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MchtiM für Wilsdruff ThurM UOn, Mkckhli md die Umgegenden Imtsblutt Dienstag, den 31. Mai Ro. 44 18S2 : höchsten Pr^ rei Oarl 8<M 4 f. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen I Mk. 25 Pf. — Einzelne l Nummern 10 Pf. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. verboten. Wilsdruff, am 30. Mai 1892. Der Bürgermeister Ficker. Tagesgeschichte. Der Besuch des Czaren am Berliner Hofe gilt nun- ^hr als beschlossene Sache. Es sollen bereits alle Einzel heiten für den Empfang des Czaren in Berlin geregelt worden lein und wird hiermit die Anwesenheit eines höheren russischen hGeamten in der Reichshauvtstadt während der letzten Tage Verbindung gebracht. Selbstverständlich hüllen sich die be ireffenden Abmachungen noch in tiefes Geheimniß. Der Bundesrath hat einen ihm zugegangenen Gesetz entwurf, betr. die einheitliche Zeitbestimmung, vorberathen und dann den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Der Entwurf bestimmt, daß die gesetzliche Zeit Deutschlands die mittlere ^onnenzeit des fünfzehnten Längengrades östlich Greenwich sein lall. Durch den genannten Entwurf, der schon ain 1. April 1893 als Gesetz in Kraft treten soll, wird bezweckt, die mittel- enropäische Zeit auch für das bürgerliche Leben in Deutschland einzuführen. Wie aus guter Quelle verlautet, steht der Reichskanzler dem Projekt einer Weltausstellung nicht gerade freundlich ge genüber, weil anzunehmen ist, daß sowohl Frankreich, wie Rußland, als auch die kleinen Orientstaaten, die einer Ausstellung be sonderen Reiz zu geben pflegen, fern bleiben werden. Sehr angenehm ist der Reichsregierung dagegen der Gedanke einer »Dreibundausstellung", zu welcher nur Oesterreich-Ungarn und Italien offiziell eingeladen werden sollen, woran aber auch sonst theilnehmen kann, wer da will. Selbstverständlich muß vorher die Aufbringung der erforderlichen Gelder gesichert sein. Die »Nordd. Allg. Ztg." schreibt zu demselben Thema: „Welchen weiteren Verlauf die in Fluß gebrachte Idee nehmen wird, läßt liih noch nicht übersehen. Das aber hoffen wir bestimmt, es werde die öffentliche Erörterung der vorliegenden Frage dazu beitragen, Für und wider so zu klären, daß die endlichen Ent schließungen, die ja mit zahlenmäßiger Beweiskraft nie werden begründet werden können, doch die Wahrscheinlichkeit für sieb haben werden, daß daö für das Heil Deutschlands Richtige ge- woffen sei." P Oberbürgermeister von Forckenbeck in Berlin ist am hhnmelfahrtötage im Alter vvn 72 Jahren gestorben. F. war ^mglied des Reichstages und des preußischen Herrenhauses, isiuher der nationalliberalen Partei angehörig, trat er später zu fch freisinnigen über. Er gehörte unstreitig zu den geschätz- ' Mitgliedern des Reichstages, dessen I. Präsident ec lange ! Mre gewesen war. Die Stadt Berlin verdankt seiner Wirk mmkcil sehr viel, er hat 14 Jahre an ihrer Spitze gestanden. Polstjk hielt sich F. in den letzten Jahren sehr gern Der Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin ver öffentlichen einen warmen Nachruf für den verstorbenen Ober bürgermeister Or. von Forckenbeck, worin die hohen Verdienste desselben um die städtische Verwaltung und die edlen Charakter eigenschaften des Verstorbenen hervorgehoben werden. Madrid, 27.Mai. „ElCorreo" meldet, der Minister- rath habe beschlossen, die Verhandlungen mit Deutschland zum Abschluß eines Handelsvertrages auf Grund der Meistbegün stigungsklausel zu beginnen. In ausführlicher Weise berichtet der Telegraph aus Ko penhagen über den glänzenden Verlauf der gesammten Fest lichkeiten anläßlich des goldenen