Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.05.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080519021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908051902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908051902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-19
-
Monat
1908-05
-
Jahr
1908
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
stimmigen Ablehnung in Kommission und Plenum geführt haben. Er richtet an den hohen Bundesrat die dringende Bitte, den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung des 8 88 des Handels gesetzbuches, in der vom Reichstage in der Sitzung vom b. Mai d. I. angenommenen Fassung seine Zustimmung geben zu wollen." Zur Frage der Handelsinspektoren wurde folgende, von Tirektor K i n k e l - Mannheim vorgeschlagene Resolution angenommen: ,,Zum Schutz der Gesundheit und der Arbeitskraft der Handels angestellten sind auf dem Wege der Gesetzgebung und Berordnung eine ' Anzahl Vorschriften erlassen, deren Durchführung nach den Er fahrungen der kaufmännischen Vereine noch sehr mangelhaft sind. Es erscheint daher die Errichtung von Handelsinspektoraten als besondere Aufsichtsbehörde analog den Bestimmungen des 8 139b der Gewerbe ordnung über die Gewerbeinspektion dringend erforderlich." D-utschcr Reich. Vetpztg, iS. Mai. * L« Kaiser»«« in Wiesbaden. Die Majestäten, der Reichs« kanzler und das Gefolge unternahmen am Nachmittag eine Ausfahrt in Automobilen über Dotzheim und Frauenftein nach Georgenborn und von dort aus einen Spaziergang nach dem EhausseehauS, von wo sie im Automobil nach Wiesbaden zurückkehrten. Zur Adendtafel der den Majestäten waren geladen der Landgraf von Hessen, Regierungspräsident v. Meister und Gemahlin, Intendant v. Mutzenbecher, Frau Gräfin v. Hülsen-Häseler. — Der fünfte Tag der Festvorstel jungen brachte Rossini» »Barbier von Sevilla" in der Wiesbadener Einrichtung unter musiialischer Leitung von Professor Schlar. — Bon den Hoch rufen deS Publikum» begrüßt, erschienen der Kaiser und die Kaiserin, vom Intendanten v. Mutzenbecher geleitet, in der großen Hofloge. Mit den Majestäten erschienen der Landgraf von Hessen und der Reichs kanzler. Der Landgraf nahm rechts neben dem Kaiser Platz. Ferner wohnte der Borstellung in der liuksseitigeu königlichen Orchesterloae der König der Belgier bei. Die Pause verbrachten die anwesenden Fürstlichkeiten gemeinsam in den oberen Räumen des FoherS. Die heilere Oper wurde von den tüchtigen Kräften mit Humor und bestem künst lerischem Gelingen gespielt. Sie bildete einen würdigen Abschluß der Festvorstrllungen. * Kaiser Wilhelm nntz König Leapoltz. Meldungen der belgischen Presse legen der Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit König Leopold von Belgien eine besondere Bedeutung bei, da auch Fürst Bülow dem König in Wiesbaden seinen Besuch abstattete. Ma» bringt die Begegnung, die nach einigen Blättern angeblich auf Betreiben des belgischen Monarchen stattgefunden haben sollte, mit der Kongofrage in Verbindung, in der England neuerdings besondere Forderungen ge stellt habe, die auch Deutschland sowie andere Kolonialmächte angingen. An unterrichteter Stelle erfährt die «Infi", daß die Zusammenkunft zwischen den beiden Monarchen sowie der Empfang des Fürsten Bülow beim König Leopold jedenfalls nicht vorbereitet waren und eine politische Bedeutung nicht beanspruchen können. Es bandelte sich hierbei lediglich um die üblichen