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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 22.11.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189211222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18921122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18921122
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1892
-
Monat
1892-11
- Tag 1892-11-22
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Monat
1892-11
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Jahr
1892
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Tagesgeschichte. Die feierliche Eröffnung des Reichstages wird am heutigen Dienstag Mittag 12 Uhr durch den Kaiser in Person erfolgen. Der Text der Thronrede ist in einer am Mittwoch abgehaltenen Sitzung des preußischen Staatsmi nisteriums, welcher auch Reichskanzler Graf Caprivi beiwohnte, festgestellt wolden; vielleicht, daß schon die Thronrede Andeu tungen darüber enthält, wie die Dispositionen der Regierung in der Militärvorlage gegenüber dem Parlamente sind. Der unzweifelhaft mit der Angelegenheit der Militärvor lage in Zusammenhang gestandene kürzliche Besuch des Königs von Sachsen am Berliner Hofe wird am 2. Dezember durch einen Besuch des Kaisers im Jagdschloß Moritzburg erwidert werden. Dieser Gegenbesuch des Kaisers bei König Albert gilt zwar zunächst der Theilnahme des kaiserlichen Herrn an den bevorstehenden sächsischen Hofjagden in Moritzburg, sicher lich wird es aber hierbei zugleich zu einer erneuten intimen Aussprache zwischen den beiden Monarchen über die schwebenden politischen Probleme kommen. Die zur Militärvorlage gehörigen Steuergesetz entwürfe werden dem Reichstage nicht gleichzeitig mit ersterer, sondern erst zu einer späteren Frist zugehen, wahrscheinlich Mitte Dezember. Sie beziehen sich, entsprechend der hierüberallseitig gehegten Annahme, auf die Heranziehung des Tabaks, des Bieres, des Branntweins und der Börse zu der nothwendig gewordenen Erhöhung der Reichseinnahmen. Was den neuen Reichsetat anbelangt, so wird derselbe dem Reichstage bestimmt vorgelegt werden können, sobald dessen Constituirung erfolgt ist. Der Vorstand des Deutschen Kriegerbundes veröffentlicht im Namen von einer Million alter Soldaten einen Protest gegen die Ausführungen des Militärwochenblattes über die Landwehr. Der „Reichs- und Staatsanzeiger" schreibt heute: Die Deckung des Mehrbedarfs an fortdauernden Ausgaben, welcher als Folge der in Aussicht genommenen Heeresverstärkung er wartet werden muß, macht die Vermehrung der eigenen Ein nahmen des Reiches nothwendig. Die hierfür ausgearbeiteten Gesetzentwürfe sind mit Genehmigung Sr. Maj. des Kaisers dem Bundesrath vorgelegt. Danach wird beabsichtigt, die er forderlichen Mittel aus einer ergiebigeren Besteuerung des Bieres, des Branntweins und der Börsengeschäfte zu gewinnen. Die Biersteuer soll innerhalb der Brausteuergemein schaft verdoppelt werden. Um indeß ?iner Ueberbürdung der kleineren Brauereien vorzubeugen, die infolge ihrer unvollkom meneren technischen Einrichtungen einen relativ größeren Malz verbrauch zu haben pflegen, als die Großbetriebe, wird für die ersteren eine Ermäßigung der Steuer empfohlen, deren finan zielle Wirkung durch eine Erhöhung des Satzes für die letzteren ausgeglichen wird. Ferner soll der Satz, nach welchem den einzelnen betheiligten Staaten die Kosten der Erhebung und Verwaltung der Brausteuer vergütet werden, künftig von 15 auf 10 Prozent der Gesammt-Einnahme