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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 07.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189601076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18960107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18960107
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-07
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Monat
1896-01
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Jahr
1896
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gesprochene Ueberzeugung des entschieden größten Theiles unserer Juristenwelt gegenüber, daß der vorliegende Entwurf des bür» gerlichen Gesetzbuches seiner Bestimmung im Großen und Ganzen gerecht werde und besonders gerade das soziale Wohl neben dem Interesse des Einzelnen berücksichtige. Allerdings enthält die Arbeit, wie man auch von letztgenannter Seite unumwunden zugiebt, noch eine ganze Anzahl mehr oder weniger hervorstehender Fehler und Mängel, aber dieselben werden sich zweifellos später meistens noch ausmerzen lassen. Worauf es jetzt zunächst an- kommt, ist, daß das hochwichtige gesetzgeberische Werk endlich einmal unter Dach und Fach gelangt, da es in seiner Ge- sammtheit doch immerhin einen gewaltigen Fortschritt für unser Volk in wissenschaftlich-rechtlicher Beziehung wie auch nicht minder in politischer, wirthschaftlicher und sozialer Hinsicht bedeutet. Hoffentlich wird darum der Reichstag alle kleinlichen Bedenken gegen den Entwurf des bürgerlichen Gesetzbuches fallen lassen und das seinige dazu thun, daß derselbe noch im Jubeljahre der Proklamirung des deutschen Kaiserreiches nunmehr zu Stande komme. Tagesgeschichte. Berlin, 4. Januar. Se. König!. Hoheit Prinz Alexander von Preußen ist heute abend 10^ Uhr gestorben. Ihre Maje stäten der Kaiser und Kaiserin weilten am Sterbelager. Fürst Bismarck hofft dem Vernehmen nach zuversichtlich, der kaiserlichen Einladung folgen und zur Feier am 18. Januar in Berlin erscheinen zu können. Wie dem „Berl. Lokalanz." jedoch von unterrichteter Seite gemeldet wird, ist es zur Zeit nach fraglich, ob der Fürst seine Absicht wird ausführen können. Es hängt dies bon dem Gesundheitszustand ab, der neuerdings wieder vielen Schwankungen unterworfen ist. — Kaiser Wilhelm hat dem Vernehmen nach auf den Neujahrsglückwunsch des Fürsten Bismarck mit einem längeren huldvollen Handschreiben geantwortet. Zu dem Gesetzentwürfe gegen den unlauteren Wett bewerb und besonders zu dem Artikel über die „Quantitäts- Verschleierungen" ist dem Reichstage eine Petition der „Ver einigten Gastwirthe" von Deutschland zugegangen, welche eine nicht unwesentliche Ergänzung dieses Artikels erbittet. Letzterer geht dahin, daß der Bunbcsrath bestimmen könne, ob und für welche Waaren der Detailvcrtrieb ausschließlich in gewissen Mcngeneinheitcnstattfindeu dürfe. Die „Vereinigten Gastwirthe", nämlich der in Berlin domizilirende „Deutsche Gastwirthsocrband" und der Leipziger „Bund deutscher Gastwirthe" mit zusammen rund 35000 Mitgliedern, wünschen nun eine Regelung des Detailvertricbes, insoweit es sich um Verkauf von Bier im Fasse handelt, nicht erst dem Ermessen des Bundesrathes anheim ge geben, sondern sofort gesetzlich festgelegt zu scheu. Es läßt sich auch nicht verkennen, daß