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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.05.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190905205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090520
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-05
- Tag 1909-05-20
-
Monat
1909-05
-
Jahr
1909
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Rr. ISS. ISS. Jahr-. Leipziger Tageblatt. Donnerstag, LS. Mai 1VSS. den Beamten befürchtet. Eine Einigung wird jedoch wahrscheinlich ertielt werden. Ferner wird telegraphisch zur Situation gemeldet: <ki»e Kundgebung der Arbettervereinigung. D Vari», 19. Mai. (Tel.) Der Zeutralverband der Arbeitervereinigungen ließ beute nacht eine Kundgebung anschlagen, in der darauf hingewiesen wird, daß der Ausstand von den Postbeamten behufs Erlangung ihrer Rechte gegen den Staat als Arbeitgeber unternommen sei und daß cs die Pflicht des ZentralverbandeS der Arbeiter vereinigungen sei, Mittel zu suchen, um den mutigen Streitenden die Hilfe aller Organisationen zuteil werden zu lassen. Das beste Mittel hierfür sei der Generalstreik. Infolgedessen fordere der Geoeralverband alle ihm angeglieverten Bereinigungen auf, sich uuverweilt dem Post- ausstand durch den Generalstreik anzuschließen. Der Sieg des PostauSstandes müsse den Sieg des ganzen Proletariats bedeuten, wenn diese» einmütig dem Aufruf de» Verbandes Folge leisten Werve. Gleichzeitig wird jedoch im Anschluß hieran gemeldet: ä Paris, l9. Mai. (Tel.) Der Ausruf de» Zentralverbande» der Arbeiterver- einigungen, in dem zum Generalstreik ausaefordert wird, hat keinen Eindruck auf die veffenMchkeit auSzekdt. Paris zeigt da» gewöhnliche Bild. Die Ausdehnung deS Generalstreiks wird man erst am Nachmittag übersehen können, doch hält man den Versuch für gescheitert. Einzelheiten. * Pari», 19. Mai. (Telegr.) Trotz der Versicherungen des ErdarbeitersvndikatS, daß eS den Streik erklärte, arbeiten die Erdarbeiter in zahlreichen Be trieben weiter. Im Haupttelearavhenamt fehlen acht Beamte, im Hauptpostamt fünf Angestellte und vierzig Drucksachenboten. — Der Disziplinarrat entließ Pauron, den Sekretär de» Eisenbahnarbeitersyndikats, wegen Abwesenheit vom Dienste und mangels an Disziplin, machte die Entlassung dreier Beamten rückgängig und entließ zwei Weiler«. Unter dielen befindet sich Ballet, Fahrpostbeamter der Wefkbahn, der den Richtern des Disziplinarrat» vorgeworfea hat, sie seren Lataien der aus Renegaten zusammengesetzten Regierung. — Zwei Briefträger wurden heute früh auf ihrem Dienstgange verprügelt. — Es fanden Bersamm- lungen der verschiedenen Verbände statt, doch waren sie wenig besucht. Deutsches Reich. Lechzt». 20. Mai. * Znr Landtagswahl wird uns geschrieben: In einer gutbemchten Versammlung nahm der Nationale Wahlverein zu Leu tz s ch am Dienstagabend Stellung zu den bürgerlichen Landtagskandidaturen im Wahlkreise Leipzig-Lindenau-Leutzsch, Klein, und Großzschocher. Nach einstündiger Erörterung der Programme der Mittelstandsvereinigung und der uationalliberalen Partei und nach anschließender lebhafter Debatte erklärte fick die Versammlung einmütig für die Wahl des nationalliberalen Kandidaten Emil Nitzschke in Leutzsch. Auf Ersuchen der Versammlung nahm hierauf der Kandidat zu den wichtigsten politischen Tagesfragen das Mort, kennzeichnete seine Stellung zur Partei und kritisierte die Haltung der Konservativen i.n Landtage und in der Finanzreform. Die Ausführungen fanden den un geteilten Beifall der Versammlung. Berschiedenerseits wurde die Lösung der Kandidatenfrage in der Person deS Herrn Nitzschke als besonders glücklich bezeichnet, da er infolge seiner