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Verein sein um 4 Uhr er-Limbach kistrsxx :rden. Der iches Gottes S. hierzu sind r. SM- Zweites Blatt. -Wik WenM für WW Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne ! Nummern 10 Pf. ThmM, UoD. Sikbtlllchn md die Umgegendtn. 4- Imtsblntt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen^ für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. hule ist eine en Land- ierheilkundq Die Zahl entgegen or. in. Oktober: alung Uhr. . w. : bittet l. nsnn. 8(iorf. iirarl. n n. msik, ßp. Theilnabu» ^scheiden u»' und Fra>o Wilsdnifi. No. 79. Freitag, den 39. September 1892. Blätter und Blüten, wenn ich an die Mutter denke! Wenn ich an die Mutter denke und an ihren Muttersinn, An das Herz, da ich gelegen, an die treue Pilgerin; Wenn ich an die Mutter denke, die mich in die Wiege trug, Die mich deckte, die mich weckte, mich nach ihrem Namen frug; Wenn ich an die Mutter denke, die mich innig angelacht, Wenn ich lieber weinen wollte und mich wieder froh gemacht; Wenn ich an die Mutter denke, der ich in dem Schoße saß, Wenn ich über Schmerzen weinte und in ihrem Schoß genaß; Wenn ich an die Mutter denke, die so oft mein Her; entzückt, Wenn sie freundlich mich umfangen, sich zu mir herniederbückt; Wenn ich an die Mutter denke, der ich an dem Halse hing, Bis ich kurz und doch verwegen, einst die ersten Schritteging; Wenn ich an die Mutter denke, die mir Mund und Ohr geküßt, Als ich mit dem ersten Wort ihres Lebens Müh versüßt; Wenn ich an die Mutter denke, die vergicbl und auch vergißt And ein Bild von Gottes Liebe stets für mich gewesen ist; Wenn ich an die Mutter denke, die mein ganzes Herz durchglüht, And in der mir alle Blumen meines Lebens aufgeblüht: — O dann bind ich Blüt an Blüte, bis ein frischer Kranz entsteht Auf den meine Lieb in Thränen, wie ein Tau herniedergeht, Nehm ihn mit gehobnen Händen, werf ihn in den Strom der Zeit, Daß er meines Dankes Thränen trag ins Meer der Ewigkeit. Was zur Gesundheit des Menschen dient. Eine Wohlthat von ganz unberechenbarem Werthe für die Menschheit ist der Schlaf, jener eigentümliche, in seinen in nersten Ursachen noch nicht erforschte Zustand, in welchem der Körper nicht mehr unter dem Einfluß der Außenwelt steht, Gehirn- und Muskelthätigkeit ruhen und nur die zum Leben absolut nothwendigen Vorgänge der Athmung, Herzthätigkeit »nb Verdauung nicht aussetzen. Ueber die Zeit und die Dauer bes Schlafes g'ebt uns die Natur am besten Auskunft, wenn kir ihre Stimme immer hören wollten. Im allgemeinen kann man sagen, daß die Schlafenszeit gekommen ist, wenn sich abends ein unabweisbares Gefühl von Ermüdung der Muskeln und des Gehirns bemerklich macht, Und daß das Ende des Schlafes sich im Erwachen der Ge- hirnthätigkeit und dem Gefühl von erhaltener Muskelkraft an- i«gt. Bei Kindern ist längeres Schlafen Dedürfniß, ja die Säuglinge erwachen nur von dem Gefühl des Hungers, um bald wieder nach erfolgter Sättigung einzuschlafen. Gesunde Erwachsene bedürfen eines kürzeren Schlafes, wenn auch die Zeit von 6—7 Stunden als das geringste Maß eingehalten werden sollte; Greise endlich liegen oft stundenlang wachend im Bette, weil der tägliche Verbrauch von Kräften schon durch einige Stunden gedeckt wird. Der Schlaf tritt um so sicherer ein, je weniger der Magen Wit Speisen und der Geist mit Schrullen und Sorgen