Ehejubiläums des dänischen Königspaares. Der Hauptfesttag war natürlich der 26. Mai, als der Hochzeitstag des königlichen Jubelpaares. Er wurde eingeleitet durch ein dem König Christian und seiner Gemahlin in Schloß Amalienburg von der Kopenhagener Sängerschaft dargebrachtes Ständchen. Um 10 Uhr erfolgte in der Schloß kirche im Beisein der gesammten fürstlichen Gäste die ' feierliche Einsegnung des hohen Paares, worauf sämmtliche Fürstlich keiten in glänzendem Zuge nach Schloß Amalienburg zurück fuhren. Die dänischen Majestäten empfingen hier im Laufe des Tages verschiedene glückwünschende Deputationen; für jede derselben hatte der König huldvolle Worte des Dankes. Fast zur selben Stunde, da ein Abgeordneter in der öster reichischen Volksvertretung dem Dreibunde baldigen Untergang voraussagte, hat das neue italienische Cabinet durch seinen Chef Giolitti im Parlament feierlichst erklären lassen, daß Italien auch fernerhin unverbrüchlich am Bündniß mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn festhalten werde. Diese Erklärung recht fertigt voll die Zuversicht, mit der man auf Seiten der Ver bündeten Italiens dem Ministerium Giolitti entgegensah, nämlich, daß dasselbe ebenfalls die Dreibundspolitik seiner Vorgänger fortsetzen würde, und auf der Apenninenhalbinsel selbst wird sich gewiß allenthalben, abgesehen von dem Häuflein der Irre dentisten und Ultraradikalen, nur Zustimmung zu dieser Ver sicherung Giolittis kundgeben. Was nun die anderen Punkte des von Giolitti entwickelten Regierungsprogrammes des neuen italienischen Cabinets anbelangt, so sind dies im Wesentlichen die folgenden: Vermeidung neuer Lasten, Reformen in allen Zweigen der öffentlichen Verwaltung, Einschränkung der mili tärischen Ausgaben auf das Nothwendigste. Weiter befür wortete Giolitti als nächste Arbeit der Deputirtenkammer die Berathung des Budgets, damit man ein provisorisches Budget vermeide. Alsdann soll die Berathung der Handelsverträge Italiens mit der Schweiz, Bulgarien und Egypten folgen, hierauf diejenige über die Vorlagen betr, die außerordentlichen mili Der Stadtrath Ficker, Brgmstr. ang eine raun heftig auf den d an seine N- Jm Gasthofe zu Grillenburg sollen Donnerstag, den 9. Juni dss. Js., Vormittags von 9 Mr au vW 339 Rmmtr. ficht. Nutzknüppel, 820 Rmmtr. Brennscheite, Brennknüppel und Beste, 132,60 Wellenh. und 352 Rmmtr. Reisig sowie 102 Anuntr. w. Stöcke aus den Abthlgn.: 25, 26, 29, 44, 46, 49, 50, 55—57 versteigert werden. Speciellere Angaben enthalten die in Schankstätten und bei den Ortsbehörden der umliegenden Ortschaften aushängenden Plakate. König!. Forstrevier Verwaltung Grillenburg und König!. Forstrentamt Tharandt, am 28. Mai 1892. Das Befahren der hiesigen Trottoirs mit Kinderwagen sowie das Fortbewegen anderer Gegenstände auf denselben ist bei einer Geldstrafe bis zu drei Mark ß- und B»»"! i Ser War,' Durchlick n ist KLlSLW e 1.50 M.«' ilsdruff. Bekanntmachung. Das 7. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1892 enthaltend: - No. 48. Revidirte Gestndeordnung für das Königreich^Sachsen, vom 2. Mai 1892, ^gt zur Einsichtnahme auf hiesiger Rathsexpedition aus. Wilsdruff, am 27. Mai 1892. den Nacken ' tige Wange i, und Thr^ der Gesang an seine N Rührung und beschützt u Brauns, ltter. den Lippen ' allein!" ">'1 Bekanntmachung. Der unterzeichnete Kirchenvorstand hat beschlossen, den alten Gottesacker, so weit als es nach Lage der Dinge ausführbar ist, restauriren zu lassen. Da es dem Kirchenvorstande möglich ist, mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und Arbeitskräften die der Würde und Weihe des Ortes