politischen Betätigung in den westlichen Vororten Leipzigs bekannt ist und stets im Interesse eines Ausgleichs der politischen und wirtschaftlichen Gegensätze innerhalb der bürgerlichen Parteien mit gutem Erfolge gearbeitet hat. Dies kam auch in einer Resolution zum Ausdruck, di« einmütig angenommen wurde, und dem Kandidaten vollstes Vertrauen und ungeteilte Mithilfe im Land tagswahlkampfe aussprach. Der Nationale Wahlverein wird nunmehr geichlosscn in die Agitation eintreten. Di« Bildung eines Ortsaus schusses zur Vorbereitung der Wahl und eines alle Ortsteilc umfassen den Agitationsausschusses für den ganzen Wahlbezirk ist bereits in die Weg geleitet. * Der jnngnationalliberale Verein zu Leipzig hielt am Dienstag eine Mitgliederversammlung ab, in der Abg. Dr. Zoephel über die schwebenden politischen Tagesfragen sprach und in ausgezeichneter Weise die Haltung der Konservativen und des Zentrums in der Frage der Reichsfinanzresorm beleuchtete. Eine sehr angeregte Debatte rgab die Uebereinstimmnng der Versammlung mit den Ausführungen des Referenten. * Zum Arbeitskammeraesetz. Der Vorstand des Landes verbandes Evangelischer Arbeitervereine im Königreich Sachsen hat folgende Resolution angenommen und ihre Weitergabe an den Vorstand des GesamtverbandeS Evange lischer Arbeitervereine Deutschlands beschlossen: „Der Gesamtverein Evangelischer Arbeiterverein« zu Dresden hat von dem neuen Gesetz entwurf, Einrichtung von Arbeitskammern betreffend, Kenntnis genommen. Der Verein zollt der Reichsregierung Dank und Anerkennung für die wesentlichen Verbesserungen, die den neuen Ent wurf gegenüber dem ersten auszeichnen. Zu diesen Verbesserungen ge hört in erster Linie die Einführung der geheimen und direkten Wahl nach dem Verhältnissystem. Mit der Gliederung der Organisation der Aroeitskammern nach Berufen ist der Verein auch einverstanden in der Hoffnung, daß Kammerbezirkr von mäßigem Umfange vorgesehen sind. Die Bestimmungen über die Geschäftsführung geben dem Verein jedoch Veranlassung, eine Bitte auszusprechen. Der vorliegende Ent wurf gestattet den Abteilungen und Ausschüssen der Arbcitskammern, Sachverständige mit beratender Stimme heranzuziehen. Dadurch würde den Beamten der Arbeitgeber wie Arbeitnehmer-Organisationen Zutritt zu den Verhandlungen der Kammern ermöglicht. Der Evanae- lische Arbeiterverein fordert nun, daß man den Angestellten der Berufs organisationen das passive Wahlrecht verleihe: denn nur sie können auf Arbeitnehmerseite die Interessen der Lohnarbeiter ohne Gefahr schwerer wirtschaftlicher Schädigung wirksam vertreten. Damit aber auch die Mitglieder der Arbeitskammern, die dem Arbeiterstande dauernd an gehören, möglichst frei von banger Sorge um unverschuldete nachenkige Folgen ihrer Tätigkeit in der Kammer dort ihre Pflicht tun können, ,st es unbedingt erforderlich, Bestimmungen einzufügen, die eine Siche rung des Arbeitsrechts der Arbeitermitglieder ähnlich den entsprechen de Bestimmungen der Berggesetznooelle gewährleisten." * * Der Kaiser in Wiesbaden. Am Mitlwochvormittag ll Uhr hielt der Kaiser vor dem Kurhanse Parade über die Wiesbadener Garnison und einige andere Truppenteile ab. An der Parade nahmen teil: das Füsilierregimenr Gcesdorff (Kurhessisches Nr. 80). di« 2. Abteilung des 1. Naffanischen Fcldartillerieregiments Nr. 27 sOranien), die Unter offiziersschule Bieberich, das l. Nassauische Infanterieregiment Nr. 87. Die Parade wurde kommandiert von Generalmajor Frhrn. v. Süßkind. Der Kaiser, der die Uniform der GardedukorpS mit dem blauen Bonde des russischen Andreasordens trug, ritt vom Schlosse zum Parodeplatz. Die Kasierin fuhr vom Schlöffe zum Kurhaus« in