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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 21.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189601213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18960121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18960121
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-21
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Monat
1896-01
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Jahr
1896
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kraft, die erzielten Fortschritte auf den Gebieten der Gesetz gebung und Verwaltung, die eingeleitete Herstellung eines ein heitlichen Rechts. Als fernere Ziele der kaiserlichen Regierung bezeichnet die Botschaft den weiteren Ausbau der Reichsein- richlungen, die Festigung des die deutschen Stämme um schlingenden gemeinsamen Bandes und die Abwehr der mancherlei Gefahren, welche den inneren Frieden Deutschlands bedrohen. Dann spricht die Botschaft das erneute Gelöbniß Kaiser Wilhelms aus, in treuer Pflichterfüllung seinem kaiserlichen Großvater nachzueifern und fordert zugleich alle Glieder der Nation auf, die trennenden Partei-Interessen hintenan zu setzen und sich dafür mit dem Kaiser und seinen hohen Verbündeten zusammen zufinden in der Förderung der Wohlfahrt des Reiches, im Dienste des Ganzen, in der Arbeit für die Größe und das Glück des geliebten Vaterlandes. Zuletzt drückt die Botschaft die feste Zuversicht des Kaisers aus, daß das deutsche Reich auch in Zukunft eine starke Stütze des Völkerfricdens bleiben werde. — Die Botschaft machte in der Festoersammlung den tiefsten Eindruck; nach ihrer Verlesung verließ der Kaiser den Saal, womit die Feierlichkeit ihr Ende erreichte. Ihr schloß sich Parade der Gardetruppen vor dem Kaiser an, während Abends 7 Uhr im Weißen Saale großes Festbanket stattfand. Der Kaiser fuhr heute früh vor der Feier nach dem Schlosse zu Charlottenburg, um in dem dortigen Mausoleum am Sarge seines Großvaters ein Gebet zu verrichten und einen kostbaren Kranz niederzulegen. Der Kaiser hat in einem sehr gnädigen Handschreiben dem Fürsten Bismarck für dessen Verdienste um die Wieder aufrichtung des Reiches gedankt und ihm zugleich mitgetheilt, daß zur Erinnerung an sein unvergeßliches Wirken für Kaiser und Reich sein, des Fürsten, Bild in ganzer Figur und Lebens größe gemalt werden und im Reichskanzler-Palais einen Ehren platz erhalten solle. Aus Anlaß der Feier des 18. Januar ist vom Kaiser der Wilhelmsorden zur Verleihung an Personen gestiftet worden, welche sich hervorragende gemeinnützige und sozialpolitische Verdienste erworben haben. Sc. Mas. der Kaiser hielt bei dem Banket, welches Abends im Weißen Saale des königlichen Schlosses stattfand, folgenden Trinkspruch: Der heutige Tag ist ein Tag dankbaren Rück blicks, wie das ganze Jahr in allen seinen Feiern, er ist eine einzige große Dankesfcier und Gedenkfeier für den hochseligen großen Kaiser. Ueber dem heutigen Tage ruht der Segen und schwebt der Grist dessen, der in Charlottenburg, und dessen, der in der Fricdenskirche gebettet ist. Was unsere Väter hofften, was die deutsche Jugend träumend gesungen und gewünscht, ist den beiden Kaisern vergönnt gewesen, nämlich das Deutsche Reich mit den Fürsten sich zu erkämpfen und wieder herzu stellen. Wir dürfen dankbar die Vortheile genießen, dürfen uns de» heutigen Tages freuen. Damit geht jedoch auf