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bedingungsweise als zulässig erklären, ferner das gesammte christliche Gerichtswesen verächtlich machen, den christlichen Zeugeneid anzutasten wagen und endlich gar die Ablegung eines Falsch- oder Meineids vor christlichen Richtern für Juden unter gewissen Umständen als erlaubt darstellen, — so lehnen wir zunächst einer Parteinahme ab, aber es verlangt die Selbst erhaltungspflicht unseres Staates, daß nicht lediglich dem Widerspruch der Rabbiner Glauben geschenkt, sondern unver züglich eine umfassende amtliche Untersuchung eingeleitet werde, uni die Wahrheit in dieser Frage festzustelleu. Jni Königreich Preußen ist es bisher Staatsgrundgesetz gewesen, daß der Staatsgewalt die Oberaufsicht über die Lehren jeder Glaubensgenossenschaft, sowie jeder anderen religiösen oder antireligiösen Vereinigung zusteht. Dieser Grundsatz ist stets mit aller Schärfe aufrecht erhalten worden; wir erinnern nur an die Jesuitenfrage; deshalb dürfen wir wohl erwarten, daß die Königlich Preußische Staatsregierung dem Judenthum gegenüber nicht freiwillig auf dieses ihr grundlegendes Recht verzichte. War das früher zulässig, in heutiger Zeit, wo die Juden in Folge ihrer Emancipation maßgebende Stellungen einnehmen und auf unser Staats- und Volksleben einen be deutenden Einfluß üben, ist ein solcher Verzicht ohne Gefährdung des Staatsinteresses nicht mehr möglich. Tagesgefchichte. Nachdem die neue Militärvorlagezunächst im preußischen Staattzministerium eingegangen ist, erscheint die in der Presse aufgeworfene Frage nach der weiteren Behandlung des wichtigen Entwurfes ganz begreiflich. In dieser Beziehung weiß nun die „Nat.-Ztg." zu melden, daß die Militärvorlage dem preußischen Staatsministerium nicht zur Abgabe eines Gut achtens, sondern lediglich „zur Kenntnißnahme" übermittelt woiden ist, zugleich mit der M'ttheilung des Reichskanzlers, die Einbringung des Entwurfes im Bundesrathe als Präsidialvor lage sei beschlossen. Den Bedenken, welche das genannte Blatt gegen ein derartiges Verfahren äußert, wird indessen in einer anscheinend offiziösen Bemerkung der „Nordd. Allg. Ztg." ent gegengetreten. Es wird da betont, daß man mit der jetzigen Vorlage nicht anders habe verfahren können, als mit allen früheren Militärvorlagen. An der Fühlung der Reichsbehördcn mit den für wirthschaftliche und finanzielle Fragen kompetenten Organen in Preußen habe es nicht gefehlt, und es habe auch nicht die mindeste Differenz zwischen Preußen und dem Reiche störend eingewirkt. Die , Nordd. Allg. Ztg." glaubt vielmehr versichern zu können, daß das Reichsschatzamt bei der Ge staltung seiner Pläne im vollem Einvernehmen mit dem preußischen Finanzministerium vorgegangen sei. Trotzdem scheint es, als ob sich in Sachen der neuen Militärvorlage gar manches Seltsame hinter den Regierungscoulissen abgespielt habe; vielleicht, daß schon im Verlaufe der nächsten Wochen ein Lichtstrahl auf diese politischen Coulissengeheimnisse fällt. Die am weitest gehenden Angaben über die infolge der neuen Militärvorlage bevorstehende Verstärkung des deutschen Heeres sollen keineswegs übertrieben sein. Es heißt, die bis herige Friedensstärke desselben, welche zur Zeit bekanntlich ca. 486 000 Mann beträgt, würde eine Erhöhung um etwa 90000 Mann erfahren und zwar würde solche hauptsächlich bei der Artillerie und dann bei der Cavallerie erfolgen. Die laufen den Mehrkosten betragen