ermäßigt und Elsaß- Lothringen bei dieser Gelegenheit in die Brausteuergemeinschaft einbezogen werden. Der Ertrag der Branntweinsteuer soll durch eine Erhöhung des niedrigeren Satzes der Verbrauchsabgabe von 50 auf 55 Pf. für das Liter reinen Alkohols gesteigert werden. Daneben wird es nöthig, die Gesammt-Jahresmenge Branntwein, welche zum niedrigeren Abgabesatze hergestellt werden darf, von 4,5 auf 4,1 reinen Alkohols für den Kopf der Bevölkerung herabzusetzen, um gegenüber dem Zurückbleiben des Trinkkonsums hinter den Erwartungen die Wirkung der Kontingentirung auch für die Zukunft sicher zu stellen. Der letzte Vorschlag geht dahin, die durch das Gesetz vom 29. Mai 1885 eingeführte Abgabe von Kauf- und Anschaffungsgeschäften über Werthpapiere und andere börsenmäßig gehandelte Waaren, Nr. 4 des Tarifs zum Reichsstempelgesetze, von Vi<> bezw. von Tausend auf das Doppelte dieser Sätze zu erhöhen und durch veränderte Abstufung der Werthklassen in Zukunft die Möglichkeit auszuschließen, daß namhaft Beträge von der Be steuerung überhaupt frei bleiben. Der aus der Durchführung dieser Steuerprojekte sich ergebende Mehrertrag ist — einschließ lich der von den süddeutschen Staaten an Stelle der Biersteuer zu entrichtenden Aequivalente — auf insgesammt etwa 58 Millionen Mark jährlich zu schätzen. Eine höhere Besteuerung des Tabaks in irgend welcher Form wird nicht beabsichtigt. Einen Anleihebedarf von nicht weniger als 149 Millionen Mark findet der neue Reichshaushaltsetat für 1893/94 vor. Im vorhergehenden Etatsjahre bezifferte sich der Anleihebedarf auf 137'/« Mill. M. Gerade weil der Anleihebedarf des vo rigen Jvhres so außerordentlich groß war (allein 120 Mill. M. entfielen davon auf die Militär- und Marineverwaltung) glaubte man für 1893/94 einem geringeren Anleihebedarf ent gegensehen zu können. Es scheinen aber wiederum besondere außerordentliche Aufwendungen für das Militär- und Marine- wcsen beabsichtigt zu sein. — Und dabei muß man festhalten, daß derjenige Anleihebedarf, der im Gefolge der neuen Mi litärvorlage nöthig wird, in die obige Summe noch gar nicht einbegriffen ist. Der Anleihebedarf aus der Militärvorlage be trägt schon allein für das Jahr 1893/94 61 Mill. M. Die Reichspostverwaltung hat sich infolge des seit kurzem eingetretenen, übergroßen Zudranges zu dem niederen Postfach neuerdings veranlaßt gesehen, die als Postgehilfen eintretenden jungen Leute bei der Aufnahme zu verpflichten, im ersten Dienst jahre auf jede Entschädigung zu verzichten. Sie hat damit auf eine ältere Bestimmung zurückgegriffen, von der längere Zeit hindurch abgesehen worden ist, weil sich ein Mangel an Post gehilfen fühlbar gemacht hatte. Deshalb waren auch die An sprüche bezüglich der Schulkenntnisse der sich dem niederen Post sache widmenden jungen Leute wesentlich herabgesetzt worden. ES wurden Elementarschulkenntnisse für ausreichend erklärt. Voraussichtlich wird die Reichspostverwaltung nunmehr wieder höhere Anforderungen an die Schulkenntnisse der Postgehilfen stellen, zumal die Ergebnisse der letzten Assistenten - Prüfungen ziemlich durchweg wenig befriedigend gewesen sind. Ein Urtheil über die Börse, das gewiß nicht einer „agrari schen" oder sonstigen Voreingenommenheit geziehen werden kann, giebt der Börsen-Wochenrundschauer der freisinnigen „Voss. Ztg.", Herr Meyer, in folgendem: Wer längere Zeit hindurch die Börse beobachtet, gelangt zu der Ueberzeugung, daß keine unserer sozialen und wirthschaftlichen Einrichtungen