uns die ernste Pflicht über, auch das zu erhalten, was die hohen Herren uns erkämpft haben. Aus dem Deutschen Reiche ist ein Welt reich geworden. Ueberall in fernen Theilen der Erde wohnen Tausende unserer Landsleute; deutsche Güter, deutsches Wissen und deutsche Betriebsamkeit gehen über den Ozean. Nach Tausenden von Millionen beziffern sich die Werthe, welche Deutschland auf der See fahren hat. An Sie, meine Herren, tritt daher die ernste Pflicht heran, Mir zu helfen, dieses größere Deutsche Reich auch fest an unser heimisches zu gliedern. Das Gelöbniß, was Ich heute osr Ihnen ablegte, kann nur Wahr heit werden, wenn Ihre, von einheitlichem, patriotischem Geiste beseelte vollste Unterstützung Mir zu theil wird. Mit diesem Wunsche, daß Sie in vollster Einigkeit Mir helfen, Meine Pflicht nicht nur Meinen engeren Landsleuten, sondern auch vielen tausenden von Landsleuten im Auslande gegenüber zu «füllen, das heißt, daß ich sie schützen kann, wenn Ich muß, und mit der Mahnung, die an uns alle geht: „Was du er erbt von deinen Vätern hast, erwirb eS, um es zu besitzen!" erhebe Ich Mein Glas auf unser geliebte-deutsches Vaterland und rufe: Das Deutsche Reich hoch! nochmals hoch! und zum dritten Male doch!" Der „Reichsanz." veröffentlicht einen Allerhöchsten Am nestie-Erlaß, wonach allen denjenigen Personen, gegen welche bis heute von einem preußischen Cioilgericht wegen Uebertretungen auf Haft oder Geldstrafe oder wegen Vergehen auf Freiheits strafen von nicht mehr als sechs Wochen oder auf Geldstrafe von nicht mehr als 150 Mk. rechtskräftig erkannt ist, alle diese Strafen, soweit sie noch nicht vollstreckt sind, nebst den rück ständigen Kosten in Gnaden erlassen werden, ausgenommen Haftstrafen mit der Ueberweisung an die Landespolizei. Ein weiterer Gnadenakt für die Marmeangehörigen erläßt die im Disziplinarwegc erkannten Strafen, sowie von einem Militär gericht zuerkannten Freiheitsstrafen von nicht mehr als sechs Wochen oder Geldstrafen von nicht mehr als 150 Mk. Aus geschlossen sind Strafen wegen Beleidigung, vorschriftswidriger Behandlung oder Mißhandlungen Untergebener, ferner Freiheits strafen, neben denen auf militärische Ehrenstrafen erkannt ist. Außerdem hat der Kaiser eine große Anzahl wegen Majestäts beleidigung und Beleidigung eines Mitgliedes des königlichen Hauses rechtskräftig erkannter, noch nicht vollstreckter Strafen nebst rückständigen Kosten in Gnaden erlassen. Von der Jubiläumsfeier im Berliner Residenz schlosse wird folgende bemerkcnswerthe Schlußepisode noch nachträglich berichtet: Als der Kaiser die Verlesung der Botschaft beendigt hatte, ergriff er die Fahne des 1. Garde-Regiments z. F., senkte sie und sprach mit erhobener Stimme: „Angesichts dieses ehrwürdigen Feldzeichens, welches mit fast 200jährigem Ruhme bedeckt ist, erneuere Ich das Gelübde, für des Volkes und des Reiches Ehre einzustehen, feie« nach innen oder außen; ein Reich, ein Volk, ein Gott!" Hierauf brachte der bayerische Ministerpräsident v. Crailsheim das von der Ver sammlung begeistert aufgenommene Hoch auf den Kaiser aus. Ueberall im deutschen Reiche ist die 25. Wiederkehr des Gründungstages des Reiches festlichst begangen worden, wie aus zahllosen Meldungen hervorgeht. Auch außerhalb der Reichsgrenzen hat man deutscherseits freudig den 18. Januar gefeiert, selbst an den entferntesten Punkten des Erdballes, wo Deutsche wohnen, wurde das größte Jubelfest des