entsprechende Ordnung zu schaffen, so richtet er an alle Diejenigen, Welche auf dem alten Gottesacker Gräber ihrer Angehörigen haben, ohne daß sie dieselben bisher gepflegt haben, die herzliche und dringende Bitte, diese Gräber bis zu dem heil. Pfingstfeste Js. von dem überwuchernden Unkraute und Gestrüpp zu befreien, die Grabhügel thunlichst wieder herzustellen nud ihn dann durch sorgsame Pflege vor erneutem Verfalle zu bewahren. Sollte diese herzliche Bitte, zu welcher sich der Kirchenvorstand nur im Interesse der Kirchgemeinde entschlossen hat, nicht allseitig beachtet werden, so behält er sich das Recht vor, Wenigen Gräber, welche über 20 Jahre oder als Kaufstellen über 40 Jahre alt sind, einebnen zu lassen. Wilsdruff, den 25. Mai 1892. Der K i r ch e n v o r st a n d. <4 Pfarrer, als Vorsitzender. ächt gehen! :r verloren M' unft?" janB' still!" war' tzung folgt.)^ tärischen Ausgaben, sowie die Erörterung der Gesetzentwürfe über die öffentlichen Bauten u. s. w. in Rom und Neapel. Palermo, 27. Mai. Bei der heutigen Enthüllung des Garibaldi-Denkmals hielt Crispi eine Rede, in welcher er sagte, der Tod Garibaldis habe eine Lücke hinterlassen, die das Volk allein ausfüllen könne. Hierzu müsse die Nation ihr Selbst bewußtsein wiedererlangen. Crispi wies sodann den Vorwurf des Größenwahnes zurück, weil er, wie Garibaldi und alle Ar beiter, an der Einigung Italiens ein mächtiges und großes Italien wollte, und schloß: „Noch harren unser große Auf gaben; wir würden nie die Demüthigung ertragen, als eine Nation von 31 Millionen für nichts zu zählen." Das chauvinistische Frankreich ist wieder einmal in Wallung, bemerkt die „Köln. Ztg." mit Rücksicht auf die be vorstehenden Feste in Nancy und fährt sodann fort: „Da Deutschland von den Zornesausbrüchen seiner Nachbarn dies mal so vollständig überrascht wird, daß die meisten Leute hier zu Lande kaum wissen werden, um was es sich handelt, da aber andererseits niemals abzusehen ist, bis zu welchem Grade der Leidenschaft derartige Bewegungen, die man dort patriotisch nennt, sich steigern, so sei vor allem der Thatbestand festgestellt. In Nancy finden an den Pfingsttagen allerlei turnerische und sonstige Feste statt, denen der Präsident der Republik beizu wohnen gedenkt. Mit Achselzucken und jenem Lächeln, das den Eindruck der vollständigen „Wurschtigkeit" wiedergiebt, hat man in Deutschland davon Kenntniß genommen, daß die Herren Studirenden der Facultät Nancy bei ihren Einladungen der Commilitonen aller Länder betont haben, daß deutsche Studenten nicht eingeladen würden. Die Nancyer Studenten haben da durch der Nothwendigkeit vorgebeugt, daß sie sich eine dankende Ablehnung der deutschen Genossen zuzogen, denn bei dem der zeitigen Barometerstand des Chauvinismus in Frankreich würde eine Theilnahme der deutschen Studenten an jenen Festen eine Gefahr gewesen sein, für die friedliebende deutsche Staats bürger die Verantwortung nicht übernehmen können. Daß ge wisse Bewohner Elsaß-Lothringens nicht so friedliebend und nicht gewillt sind, dieser Gefahr aus dem Wege zu gehen, haben sie vor etwa Jahresfrist bewiesen, als einige Elsässer ausge wiesen wurden, weil sie an einer deutsch-feindlichen Kundgebung auf französischem Boden Theil genommen hatten. Aber auch die Bewohner der Reichslande sind deutsche Staatsbürger, sie sind deshalb in deutschen Zeitungen darauf aufmerksam ge macht worden, daß für sie kein Raum mehr auf deutschem Boden sein würde, falls sie sich in Nancy an chauvinistischen deutschfeindlichen Orgien mitbegeisterten. Das sind'die That- sachen. Wenn die Franzosen sie jetzt zu verdrehen und zu ent-