so stark zu Unnatur und Verderbniß veranlagt ist, wie gerade die Börse. Es giebt langandauernde Phasen des wirthschaftlichen Lebens, in denen die Mache des großen Spielerthums, die Verführung, die mit allen Mitteln arbeitet, die Verlogenheit, die mit dem Mäntelchen der Honnetität angethan, stolz daherschreitet, gleichsam zur zweiten Natur der Börse geworden sind, die ihren Beruf, Führer und Berather des Kapitals zu sein, gänzlich verfehlt zu haben scheint. In solchen Zeitläufen sind die Gesetze des Wirtschaftslebens außer Kraft gesetzt, das Kranke in seinen Erscheinungen wird zum Ausgangspunkt großer Hausseaktionen gemacht, bestimmt, das Kapital anzulocken und den Spielgeist zu entfachen. Hat beispielsweise die Spekularion sich bemüht, durch Verkäufe die Curse gewisser Werthpapiere mit den sach lichen Faktoren, die auf den Erfolg des Unternehmens von Einfluß sind, in Einklang zu setzen, eine Aufgabe, die haupt sächlich der Baissespekulation zufällt, so wendet sich alsbald das Blatt, und die Verkäufer, denen die in binnen abgegebenen Stücke fehlen, werden durch die Mache der potenten Besitzer und Großspekulanten so sehr in die Enge getrieben, daß sie um jeden Preis ihre Positionen zu liquidiren gezwungen sind. Das nennt man dann „Hausse", und alle Welt spricht dann vom Beginn guter Zeiten, von einem Wendepunkt im Wirth- schaftsleben, von dem Scharfblick, mit welchem die Spekulation den Dingen vorauseilt und die Zukunft escomptirt. Jede Nachricht, jeder Moment, Alles, was in diese Strömung paßt, wird herangezogen für die Bewegung brauchbar gemacht, während alles ungünstige seine Fähigkeit zu wirken verloren hat. In nerhalb und außerhalb rer Börse wird jede erlaubte und un erlaubte Beeinflussung der Stimmung versucht. In einer solchen Phase befinden wir uns an der Berliner Börse gegenwärtig . . . Trotz alledem wollen die freisinnigen Politiker auf die Börse nichts kommen lassen, das Treiben an der Börse nicht der Beaufsichtigung unterworfen wissen: „Dies Kind, kein Engel ist so rein . ." Die deutsch-russischen Handelsvertragsverhandlungen sind gescheitert. Im „Petersburger Herold" ist nämlich zu lesen: „Wie wir hören, sind die meisten Punkte der deutschen Pro- pvsitionen für die russisch-deutsche Handelskonvention nunmehr von der betr. Kommission allerdings als den Interessen unseres Reiches nicht entsprechend bezeichnet worden." Es ist vielleicht so auch besser für uns. vaterländisches. Wilsdruff. Der Bierschröter des Herrn Brauerei besitzer Drache hier, JohannMaxmilian Hörnig, gebürtigaus Altstadt (Kreis Pirna) wurde am letzten Mittwoch wegen Unterschlagung von Biergeldern in Höhe von 500 Mk. in Haft genommen und an das hiesige König!. Amtsgericht eingeliefert. — Die Freude an der Schönheit des diesjährigen Herbstes wird durch das Gespenst eines bevorstehenden Wassermangels bedeutend herabgedrückt. Selbst im Gebirge drohen die Quellen zu versiegen, und noch immer ist Herr Pluvius nicht gewillt, uns den langersehnten herzhaften Landregen zu senden. Die diesjährige Trockenperiode, heißt es in der „Leipz. Ztg.", nahm ihren Anfang im Juli. Von da an hat uns der an sich schon regenarme Septeniber annähernd die normale Niederschlags menge gebracht. Die denkwürdig heißen Tage des Nachsommers räumten bald mit dem geringen Plus der Vormonate auf, so daß der Herbst sein Regiment bereits mit einem starken Wasser manco antrat. Seit dem 21. September sind nur an 7 Tagen nennenswerthe Niederschlagsbeträge zu verzeichnen