deutschen Volkes, herzlichst mitbegangen, wodurch aufs Neue ein inniges geistiges Band sich um das Mutterland und seine auf fremder Erde lebenden Söhne geschlungen hat. Anläßlich der Feier des 18. Januar ist es zu einem Depefchenaustausch zwischen dem Kaiser und den hervorragenderen Bundesfürsten gekommen, u. A. mit dem Prinz-Regenten von Boyern und dem König von Sachsen. An Fürst Bismarck richtete der Prinzregent Luitpold gleichfalls ein Glückwunschtelegramm, in demselben der hervorragenden Mitwirkung des ersten Kanzlers bei Schaffung des Reiches gedenkend. Auch von anderen Seiten gingen dem greisen Baumeister des Reiches zahlreiche ehrende Kundgebungen zum 18. Januar ein. In Preußen wie in allen anderen Bundesstaaten sind in Hinblick auf das Jubiläum des Reiches Gnadenakte seitens der Souveräne vorgenommen worden, be stehend in Straferlässen für verurtheilte Militär- und Civil- personen. Dem Jubiläumstage des deutschen Reiches widmet die halbamtliche „Wiener Abendpost" einen ungemein warmen Artikel, in welchem betont wird, wie sich das deutsche Reich als Hort des Friedens erwiesen habe, womit die Verheißungen der Kaiserproklamation zu Versailles erfüllt worden seien. Mit einer Mehrheit von 122 Stimmen ist der Antrag Kanitz am Freitag imReichstage zu Falle gebracht worden, ohne daß seine Verweisung an eine Kommission auch nur ange regt worden wäre. Die Ausführungen von zwei Rednern in der Freitagssitzung des Reichstages treten besonders durch die Schärfe hervor, mit welcher sie die sozialpolitischen Bedenken gegen den Antrag betonten. Herr v. Bennigsen und der preu ßische Landwirthschaftsminister v. Hammerstein gaben ihrer Ueberzeugung dahin Ausdruck, daß der Antrag entschieden an- gethan sei, die Geschäfte der Sozialdemokratie zu besorgen. Herr v. Bennigsen wies auf die wachsende Uneinigkeit der bürger lichen Parteien hin, aus der die Sozialdemokratie zum mindesten in eben solchem Maße Vortheile zöge, wie aus den wirklich vor handenen oder behaupteten Mißständen. Wie solle man sich einigen über Maßregeln, die für die Abwehr der sozialrevvlutio- nären Gefahr heute oder morgen nöthig sein könnten, wenn von den Konservativen, die ja den Antrag Kanitz zumeist unter stützten, die Interessengegensätze in solcher Weise ausgerührt würden. Hoffentlich würden die Konservativen sich endlich wieder auf Wege begeben, auf denen die anderen bürgerlichen Parteien mit ihnen zusammengehen könnten. Alsdann würden die Gegen sätze auch mehr und mehr ausgeglichen werden, so daß sich alle als Volksgenossen fühlen konnten, welche im Verein mit der Regierung an der Förderung des Wohles des gcsammten Vater landes arbeiten könnten. Unter Hinweis auf die sächsische Steuer statistik bestritt Herr v. Bennigsen auch die Richtigkeit der in solcher Allgemeinheit ausgestellten Behauptung von dem Sinken »es Wohlstandes in Deutschland. Der Appell eines unserer verdienstvollsten Abgeordneten an die Einigkeit der bürgerlichen Parteien fand ein Gegmbild in der scharfen Zurückweisung der übertriebenen agrarischen Agitation durch den Minister v. Hammer stein. Dieser wandte sich insbesondere gegen die Agitation, welche ein so schwieriges Problem, wie das der Preisbildung, in die untersten Volksschichten, die doch unmöglich die ganze Tragweite der Frage erkennen können, hi7.einträgt und naturge mäß das Odium dafür, daß alle diese schönen Verheißungen nicht in Erfüllung gehen, auf die