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Dikser taumelte vorwärts. — Ein Schrei — die Loco- motive ging über den Unglücklichen hinweg. Sein Schicksal hatte ihn ereilt. In der Ferne hörte man noch das Brausen des Zuges, welcher die arme Mutter mit sich führte. Sie drückte sich tief bekümmert über das Verspäten des Sohne in eine Ecke und ahnte es nicht, welch ein grausigen Anblick der völlig zermalmte Körper desselben jetzt darbot. Mohrbach schaute starr und regungslos auf das Entsetzliche, dann brach er mit einem gellenden Gelächter zusammen. Zweiundzwanzigstrs Kapitel. Ein stilles Glück. „Ich kanns doch nicht begreifen, wo Bruno nur bleiben mag/ sagte Louise plötzlich, die großen dunkeln Augen auf die Mutter richtend. „Er wird sich die Situation dort noch ein wenig näher anschauen/ meinte Hermann. „Nein, nein/ versetzte die Mutter, „das thut er nicht, er war zu ängstlich/ „Freilich ist die Macht des Bösen zu groß," bemerkte Hermann, zu Louise tzinüberschauend, die ihm schwermüthig zunickte. Der Armen war seine Gegenwart noch immer wie ein mahnender Vorwurf, sie hätte vor ihm niederknieen, ihm dienen mögen wie eine Magd, hatte sie an ihm nicht Alles verdient, was sie erlitten? -- und doch fühlte sie sich so glück lich in seiner Gegenwart, ja, zuweilen wars ihr, als sei der lange Zeitraum zwischen damals und jetzt nicht vorhanden und sie dürfe wie einst schuldlos in das Auge des Verlobten schauen. „Bringen die Zeitungen noch immer nichts über unsere Flucht?" fragte sie nach einer Pause. „Ich suche soeben darnach," versetzte Hermann, „ah hier, —" Plötzlich wurde er sehr bleich, sein Auge starr, als sähe eS ein Schreckbild in den schwarzen Lettern. Es konnte den Festesten wohl erschrecken, was hier stand. Von der Residenzstadt L. wurde geschrieben: „Ein furchtbares Unglück hat sich vor einigen Abenden auf dem hiesigen Bahn hofe zugetragen. Der hier wohnende Dr. Gustav Mohrbach, ein ebenso liebenswürdiger als gelehrter Mann, dessen Häus lichkeit durch manches unverschuldete schwere Leid schon be troffen worden, traf, in Begriff zu verreisen, auf dem Bahn hofe einen Verbrecher (wie es sich später herausstellte, soll es sein eigener Schwager gewesen sein,) den er im Verein mit einigen Polizei-Beamten hitzig verfolgte, ihn ergriff und vor der heranbrausenden Lokomotive zurücksprang, während Jener von derselben erfaßt und vollständig zermalmt wurde. Der Anblick mochte wohl zu grausenerregenb gewesen sein, da der arme Doktor seit jener entsetzlichen Stunde wahnsinnig und bereits von seiner trauernden Mutter der Irrenanstalt auf dem Mondholze übergeben worden ist. Dieser Fall erregt umsomehr die allgemeinste Theilnahme, als die Gattin des Doktors vor längerer Zeit ebenfalls jener Anstalt übergeben werden mußte. Wir können nicht umhin, an dieser Stelle eines Gerüchts zu erwähnen, nach welchem der Professor Her mann, dessen trauriges Schicksal unsern Lesern sicherlich noch im frischen Gedächtniß ist, auf bis jetzt unaufgeklärte Weise mit der Doktorin Mohrbach vom Mondholze entflohen sein soll. Es ist natürlich bislang nur ein Gerücht, dessen Sein oder Nichtsein sich hoffentlich bald aufklären wird." „Was giebt es Neues aus L.?" fragte die Mutter nach einer Pause, da Hermann noch immer schweigend in das Blatt starrte. „Man erwähnt des Gerüchts von unserer bislang un aufgeklärt gebliebenen Flucht," versetzte er ruhig. Louise schaute starr, mit ahnender Angst zu ihm hin, seine plötzliche Blässe war ihr nicht entgangen. Still erhob sie sich und trat ins Haus. Leise sagte jetzt Hermann