ge wesen, und es erscheint wunderbar, daß sich unter solchen Um ständen der Wassermangel nicht schon früher und stärker be merklich gemacht hat. Seit 1830 ist eine ähnliche Regenarmuth der Sommer- und Herbstmonate in 11 Jahren zu beobachten gewesen. Es hat sich die Noth viermal schon im November, zweimal im Dezember, zweimal im Februar und zweimal erst im nächsten Frühjahr zum Besseren gewendet. Dabei ist be- merkenswerth, daß kein einziger der darauffolgenden Winter als naß bezeichnet werden kann. Sie waren höchstens normal und von den drei Monaten weißt nur der Dezember ein ge ringes Plus auf. Trockene Winter sind zumeist kalte Winter und es fragt sich, ob wir von dieser Seite herein zu demselben Resultate gelangen. Sommer und Herbst waren Heuer ein wenig übernormal warm. Dasselbe ist seit 1830 in 15Jahren der Fall gewesen. In diesen 15 Jahrgängen folgten nur 6 warme, dagegen 9 kalte Winter. Mithin zeigen alle 3 Reihen nach einem Punkte und lassen den Charakter des kommenden Winters als kalt und trocken erscheinen. Wenn nicht die letzte Hälfte des November in dem jetzigen Wassermangel Wandel schafft, ist solcher später schwerlich zu erwarten. Es bleibt uns nur noch der Pilgramm'sche Trost, der Seite 395 seiner Wetter kunde schreibt: „Auf warme Herbste folgen die meisten feuchten Winter. Sowohl am Regen als am Schnee sind sie sehr trächtig." — Ein kleines Stück „Kulturkampf" scheint sich während der nächsten Session der sächsischen Ständekammer abspielen zu sollen. Die Verhältnisse der katholischen Kirche und besonders die Oberaufsicht des Staates über sie sind durch Gesetz vom 23. August 1876 derart geregelt, daß der katholischen Kirche wohl große Bewegungsfreiheit in Ausübung ihrer katholischen Pflichten zugestanden, den der Propaganda dienenden Orden jedoch die Niederlassung in Sachsen verboten ist. Nur einige der Krankenpflege und anderen gemeinnützigen Zwecken dienen den Frauencongregationen sind unter bestimmten staatlichen Vor aussetzungen ausgenommen. Am 21. März d. I. stellte nun der Dresdner Bischof Wahl in der ersten Kammer an die Re gierung den Wunsch, sie möge jenes Gesetz abändern oder ganz beseitigen. Im allgemeinen ist die Stimmung der Bevölkerung der Aufhebung des Gesetzes ungünstig, und wenn die Frage im nächsten Landtage zur Sprache kommt, was unzweifelhaft ge schehen wird, so darf man heiße Debatten erwarten. Von protestantischer Seite wird man Landtag und Regierung mit Petitionen bestürmen, die Sache beim Alten zu lassen. Bereits vor einigen Tagen hat der „Sächsische Landesverein des evan gelischen Bundes" in seiner Hauptversammlung in Chemnitz eine an die Adresse der sächsischen Staatsregierung gerichtete Resolution angenommen in der um entschiedene Zurückweisung des bischöf lichen Wunsches ersucht wird. — In kurzer Zeit wird Dresden in die Reihe der Städte eintreten, welche mit elektrischem Licht ihre öffentliche Beleuchtung ausführen. Wenn der Dresdner durch die Haupt verkehrsadern im Innern der Stadt schritt, so kam es ihm eigenthümlich vor, wenn er aus den großen Geschäften die mächtige Fülle des elektrischen Lichtes auf die Straße strömen sah und sich die Gasflammen der Kandelaber dagegen wie Be leuchtungskörper aus längstvergangenen Zeiten bemühten, ihr dunkelgelbes Licht in Wettbewerb treten zu lassen; er tröstete sich jedoch damit, daß die stadträthlichen Behörden rührig an der Lösung der Aufgabe, die Stadt mit elektrischem Licht be leuchten zu lassen, arbeiteten. Jetzt sind