Regierung lenkt, welche nicht ge willt ist, ein nach ihrer reiflich erwogenen Ueberzeugung unaus führbares Unternehmen in die Wirklichkeit zu übersetzen. Er hoffe, daß nach Ablehnung des Antrages die Konservativen als patriotische Männer aufhören werden, diese Art der Behandlung des Problems weiter zu betreiben, damit nicht sie es wären, welche den Umsturz herbeiführen helfen. Die Schärfe dieser Ausführungen machte im Hause einen überaus tiefen Eindruck, der sich auf der rechten Seile durch stürmische Unterbrechungen äußerte. Vaterländisches. Wilsdruff, 20. Januar 1896. Wenn je unsere Stadt Ursache hat, einen Festtag zu Ehren derselben in ihren Annalen zu verzeichnen, so ist es der 18. Januar 1896', an welchem Tage auch sie die 25jährige Jubelfeier zur Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches beging. Am frühen Morgen wurde der Festtag durch eine Rcveille seitens des Stadtmusikchores eingeleitet; öffent liche und private Gebäude zeigten bald darauf trotz der ungünstigen Witterung Flaggenschmuck. Von halb 12 Uhr bis 12 Ühr Vormittags fand auf dem Marktplätze Festmustk statt, während von 12 bis 1 Uhr die Glocken unserer heute zum Abbruch kommenden Stadtkirche noch einmal recht festlich läuteten und den Bewohnern unserer Stadt die hohe Bedeutung des Tage» so recht zu Herzen führte. Die Hauptfeier des Tages worauf den Abend in das Hotel zum goldnen Löwen verlegt worden; hier fanden sich denn auch gegen 7 Uhr Abends die Einwohner der Stadt und Umgegend so zahlreich ein, daß sehr bald alle Räume sich füllten; der Saal war sinnig und prachtvoll geschmückt, in herrlichem Grün prangten die Büsten der drei Kaffer Wilhelm des I., Kaiser Friedrichs und Wilhelm II, sowie als vierter im Bunde König Albert; ein reiches Festprogramm wurde jedem Besucher eingehändigt. Gegen 8 Uhr wurde der FestkommerS seitens der Stadtkapelle durch den Marsch: „Auf Deutschlands Wohl" eingeleitet, woran sich von Seiten der hiesigen Gesangvereine der Festgcsang: „Gott schirme Dich, mein Vaterland" schloß. Hierauf ergriff Herr Bürgermeister Ficker das Wort, um unsern jugendlichen, hochaufstrebenden und thatkräftigen Kaiser Wilhelm II. und seinen hohen Ver bündeten, den ruhmgekrönten König Albert, in warm empfundener Rede zu feiern, in das auf beide Monarchen vom Redner ausgcbrachte Hoch stimmte die Festversammlung begeistert ein und sang stehend: „Gott schütze vor Gefahr, Gott segne immerdar Dich Herrscherpaar! Auf wahrer Treue Grund eint sich ein starker Bund; Heil ihm zu jeder Stund unwandelbar!" Nachdem hierauf die Ouvertüre „Leichte Kavallerie" verklungen, feierte Herr Amtsgerichtsrath Or. Gangloff in längerer hoch- begeisterter Rede das deutsche Reich, einen Rückblick auf die Zeit der Zerrissenheit desselben werfend, der glorreichen Zeit der Wiederaufrichtung desselben und der Kaiserkrönung im Epicgelsaale des Schlosses zu Versailles gedenkend, sowie die besten Wünsche für das fernere Blühen und Gedeihen des theuern Vaterlandes daran knüpfend, brausend erklangen die Hochrufe auf das geliebte deutsche Vaterland und mit Begeister ung wurde im Anschluß hieran das Lied: „Deutschland, Deutsch land über olles, über alles in der Welt" gesungen. Nach einem weiteren Musikstück toastete Herr Schuldirektor Gerhardt auf Se. Durchlaucht dem Fürsten Bismarck; auch dieser Redner verstand es, die Herzen der Hörer zu packen und Alle fühlten die herzlichen Dankesworte mit, welche