offenem Wagen m,t Spitzenreitern. Der Parade wohnten auch der russische Botschafter Gras von der Osten-Sacken und die Herren der russischen Botschaft bei. Der Kaiser ritt die Front der Truppenteile ab und nahm den Vorbeimarsch der Truppen entgegen. Gegen Mittag tragen der Großherzog und die Großherzogin von Hessen ein. — Anläßlich des Geburtstages des Kaisers von Rußland fand bei den Majestäten eine größere Frühstückstasel statt, an der das hessische Großherzogs paar, Fürst Radolin, Botschafter Graf von der Osten-Sacken mit den Herren der russischen Botschaft, Reichskanzler Fürst Bülow sowie die Spitzen der Militär- und Zivilbehörden teilnabmen. * Ta» zweite Dementi. Der gestern mitgeteilten Wiener Zurück weisung deS Gerücht» über die Verlobung der Prinzessin Viktoria Luise mit dem Erzherzog Karl Franz Josef von Oesterreich folgte heute raS Berliner Dementi. Die „Nordd. Allg. Zta." schreibt: „Die von e n«m hiesigen Blatte verbreitete Nachricht über die bevorstehende Verlobung Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Viktoria Luise ist erfunden." * Lttznn« »e« Zentralvorstantze» »er nationatltberalen Partei. Die für Donnerstag nach Berlin einberufene Sitzung de« Zentral vorstande« der «ationalliberalea Partei wird sich nach den vorliegenden Anmeldungen eine« lehr starken Besuche« au» dem ganzen Reiche zu erfreuen haben. Die Sitzung wird dadurch eine erhöhte Bedeutung erhalten, daß auch beide nalionalliberale Fraktionen de» Reichstages und de- preußischen Abgeordnetenhauses zur Teilnahme aufgefordert worden sind und zahlreiche Abgeordnete ihr Erscheinen zuzesagt haben. * Die Ungültigkeitserklärung der Mandate der vier Berliner so zialdemokratischen Abgeordneten. Am Mittwoch hielt vor dem preußi schen Abgeordnetenhaus« in der Prinz-Albrecht-Straße ein großes Auf- gebot von Schutzleuten Wache. Man befürchtete anläßlich der zur Ver handlung stehenden Prüfung der Berliner Landtagswahlen Demonstra tionen von sozialdemokratischer Seite. In der Tat sammelten sich auch schon in den Mittagsstunden kleine Trupps halbwüchsiger Burschen vor dem Parlamentsgebäude an. Zu Ruhestörungen kam es jedoch nicht. — Das Haus selbst und die Tribünen waren gut besetzt: es herrschte Unruhe. Aus der Tagesordnung stehen Wahlprüsungen. Nachdem die Wahl von Dionysius (Kons.) Gnesen-Witkowo, nach dem Kommissionsantrage für gültig erklärt worden ist, tritt das Haus in dir Prüfung der Wahlen der Berliner sozialdemokratischen Abgeordneten Borgmann, Heimann, Hirsch nnd Hoffmann ein. Die Prüsungskommilsion hat beantragt, die Wahlen für ungültig zu erklären. Abg. Strobel (Soz.) focht in wenig inter- essierenden Ausführungen die Kommissionsbeschlüsse an, indem er deren Begründung mit falscher Listenaufstcllung und Ausübung eines Terro rismus als auch bei anderen Berliner Wahlen gleicherweise bestehend erklärte. Der Redner forderte von dem Ehrgefühl der sechs Freisinni gen die freiwillige Niederlegung ihrer Mandate, falls die vier vor- liegenden Wahlen kassiert würden. Geschehe dies allein, würde sich doS Haus ein Brandmal der Schande aufdrücken. Wegen dieser Be leidigung wurde der Redner vom Präsidenten zur Ordnung ge rufen. Strosser sKons.) führte ans, daß die Ungültigkeitserklärung erfolgen mußte nach der offenen Erklärung der Sozialdemokraten, daß ein Terrorismus notwendig sei und bei späteren Agitationen noch mehr gehandhabt würde als bisher. Dinslage (Ztr.) beantragt die R ü ck- ver Weisung der Wahlprüsungen an die Kommission, weil die Frage der Wählerlisten und der Einfluß deS Terrors aus das tatsächliche Wahlergebnis ungenügend geklärt sei. Würde der Terror diesbezüglich nachgewiesen, müßten die Wahlen