be schwert ist, Bel Kindern und Erwachsenen sollte es Regel sein, nur eine leichte Abendmahlzeit und zwar mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen einzunehmen. Starke Esser Und Trinker, die mit vollem Magen zu Bette gehen, werden sst von lästigem Alpdrücken gequält, während umgekehrt die Erfahrung lehrt, daß schwächliche, blutarme Personen ihre Schlaflosigkeit verlieren und einen gesunden Schlaf bekommen, Wenn sie abends vor dem Schlafengehen noch eine Fleisch- °der Eierspeise und ein Glas Wein oder Bier zu sich nehmen. "7 Was dem Magen eine starke Mahlzeit, das sind dem Ge- Awe in später Abendzeit Spekulationen, Sorgen und andere quälende Gedanken. Kindern, denen man abends noch von Gespenstern und wilden Thieren erzählt, fahren bei Nacht unter Eindrücke schreckhafter Gesichter in die Höhe, und Er wachsene, welche im Bette noch Häuser bauen und Schulden suhlen, kommen sehr schwer zum Schlafe und werden auch in Mn Träumen die Sorgen nicht los. Der Geist soll aber ebenso auöruhen, wie der Körper, damit er am andern Tage wieder mit neuer Kraft seine Schuldigkeit thue. , Der Schlaf ist ein Recht, daß sich die Natur selbst ge genüber der arbeitenden Menschheit Vorbehalten hat, um ihre Kräfte zu schonen und sie vor frühzeitiger Aufreibung zu retten. Außer diesem Privilegium der Natur aber hat sich die menschliche Gesellschaft noch ein eigenes Privilegium geschaffen, indem sie Woche zu Woche einen Tag allgemeiner Erholung ein- Aaltete. „Sechs Tage sollst Du arbeiten, aber am siebenten ^uge sollst du ruhen." Dieses Gebot des weisen jüdischen Gesetzgebers ist von allen christlichen Völkern angenommen Wurden, und seine Befolgung hat sich, abgesehen von der Be- riedigung religiösen Bedürfnisses, noch in anderer Hinsicht von »endlichem Segen für die Menschheit erwiesen. Ohne Ab wechselung, ohne zeitwejtigen Ueber gang auf ein anderes Ge ¬ biet der Thätigkeit kann keine harmonische Ausbildung des Menschen, keine volle Gesundheit an Körper und Geist zu Stande kommen. Deshalb ist der Sonntag keine willkürliche Erfindung eines müßigen Menschengeistes, sondern eine der weisesten Einrichtungen, die dem innersten Bedürfnisse des Menschen ebenso gut entspricht, wie der Schlaf. — Der Ge lehrte, der die ganze Woche im Zimmer mit dem Kopfe ge arbeitet hat, wird ein ganz anderer Mensch, wenn er am Sonntag in einer rüstigen Streife über Berg und Thal seine Muskeln wieder zur Geltung kommen fühlt; der Landmann aber, der am Sonntag behaglich durch seine Felder schlendert, fühlt nach tagelanger, ununterbrochener Muskelarbeit in der Stille der umgebenden Natur das Bedürfniß nach geistiger Anregung, und wenn er nachhause kommt, nimmt er ein gutes Buch zur Hand und freut sich des Inhaltes, der ihn aus der Enge der schweren Tagesarbeit in weitere Ferne blicken läßt. So werden beide, wenn auch nur auf Stunden, ihrem Berufsleben entrückt und lernen die wahre Menschlichkeit nun in einem harmonischen Einklänge von Körper und Geist erkennen. Das Wort der Mutter. Roman von A. Söndermann. ^Nachdruck verboten. > (Fortsetzung.) Hinauf eilte Betty nach ihrem trauten Stübchen und es vergingen mehrere Stunden, bis sich ihre große Aufregung wieder einigermaßen gelegt hatte. Doch ihr Versuch, nun den Brief an Paul vollständig zu beendigen, scheiterte abermals. Es war ihr vollständig unmöglich zu schreiben. „Das war doch