dieser Wunsch eine gewisse Berech tigung hat, da sich bei dem jetzt gebräuchlichen Bierverkaufe in ungeaichten Fässern große Mißstände herausgestellt haben. Das Verlangen der Wirthe geht aber weiter dahin, daß nicht der Verkauf in „bestimmten" Mengen, sondern überhaupt nur die Aichung vorgeschcieben, obligatorisch gemacht werde, weil der Inhalt der Fässer wegen der wiederholten Versuchungen und Reparaturen zu sehr wechselt, und weil deshalb die Vorschrift „bestimmten" Inhalts das Material an Fässern zu rasch ent- werthen würde. Auch dieses Verlangen wird man nicht un billig finden. In der preußischen Regierung bildet zur Zeit die Regelung des Arbeitsnachweises wieder den Gegenstand eifriger Berathung. Die — übrigens nicht bekannt gegebenen — Be schlüsse vom Juli vorigen Jahres sollen nach zwei Richtungen erweitert werden, einmal auf die Einführung des gesetzlichen Zwanges der Arbeitgeber zur Angabe offener Arbeitsstellen (?) und dann auf die Zuwendung einer Staatsunterstützung für Arbeitsnachweise nach badischem Muster. Die badische Regier ung hat, wie bei dieser Gelegenheit mitgetheilt sei, in ihrem diesjährigen Haushalt 20000 Mk. Staatszuwendung für Ar beitsnachweise eingestellt. Mit dieser Summe sollen die von Gemeinden over Vereinen errichteten, aus irgendwelchen gemeind lichen Mitteln unterstützten Anstalten vorzugsweise zu dem Zwecke unterstützt werden, daß es ihn?n ermöglicht wird, weitere Filialen, namentlich auch auf dem Lande zu errichten und über all zur Unentgeltlichkeit der Arbeitsvermittlung übcrzugrhen. In einem scharf gehaltenen Entrefilet wendet die „Kreuz- Zeitung" sich gegen -ine Rede des Oberbürgermeisters von Berlin, Zelle, die dieser gestern bei der Einführung neuer Stadtverordneter gehalten hatte. Die „Kreuz-Zeitung" sagt, Berlin genieße in Deutschland nicht das Ansehen, das andere Hauptstädte besitzen, da Berlin die Hochburg der Sozialdemo kratie und des Freisinns sei. Auch mußten im übrigen Deutsch land die Sympathien für eine Stadt, deren Vertreter sich weigerten, dem Fürsten Bismarck zu seinem 80. Geburtstage eine Ehrung darzubringen, völlig verschwinden. Die dem Reichstage vorgelegte Statistik über die Ar beiterversicherung ist zwar geeignet, die große und natürlich von Jahr zu Jahr steigende Bedeutung der Alters- und Jn- validitätsversicherung für die Arbeiter hervortreten zu lassen, wirft zugleich aber ein recht unerfreuliches Licht auf einen der wichtigsten Punkte der Ausführung der bezüglichen Gesetzes vorschriften. Schon in einer bemerkenswerthen Schrift des Landraths Knobloch in Posen ist angeführt worden, baß nach den bei der Jnvalidcnvecsicherungsanstalt für die Provinz Posen gemachten Erfahrungen ein sehr großer Theil der Versicherungs pflichtigen sich der Versicherungspflicht entzogen hat; der Ver fasser schätzte sie auf nahezu die Hälfte der Gesammtzahl. Die jetzt vorliegenden Daten lassen bedauerlicherweise keinen Zweifel darüber, daß die mangelhafte Durchführung der Versicherungs pflicht keine Besonderheit in der Provinz Posen oder der ihr wirthschaftlich ähnlichen Ostprooinzen, sondern eine für ganz" Deutschland geltende Erscheinung ist. Zu einer sicheren Be rechnung, um wieviel die Zahl der Versicherten gegen die der Versicherungspflichtigen zurückbleibt, fehlt es noch an