nach eingehender Prüfung von nicht weniger als 13 Entwürfe die Vorarbeiten zu einem gewissen Abschluß gekommen. In dec letzten Ge- sammtrathssitzung wurde der Beschluß gefaßt, nach dem Vor schläge des Ausschusses für elektrische Beleuchtung ein Elektrici- tätswerk mit allein Zubehör als Eigenthum der Stadt Dresden nach dem Systeme des Wechselstromes mit der Hauptmaschinen anlage in der Gasfabrik zu Reick auszuführen und zu diesem Zweck die bereits bei der ersten Konkurrenz betheiligten Firmen: Helios, Kummer L Co., Schlickert sc Co. und Siemens L Halske aufzufordern, nach einem von der Sachverständigen-Commission zu entwerfenden und vom Rathe zu genehmigenden Plane und Programme neue Kostenanschläge zu beschaffen. Die erforder lichen Mittel sollen aus der geplanten neuen Anleihe beschafft, bis zu deren Genehmigung und Ausführung aber aus dem Er weiterungsfonds der GaSfabriken verlagsweise bestritten werden. In der Bevölkerung und ganz besonders in den Kreisen der Industriellen und Großkaufleute im Innern der Stadt herrscht über das Ereigniß die freudigste Stimmung. — Ein heiterer Spaß passierte vor einiger Zeit einem Mitglied des Meißner Militärvereins. Gut gelaunt kommt er in das Stammlokal und bestellt auf die Frage des Wirths „eine Tonne Bier." Der vermuthliche Schoppen blieb wohl etwas länger aus als sonst, er war aber auch etwas größer; „Kamerad Stammwirth" brachte, der Bestellung entsprechend, ein Fäßchen „Münchner." Der Besteller machte gute Miene zum bösen Spiel und blechte; die Gesichter der übrigen Kameraden sollen gerade keine traurigen gewesen sein. — Einen schnellen Tod bei Ausübung seines Berufs fand am Donnerstag ein 45 Jahre alter Bremser auf der Bahnstrecke bei Klotzsche. Er begleitete einen nach Dresden fahrenden Güterwagen und war plötzlich aus dem Gesichtskreise des übrigen Zugspersonals verschwunden. Nachdem man den Train zum Stehen gebracht hatte, fand man den Vermißten todt zwischen den Schienen. Wahrscheinlich ist er bei Be nutzung des Trittbrettes abgerutscht. Kopf und Beine waren überfahren. — Freiberg. Der Wassermangel hier in der Stadt und auf den umliegenden Dörfern nimmt von Tag zu Tag zu. Gutes Trinkwasser ist in manchen Ortschaften nach den vorliegenden Berichten gar nicht mehr zu beschaffen. Das Wasser zum Tränken des Viehes muß oft sehr weit aus Teichen herzugeholt werden, und auch diese Wasserbestände sind auf so geringe Reste zusammengeschmolzen, daß schmutziges, schlammiges Wasser genommen werden muß. Wenn nicht bald wesentliche Niederschläge kommen, geht man hier großer Noth entgegen. — Freiberg. Ueber seine Stellung zur Militärvorlage sprach sich unser Reichstagsabgeordneter,' Herr Oberbergrath Merbach, in einer kürzlich gehaltenen Rede dahin aus, daß er das Opfer der Bewilligung bringen werde, wenn es das Wohl des Vaterlands erfordere. Gegen die ungeheueren Folgen eines unglücklichen Krieges bedeuteten solche Opfer nichts. Er gab zu, daß ein wirthschaftlicher Niedergang zu konstatiren sei, aber trotzdem sei im Vergleich zu unseren östlichen und westlichen Nachbarn der Wohlstand in unserem Volke gewachsen. Die allgemeine Mißstimmung zu bekämpfen, müsse jedes wahren Volksfreundes Aufgabe sein. -- Die nächste Leipziger Neujahrsmesse beginnt, wie der dortige Rath bekannt macht, mit dem 2. Januar 1893 und endigt mit dem 15. Januar. Eine sog. Vorwoche hat die Ncujahrsmesse jedoch nicht. — Leipzig, 19. November. Ein kleiner Theil hiesiger Kellner beschloß in einer am