für den Anfang, wie weiter versichert wird, etwas über 60 Millionen Mark, später 65 Millionen Mark, wozu noch die Verzinsung der auf 80 Millionen Mark angegebenen, durch eine Anleihe zu deckenden einmaligen Kosten kommt. Unter offiziösem Zeichen bringt die „Weser-Zeitung." folgende Ansichten der Negierung: „Die Einführung der zwei jährigen Dienstzeit würde, falls sie zu Stande kommt, die tief greifendsten Einwirkungen auf vas gesammte deutsche Heeres wesen ausüben. Alle anderen Neuerungen der letzten 20 Jahre würden ihr gegenüber verschwinden. Der Dienst würde unver gleichlich anstrengender und intensiver, die Anforderungen an den einzelnen Mann noch unvergleichlich höher werden müssen. Alle die vielen Dienstleistungen, welche nicht direkt mit den militärischen Zwecken in Verbindung stehen, zu denen aber heutzutage viele Tausende von Soldaten herangezogen werden, würden wegfallen müssen. Die zwei Jahre würden ohne jeden Abzug zur Aus bildung des Mannes verwerthet werden müssen. Gleichzeitig würde wohl aller Wahrscheinlichkeit nach auch so manches Stück des althergebrachten Gamaschendienstes über Bord fallen und der Hauptnachdruck auf Ausbildung des Soldaten zum Kriege gelegt werden. Die Reform wird somit auch nicht ohne Wirkungen auf die Lage des Offizierkorps bleiben. Es dürfte dazu noch der Umstand treten, daß auch die Kräfte des letzteren in noch stärkerer Weise als bisher werden angestrengt werden müssen, was raschere Dienstunfähigkeit der älteren Offiziere und schnelleres Avancement zur Folge haben könnte. Berlin. Der „Vorwärts" veröffentlicht ein geheimes Schreiben der Oberpostdirektoren Griesbach und Kühl in Berlin, in welchem die Postbeamten gebeten werden, für ihre von der Cholera betroffenen Kollegen in Hamburg Geld zu sammeln. Das Blatt kritisier in schärfster Weise diesen Brief und bemerkt, derselbe stehe im schroffsten Gegensatz zu einem Versprechen des Herrn von Stephan, die betr. Postbeamten in Hamburg aus Mitteln des Neichspostamtes zu unterstützen. Es ist nicht ohne Interesse, mitzutheilen, daß beim Ober landesgericht in Posen als Rechtsanwälte vier Juden, 2 Polen und kein einziger deutscher Christ fungiren. Der Vorstand des Vereins zur Milderung der Sonntags ruhe, der seinen Sitz in Köln hat, richtete eine Immediatein gabe an den Kaiser um baldige Abänderung der scharfen, den soliden Geschäftsbetrieb unnöthig störenden Bestimmungen über die Sonntagsruhe. Eine mit 3005 Unterschriften von Inhabern offener Geschäfte Kölns versehene Eingabe desselben Inhalts ist an den Bundesiath abgegangen. Die Zahl der täglichen Cholerafälle in Hamburg sinkt jetzt beständig. Von Sonntag Mittag bis Montag Mittag gelangten nur noch 26 Erkrankungen und 9 Todesfälle an Cholera zur amtlichen Anmeldung. Ueber ein Schiffsunglück, das sich auf der Rhede in Cuxhaven ereignet hat, berichtet der „Hamb. Korr." unterm 2. Oktober Folgendes: Gestern lag hier bei stürmischem und regnerischem Wetter der spanische Dampfer „Daoiz" vor Anker. An Bord war mit Ausnahme der Wache Alles zur Koje ge gangen; dec Oberlotse Wesselhoeft, der das Schiff bis hierher gebracht hatte, der Kapitän uno der Steuermann hatten bereits ihre Kojen aufgesucht. Da erfolgte Plötzlich um etwa 11 Uhr ein furchtbarer Krach; ein Dampfer, wie sich nachher heraus stellte, das abwärts kommende, von Hamburg nach Hull be stimmte englische Dampfboot „Busy Bee" hatte den „Daoiz" angerannt und gerade am Logis