Höflichkeilsakte. An zuständiger Stelle sind Mitteilungen, die sich auf die angeregte Materie beziehen und eine politische Deutung der stattgehabten Besuche zulasten, auch nicht ein gegangen. * Tie diesjährige RardlandSreise wird der Kaiser am 7. Juli von Kiel aus antreten. Die Rückkehr erfolgt voraussichtlich in der letzten Iuliwoche. Die „Hohenzollern", die sich jetzt auf der Fahrt vom Mittelmeer nach Kiel befindet, wird sich in den nächsten Wochen für die Nordlandsreise vorbereiten. Als Begleitschiffe fungieren ver kleine Kreuzer „Nürnberg" und da- Hochseetorpedoboot »Sieipner". Der Kaiser hat für die NordlandSreise bereit« eine Reihe von Einladungen ergehen lassen. In amtlichen Berliner Kreisen wird eS nicht für aus» geschlossen gehalten, daß während der Reise Kaiser Wilhelm mit König Haakon und nach der Reise mit dem Zaren zusammentrifft. * Staatssekretär v. Schoen beabsichtigt, gegen Ende Mai nach Berlin von seinem Urlaub zurückzukehren, um dre AmtSgeschäste wieder zu übernehmen. Bei der Heilung der Verletzung, die er sich kürzlich auf einer Gebirgspartie zuzog, sind bis jetzt irgend welche Komplikationen nicht eingetreten, so daß der Staatssekretär sedenfalls nur ernen unbe- deutenden Nachurlaub benötigen würde, wenn er noch verhindert sein sollte, zur vorgesehenen Zeit aus Berchtesgaden abzureisen. * Deutscher HantzelStag. Das Präsidium des Deutschen Handels lager, gezeichnet Kaempf, beruft zum 1. und 2. Juni die Mitglieder des Ausschusses zu einer Versammlung nach München. * Fürst Eulenburg. In der letzten Zeit gingen allerlei Meldungen über eine Anteilnahme des Kaiser- und andere Geschichten, die den Kaiser in Verbindung mit dem Fürste» Eulenburg brachten, durch die Blätter. Wie der .Inf." von einer unterrichteten Seite mitgeteilt wird, sind alle diese Nachrichte» samt und sonder- unrichtig. — DaS Befinden de» Fürsten bessert sich immer mehr, so daß die Überführung des Fürsten nach dem Moabiter Untersuchungsgefängnis noch in diesem Monat erfolgen durfte. Vorausgesetzt, daß der Gesundheits zustand des Fürsten gut bleibt, soll die Verhandlung gegen den Fürsten in der Meineidsaffäre noch vor Eintritt der Gerichtsferien (15. Juli) statifinden. Wie verlautet, soll das Briesmaterial, das die Staatsanwaltschaft in Liebenberg deschlagnabmt bat. Belastendes auch noch für andere Persön lichkeiten ergeben haben, Näheres ist vorläufig aber nicht zu erfahren. Die politische Korrespondenz des Fürsten ist der Staatsanwaltschaft nicht in die Hände gefallen, da diese Korrespondenz schon vor längerer Zeit vom Fürsten in Sicherheit gebracht, soweit sie nicht vernichtet worden ist. Urber den Aufbewahrungsort verweigert der Fürst jede Auskunft. Wie es heißt, soll ein Vertreter de« Fürsten Hüter diese» Schatze» sein, in dem sich auch Briefe de» Kaiser- und anderer hochgestellter Persönlich keiten befinde» sollen. Der Vertraute soll angewiesen sei», im Falle der Not da« Briefmaterial zu vernichten. Man uimmt übrige«» an, daß diese» Briefmaterial mit dem Falle Eulenburg nicht» zu tu» hat, sondern »ar au» politische» Gründen geheimgehalten wird. Der Fürst empfängt in der Charit- nur Besuche seiner nächsten Verwandten. Alle übrige« Personen werden nicht zugelasten. Der Kranke scheint zuversicht lich in die Zukunft zu sehen. * Die reformkattzoltfche Bewegung. Nach einer Anzeige de« Ber lages Eugen Diederich« ia Jena wird der deutsche Reformkatholizismus eine Reihe wissenschaftlicher Schriften