sicheren Unterlagen; keine der zur Berechnung derselben angewandten verschiedenen Methoden ist, wie die „Post" ausführt, in Bezug auf Genauigkeit des Ergebnisses einwandsfrei und von den in Anregung gebrachten Erhebungen gelegentlich der Gewerbe- zählung ist aus praktischen Gründen Abstand genommen. Muß man daher zur Zeit noch auf eine genaue Fest Wellung des Ver hältnisses von Soll und Ist in Bezug auf die Jnoaliditäis- und Altersversicherung verzichten, so erscheint nach dem über einstimmenden Ergebniß aller Arten der Berechnung doch un zweifelhaft, daß nicht mir ein Theil, sondern ein recht großer Theil aller Versicherungspflichtigen der Versicherungspflicht sich entzieht und damit gegebenen Falls der Wohlthaten des Gesetzes verlustig wird. Es ist dies selbstverständlich ein Punkt von höchster Bedeutung für die Beurtheilung einerseits der Dring lichkeit einer Reform der bezüglichen Gesetzesvorschriften und andererseits der Wege, welche dazu einzuschlagen sein werden. Ist es richtig, daß ein Drittel oder gar, wie auch ausgerechnet ist, die Hälfte der Versicherungspflichtigen sich dem Gesetz entzieht, so ist es klar, daß man auch nur vorübergehend mit dem Abbrechen der bedenklichsten Spitzen des geltenden Gesetzes, wie es anscheinend jetzt vom Reichsamte des Innern angeregt ist, sich nicht wird begnügen können, sondern ernstlich und ohne Verzug eine durchgreifende Reform ins Auge fassen muß. Die in Brünn erscheinenden jungtschechischen Blätter sind über den vom Brünner Gemeindeausschusse einhellig gefaßten Beschluß, bei der Regierung und beim Reichsrathe um Wieder errichtung einer deutschen Universität in Mähren zu petitioniren, außer Rand und Band und fordern die Gemeindevertretungen aller tschechischen Städte und Landgemeinden, sowie die Vorstände aller tschechischen Vereine in Mähren auf, sich der von Prag ausgehenden Petition bezüglich der Errichtung einer neuen tschechischen Universität in Brünn anzuschließen. Rußland. Der Zar, zu dessen Krönung die Vor arbeiten in vollem Gange sind, wünscht, wie der „Neuen Freien Presse" aus Petersburg geschrieben wird, einerseits, daß der Krönungstag für alle diejenigen, die zu der Krönung berufen werden, ein Festtag in des Wortes eigentlichster Bedeutung werde, andererseits aber, daß keine unsinnige Verschwendung Platz greife. Es ist deshalb eine besondere Krönungs-Kommission eingesetzt, welche ein Programm für die Krönungs-Feierlichkeiten ausarbeitcn und die nothwendigsten Ausgaben eingehend prüfen soll. Aus den tiefen Geheimnissen dieser Kommission wirb nun folgendes verrathen: „Zunächst sollen die zahlreichen Be amten und Vertreter der verschiedensten Institutionen, welche zur Krönung nach Moskau berufen werden, Fahrgelder in drei fachem Betrage erhalten. Es ist dies eine für die davon Be troffenen sehr angenehme Sache. Die Fayrgelder werden nämlich, obwohl es jetzt in Rußland schon wirklich sehr viel Eisenbahnen giebt, nicht nach dem Preise des Eisenbahnbillets berechnet, sondern nach der Taxe, die für die Zurücklegung des Weges auf der Poststraße per Postpferd zu zahlen wäre. Je nach seinem Range hat der einzelne Beamte das Recht, mehr oder weniger Postpferde zu benützen. Dec Kriegsminister z. B. ist berechtigt, bci allen seinen Reisen 18 Postpferde zu benützen und erhält