zur Mutter: „Mohrbach ist wahnsinnig geworden, er befindet sich auf dem Mondholze." „Mein Flug ist in Erfüllung gegangen," flüsterte sie tief erschüttert. „Gott ist gerecht!" setzte Hermann feierlich hinzu, „das ist ein Trost für uns, Mutter! ich wage es nicht, dies Louisen mitzutheilen; mir ist, als hinge ihr Herz noch an dem Gatten." „Nein, mein Sohn!" erwiderte die Mutter voll Ueber- zeuzung, „und irrt mein Gefühl sich nicht, so gehörte ihre volle Liebe ihm niemals. Ich trug die Schuld, und bin hart bestraft worden; zwischen ihr und dem Gatten stand dos Bild des einstigen Verlobten." Vor einer kleinen Villa am Genfer-See saß acht Tage später eine reizende Gruppe stiller Behaglichkeit. Es war Frau Walter mit der kleinen Hertha auf dem Schooß, welche, die Aermchen um den Hals der Großmutte! geschlungen und das rosige Antlitz an ihre Brust gedrückt, sanft und süß entschlummert war. Neben ihr stand Louise, träu mend den Blick auf den See gerichtet, dessen Welle», vom Glanz der untergehenden Sonne überhaucht, leise und geheim nißvoll rauschten, während Hermann Wolfgang ihr gegen über saß, und die eben empfangenen Zeitungen durchblätterte. Hermann schwieg, er drückte einen Kuß auf die Hand des schlafenden Kindes und schaute wehmüth'g über den See, auf den die Dämmerung sich herabsenkte. Dann begaben sich Beide schweigend ins Haus. * * Ein Jahr war nach diesem stillen Abend entflohen, — als ein Brief an Hermann Wolfgang eintraf. Er kam vom Doktor Todtenberg, der ihm den Todtenschein des in Wahnsinn gestorbenen Mohrbach übersandte und mit einigen Worten und Wendungen um Vergebung bat; eine Bitte, die Hermann ihm gern gewährte. Der Direktor machte ihm sogleich im Namen der Räthin Mohrbach die Mittheilung, daß dieselbe bereit sei, den kleinen Otto, der durchaus nicht zur Mutter wolle, an Kindcsstatt an zunehmen, und für das jüngste Kind die Hälfte des väterlichen Vermögens zu verwalten. Als er Louisen den Brief vorlaö, — blieb sie wunderbar ruhig, da sie von der Mutter bereits das Schicksal des Gatten erfahren; still und bleich schaute sie vor sich hin und sprach leise: „Gott sei seiner Seele gnädig, ich habe ihm längst schon vergeben, was er an mir gethan!" „Was soll ich dem Direktor in Ihrem Namen ant worten?" fragte Hermann nach einer Pause. „Möge geschehen, wie die Räthin es wünscht," erwiderte sie mit einem tiefen Seufzer. Der Gedanke an den Sohn, den man so gänzlich ihrem Mutterherzen entfremdet, war ihr chmerzlicher, als der Tod des Gatten, in welchem sie wohl mit Recht eine Erlösung erblicken muhte. Und wieder war ein halbes Jahr verflossen; — der Lenz chmückte die Erde mit frischem Grün und heiter spiegelte die Sonne in den klaren Wellen des Genfer-Sees. In der kleinen Villa hatte sich nichts verändert, still und ruhig schwanden die Tage dahin, nichts ahnend von den heim lichen Kämpfen, von welchen zwei Menschenherzen allstündlich heimgesucht wurden. Der Professor wohnte oben, wo er die wunderbarste Aussicht genoß, während die Frauen in den Parterre-Räumen hausten und nur ein gemeinschaftliches Mittagsmahl, sowie der Abend Alle vereinte. Es schien, als wäre jede Leidenschaft aus diesen behag lichen Räumen verbannt, als ob nur die Freundschaft ihren heiligen Tempel hier aufgeschlagen hätte. Wenn Hermann auf seinem Zimmer rastlos arbeitete, um das sehnende Herz zu übertäuben, dann hörte er unten einen leisen Gesang, oder die Stimme der jungen Mutter, die mit ihrem Kinde plauderte, und fort warf er die Feder, um der selben zu lauschen in süßer Selbstoergessenheit. Dann schritt er wohl