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UchM« w MM Erscheint - wöchentlich dreimal u. zwar DienA tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel), ( Mk. 30 j)f., durch die Post bezogen ( Akk. 55 Pf. Einzelne Nummern sO Pf. ThmM. W». Mtklch md die UmMM. ImlsbIM Inserate werden Montags, Mittwochs und freitags bis spätestens Mittags )2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O Pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Dwck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger m Wilsdruff. — VerarUworrüch für Lie Neoakrion H. A. Berger daselbst. No. 3. Dienstag, de« 7. Januar 18V«. .Konkursverfahren. Ueber den Nachlaß de« Schnittwaarenhändlers Heinrich Karl Reichel hier wird heut- am 3. Januar 1896 Nachmittags "2 3 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Kaufmann Paul Schmidt hier wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen find bis zum 27. Januar 1896 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände, nicht minder zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 3. Februar 18S6, Bormittags S Uhr vor dem unterzeichneten Gerichte Temin anberaumt. Allen Personen, welch« eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldmr zu verabfolgen oder zu leisten, auch sie Verpflichtung auferlcgt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis um 24. Januar 1896 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Wilsdruff. vl». vsnglott. Bekannt gemacht durch Akt. Schneider, Gerichtsschreiber. Aus Deutschlands grotzer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Ratden. 49. Der Krieg gegen die Koike-Armeen VH. (Vcndomc-Azay-Mazmge.) Die Armee Chanzys, die nuninchrige 2. Loire - Armee, batte sich nach ihren Niederlagen in Le Man«, direkt westlich und m ziemlicher Entfernung von Orlernö gelegen, gesammelt. S'e hatte angcfangen, um Le Mans Befestigungsarbeiten aus- zufüdrrn. Die Armee, deren Disziplir Chanzy nicht zu sehr traute, mußte, obschon eö möglich genesen wäre, sic m enge Duartierc zusammen unterzubringen, bei Kälte und Schnee m dünnen Zelten liegen, was die Zahl derKranken noch erhöhte. General Chanzy batte aus Pari« Nachncht, daß ein Entsatz der Hauptstadt, wenn überhaupt, sehr rasch geschehen müsse, da man an Lebensmitteln bereits Mangel zu leiden beginne. So ließ denn Chanzy, um sich über die Stellung der deutschen Truppen zu orientiren, Streifkolonnen ins Sand gehen und das gleiche geschah zu gleichen Zwecke von dmscher Seite. Bei dieser Gelegenheit kam cs zu verschiedenen Gefechten, von denen jedoch nur die wichtigsten hier erwähn^uen. Am 25. Dezember hatte Gene« von Kraatz ein Deta chement, nur 931 Mann stark mMjner Schwadron Ulanen und 2 Geschützen unter OberstleutRu von Boltenstern zur Rekognoszierung stromabwärts den L«ntlang gesandt. Dieses kleine Häuflein Truppen kam bis zum Dot-Troo, dessen Häuser in die Felswände des breiten Wiesenthalcs engehauen sind, wo cs Feuer erhielt. Als nun die Boltensterische Kolonne den Rückmarsch antrat, stellten sich ihr, den Weg versperrend, starke Schützenschwärme entgegen. Bald war die ^anze Colonne um ringt. Es blieb den Tapferen nichts übrig als sich durchzu- schfagen. Boltenstern löste seine fünf Companien in Schützen schwärme auf, stellte sich an ihre Spitze und stürmte mit ihnen unter Hurrah, ohne sie einen Schuß thun zu lassen, mit ge fälltem Bajonnet vorwärts um sich Bahn zu brechen. Ein er bittertes Handgemenge folgte nun, während die französischen Ge schütz- in das Gewühl hineinsummten. Ve zwei Geschütze schlugen sich ebenfalls unter Führung des Lieutenants Bach, mann gegen eine fünffache Uebermacht durch. Die Geschütze verloren acht Mann und fünf Pferde. Eine Deichsel zerbrach, wurde aber während des Gefechtes aukgebesscrt. Beide Colonnen wurden infolge de« starken Schießen unbrauchbar. Als Lieute nant Bachmann mit den Geschützen durchgcbrochkN war und auf Montoire »u jagte, wurden zwei Pferde verwundet und mußten in vollen Jagen abgeschirrt werden. Die Wagenkolonne, da runter auch der Sanitätswagen, fiel dem Feindc in die Hände. Um 1) Uhr nacht« langte Boltenstern mit seinen Truppen wieder in Ventome an. Die Franzosen hatten