per Postpferd und Werst 3 Kopeken. Zu der Krönung nach Moskau wird also der Kriegsminister, falls das Projekt dec Kommission bestätigt wird, mit 54 Postpferden fahren können. Die Reise, sagen wir vom Schwarzen Meere nach Moskau wird somit den höher gestellten Würdenträgern ein kleines Vermögen bringen. Zur Bestreitung des Auf enthaltes in Moskau werden die Beamten der sogenannten Ge neralsklasse (Generalmajor, in Civilrang: Wirklicher SlaatS- rath) Tagegelder von 10 Rubeln und Equipagenzelder in der Höhe von 20 Rubeln per Tag erhalten, di- höher gestellten Beamten natürlich bedeutend mehr. Schließlich hat die Kommission auch erwogen, daß die nach Moskau berufenen Beamten doch alle in neuen Uniformen erscheinen werden, und daß es deshalb angezeigterscheint, ihnen zur Beschaffung neuer Paradeuniformen auch die nöthigen Mittel anzuweisen. So soll beispielsweise jeder Gouverneur für die Beschaffung der Paradeuniform 1200 Rubel erhalten, während eine solche mit 200 bis 250 Rubeln reichlich bezahlt ist. Es kann daher etwas zweifelhaft erscheinen ob gerade derartige Beschlüsse ganz mit den Wünschen des Zaren übercinstimmen." Vaterländisches. Wilsdruff, 6. Januar. Die Ausstellung des hiesigen Geflüzelzüchtervereinö war am gestrigen Sonntag von Stadt und Land gut besucht und konnte man von Sachverständigen über das ausgestellte Thiermaterial nur Lobenswerthes erfahren, selbst der Laie, der schon Jahre lang die Ausstellung besuchte, mußte zu der Ueberzeugung kommen, daß solch prächtige Stämme von Hühnern und Tauben man hierorts nur selten gesehen hat. Lei der am Sonnabend stattgefundenen Prämnrung fiel der Stadtehrenpreis für Hühner auf die Catalognummer 27 (Julius Vogel-Wilsdruff), für Tauben auf No. 99 (Robert Fromm hold-Löbtau), der Vereinsehrenpreis für Hühner auf No. 75 (Kurt Pfützner-Wurgwitz), auf Tauben Nr. 398 (Emil Partzsch- Deuben); je ein Ehren-Diplom fiel auf die No. 54 (Heinrich Hahn-Kaufbach), No. 68 (Ernst Hennig-Wilsdruff) und No. 78 (Richard Watzel-Wilsdruff). — Am heutigen Montag Mittag scheute das Pferd des Herrn Viehhändler Fuhrmann in der Nähe der Große'schcn Schmiede und schleuderte den Insassen, Herrn Fuhrmann, aus dem Schlitten, ohne daß derselbe dabei Schaden genommen hat. Das wild dahinsauseude Pferd, welches den Weg nach der Schulgaffe, Drcsdncrstraße über den Markt nach der Bahn hofstraße einschlug, konnte erst auf den Schienen des hiesigen Bahnhofs zum Stillstand gebracht werden. An dem Schlitten konnte man theilweise Beschädigungen wahrnehmen. — Freunde einer humoristischen Aufführung machen wir auch an dieser Stelle auf die morgen Mittwoch Abend statt findende Vorstellung von Junghähnels Sängern im „Hotel Adler" aufmerksam. Der Name Junghähnel hat bisher stets genügt, um einen besetzten Saal zu sichern. — Schulentschuldigungszettes sind nach einem neueren Urtheil des Reichsgerichts als Urkunden anzusehen. Die An gabe einer falschen Thatsache in einem solchen Schreiben, z. B. die unwahre Mittheilunz, daß ein Kind krank sei, ist als Urkunden fälschung anzusehen, welche mit Gefängniß bestraft wird. — Im Frühjahr 1896 beabsichtigen die Brauereigehilfen her großen Brauereien Dresdens in einen allgemeinen Streik einzutreten. Die Vorarbeiten hierzu sind schon seit längerer Zeit im Gange. — Bei den