getroffen. Infolge dessen wurden der Lotse Wesselhoeft, der Kapitän und der Steuermann todt gequetscht, ein vierter Mann, dessen Fuß geklemmt wurde, ent ging nur dadurch einem schrecklichen Tode, daß der Dampfer „Daoiz" durchbrach und der Mann seinen Fuß frei bekam, so daß er gerettet werden konnte. Der spanische Dampfer, der eine sehr werthvolle Ladung an Bord haben soll, bekam sofort die Vorderabtheilung voll Wasser und mußte im Südfahrwasser bei Kugelbaake an Grund gesetzt werden. Der „Busy Bee", dessen Bug schwer beschädigt worden war, ging zuerst auf hiesiger Rhede vor Anker, dann aber zur Reparatur nach Hamburg auf. Die übrige Mannschaft vom „Daoiz", welche gerettet worden ist, wurde hier gelandet und in Neumann's Gasthof „Zur Stadt Hamburg" vorläufig einquartiert. Um womöglich noch einen Theil der werthvollen Ladung des Dampfers „Daoiz" zu retten, ging der Schleppdampfer „Telegraph" mit dem Ewer „Heinrich Wilhelm" heute Morgen nach der Unglücksstelle aus, fand aber den spanischen Dampfer bereits an Grund gesunken. Die Masten des wahrscheinlich verlorenen Schiffes sind bei der Ebbe von hier aus sichtbar. Die gerettete Mannschaft vom „Daoiz" spähte heute wehmüthig nach den letzten sichtbaren Resten ihres Schiffes vom Deich und der „alten Liebe" aus hin. Die Theilnahme mit dem Geschicke der Schiffbrüchigen ist hier eine allgemeine und tiefe. Mit freudiger Genugthuung haben die Friedensfreunde in ganz Europa die fciedekündenden Worte vernommen, welche Kaiser Franz Josef am Montag beim Empfang der Dele gationspräsidenten gesprochen, in Erwiderung auf die Ansprachen des Herrn v. Chlumecky und des Grafen Tisza. Die Er widerung des Monarchen bezeichnet die allgemeine Lage seit Tharandt, Men, Mmthn nnd die Umgegenden Imlsölnll ter, Freitag, den 7. Oktober No. 81 1892 Wilsdruff, am 5. Oktober 1892. Busch, Ger.-Vollz. NUI vlniu MB dors. joch- lsche urch . Fra», sdrusi- n egend. ) e. ster ier i li che Tb-"' g uns-^ Der Stadtrat h Ficker, Brgmstr. n hierdurch und Laub- Gietzelt »IIÄ. Was lehrt der jüdische Katechismus? Folgenden sehr bemerkenSwerthen Leitartikel, auf den auch die Telegraphenbureaux besonders Hinweisen, veröffentlicht heute die „Kreuz-Zeitung": In der theoretischen Behandlung der Judenfrage ist neuerdings eine eigenthümliche Wandlung eingetreten, die uns gewisse Schlußfolgerungen und Nutzanwendungen für unser staatliches Rechtsleben aufnöthigt. Und wenn wir auch nicht den Auftrag, noch die Absicht haben, die in der Oeffentlichkeit betriebene Agitation der ausschließlich antisemitischen Kreije irgendwie zu befördern, so ist doch einmal von dieser Seite eine Frage auf die Tagesordnung gestellt worden, zu welcher Jeder mann Stellung nehmen muß, gleichviel, ob er judengegnerisch oder judenfreundlich gesinnt ist. — Angeregt durch neuere Arbeiten christlicher Kenner und Forscher der hebräischen Sprache und des Talmuds, haben Mitglieder der antijüdischen Ver einigungen die in der That recht einfache Frage aufgeworfen: »Hat unsere Regierung, bez. der Herr Minister der geistlichen Angelegenheiten eine genaue Kenntniß dessen, was in den jüdischen Religionsschulen und in den jüdischen Katechismen gelehrt wird?" — Nach Ansicht der bezeichneten Forscher hat das heutige Judenthum mit dem Alten Testament fast gar nichts mehr zu thun, sondern haben die Schriften des Alten Bundes für das jüdische Volk eigentlich nur noch einen ge schichtlichen Werth; dagegen seien die