einen Mlust von 450 Mann, darunter 250 Gefangene, die Deutschen M150 Mann. Es war, wenn man aber die ungünstigen Umstände in Betracht zieht, ein Heldenstück, das den deutschen Truppen all- Ehre machte. Jndcß rückten die Franzosen, Theile der Ehanzy'schen Armee, vor und suchten sich der Stadt V-ndome zil bemächtigen. Da« gelang ihnen nicht. Es kam am 31. Dezember bei Ven- tome zu einem Gefecht, das sich di« in den Ade^ hmemzog, olle Mafscnangriffe der Franzosen wurden abgewehrt, und der Feind zuu, Rückzüge genöthigt. Am 1. Januar erwarteten die Deutschen einen neuen Angriff, es zeigte sich jedoch, daß die Franzosen abgezogen waren. Bei Gien kam cs aiN 1- Januar ebenfalls zuu, Kampfe, der jedoch nur ein Rkkoguoszicrungs- gefecht war. Vom Hauptquartier König Wilhelm« war an den Prinzen Friedrich Karl ^er Befehl gekommen, von Vcndome und Jlliers aus der Ehanzy'schen Armee schnell entgegenzugehen und mit dieser endgültig abzurcchnen. Auch Chanzy brannte vor Unge duld, zur Offensive überzugehen und seinen Plan, Paris zu entsetzen, auSzuführcn. Die Stellung Chanzys war durch das Terrain sehr begünstigt, allein er wußte von diesen natürlichen Vortyeilen keinen rechten Gebrauch zu machen. Am 5. Januar kam es bei Villeporchcr bereits zum Zu sammenstoß. Die 4. Compagnie des 57. Regimentes, die in da« Dorf eingedrungen war, wurde von überlegenen feindlichen Kräften heftig angefallen und aus dem Dorfe getrieben. Der Feind drängte nach, wurde jedoch durch herbeieilendc Hilfe zuerst aufgehalten, dann zurückgeblieben und das Dorf wurde wieder besetzt. Als die deutschen Truppen am 6. Januar auf Nogcnt le Botrou an den Huisne-Flusse, nordöstlich von Le Mans ge legen, vorgingen, fanden sie den Ort La Fourche vom Feinde stark besetzt. Es entwickelte sich zunächst ein harter Artillerie kampf, dann wurde der Ort erstürmt und drei hartnäckig ver« theidigte Geschütze genommen. Ein neuer Angriff der Franzosen wurde durch lebhaftes Feuer zurückgcschlagen. Zu gleicher Zeit hatte weiter südlich, nahe von Vendome sich em heftiger Kampf entsponnen, der sich zu dem Treffen bei Azoy - Mazange entwickelte. Erstanden 20000 Deutsche mit 84 Geschützen gegen 17 000 Franzosen mit 42 Geschützen, crstere unter dem Befehl des Generals von AlvenSleben, letztere unter dem des Generals de Jouffoy. Während das 3. Corps die um Vcndome stehende 20. Division des 10. Corps abzu lösen in Begriff war, standen die 17er bereits in vollem Ge fechte. Sofort wurden Hilfstruppen beordert; den vereinten An strengungen gelang es, alle Gehöfte und Dörfer diesseits des Azay-Grundes zu nehmen und als nun auch die Artillerie der 12. Brigade mit in das Gefecht eingriff, wurde das Dorf Azay erstürmt und die Franzosen trotz aller Versuche, das Terrain wieder zu gewinnen, nach Westen fortgedrängt. Links aber war die 5. Division den Loir hinaufgegangen, hatte mehrere Dörfer erstürmt und einen allgemeinen Vorstoß der Franzosen abge wehrt. Inzwischen hatte sich deutscherseits bei Le Briard eine Stellung von 36 Geschützen gebildet, auch waren Truppen von Norden her nach dem Loir abgebogen, um der 5. Division bei zustehen. Der Angriff richtete sich gegen den Ort Mazange, welcher von drei Seiten umfaßt und erstürmt wurde. Die eintretende Dunkelheit rettete die Franzosen vor größeren Ver lusten. Der Sieg der tapferen Brandenburger hatte die Franzosen 1000 Mann (darunter 400 Gefangene,) die Deutschen 42 Offiziere und 487 Mann gekostet. Dagegen drangen am selben Tage südlich die Franzosen bei St. Amand vor. Der Herzog Wilhelm v. Mecklenburg, der das Kommando übernommen hatte, ließ durch ein Mißver ständlich genannten Ort räumen und die Franzosen nahmen davon Besitz. Ehe nun der allgemeine Vormarsch auf Le Mans, wie er geplant war, erfolgen konnte, mußte erst der Widerstand der Franzosen bei St. Amand gebrochen werden. General Voigt- Rhctz mußte, um den fatalen Rückmarsch von St. Amand wieder gut zu machen, die 19. Division umkehren und dorthin rücken lassen. General von Hartmann ließ am 7. Januar über St. Amand vorrücken und das Dorf Villechauve nach heißer Gegen wehr nehmen. Nachdem der Nebel gefallen, zeigte sich, daß der Feind nach Westen abmarschirt