Postämtern in Dresden einschließlich der Vorstädte Strehlen und Striesen und den Vororten Blasewitz, Löbtau, Pieschen und Plauen sind während der Weihnachts zeit vom 12. bis einschließlich 25. Dezember 1895 anPacket- sendungen 184128 Stück aufgegeben worden und 164284 Stück eingegangen (4855 Stück dez. 5700 Stück mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres). Aus dem schlesischen Bahn höfe sind in der Zeit vom 19. bis 24. Dezember im Durch schnitt täglich 43185 Stück postdienstlich behandelt worden. Die größte Zahl der daselbst eingegangencn und abgesandt^I Packete ist am 22. Dezember erreicht worden und hat je 46 388 Stück betragen. — Plauen i. V. Wie wir hören, sind in der Nacht zum Freitag die Insassen von zwei Schlitten auf der Auerbach» Jäzersgrüner Straße von einer Rotte junger Burschen über fallen worden. In den Schlitten soll sich Amtshauptmann Dr. Bonitz in Auerbach mit Familie befunden haben, dessen Töchter in rohester Weise mißhandelt worden sind. Hoffentlich gelingt es, die frechen Burscheu zu ermitteln. — Der Mörder Julius Maiwald wurde am 28. Dec. im Hirschberger Gerichtsgefängniß photographiert. Maiwald fitzt in derjenigen Zelle, in welcher die zum Tode oerurtheilten Ver- brecher untergcbracht werden und aelche ganz besondere Sicher heit gegen Ausbruch von Gefangener gewährt. Maiwald ist nicht gefesselt, da er sich durchaus nicht renitent benimmt. Der Ver brecher, der niedergedrückt und in sich gekehrt erscheint, hat außer ordentlich geringen Appetit. Er veczehrt kaum ein Drittel seiner Ration. Es wird erzählt, daß Maiwald den Zimmermann Gaebel nur deshalb erschossen habe, weil er sein Gewehr probiren wollte, da er dann seine Mutter zu erschießen gedachte. Ferner ver lautet, daß er auch den Mord an dem Postsekretär Kretzschmar eingestanden haben soll. — Das brave Dienstmädchen einer im Schweizerviertel zu Dresden wohnenden Herrschaft ssielte mit ihrem. Vater und ihrer Schwester, welche in Leipzig nohnen, in der letzten Ziehung ein Zehntel der Landeslotterie. Eie selbst hatte an ihren Vater den dritten Theil des Loospreises prompt eingesendet, aber die Ziehung ging vorüber, ohne daß ihr eine freudige Botschaft von einer guten Laune Fortunas zugegöngen wäre. Umsomehr wurde sie aber am Christabend überrasctt. Dieser brachte ihr nämlich nicht nur eine ganz auffällig reihhaltige Kiste aus dem väter lichen Hause, deren Inhalt geeiznet war, auch den größten Appetit zu stillen, sowie die Mebung, daß die von ihr zum S. Theile mitgespielte Zehntelloosrummer mit dem großen Loos aus der Ziehung hervorgegangei sei. Ihr Vater hatte ihr diese große Freude vorbebalten für di s Weihnachtsfest, sie selbst hatte die Nummer ihres Looses ja kaum gekannt. Auf ihren Antheil kamen ungefähr 14000 Mark. — Meerane, 4. Janmr. Einem schweren Verbrechen ist man im benachbarten Frankechausen auf die Spur gekommen, und zwar einem Gatten- und Vatecmorde. Am Morgen des 11. November v. I. wurde in dem Mühlgraben bei Pönitz die Leiche des 60 jährigen Weberneisters Schmitter aus Glauchau aufgefunden, und es hieß damals, derselbe sei, auf dem Heim wege begriffen, vor den Augen seines ihn begleitenden Schwieger sohnes und dessen Frau in dw Finsterniß in den Bach gefallen und ertrunken. Sprachen schm derzeit einige Wahrnehmungen