vorgestrigen Abend hier abge haltenen öffentlichen Versammlung die Gründung eines Kellner vereins. Derselbe soll die Besserung der Lage seiner Mitglieder, Regelung der Arbeitszeit, Abschaffung der Trinkgelder und des Prozentarbeit, sowie die Erhaltung eines auskömmlichen Lohnes bezwecken. Als nächste Aufgabe stellt sich der Verein die Ein führung einer Kontrolmarke, mit der sich die Mitglieder bei Ausübung ihres Berufes legitimsten sollen. An das Publikum, namentlich aber an die Arbeiter, soll die Aufforderung gerichtet werden, sich lediglich von solchen Kellnern bedienen zu lassen, welche im Besitze einer derartigen Kontrolmarke sich befinden. — Nach einer aus Weißenfels hierher gelangten Mittheilung ist daselbst eine Zigeunerbande gesehen worden, welche ein etwa 3 jähriges Mädchen bei sich geführt hat, welches anscheinend geraubt worden ist. Die Kleine soll blondes Haar blaue Augen und zarte, weiße Gesichtsfarbe haben. — Der am 17. September d. I. in Chemnitz verstorbene Maschinenfabrikant Ernst Julius Seifert hat letztwillig der Stadt gemeinde Chemnitz für milde Zwecke 10 000 Mark vermacht. Die Erben des Genannten haben die Summe in die Stadt hauptkasse eingezahlt. — Die in Glauchau aufgeführten Luthersestspiele er gaben eine Gesammteinnahme von 7152 Mark (14 Aufführungen) und einen Reingewinn von 1600 Mark. Die Zahl der Be sucher betrug 9551. — Der Konkurs der Spar- und Kreditbank in Glauchau, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, scheint sich für die Gläubiger, als auch für die Genossenschaftsmit glieder günstiger zu gestalten, als bei Ausbruch des Konkurses angenommen werden konnte. Mit Bestimmtheit läßt sich schon jetzt sagen, daß der auf die angemeldeten Forderungen ent fallende Prozentsatz ein hoher sein wird, ja es ist sogar Vie Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß volle Befriedigung erfolgt. Die Passiven sind seiner Zeit bei Aufstellung der Vorschußbe rechnung mit rund 1,356,000 Mark angenommen worden und diese Summe kann auch bei dem gegenwärtigen Stande des Konkurses noch festgehalten werden. Ausgezahlt sind bis jetzt 35 Prozent mit 493,422 Mk. 370,365 Mk. werden durch vorhandene Werthe gedeckt, die in 298,000 Mk. baarem Gelbe, 35,500 Mk. hypothekarisch sicher gestellten Restkaufgeldern, 35,000 Mk. ungefährem Erlös auö dem Konkurse noch ge hörigen Grundstücken und dergleichen bestehen. Als Deckungs mittel kommen dann noch in Betracht die noch nicht einge gangenen Außenstände der Spar- und Kreditbank und die noch nicht flüssig gemachten Werthe der eigentlichen Konkursmasse. Bei den Außenständen ist mit großer Sicherheit auf den Ein gang von ungefähr 260,000 Mk. zu rechnen. Die Passiven vermindern sich sonach um 1,123,797 Mk., so daß der von den Genossenschaftsmitgliedern noch aufzubringende Fehlbetrag 232,213 Mk. beträgt. Den Genossen, welche bereits 355,390 Mk. vorschußweise bezahlt haben, würden also, zumal die Zahl der Zahlungsfähigen bis auf 45 zusammengeschmolzen ist, immer noch sehr schwere Opfer auferlegt werden. Der Konkursver walter glaubt indeß, daß eö nicht nöthig sein wird, den in der Vorschußberechnung festgestellten Beitrag von 11,733 Vs Mark im Wege der Zusatzberechnung zu erhöhen. — Reichenbach im Vogtl. Im Schalterraum des hiesigen Postamts ist am 15. November Abends V,? Uhr ein frecher Raub ausgeführt worden. Ein in einer hiesigen Firma beschäftigter junger Mann hatte den Auftrag, bei der Post eine
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