Ouellen der jüdischen Glaubens- und Lebensanschauung einzig in den später entstandenen Schriften der Rabbiner zu suchen, welche unter dem Sammel namen „Talmud" zusammengefaßt werden. Der Inhalt dieser Schriften aber war bis in die allerjüngste Zeit der überwiegen den Mehrheit aller Nichtjuden völlig unbekannt, weshalb die Behauptung gerechtfertigt ist, daß demnach auch unser deutsches Bolk über das innere Wesen der unter uns lebenden Ange hörigen des Judenvolkes nur höchst unvollkommen unterrichte: war. Denn jeder deutsche Christ, welcher den Werth einer Religion für daS gesammte sittliche, wirthschaftliche und staat liche Leben eines Volkes anerkennt, wird auch zugestehen müssen, baß die Eigenart der Juden, wie sie uns heute vor Augen steht, im Wesentlichen ein Erzeugniß der jüdischen religiösen Erziehung ist. Und da die Juden nienials Angehörigen eines anderen Volkes einen Einfluß auf die Erziehung ihrer Volks- b-nossen eingeräumt haben, und andrerseits die jüdische Schule stets einen durchaus confessionellcn Charakter — unter strengster Abschließung vor jedem weltlichen oder staatlichen Einfluß — bewahrt hat, so wird der innige Zusammenhang der jüdischen Bolkseigenart mit ihrer religiösen rabbinistischen Volkserzichung dicht bestritten werden können. Und niögen sich nun auch in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Juden von dem strenggläubigen Rabbinerthum loSgesagt haben, so konnten sie doch damit nicht die ganze Geistesrichtung abstreifen, in welcher sie und ihre Eltern erzogen wurden. Wenn deshalb von emsthaften, christlich-gesinnten deutschen Forschern und Kennern des jüdischen Schriftthums — wir denken dabei an die Professoren Wahrmund, Rohling, an Dr. Weißbach, Dr. Ecker, Gildemeister und Andere — in be stimmtester Weise erklärt wird, daß es irrig sei, die Religions- lehre der Juden, wie dieselbe heute im Deutschen Reiche und 'n den übrigen europäischen Staaten gelehrt wird, als auf die Schriften und Lehren des Alten Testaments gegründet, anzu- s-hen, sondern das dieselbe — Angesichts der allgemeinen Un- k-nntniß des Talmuds seitens unseres Volkes und seitens der Regierungen — eine rein-talmudistische, höchst anfechtbare Ge heimlehre sei, so wird sich die Staatsgewalt dazu entschließen »mssen, diese Lehre behördlich zu prüfen. — Und wenn die ge nannten Männer fernerhin behaupten und den wissenschaftlichen Rachweis dafür vor jeder behördlichen Stelle führen zu können fsklären, daß die heute in den bei uns staatlich geduldeten jüdischen Religionsschulen gebrauchten Katechismen Lehren ent halten, welche nicht nur alle nichtjüdischen, also auch die christ- bcheu Glaubensgemeinschaften in nicht wiedcrzugebender Weise beschimpfen, sowie das christliche Ehe- und Familienleben als thierisches Zusammenleben bezeichnen, sondern auch die ge schäftliche Uebervortheilung der Nichtjuden, den Wucher und dj- Steuerhinterziehung gegenüber christlichen Staatsbehörden Montag, den 1V. M., V2 11 Uhr Vormittags gelangt in dem Dorfe Grumbach ein Wirthschaftswagen und 1 Pferd zur öffentlichen Versteigerung. Bieterver ¬ sammlung in der Herzog'fchen Gastwirthschaft daselbst. für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. -— Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. ler. 1g! pfe ich von r: »a Bekanntmachung. Der diesjährige hiesige »ei-dstmsnlrt wird Donnerstag, de« 2d. und Freitag, den 21. Oktober abgehalte». Wilsdruff, den 1. October 1892.