kassiert werden. Die Fraae der Listen aufstellung sei kein Grund der Kassierung. Fischbeck sFrs. Vpt.I legte in längeren Ausführungen den von den Sozialdemokraten aus geübten Wahlterrorismus dar, der für den Wahlprotest der maßgebende Grund gewesen sei. Seine Partei hätte nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht gegenüber den Wählern, für die Ungültigkeit der Wahlen zu stimmen. Friedberg (Natl.s erklärte, ein Teil seiner Freunde sei für den Antrag Dinslage, der andere Teil halte die Sache für vollständig spruchreif und werde für die Ungültigkeit der Wahlen stimmen. Auch Reinhard (Ztr.s erklärte sich für die Ungültigkeits erklärung. Hierauf wurde mit großer Mehrheit die Ungültig keitserklärung der vier sozialdemokratischen Abgeordneten von Berlin, Borgmann, Heilmann, Hirsch nnd Hoffmann, mit großer Mehr heit angenommen. * Ueber die bevorstehende Errichtuna Königlich Bulgarischer Kon- sulate in Deutschland sind vor einiger Zeit wieder Nachrichten durch einen Teil der Presse gegangen. Diese Mitteilungen, schreibt die „Neue pol. Korr." nach Erkundigung an maßgebender Stelle, eilen den Tat- fachen weit voraus. Von der Königlich Bulgarischen Regierung ist in dieser Angelegenheit bisher erst der erste Schritt getan worden, indem zunächst lediglich Verhandlungen mit den Großmächten stattfinden be hufs Abschlusses von Konsularverträgen. Solange diese Verträge nicht vorliegen, kann natürlich auch nicht an die tatsächliche Errichtung von Konsulaten gedacht werden: dieser Termin ist vor dem Spätherbst kaum zu erwarten. Trotzdem beschönigen sich durchaus nnlegitimie.te Per sönlichkeiten, wie neuerdings bekannt geworden ist, in denjenigen deutschen Groß- und Handelsstädten, wo die Errichtung von Konsulaten cvent. in Aussicht genommen werden könnte, bereits mit der Personenfragc, indem sie, eigennützige Zwecke verfolgend, sich fälschlich als berechtigt ausgeben, der maßgebenden Stelle Persönlichkeiten zu Ernennung präsentieren zu können. Tie „Neue pol. .Korr." ist von autoritativer Stelle zu der aus- drücklichen Erklärung ermächtigt worden, daß keine Privatperson inner halb des Deutschen Reiches in irgendeiner Weise berechtigt ist, derartige Konsulats-Kandidaten auszusuchen oder in Vorschlag zu bringen. Viel mehr sind die beteiligten amtlichen Stellen vollständig allein in der Lage seinerzeit die nötige Auswahl zu treffen. * ttranvunz rtner deutschen Lphir-Gef ilschaft. Wie wir hören, hat der frühere ReichSkommiffar Dr. Carl PeserS in Gemeinschaft mit dem Pulverfabr'ikanten Oskar Wolf-Walzrave und dem früheren Be- -irksamlmann in Ostafrika Grafen Otto Baudissin eine deutsche Ophir- Gesellschaft gegründet. Geschäjttfüb,er der Gesellschaft, die ihren Sitz in Berlin bat, ist Geaf Baudiisin. Die deutsche Gesellschaft ist eine Tochtergesellschaft der englischen Dr. Carl Peter» — EstateS and Explo ration Co. Dr. Carl PeterS hat der neuen Gesellschaft vier gewinn versprechende Goldminen im Mudza-Tal überlasten. Die Minen be finden sich in dem sogenannten Sabiegebiet zwischen dem Zambesi und dem Limpopo. Dr. PeterS sclbst unternimmt in den nächsten Monaten zwei Expeditionen über Kapstadl-JohanniSburg nach dem Zambesi und dem Mazoefluß. * Verein für das Deutschtum im Auslande. An dem Vertretertag, den der Verein für das Deutschtum im Auslände in der Pfingstwoche (vom 2.