Redner dem Gründer des deutschen Reiches widmete und schlossen sich in nicht enden wollenden Hochrufen dem innigen Wunsche des Redners an, daß Gott unsern Bismarck noch recht lange als Hüter des Reiches erhalten möge. Ein herlicher Männergesang mit Orchester: „Nun danket alle Gott" schloß sich diesem Trinkspruchc an. Der letzte offizielle Trinkspruch und zwar auf die deutsche Armee, war dem Vorstand des hiesigen Militärvereins Herrn Kator Hientzsch zugefallen, auch dieser Redner löste seine Aufgabe glänzend; in herzlichen Dankes- worten feierte er zunächst alle die, welche 1870/71 in Feindes land mit ihrem Herzblut die deutsche Einheit erkämpft und be siegelt, sowie die, welche bis heute Deutschland vor jedem An sturm von Außen geschützt haben, an das auf die deutsche Armee ausgebrachte Hoch schloß sich der Gesang der „Wacht am Rhein". Großen Anklang fand auch der auf Se. Majestät König Albert von Herrn Bürgermeister Ficker ausgebrachte Trinkspruch, in welchem Allerhöchstderselbe als siegreicher Heerführer und Feldherr gefeiert wurde und an welchen sich der Gesang der Sachsenhymne anschloß, welche stehend gesungen wurde; gleich freudige Aufnahme fand der Vorschlag des Herrn Bürgermeister Ficker, Begrüßunzstelegramme an Se. Maj. den König Albert und an Se. Durchlaucht den Fürsten Bismarck abzusenden, welche wir nachstehend zum Abdruck bringen: „An Se. Maj. den König Albert, Dresden. Seiner Majestät unserem all geliebten und allverehrten König, dem muthigen, tapferen Kämpfer für Deutschlands Ehre, Recht und Freiheit, dem sieg reichen Heerführer und Feldherrn, wagen zum heutigen Ehren tage die allerunterthänigsten, aus treuen Herzen kommenden Glück- und Segenswünsche in tiefster Ehrfurcht und Dankbar keit auszusprechen die im Festkommers versammelten Bewohner der Stadt Wilsdruff und Umgegend. Ficker, Bürgermeister." „An Seine Durchlaucht den Fürsten Bismarck, Friedrichsruh. Seiner Durchlaucht, Deutschlands größtem Sohne, dem Bau meister des Deutschen Reiches, dem Ehrenbürger unserer Stadt, wagen zum heutigen Ehrentage die herzlichsten Glück- und Segenswünsche in tiefster Ehrfarcht und Dankbarkeit avszu- sprechen die Bewohner der Stadt Wilsdruff durch Ficker, Bürgermeister". Auch nach Beendigung des offiziellen Theiles des Abends wurde noch manches auf die Feier des Tages Be zug habende Wort gesprochen, so u. a. auf die Kombattanten des Krieges 1870 71, auf welche freundliche Worte Herr Post verwalter Jaeckel herzlichst dankte; der jüngste Bürger der Stadt dankte dem Stadtgemeinderath für den der Bürgerschaft bereiteten herrlichen Festabend, ein Hoch auf die Stadtvertretung ausbringend. Unsere Stadtkapelle trug durch ihre exakten Leist ungen zur Verschönerung des Abends wesentlich bei. Punkt 12 Uhr schloß Herr Bürgermeister Ficker den in allen seinen einzelnen Theilen wvhlgelungcnen Commers. — Der gestrige Sonntag war für unsere Kirchgemeinde ein ernster, fast wehmüthiger Tag, galt es doch Abschied zu nehmen von der allen Gliedern derselben so lieb gewordenen Stadtkirche, weshalb auch die Kirche außergewöhnlich zahlreich besucht war; ernst war die Stimmung Aller, wehmüthig auch die Abschiedsworte des Herrn Pastor Ficker; mächtig erklangen noch einmal die Töne der nunmehr stummen Orgel, ergreifend war es, als die Gemeinde noch einmal in diesem Gotteshause gemeinsam sang: „An einen Gott nur glauben wir". Mit wehmüthigen Gefühlen verließen wohl die meisten