oer dümmste Streich meines Lebens, den ich gemacht habe, daß ich dem Vater zugeredet, diese Person in unser Haus zu nehmen!" begann endlich Klara, als sie sich allein in ihrem Zimmer befand, während sich sich auf das Sopha warf. „Aber wer hätte ahnen können, das der Vater sich von ihr so bestechen lassen würde! Ganz das Gegentheil von dem, was ich gehofft und was wir gemeinschaftlich beschlossen hatten, ist eingetroffen! — Aber nein, es darf nicht sein, ich will nicht auf halbem Wege stehen bleiben! Sie bringts wahrhaftig so weit, daß sich derVater auch noch mitPaul versöhnt! Schließ lich wird der letzte Betrug ärger als der erste! — Aber Grete — sollte Grete auch hinter meinem Rücken wirklich mit diesem Frauenzimmer verkehrt haben?" Hastig erhob sie sich, eilte nach der Klingclschnur und schellte in heftiger Weise. In der nächsten Minute erschien Grete, das Kammer mädchen Klara's. Klara ging direkt auf ihr Ziel los und beschuldigte das Mädchen, mit Betty ein Komplott gegen sie geschmiedet zu haben. Als Grete aber, im Bewußtsein ihrer Unschuld, diesen Vorwurf aber entschieden zurückwies und auch die Frage, ob sie die Korrespondenz besorgt habe, verneinte, da schien sich der Zorn der jungen Dame zu legen und sie entließ das Mäd chen gnädiger, als sie dasselbe empfangen hatte. Nach einem halbstündigen Hinbrüten schien Klara zu einem Entschluß gekommen zu sein. Geisterhaft bleich war ihr Antlitz und ihre Augen funkelten im Hellen Feuer der Leidenschaft, als sie murmelte: „Es muß sein! — ich habe nicht Lust, mit meinem Bruder zu theilen, noch viel weniger, mich von einer dritten Person um mein rechtmäßiges Erbe bringen zu lassen!" Auch heute hatte Klara die geheime Zusammenkunft mit ihrem Geliebten. Grete stand wie gewöhnlich an dem versteckten Platz und wartete auf ihre Herrin, doch die Zeit verrann und Klara wollte noch immer nicht erscheinen. Da wurde Grete ungeduldig und schlich in die Nähe des Rendezvousplatzes. Ihre Annäherung war aber so leise geschehen, daß sie von den beiden, in tiefes Gespräch versunkenen Personen nicht be merkt worden war und einige Worte Klara's, welche sie zu hören bekam, veranlaßten sie, ihre Nähe nicht zu verrathen und ihrem Drange, die Beiden zu belauschen, nachzugeben. Jeden falls hatte sie Dinge gehört, welche für das Ohr einer dritten Person nicht geeignet waren. Zitternd und bebend huschte rasch sie wieder zurück, als ihre Herrin Abschied von Weidenbach nahm. Furchtsam und ängstlich trat sie Klara entgegen, als diese herannahte. Ohne eine Wort zu reden begleitete sie ihre Herrin zum Schlafgemach. Als sie allein war, eilte Grete nach ihrer Kammer und warf sich dort mit allen Zeichen des Schreckens und der Angst auf ihr Lager. Doch es war kaum eine halbe Stunde ver ¬ gangen, als sie Plötzlich durch das Geräusch einer geöffne werdenden Thür von ihrem Lager emporfuhr. Mit angehaltenem Athen lauschte sie, ohne jedoch das ge ringste Geräusch zu vernehmen. Willenlos schlich Grete auf den Zehen hinaus auf den Korridor. Da war es ihr, als ob sich oben auf der Treppe eine Gestalt bewegte Sie strengte ihr Sehvermögen auf das Aeußerste an und richtig, die weiße Gestalt bewegte sich und war bald ihren Blicken entschwunden. Von einer unsäglichen Angst und Unruhe getrieben, schlich das Mädchen nach und obgleich sie die Gestalt nicht mehr er blickt', zog es sie doch mit