auf und ab, mit einem Entschlusse kämpfend und das männliche Bangen und Zagen verwünschend. Louise hörte seinen Schritt und wähnte ihn in gelehrten Ge danken vertieft, sie flüchtete sich zu ihrem Kinde, um das re bellische Herz zu beruhigen. Die alte Mutter schüttelte oft wehmüthig das graue Haupt, sie durchschaute die Gefühle ihrer Kinder und konnte doch nicht mit plumper Hand in das stille Geheimniß eingreifen, nichts zu ihrem Glücke beitragen. Es war ein prachtvoller Abend, kein Haupt trübte den glänzenden Spiegel des Sees, in welchen mit rosiger Gluth die untergehende Sonne hinuntertauchte. Laue Frühlingslüfte zogen geheimnißvoll durch das erste Grün und gossen neue Hoffnung, neues Leben in jeve athmende Brust. „Es ist zu herrlich," meinte der Professor, welcher soeben Feierabend gemacht hatte, „eine kleine Wasserfahrt müßte heute Abend Prächtig sein." „Wenn es nicht zu spät für Hertha wäre!" bemerkte Louise etwas schüchtern. „Ja, liebes Kind!" lächelte die Mutter, „Hertha und ich bleiben überhaupt am liebsten Zuschauer." „Finden Sie Vergnügen daran?" fragte Hermann mit einem seltsamen Blick auf Louise. „O gewiß, Herr Professor!" versetzte sie leise. „Dann rasch," mahnte die Mutter, „später möchte eS doch zu kühl werden." Hermann schritt hinunter ans Ufer, wo ein zierlicher Kahn an der Kette sich schaukelte, und schon nach wenigen Minuten flog derselbe mit einigen kräftigen Ruderschlägen über die spiegelhelle Fläche. Lächelnd schaute Frau Walter ihnen nach, sie hob die kleine Hertha empor, welche mit fröhlichem Jauchzen ein Tuch schwenkte. „Gott gebe, daß ihre Herzen sich jetzt finden ," flüsterte die alte Frau mit einem stillen Gebet. Einsam schwamm der Kahn auf der stillen Fluth mit ihnen dahin; Hermann legte die Ruder hin und schaute un verwandt auf Louise, die träumend in die dunkle Tiefe blickte. Sie saß am andern Ende, das kleine Steuer in der Hand, wo ihre Gedanken jetzt weilen mochten? — Vielleicht bei dem tobten Gatten? — Ein tiefer Schmerz durchzuckte sein Herz, rasch wollte er die Ruder wieder ergreifen, als sie plötzlich aufblickte; ihre Augen begegneten sich und leuchteten wunderbar in dem vollen Mondlicht, das plötzlich geisterhaft über die Well-n zitterte. „Louise!" bebte es von seinen Lippen, und von dem Strom der Gefühle überwältigt, erhob er sich und sank zu ihren Füßen, daß der kleine Kahn in ein gefährliches Schwanken gcrieth. „Louise!" wiederholte er, ihre Hand ergreifend, „v, sprich, denkst Du an ihn, der Dich mir einst geraubt? Weilt Dein Herz noch bei dem Todten?" „Nein, nein," ries sie fast entsetzt, „o, könnte ich diesen schrecklichen Zeitraum aus meinem Leben löschen." „Und mir gehören, Louise! mir, den Du einst liebtest und der Dich immer, ach immer geliebt?" So flüsterte Hermann, ihre Hand an seine Lippen, an sein Herz pressend, während Louise, von Glück und Zweifeln hin- und hergerissen, mit ihrem Herzen rang. „Ich bin Deiner unwürdig, Hermann!" preßte sie endlich mühsam hervor, „wie kann ich es wagen, an ein solches G.ück zu glauben, ich, welche Dich verrathen —" Er ließ sie nicht ausreden, sondern zog sie an sein Herz und sprach mit lauter, feierlicher Stimme: „Damals war ich Deiner reinen Liebe unwürdig, befleckt von einem wüsten Leben, mußte meine Vermessenheit, die Hand nach einer uneutweihten Blume auszustrecken, bestraft werden. Jetzt sind wir Beide durchs Feuer der Trübsal geprüft und geläutert und, deß' bin ich überzeugt, auch echt erfunden worden. Darum hebe Dein Auge frei zu mir empor, Geliebte meiner Seele! wir dürfen unser Glück jetzt