gegen diese Behauptung, so hat sich jetzt herausgestellt, daß Sch. auf gewaltthätige Weise ums Leben gebracht worden ist. Aus diesem Grunde sind die hinterlassene Ehefrau, die Tochter und deren Mann gefänglich eingezogen worden. — Vorgestern schickte äne Dres dner Geschäfteinhaberin ihren großen Sohn in ein Lankgeschäft, wo er 1100 Mk. für sie erheben sollte. Derselbe hob das Geld auch sofort ab, kam aber bann nicht wieder nact Hause. Er scheint damit flüchtig geworden zu sein. — Auf einem Hain,Lener Steinkohlen werk kamen kürzlich drei schwere Unglücksfälle vor. Der Häuer Schäfer erlitt durch hereinbrechende Kohlen mehrere Rchpenbrüche, der Häuer Keil aus Naundorf ouide durch einen ihn überfahrenden Hunt schwer verletzt, und -er Tagearbeit-r Meile aus Wilms dorf wurde von einem Treibriemen erfaßt und hatte eS nur seiner Geistesgegenwart zu danken, daß er nicht vollständig zer malmt wurde, sondern mit einer schweren Schulter Verletzung oavonkam. Im Jrrenhanse. Roman von E. v. Linden. (Nachdruck verboten»! (Fortsetzung.) „Weshalb ich ihn *ür faktisch verrückt halte," fiel Bruna mit rohem Spotte ein. „Sie scheinen Ihr -raMs Interesse zu verkennen, mein Lester! ein reicher Schwct Mit stets ein Glück —" „Besitze ich ihn nichnaDOS?" „Er nennt sich so ir M Ihr Schwager, als er Sie zu seinen schlechten Abstchftn^istbraucht, — dann sind Sie ihm Ballast, den er der Polizei in die Hände spielt." Bruno erblaßte, und Preßle finster die Lippen aufeinander. „Sein Charakter sagt Ihnen das Nämliche," fuhr die Inspektorin fort, „Sie müßten sonst ein harnilofes Kind ohne jegliche Erfahrung sein. — Gan; anders läge die Sache, wäre der Professor Hermann Ihr Schwager —" „Er ist mein Feind," unterbrach Bruno sie kurz. „Thorheit, mein Lieber! — was auch zwischen Ihnen Beiden vorgcfallen ist, die letzte Geschichte mit eingerechnet, — cs kann Alles gesühnt werden durch eine einzige gute That. Nun wohl, suchen Sie diese auszuführen, Herr Walter!" „Ich verstehe Sie nicht, meine Gnädige!" „Befreien Sie Ihre Schwester und den Professor." Bruno schaute sie an, als sei die ganze Welt verrückt geworden, dann lachte er spöttisch auf. „Mit Speck sängt man Mäuse, aber keine Männer," rief er, „Sie scheinen Ihren Witz an mir zu versuchen, gnädige Frau! Nun, ich rechne es Ihnen nicht hoch an, Sie sind zu schön und zu liebenswürdig, um Ihnen zu zürnen." „Es ist mein heiliger Ernst," versicherte die Jnspcktorin, „bei Gott, ich würbe den Tag preisen, wo ich das Verbrechen auf solche Art gesühnt jähe. Es wäre der härteste Schlag für den Doktor, der seine Frau wohl rodt oder wahnsinnig, aber nicht frei, nicht glücklich wissen will. Und daß der leib liche Bruder seines Opfers sein Handlanger dabei ist, macht ihn noch übermüthiger." Bruno fuhr bei diesem rücksichtlosen Wort wild zusammen, seine Zähne knirschten hörbar auf einander. „Was haben denn Sie dabei," fragte er langsam, „wenn die Beiden frei werden?" „Den Triumph der Freundschaft und Feindschaft, — ich liebe Ihre Schwester und hasse den Doktor." „Seltsam, daß ich just das Gegentheil von meiner eigenen Mutter vernahm, gnädige Frau!" lächelte Bruno Hönisch. „Wie konnte die arme, alte Frau davon wissen?" D „Meine Schwester schien es ihr geklagt zu haben,"
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