war. Das 10. Corps aber hatte einen ganzen Marschtag verloren, was nicht ohne Nach wirkung auf die folgenden Ereignisse blieb. Nördlich versuchte das 3. Corps den Feind noch diesseits des wichtigen Braye-Abschnittes zu umfassen und so abzudringen, dc^er dem 10. Corps in die Fänge laufen mußte. Lei leisteten die Franzosen energischen Widerstand und es mußten starke Kräfte aufgeboten werden, um Herr des genannten Dorfes zu werden. Alle Gehöfte und Oertlichkeiten steckten voller Franzosen, so daß die Deutschen eine mühsame Arbeit vorfanden. Erst gegen Abend des 7. Januar stürmten die 24er das letzte Dorf vor dem Braye-Abschnitte. Am 8. Januar, bei Glatteis, maschirten die deutschen Truppen, nicht ohne hie und da kleine Gefechte beim Vorrücken zu bestehen, weiter auf Le Mans los. Die Gegend, welche man zu passmn hatte, war eine sehr kultivirte, dicht bevölkerte und um so schwieriger zu übersehen, 'als die Gehöfte sehr vereinzelt lagen und die Gemcindebildung eine sehr lose war. Da zudem das Gelände hügelig, von Flüßchen, Weinbergen und Obstan lagen durchzogen war, so eignete es sich vorzüglich für die Vcr- theidigung und den kleinen Krieg. Der Entwurf des bürgerlichen Gesetzbuchs. Mit dem bevorstehenden Wiederbeginn seiner Arbeiten im neuen Jahre wird der Reichstag auch an eine Aufgabe heran treten, wie sie von solcher Bedeutung und Wichtigkeit und zu gleich von solchem äußerlichen Umfange die deutsche Volksver tretung seit Jahren schon nicht mehr beschäftigt hat. Denn wie bestimmt verlautet, wird der Entwurf des bürgerlichen Ge setzbuches im Laufe des Januar an den Reichstag H gelangen, und steht es zu erwarten, dc^ alsdann das Haus ohne Zögern die Berathung dieses gewaltigen gesetzgeberischen Materials be ginnen wird. Man darf wohl hoffen, daß sich die deutsche Volksvertretung bei den Verhandlungen über das bürgerliche Gesetzbuch vor Allcm von patriotischen Erwägungen und großen nationalpolitischen Gesichtspunkten leiten lassen wird, handelt es sich doch um das endliche Zustandekommen der langersehnten Rechtseinheit unseres Volkes, durch welche das gewaltige Bau werk des deutschen Reiches erst seine eigentliche Krönung er fahren würde. Denn das bürgerliche Gesetzbuch, welches jetzt nach mehr als zwanzigjähriger mühevoller und gewissenhafter Vorarbeit dem Reichstage zur Beschlußfassung unterbreitet wird, ist bestimmt, dem bunten Durcheinander des bisherigen Rechts in Deutschland mit seinen hunderterlei verschiedenen Arten von Landrechten, Gaurcchten, Lokalrechten u. s. w. ein Ende zu bereiten und an seine Stelle ein der politischen und nationalen Einigung Deutschlands entsprechendes einheitliches Recht zu setzen. Man kann der zweiten Commission, welche sich sieben Jahre lang mit der Prüfung und Umarbeitung des ursprüng lichen Entwurfes des bürgerlichen Gesetzbuches beschäftigte, das Zeugniß nicht vorenthalten, daß sie es hierbei verstanden Hot, bei allem Festhalten an den praktischen Bedürfnissen des Leben« im neuen Reiche doch auch gewisse hergebrachte partikulare Eigenheiten möglichst zu schonen und dergestalt manche tiefcin- gewurzelte Anschauungen mit dem erstrebten einheitlichen Rechte nach Kräften in Einklang zu bringen. Demnach stellt das Werk des bürgerlichen Gesetzbuches in seiner jetzigen Gestalt keineswegs einen radikalen Umsturz aller unserer Einrichtungen und Gepflogenheiten auf dem Rechtsboden dar, sondern ge wissermaßen eine Verschmelzung älterer und neuer Zeit, welcher Charakter gewiß nur dazu dienen wird, die Einführung des künftigen Gesetzbuches zu erleichtern. Nicht verkennen läßt sich, daß der Entwurf des bürgerlichen Gesetzbuches sowohl in Laienkreisen wie im Juristenstande bereits auf zum Theil recht lebhafte Gegnerschaft gestoßen ist. Man hat hierbei dem großen Werke Vorwürfe nach verschiedenen Richtungen hin gemacht, namentlich soll ihm echt sozialer und deutscher Geist fehlen, es soll keine volksthümliche Sprache reden und die meisten Rechtsfragen in abstrakter, unpraktischer Weise behandeln. Aber diesen Einwendungen steht wiederum die schon öfters von ganz hervorragenden Rechtsgelehrten — u. A. von dem berühmten Leipziger Juristen Professor Sshm — aus-