszeit von Gehilfen und Lehrlingen in Bäckereien und Con- ditoceien zu erlassen. Dem Antrag ist ein Entwurf solcher Bestimmungen mit ausführlicher Begründung beigesügt. Der Entwurf beschränkt die Arbeitszeit in Bäckereien und solchen Konditoreien, in denen neben den Konditorwaaren auch Bäcker- waaren hergestellt werden. Den Beschränkungen sollen aber nur diejenigen Betriebe dieser Art unterliegen, in denen zur Nacht zeit — zwischen 8'/^ Uhr abends bis 5'/^ Uhr morgens — Gehilfen oder Lehrlinge beschäftigt werden. Die regelmäßige Arbcitsschicht der Gehilfen soll alsdann — entsprechend den seiner Zeit von der Kommission für Arbeitcrstatistik gemachten Vorschlägen — die Dauer von zwölf Stunden, falls die Ar beit von einer Pause von mindestens einer Stunde unterbrochen wird, einschließlich dieser Pause die Dauer von dreizehn Stunden nicht überschreiten. Die Arbeitszeit der Lehrlinge soll noch eine weitere Kürzung, (im ersten Lehrjahre um 2 Stunden, im zweiten Lehrjahre um 1 Stunde) erfahren. Von diesen Beschränkungen bleiben alle Betriebe befreit, in denen regelmäßig nicht mehr als dreimal wöchentlich gebacken wird, und ferner auch diejenigen Betriebe, in denen Nachtarbeit nur ausnahmsweise, höchsten« zwanzigmal im Jahre, vorkommt. Breslau, 31. Dezember, mittags. Die „Schlesische Volkszeitung" meldet aus Waldenburg in Schlesien vom heutigen Tage: Im Wrangelschachte hat ein großes Grubenunglück statt gefunden. Bisher wurden 21Todte und 12 Verletzte nach dem Knappschaftslazarethe in Waldenburg gebracht. — Wie die „Schlesische Zeitung" meldet, wurde das Unglück durch schlagende Wetter verursacht. Die Zahl der verunglückten Bergleute be trägt 50; bisher noch 17 vermißt. — Die Explosion ist an geblich durch die Entzündung eines Schusses herbeigeführt worden. Von den 50 zur Zeit des Unglücks im Schacht befindlichen Arbeitern sind bis jetzt 23 todt,' 9 schwer und 3 leicht verletzt „ns Knappschaftslazareth gebracht worden. Weitere FkrderungS-