und populärer Broschüren in seinem Verlag erscheinen lassen. Den Anfang machen in nächster Woche die Antworten der französischen und italienischen Modernisten aus die Enzyklika und zwar zeichnet die Krausgesellschaft als Uebersrtzerin der letztere». ° * Der Kawstf »ege« de» Modernt»«»». Da» Würzburger bischöf- liche Ordinariat hat, wie un» ein Privattelegramm meldet, gegen den katholischen Pfarrer Heumann wegen seiner modernistischen Broschüre über Schell» Widerruf da» kirchliche Disziplinarverfahren ingeleitet. * Eine deutsche Gemeinde in Part». Der gestern nachmittag auf der deutschen Botschaft stattgehabte Empfang zu Ehren der anläßlich der Jubelfeier der Hügelgemeinde von La Billotte eingetroffeoen Pastoren gestaltete sich zu einem schönen deutschen Feste. Zahlreiche Gäste hatten sich zu demselben eingefuoven, unter ihnen viel« auf der Durchreise in Paris befindliche Deutsche, Mitglieder der deutsche» Kolonie usw. Ausland. * Tas Befinden des Kaisers von Oesterreich ist befriedigend. Am Montag waren zwar auf Anraten der Äerzte alle Audienzen abgesagt, der Monarch hatte aber, wie uns e,n Privattelegramm meldet, am Rach, mittage doch seinen gewohnten Spaziergang im Kaisergarten zu Schön brunn unternommen. Weiter wird noch berichtet: Wien, 19. Mai. (Telegramm.) Das Befinden Kaiser Franz Josefs ist befriedigend. Die Aerzte hoffen, daß der Schnupfen bis Donnerstag behoben sein wird, damit der Kaiser der Kinderhuldigung beiwohnen kann. * Zu den tschechischen Ausschreitungen in Prag, über die bereits tele graphisch berichtet wurde, wird noch gemeldet: Prag, 19. Mar. (Telegramm.) Gestern abend fand eine von der nationalsozialen Partei einberufene Versammlung statt. Nach der Versammlung zogen die Teilnehmer, denen sich verschiedene andere Ele. mente anschlossen, zur Hauptpost und begannen dort zu lärmen. Später veranstaltete die Menge, die auf ungefähr viertausend Per- sonen angewachsen war, beim Neuen deutschen Theater eine Kund gebung und warf mit Steinen gegen das Theater. Als Polizei ein schritt, wurde sie mit einem Steinhagel empfangen, wobei viele Polizeibeamten verletzt wurden. Von den Demonstranten wurden auch einige Revolverschüfse abgegeben. Schließlich gelang es der Polizei, die Menge zurückzudrängen und auseinanderzutreiben. * Der AuSstand der Landarbeiter in Italien. Während die Bewegung in der Provinz Parma bald abflauen dürfte, dauert der Streik in Apulien noch unvermindert fort. Rom, 19. Mai. (Telegramm.) Der Agrarausstand in der Pro- vinz Parma dürfte seinem Ende nahe sein, nachdem der Präfekt im Einverständnis mit Giolitti einen Schiedsgerichtsvorschlag ausgearbertct hat, der bereits die Zustimmung der sozialdemokratischen Kammer» fraktion gefunden hat. — Der AgrarauSstand in Apulien dauert unverändert fort. Eine Versammlung, die zur Beilegung der Diffe- renzen cinberufcn war, verlief ergebnislos, da man zu keiner Einigung kommen konnte. Umfangreiche Maßnahmen werden getroffen, um die Ordnung aufrecht zu erhalten, da die Gewalttätigkeiten der Streikenden fortdauern. — Auch im Bezirk von Foggia ist die Lage eine sehr ge spannte, da die im Vorjahr mit den Landarbeitern vereinbarten Tarife abgelaufen sind, ohne daß bisher neue Vereinbarungen getroffen wurden. In allen Orten der Umgegend wird für den Generalausstand Propaganda gemacht, weil die Grundbesitzer diejenigen von Parma reichlich mit Geldunterstützungen versehen haben. * Ein neuer Zusammenstoß