-4. Junrj in Berlin zu halten gedenkt, zeigt sich in allen Ge bieten deutscher Zunge ein erfreulich starkes Interesse. Wie wir hören, wird die Tagung von den Ausländsdeutschen, insbesondere aus Oester reich und den baltischen Provinzen, sehr zahlreich beschickt sein. Für die Festrede ist Professor Dr. Lamprecht, der berühmte Äirtschaftshistorikcr der Leipziger Universität, gewonnen. * Ueberraschende Steigerung des Handel» in Ktautscha». Nack den soeben eingeiroffenen letzten amtlichen Nachrichten geht Kiautschau allem Anschein nach einer Periode entgegen, die eine ausfallende Stei gerung des Handelsverkehr» mit sich bringen dürste. Au» dem vorliegenden Zahlenmaterial gebt deutlich hervor, daß die wirtschaftliche Erstarkung de» Hinterlandes der Kolonie im vergangenen ersten Quartal 1909 ganz überraschende Fortschritte gemacht hat. Eine vergleichsweise Zusammen stellung der Ausfuhr über Tsingtau (in Piculs, L 130 Psunv), aus der die wichtigsten Ausfuhrartikel nur Erwähnung finden sollen, zeigt, daß im I. Ouarial 1907 an Datteln 917 Pic. auSgesührt wurden. Im I. Quartal 1908 verringerte sich diese Zahl aus 410, während die Ziffer im I. Quartal 1909 aus 3499 stieg. Die entsprechenden Zahlen anderer wichtiger Ausfuhrartikel weisen äknliche ausfallende Steigerungen auf. Beim Erdnußöl zeigt die Ausfuhr eine Steigerung von 1444 (07) und 22363 (08) auf L2235. Die Zahlen der Ausfuhr von Strobborten lauten enisprechend 11041, 15625 und 16648. Schaf wolle wurde im I. Quartal >907 gar nicht auSgesührt, im I. Quartal 1908 wurden 143 Pic. verzeichnet, die im letzten Quartal auf 801 stiegen. Auch die Ausfuhr von Talg weist beispielsweise eine bedeutende Steigerung auf, die sich von 353 (07) auf 296l (08) auf 5154 (09) sortsetzt. * Der Artikel über die Finanzkonrmission befindet fiek in der 2. Beilage. Ausland. Oesterreich-Ungarn. O„Zur Wiener Kaiser-Entrevne teilt heute die Belgrader „Stampa" nachträglich folgendes bemerkenswerte Intermezzo mit: Belgrad, 19. Mai. (Telegramm.) Die „Stampa" meldet aus authentischer Quelle, Kaiser Wilhelm habe, als er nach der Hofsoirec in der Wiener Hofburg Cercle abhielt, auch den serbi schen Gesandten Simitsch in ein längeres Gespräch gezogen. Der Kaiser erkundigte sich eingehend über den Prin zen Georg und äußerte sich anerkennend über die Absicht König Peters, den Kronprinzen Alexander an der Bonner Universität imma trikulieren zu lassen. Simitsch berichtete hierüber dem König, der hiervon sehr angenehm berührt war. HD Znr innerpolitischen Lage, mit der es schlimm bestellt sein soll, da auch das Finanzprogramm, was die Regierung allerdings bestreitet, als gescheitert angesehen wird, wird heute folgendes depeschiert: Wien, 14. Mai. (Telegramm.) In parlamentarischen Kreisen wird mit Rücksicht auf den Beschluß der gestrigen Ob- männcrkonferenz die innere Situation ungünstig beurteilt. Die Regierung tritt der Auffassung entgegen, daß dos Finanzprogramm gescheitert sei nnd betont die Notwendigkeit seiner Durchführung. H Die Aspern-Feier. Aus Wien wird gemeldet: Wie verlautet, beabsichtigt Kaiser Franz Josef persönlich an den Feierlichkeiten zur Erinnerung an den Sieg von Aspern teilzunehmen. Der Kaiser wird am Freitag früh mittels Separatzuges nach Aspern fahren, um am Monument auf dem Friedhof der Gefallenen, also am Sockel des Löwen von Aspern, einen Lorbeerkranz niederzuleaen und dann in der Kirche von Aspern eine stille Messe zu hören. Am 22. Mai, dem darausfolgenden Tage, wird der Kaiser am Erzberzog-Karl-Denkmal auf dem äußeren Äurgplatz ebenfalls einen Lorbcerkranz niederlegen. Frankreich. Zl Die Marineuntersuchungskommission nahm, nach einem Pariser Telegramm, einstimmig Beschlüsse an, in denen sie sich über die Aus führung der Schiffs bauten seit dem Jabre 1900 tadelnd a u s s p r i ch t. Es bezieht sick dies sowohl auf die Ausführung des Programms von 1900 in betreff der Panzer vom Typ „Patrie", als auch die des Programms von 1906 in betreff der Panzer vom Typ „Danton". Belgien. D