unwiderstehlicher Macht immer weiter bis sie Plötzlich vor der geöffneten Thür des Kämmerchens stand, in welchem Betty schlief. Der Angstschweiß brach ihr aus allen Poren. Plötzlich aber kam ein neuer Schreck über sie und im nächsten Augenblick huschte sie mehrere Schritte von der Thür hinweg und duckte sich hinter den Vorsprung einer Mauer, um sich daselbst niederzulassen. In banger Erwartung blieb sie mehrere Minuten unbe weglich in dieser Stellung und richtete nun ihre Augen nach der Thür von Betty's Kämmelein. Sehen wir zu, ob die weiße Gestalt nur ein Phanta siegebilde Grete's gewesen oder ob dieselbe wirklich Fleisch und Bein gehabt hatte. Betty lag still und unbeweglich auf ihrem Lager. Dicht am Kopfende des Beltes befand sich ein kleines Tischchen, auf welches Betty stets das Licht und ein Glas Wasser zu stellen pflegte Diese Gewohnheit, in der Nacht bei etwaigem Erwachen Wasser zu trinken, war auch Klara bekannt. Es ist schon längst Mitternacht vorüber. Durch das kleine Fensterchen leuchtet der Mond und sein Licht gestattet, daß man so ziemlich die Gegenstände im Zimmer unterscheiden kann. Leise öffnet sich die Thür und herein tritt eine weiße Gestalt. Betty schläft nicht, ihr Auge erblickte die Gestalt und von einem heftigen Schreck ergriffen, ist sie nicht im Stande, die leiseste Bewegung zu machen. Einige Sekunden lauscht Klara — denn sie ist die nächt liche Besucherin — an der Thür, dann schreitet sie leisen Schrittes an das Lager Bettys. Diese schließt unwillkürlich die Augen, Körper und Seele scheinen wie in einen Bann gefesselt zu sein. Obgleich Betry fühlt, daß sich jemand über sie herabbeugt, so bleibt sie doch ruhig und unbeweglich. „Sie schläft!" hört sic flüstern. Das Herz pocht in gewaltigen Schlägen in ihrer Brust, sie hat die Stimme Klaras erkannt, ihr geistiges Auge gewahrt, daß sich Klara wieder zurückzieht, da öffnete sich auch ihr leib liches Auge. In dein Moment gießt Klara den Inhalt eines Fläschchens in das Wasserglas und ohne noch einen Blick auf die ver meintliche Schläferin zu richten, eilt die Verbrecherin hinaus aus dem Zimmer. Grete erblickt nun abermals die Nachtwandlerin, jetzt sieht sie aber deutlich, wie hastig die weiße Gestalt die Treppe hinabeilt. Kaun, ist das Mädchen im Stande, sich aus ihrem Ver steck zu entfernen, der Schreck scheint ihr alle Glieder gelähmt zu haben. Das Oeffnen der Thür von Bettys Schlafzimmer schreckt sie empor, ihre Hand fest auf das klopfende Herz gepreßt, schaut sie, wie auf den Korridor ein Glas Wasser gegossen wird. Die Thür wird zugezogen und fällt ins Schloß. Jetzt erst löst sich der Bann der Erstarrung. Grete eilte hinab in die Kammer. Mit dem Augenblick, wo Betty gesehen, wie Klara die Flüssigkeit in das Wasserglas gießt, war auch die freie Willens kraft wieder bei ihr zurückgekehrt. „Gott im Himmel, soweit ist es gekommen!" murmelte Betty und springt im nächsten Augenblick von ihrem Lager auf. Das erste, was sie thut, ist, daß sie das Glas Wasser hinaus auf den Korridor gießt, dann zündet sie die Kerze an, läßt sich auf den Rand ihres Bettes nieder und verfällt in tiefes Nachdenken, das nur zuweilen von einem tiefen Stöhnen unterbrochen wird. Ihre Augen füllten sich mit Thränen, welche zuerst ganz langsam, dann aber immer reichlicher die bleichen Wangen hinabrollten. „Es muß sein!" flüstert auch sie und erhebt sich,