zwischen spanischen und französischen Soldaten in Marokko? Aus London wird uns berichtet: London, 19. Mai. (Telegramm.) „Morning Leader" meldet aus Tanger, daß ein neuer Zusammenstoß zwischen spanischen Soldaten und französischen SpahiS stattgefunden hat, wobei drei Spanier, darunter ein Kapitän, getötet worden sind. Ein kanadisch-englischer Zwischenfall. Großes Aufsehen erregten die Ausführungen des Richters Longley auf dem Jahresbankett des Kanadischen Klubs in New Jork. Wie der „Daily Chroniclc" aus New Jork gemeldet wird, erklärte Longley in seiner Rede über die Beziehun gen zwischen Kanada, Großbritannien und den Vereinigten Staaten, daß Kanada nicht immer nur eine Kolonie bleiben werde. Kanada sehne sich nach Unabhängigkeit und beabsichtige, sich nicht lange von einer mächtigen Nation bevormunden zu-lasten. Longley erklärte ferner, daß zwischen Kanada und dem „Mutterlande" die besten Beziehun gen beständen, daß aber Kanada selbständig zu »»erden wünsche Di« Wort« Longley» rieft« große Bestürzung hervor. Der britische Gesandte in Washington Bryce, der ebenfalls a« de» Bankett teilnah«, erhob sich jedoch sofort n«t> erkürte mit schaeidender Stimm«, daß Großbritannien unter allen Umständen darauf sehe» werde, daß die bc- stechenden Beziehungen Großdritamnen und Kanada auch weiterhin die- selben bleiben. „Ich hofft, schloß der Boff^^ter, ^aß ich in voller Uebereinstimmunq mit Kanada spreche, wenn ich bchaupt«, daß Kanada selbst diese» mehr al» je wünscht." * Der Aufstand i« Südchina nimmt nicht ab, sondern zu, und zwar sieht die chinesische Regierung der Bewegung ganz untätig zu. Hongkong, 19. Mai. (Teiegramm.) «u» der Provinz Jünnan laufen ernste Nachrichten ein. Die Rebellen erstürmten das Fort von Möngtsze und erbeuteten Waffen und Munition der kaiserlichen Truppen. Sie besetzte» ferner die Stadt Thuetung, be- mächtigten sich der Eisenbahn und zwangen die Angestellten in ihre Dienste. Sie sind unter stetem Zuwachs ihrer Reihen und marschieren nach Namkai. Der Präfekt von Chuetung ist geflüchtet. Der Vize- könig von Jünnan ersuchte um Hilfe, doch ist der Befehl, Truppen von Norden nach Jünnan zu senden., zurückgezogen worden, da die Ent- ftroung zu groß ist. Leipziger rrnö sächsische Angelegenheiten. rvetterbevieht -er RSnigl. Sachs. lka»-e»-rvett«r«arte z« Vrerden. Voraussage für »«» r». Mat 1V08. Ruhig, heiter, warm, trocken. * Uuiverfitätsnachrichte«. In der politisch-historischen Abteilung der Freien Studentenschaft wird der Vorstand des libe ralen Landesverbandes vom Königreich Sachsen, Herr Dr. Langer- Hans, einen Vortrag halten über: „Die Aufgaben des Libe ral i s m u s." Der Vortrag findet morgen Mittwoch, abends 8^/2 Uhr, im Lehrervereinshause an der Kranverstraße statt. * Z« unserer Notiz über Sa- neue Bachdenkmal ist noch nachzu tragen: Die 3,SÜ m hohe Bachfigur ist von Brückner L Noack in Leipzig gegossen worden. DaS 3,20 m hohe Postament ist von Herrn Stadtbaurat cscharenberg entworfen und von Herrn Architekt Bischof gezeichnet. In Muschelkalkslein ausgesührt vom Sleinmetzmrister Karl Laux. * Auszeichnung. Der Firma Karl Krause, Maschinen fabrik,Leipzig, wurde für die auf der Fachausstellung der Papier- und Lederwarenindustrie Berlin 2.