England und der Konaostaat. Unser Brüsieler Korrespondent telegraphiert uns Die „Etoile belge" veröffentlicht einen Alarm artikel über die angebliche Absicht Englands, den Kongo st aat zu vergewaltigen. Tas Blatt glaubt die Auf merksamkeit aller Mächte, die in Afrika Kolonialbesitz haben, am dies« Politik lenken zu müssen. England. Die britische Kriegspanik hält in ihrer Siedetemperatur, die von uuverantwortlichen Dentjchenhetzcrii in nnaeichwächtem Grade weiter geschürt wird, an, so daß wir uns schließlich doch noch, wohl oder übel, ans alle möglichen Eventualitäten gefaßt machen dürften. Es wird hierzu heute gemeldet: London, 19. Mai. tTelearamm.) In der gestrigen Sitzung des Oberhauses beklagte Lord Roberts abermals die Schwäche nnd Unzulänglichkeit des englischen Heeres, wobei er sehr deutlich auf die drohende Kriegsgefahr hinwies und sagte, ein großer Teil des Heeres steht nur auf dem Papier. Der Regisseur einer Bühnenarmee könnte von der englischen Armee verwaltung erlernen, einen Mann zu vervielfältigen, so daß cs aussieht, als ob mehrere vorhanden seien. Unsere Armee ist eine Selbsttäuschung, aber der Krieg ist keine Täuschung. London, 19. Mai. (Telegramm.) Einige Blätter füllen npch immer täglich ein bis zwei Spalten mit Erklärungen von Leuten, darunter recht angesehenen Personen, die den ,,F lieg en den Holländer" gesehen haben, so daß sich das geheimnisvolle Luft schiff nur dann in das Reich der Einbildung verweisen läßt, wenn man anneh.nen will, daß hier ein höchst seltsamer Fäll von Massen, Hypnose vorliegt. Und nun ist England schon wieder von einer neuen, noch viel schrecklicheren Gefahr bedroht. Jetzt bohren sich die Deutschen wie die Natten durch die Erde unter der Nordsee, wenn Herr Samuel Mayfield recht hat, der dem „Daily Chronicle" schreibt- „Während ich Sonnabend von Homburg kam, wurde mein Interesse und mein Verdacht durch ein dumpfes unterirdisches Geräusch erregt, das an einer seichtem Stelle der See nordwestlich der holländischen Küste zu hören war. Tas Geräusch schien von mächtigen Bohrmaschinen herzu rühren und war deutlich vernehmbar, da die See ruhig war. Ich glaubte diese Mitteilung machen zu müssen, damit die Regierung di« Sache untersuche. Eine solche Invasion wäre noch mehr als jede andere zu fürchten." Im Unterhanse wurden gestern wieder einige lehr spaßhaste Interpellationen angekündigt. Unter anderm wird Sir Wilirid Ashley den Ersten Lord der Admiralität fragen, ob es ihm bekannt sei, daß viele deutsche Fracht- und Passagier dampfer mit kleinen Geschützen bewaffnet find, und daß deren Kapitäne ihre Weisungen für den Fall eines Krieges in der Tasche haben, nnd welche Maßnahmen getroffen seien, um die britische Handelsflotte zu schützen, besonders auf solchen Punkten, von denen die englischen Stationsschiffe zurückgezogen worden sind. 'D Das Unterhaus beschäftigte sich mit den zum Budget ein. gebrachten Resolutionen, welche di« Verdoppelung der Stempelabgabcn bei Landerwerbungen nnd auf Ju- haberbvnds sowie die Erhöhung der Stempskabgaben aus Vertragsabschlüsse vorsehen. Tie Redner der Opposition haupteten, daß die neuen Belastungen die Londoner Börse schädigen und das Geschäft nach Amsterdam, Brüssel und New Vorl verlegen würden. Finanzminister Lloyd-George bestritt diese Behauptung, versprach jedoch, die Einbringung eines anderen Vorschlags in Erwägung zu ziehen, der denselben Steuerertrag liefern würde. Schließlich wurden die Resolutionen angenommen. Ruhland. O Stössel und Nebogatow begnadigt. Nachdem der Zar bekanntlich verschiedcne Begnadigungsgesuche abgelehnt hatte, ist nunmehr doch die Begnadigung Stössels, des Port-Arthur-Helden, und