Besucher das Gotteshaus — und ganz kurze Zeit nur wird es bedürfen, daß dasselbe in Schutt liegt. So Gott will, wird aber in ungefähr 26 Monden ein größeres und schöneres Gotteshaus an der selben Stelle erstanden sein. Das walte Gott! — Zu einer schönen patriotischen Festfeier gestaltete sich der in dem Gasthof zu Herzogswalde von dem rührigen Ge sangverein daselbst veranstalteten Festfcier des 25jährigen Geburts festes des deutschen Reiches. Durch markige Ansprachen auf die Bedeutung des Tages, auf Kaiser und Reich, auf König und Vaterland, die in begeistert aufgenommmen Hochs gipfellen, sowie durch gediegene Vorträge, theils ernsten, theils launigen Inhalts, die alle Bezug hatten auf Deutschlands große Zeit, bestens abwechselnd durch flott und schön vorgetragene stimmungs volle Lieder des Gesangvereins unter ihrem Liedermeister Herrn Kirchschullehrer Günther, wurde der Festabend in gehobener Stimmung gefeiert. Und, was noch die freudige Stimmung der überreich erschienenen Festbesucher erhöhte, war, daß der 36. Geburtstag deö Letzteren mit diesem Fest zusammenfiel und mit dankbaren Worten des geliebten Liedurmeisters, des verehrt-n Lehrers, des allgemein hochgeachteten Mannes gedacht wurde. Es werden wohl alle Festtheilnehmer mit freudiger Genugt'yuung dieses Tages gedenken. — Dem Kontor und Lehrer Ernst Moritz Tzschaschel in Großröhrsdorf ist das Verdienstkreu; verliehen worden. — Eine heikle Frage beschäftigt augenblicklich die Post beamten. Bekanntlich sind dir Aufgabestempel sämmtlicher Postanstalten derartig eingerichtet, daß darauf die Jahreszahl abgekürzt angebracht ist, z. B. in diesem Jahre 96. Das wird sich auch ganz gut bis 1899 fortsetzen lassen. Der wunde Punkt tritt aber mit dem Jahre 1900 ein, da es nicht vn- geht, die zwei Nullen oder die 19 als Abkürzung zu gebrauchen. Eine Acnderung des Stempels ist nicht angängig, da der vor handene Platz so schon vollständig ausgenutzt ist. Auf der anderen Seite wird es sich wieder nicht gut machen lassen, für die ca. 80000 im Gebrauch befindlichen Stempel neue onzuschaffen, da dieses eine kolossale Ausgabe erfordert. Jeden falls bietet diese Angelegenheit eine günstige Gelegenheit für findige Köpfe, da unzweifelhaft Exccllenz Stephan eine günstige Lösung ganz gut honoriren würde. — Das König!. Staatsministerium veröffentlicht folgenden Gnadenerlaß: Wir, Albert, von Gottes Gnaden König von Sachsen u. s. w. wollen, um die 25jährigc Wiederkehr des Tages, an dem das Deutsche Reich neu begründet wurde, durch einen Akt umfassender Gnade zu begrüßen, allen den Personen, gegen die bis zum heutigen Tage, diesen eingeschlossen, in Unserem Lande durch Strafbefehl, durch polizeiliche Strafver fügung oder durch Strafbescheid oder durch Urthcil eines Unserer C'-vilgerichte wegen Uebertretung Hast oder Geldstrafe oder wegen Vergehen Freiheitsstrafe von nicht mehr als, 6 Wochen oder Geldstrafe von nicht mehr als 150 Mark rechtskräftig ausgesprochen worden ist, diese Strafen, dafern und soweit sie noch nicht vollstreckt sind, in Gnaden erlassen. Haftstrafen bleiben von dieser Gnadenerweisung ausgeschloffen, sofern,zu gleich auf Ueberweisung an die Landespolizeibehörde erkannt ist. Ist in einer Entscheidung eine Person wegen mehrerer strafbarer Handlungen verurtheilt worden, so greift diese Gnaden- erweisung nur Platz, sofern wegen Uebertretungen nur auf
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