-17. Mai d. I. ausgestellten Maschinen der Ehrenpreis der Stadt Berlin zuerkannt. * Bon der Kläranlage. Die Schlammerzeugung in den Klärbecken ist in der letzten Zeit sehr stark gewesen, anderseits aber die Schlamm abfuhr infolge der nassen Witterung geringer als sonst. Die vor- handenen Klärbecken reichen daher Wr Aufnahme des Klärschlammes nicht mehr aus und es muß deshalb daS neue, ienseits der Nahle ge legene Klärbecken zur Mitaufnohme von frischem Klärschlamm ver wendet werden. Die Beförderung desselben soll in einer Druckrohr- lei t u u g erfolgen. Die Kosten einer solchen Leitung sind auf 6100 .i( veranschlagt, und der Rat hat die Stadtverordneten um Bewilligung dieses Betrages ersucht. (:) Zum bevorstehenden 2VOjährigen Jubiläum des 8. Infanterie- regimeutS „Prinz Johann Georg" Nr. 107 haben die jetzigen und vor- maligen Reserveoffiziere des Regiments zur Auslchmuckrng des Offi- zierstasinos die Oelgemälde des Königs Friedrich Au- au st und weiland des Königs Georg gestiftet. Die Bilder lind von dem Dresdner Maler Professor Gurvv Richter, Zeichen lehrer am Kgl. Kadettenkorps, gämut worden. * Pädagogische Gesellschaft z» Leipzig. Am 16. Mai wurde von Herrn Pastor Lic. Dr. Markgraf ein höchst interessanter Vortrag gehalten über das Thema: Pfychologische Phänomene und die kulturgeschichtliche Forschung. Der Redner behandelte als gründlicher Kenner volkstümlicher Quellen die Denk- und Dar- stellungSweise des deutschen Volkes gegen das Ende des Mittelalters, und zwar besonders das geringere Abstraktionsvermögen jener niederen Kulturstufe. Bei Uebertrayung von Grundbesitz genügte nicht die Hand- luna vor Gericht und die tatsächliche Uehergabe. Mil „Mund und Halm", mit llcbergabc eines Halmes oder eines Stückes Rasen an den neuen Besitzer und feierlichem Zeremoniell wurde die Uebertragunz vollzogen. Etwas Sinneiffälliges mußte diese andatten. Statt der höheren Rechnungsarten wählte man Keder die niederen. Man sagte nicht: Dem Herrn gehört -4, der dritte Teil des Holzes im Walde, son dern: Ihm gehört der dritte Baum. Eine Ueberaangsperiode lasse sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts konstatieren. Im Jahre 1537 sagte man ,cher sechste Teil oder der sechste Baum". Den Begriff der Institution, z. B. der Abtei, umschrieb man noch durch Auftählen der konkreten Einzelbestandteile, welche einer Institution zugehören, der Personen, der Gebäude usw. Noch gegen das Ende des Mittelalters war dem Volke der Begriff des Mittelmäßigen zu abstrakt, nicht ganz ge- läufig. Man umschrieb ihn mit Hilfe der Dreizahl und negativer Ab grenzung. Entfernungen wurden nicht durch schematisch fixierte Maß- bestimmungen, sondern durch Bewegung und deren Erfolg bezeichnet, also in prontischer Form, durch Handluna. An das Fiußwehr durfte man nur so weit Heranfahren, als der Fährmann mit einer Wehrhaue werfen konnte. Die Freiheit (Bezirk) des Gutshofes reichte so weit, als man mit einem Mester vom Schornstein aus werfen konnte. Redner be merkte weiter, er habe die hier beleuchteten psychologischen Erscheinungen in seinem Werke über „das Mosefföichische Volk in seinen Weistümern" behandelt. Vor ihm hat Arens dasselbe Gebiet für Tirol untersucht. Ein junger Kritiker, namens Rörig, habe ihm unwissenschaftliche Ab- sein würde und halte dem „Deutschen Theater" von den Proben der Jbsenscken Noia-Ausführung Kenntnis gegeben. Dadurch erfuhr e- auch Lange. Später bekam Abel aber Gewissensbisse und erzählte dem Direktor BarnowSki vom „Kleinen Theater", er fei eines Abends vom „Kleinen Theater" nach einem EafS gerufen worden, habe dort den Rechtsanwalt Dr. Meyer getroffen und sei von diesem nach der Nora-Ausführung