Nebogatow», des Tsuschima-Ädmirals, erfolgt. Es wird hierzu gemeldet: Petersburg, 19. Mai. (Tel.) Der Zar hat an seinem acstripeil Geburtstage Stössel und Nebogatow begnadigt. General Stössel verließ heute vormittag 10 Uhr und Nebogatow um N Ubr die Peter-Pauls-Festung. Petersburg, l9. Mai. sTel.) Der begnadigte General Stössel hat die Festung nur in einer Tragbahre verlassen können. Er leidet an einer fortschreitenden Lähmung, die er sich in der feuchten Kerkerluft ziigezogcn hat. Sein Zu stand ist unheilbar. G Iswolski. Die Behauptung, daß der rnssilche Minister deS Aeußern demnächst eine Begegnung mit dem Fürsten Bülow haben wird, wird, allen Dementis entgegen, aufrechterholten: M ünche n, 19. Mai (Telegramm.) Der Urlaub des russi. schen Ministers Iswolski, der bereits abgclausen war, wurde nm drei Woche» verlängert. Iswolski ist vollständig genesen nnd wollte am Montag abreisen. Er erhielt jedoch aus Petersburg telegraphische Mitteilungen, die ihn bestimmten, die Reise aufzuschl eben nnd vorläufig in München zu ver bleiben. Trotz der Dementis ans Petersburg ist es besti m m t, daß Iswolski mit Bülow aus seiner Rückreise in Berlin eine Zusammenkunft haben wird. H Aus der Duma. Eine Petersburger Depesche meldet: Die Ncichsduma nahm in erster Lesung den ersten prinzipiellen Ge setzentwurf aus dem Zyklus der Maßregeln zur Ver wirklichung des karserlichen Manifestes über die Gewissensfreiheit an. Durch den angenommenen Gesetzent wurf werden die politischen und bürgerlichen Rechtseinschränkungen der jenigen Persönlichkeiten abgeändert, welche sich freiwillig oder gezwungen von kirchlichen Amtshandlungen losgesagt haben. Der Gehilfe des Ober- prokureurs des Heiligen Synods erklärte, von der Rechten unterstützt, namens der höchsten Kirchenverwaltung, daß der Gesetzentwurf nicht ohne vorherige Begutachtung und Genehmigung des Synods erörtert werden könne. Der Berichterstatter der Kommission wies darauf hin, daß die Ausführungen des Vertreters des Synods der gesetzgeberische» Praxis widersprächen, die der Reichsduma cingeräumten Rechte eiti- schrankten und völlig unbegründet seien. -fi- Zum Prozeß Herzenstein wird aus Petersburg telegraphiert: In dem gestrigen Prozeß wegen der Ermordung Herzensteins behauptete der Zeuge Prußkow, der Führer des Verbandes deS russischen Volkes, Dubrowin und Bulazel hätten auch an den Beratungen über die beabsichtigte Ermordung Stolypins, Wittes und Miljakows teilgenommcn. Dänemark. Hs. Das isländische Problem. Hierzu telegraphiert uns unser Kopenhagener Korrespondent: Eine isländische Sonder kommission ist gestern in Kopenhagen eingetrofsen, um der Re- gierung die neuesten Beschlüsse des isländischen Althing über die Selbständigkeitserklärung Islands zu überbringen. Die Sonderkommission steht unter Führung des Vizepräsidenten des Althing und de» Bürgermeisters von Reykjavik. Türkei. I Zur Lage wird beute aus Konstantinopel gemeldet: In einer Unterredung über die Loge der Armenier in der Türkei erklärte der armenische Patriarch, er heg« die Befürchtung, daß neue Zusammenstöße zwilchen Türken und Armeniern sich ereignen könnten. An dem Willen drr Jungtürken, derartige Zusammenstöße zu verhüten, sei nicht zu zweifeln; jedoch bestehe die Gefahr, daß die fanatisierte Menge sich gegen die Christen wende. Es wäre daher wünschenswert, daß Rußland das Protektorat über die Armenier in der Türkei übernehme, er werde in der nächsten Woche nach Petersburg reisen, um dem Kaiser eine hierauf be zügliche Bitte vorzutragen. Kurz vor dieser Unterredung halt« d«r Patriarch den Besuch deS russischen Botschafters empfangen.
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