unbekümmert aus Gottes Hand entgegen nehmen/ Still drückte Louise ihr Antlitz an feine treue Brust und schaute ihn dann unter Thränen lächelnd an. „O, Hermann! wie danke ich Dir," flüsterte sie, „mein Herz ist Dein in ewiger Liebe und Treue!" Magisch goß der Mond sein Licht über das glückliche Paar, das im seligsten Traume auf der ruhigen Fläche dahin schwamm. Die furchtbaren Jahre der Trennung sanken hinunter in die Fluth und ihre Liebe knüpfte sich in stiller, unausgesprochener Uebercinstimmung an das Damals an. Als sie endlich nach Hause kehrten, Arm in Arm vor die Mutter hintraten, da wußte diese, das Gott ihr Gebet er hört, ihre Kinder glücklich waren. Hatte doch auch sie genug gebüßt für ihre Schuld. Nach wenigen Wochen schon wurde das schwergeprüfte Paar durch Priesterhand verbunden und die kleine Villa am Genfer-See ein Tempel des reinsten, irdischen Glücks. Von dem furchtbaren Ende Brunos erfuhren die beiden Frauen niemals ein Wort, sie wähnten ihn verschollen wie einst und sehnten sich auch nicht darnach, ihn wicderzasehen. Wohl dem Unseligen, der mit einer guten That aus dem Leben geschieden, — denn wer der Hölle einmal Raum ge geben in seiner Brust, ist ihr auf ewig verfallen. Ende. Hülslss auf hoher See. Wenn man auf Deck eines jener prachtvollen Ocean- Dampfer steigt, welche den Verkehr zwischen der alten und der neuen Well vermitteln, wird man mit Staunen erfüllt ob der Größe und Pracht dieser herrlichen, schwimmenden Paläste. Gegen ihr Vordringen, mit festem Steuer geführt, bäumen sich die sturmgepeitschten Wellen vergebens. Die Elementargewal ten des Meeres können dem Riesenkörper nichts anhaben, seinen Lauf und Kurs nicht hemmen. Aber wie verändert sich die Scene, wenn eines Morgens, inmitten des Oceans, vom Steuerhaus her der Ruf erschallt: „Das Steuer ist gebrochen!" Der Ausdruck der Zuversicht ist dahin und statt dessen sind auf jedem Gesichte die bangsten Zweifel zu finden. Der Steuermann ist hülflos, er kann nicht mehr den Kurs des Schiffes bestimmen, eS geht seinen eigenen Weg, dem Wind und den Wellen überlassen, ein Spiel des Zufalls. Der Kapitän war nicht vorsichtig genug, das Steuer gestell war schadhaft geworden, auf einmal brach es zusammen und stürzte hinunter in die Tiefe. Stark in unserer Willens kraft, physischen Konstitution, Energie und Ehrgeiz, treten uns gigantische Aufgaben zu lösen entgegen, deren Solution uns den Applaus und die Anerkennung einer Welt einbringt, aber auf einmal, ganz unerwartet, schallt der Schreckruf: Das Steuer, welches die Gesundheit im richtigen Kurse hielt, ist ruinirt. Man hat die nothwendige Aufmerksamkeit außer Acht gelassen, einen Körper überanstrengt durch übermäßige Thätigkeit, ner vöse Aufregungen, unregelmäßige Lebensweise und das Resultat ist: gestörte Thätigkeit der Leber und Nieren. Indessen ist dies dem Kranken selten bewußt, er fühlt wohl, daß sein Kör per sich in einem ungesunden Zustande befindet, aber man kann den Sitz der Krankheit nicht genau bestimmen; es sind dies die Nieren und Leber. Gebrauche Warner's Safe Cure, das bewährte Mittel, diese wichtigen Organe von neuem zu beleben und zur gesunden Thätigkeit anzuregen, wodurch erneute Kraft, Energie und Thatenlust zurückkehrt, wie dies die Erfahrung des Herrn Joh. Fellinger in Aachen ist, welcher Warner's Safe Cure seinen Lebenstrank nennt und welcher es sich zur Aufgabe macht, dieselbe anderen Leidenden zu empfehlen. Zu beziehen von den bekannten Apotheken in Wilsdruff und Engel-Apotheke in Leipzig. 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