gefragt worden. Dann sei plötzlich noch eine dritte Person dazngekommcn, die sich al« Wilhelm Lange vorstellte. Alle drei seien nach dem Bureau deS Deutschen Theater» gefahren, wo er, Abel, eine eidesstattliche Versicherung abgegeben hätte. Später bat sich dann herauSgestellt, daß die ganze Erzählung von Abel erfunden war, daß er vielmehr in daS Bureau de» Deutschen Theater» gegangen war und dort die Mitteilungen über die Nora-Aufführung de» Kleinen Theaters gemacht habe. Aus Grund der Abrlschen Erzählungen erschienen dann in der „Berliner Zeitung am Mittag" und später nach dem Theatrrskandal auch im „Berliner Tageblatt" mehrere Artikel, die sich mit den Vorgängen beschäftigten. Dadurch fühlte sich der Rechts anwalt Dr. OSkar Meyer beleidigt und stellte gegen den Redakteur Wilbelm Anspitzer und Redakteur Martin Schmidt von der „B. Z. am Mittag", sowie Redakteur Felix Lorenz vom ,,Berk. Tageblatt" Strafantrag. — Da Redakteur Schmidt wegen des Hauprozesse» in Karlsruhe al» Zeuge nicht abkömmlich ist, so wird die Verhandlung gegen ihn abgetrrnnt. — Die Beleidigung wird besonders in der Behauptung gefunden, daß eia Rechtsanwalt einen Schau spieler sich ia rin Cafö bestellte und dort mit ihm verhandelte, Laß er al» Rechts- beistaad de» Deutschen Theater» einen im Klein«, Theater Aagestellten zu sich bestellt« und endlich, daß er eine unbekannte dritte Person, den Schriftsteller Lange, zu der Unterredung hiazugezogen hab«. In dem Artikel de« „Brrl. Tageblatt»" wird aoch getagt, daß ein Rechtsanwalt in Zukunft etwa» wählerischer sein müsse. — Tie Angeklagten bestritten die Beleidigung. Die Verteidigung sucht besonder» nachznwrisen, daß nicht Lange, sondern da» Deutsche Theater die treibende Kraft für da» Verbot der Langeschrn Noro-Anfiühranq gewesen sei und daß Direktor Reinhardt dem Kleinen Theater feindlich gegeaübrrstrhe. — Ter beleidigte Recht-aawalt Dr. Meyer betonte demgegenüber, daß er al» Recht-bristand de« Deutschen Theater« und L«S Schriftsteller» Wilhelm Lange nach einer Unterredung im Bureau de» Deutschen Theater» auf Grund der Angaben von Abel den fraglichen Antrag auf Erlaß der einstweiligen Verfügung gestellt hab«. Die Kosten de» Verfahren» habe Lange getragen. Ter Staatsanwalt Klee hielt eine Beleidigung für vorliegend und beanttagte gegen Anspitzer 30, gegen Lorenz 50 Geldstrafe. Da» Urteil lautete gegen Anspitzer auf 50 Geldstrafe. Die Beleidigung wird besonder» darin gefunden, daß er einem Rechtsanwalt eine eide-stattlich« Versicherung in einem Kaffeehaus ausnehmen ließ und noch eine dritte Person hinzuzog. Diese Behauptung sei nichtrrwriSbar wahr. Ter Angeklagte Lorenz wurde freigrsprochen. Da» Gericht hat al» erwiesen angenommen, daß es wobl möglich sei, daß ein Rechtsanwalt unter besonderen Umständen und zu ungewöhnlicher Zeit eine eide-stattlich« Per- iichering ausnehmen und diese selbst schreiben könne. Wenn die« aber in dem Bureau «ine» Theater» geschehe und die Versicherung von einem Künstler her- rühre, der augenscheinlich eben «ine größere künstlerisch« Leistung vollbracht und sich »och ia Aufregung befindet, so wär« es nötig gewesen» den Künstler für tie Folge« einer solche» Versicherung aufzuklärrn. In dieser Hinsicht hat also da« cBericht den Wahrheitsbeweis al» erbracht angesehen und daher auf Fret- sprrchu»- erkauut. * Vourget über Jeanue Weber. Da» neue grauenvolle Verbrechen der ,,Würghexe" Jeanue Weber, daS die ganze Welt, und vor allem Frankreich in Aufregung versetzt, gibt Paul Bourget, dem tirfeu Kenner der menschlichen Seele und ihrer Verirrungen, Anlass im „Figaro" über da» Verbrechen und die moderne Gesellschaft bedeutsame Betrachtungen ouzustellen. Er bekennt sich Vabei al» eia Anhänger der Todesstrafe und bezeichnet e» al» rin Symptom einer gesunden und stark organisierten Gesellschaft, wenn sie die Mörder mit dem Tode bestraft und den Zusammenhang zwischen Verbrechen und Buße zirlbewußt hervorkehrt. Die Humanitären Bestrebungen, die mit Hilf« der Psychiatrie darauf auSaeheu, die Seele des Verbrecher» nach MilderungS- grundrn auszuforschen, sind zwar für die Erkenntnis de» Seelenleben» und der geistigen Erkrankungen von hohem Wert«, allein sie hindern zugleich daran, die Gesellschaft gegen ihre Schädlinge zu sichern. „Wir wagen e» nicht mehr, zu strafen. Wir wagen e» nicht mehr, un» zu verteidigen. Wir find zarte Menschen, Philanthropen, denen der Gedanke an hatte Unterdrückungen angst macht. In unseren Zuchthäusern gibt e» eine Menge von Verbrechern, deren Leben zu er halten man übereingekommen ist und denen mau doch nach meiner Ansicht den Tod nicht hätte ersparen sollen. Auf den Straffe« wandeln viel« Leute, die ins Irrenhaus gehörten. Unser« Gesetzgebung über dir Geisteskranken, die viele al so streng tadeln, ist höchst unzureichend; man ist erstaunt, zu sehen, wie wenig die Zurechnungsfähigen gegen die Unzurechnungsfähigen geschützt sind. . . Unsere Zivilisation, die zur Barbarei zuruckkrhrt, macht ihre Gesetze zugunsten der Degenerierten und handhabt sie in deren Interesse. Und da» ist unser Unglück. Ein Land soll gegen seinen Verfall, nicht für ihn leben." * Zola in Japan »erböte». Ein ungewöhnlicher Vorfall hat sich ia Japan ereignet: Die Stellung de» Premierminister» ist erschüttert worden und er hat seinen Abschied nehmen muffen, weil er kür rin Werk Zola- einaetreten ist. Der japanische Premierminister Marqui» Sainji hatte die Mußestunden, dir ihm sein vrraniwottungSvolle» Amt läßt, einer verständnisvollen Lektüre der französischen Literatur gewidmet und eine besondere Vorliebe für Zola gefaßt. Al» nun eine japanische Urbersetzung von „Patts" erscheinen sollte, schrieb der Minister eine Vorrede dazu, di« in rin hohe» Lob für den grotzrn Romancier ausklang. Kaum aber war da- Buch erschienen, so wurde auf persönlichen Befehl des Mikado» von dem Minister de» Innern die sofortige Unterdrückung de» Werke» angeordnet, da ia der Veröffentlichung diese» Werke« „eine Ge fährdung für die Ordnung und da« Gemeinwohl" zu erblicken sei. Der Premier- Minister, der auf so brüske Weis« von seinem Souverän getadelt war, konnte nicht« andere» tun, al» seine Entlassung verlangen, die ihm auch gewährt wurde. So bat Zola- Werk, dessen Hobe Bedeutung sein Batrrland soeben erst durch die Utberiührung seiner Leiche in» Pantheon anerkannt hat, im fernen Osten eine Ministerkri e hervorgerufen. * Ta» Auge »e» Maler». Man bat sich die Farbenaufsossung gewisser Maler nur au» einem besonderen, unnormalen Farbensinn erklären wollen; so konstatierte der Physiologe Liebreich au» dem Kolorit von Tmner und Mutready angeblich «ine Augenkrankheit dec beiden Künstler. Kurzsichtigkeit gilt manchem Maler al» ein Vorzug, der es ihm ermöglicht, Licht und Farbe darmonisch abzustimmen. Der bekannte italienische Ophtbalmoioge Angrluctt stellt nun die Behauptung aus, daß viele Maler am Daltonismus, d. h. an partieller Farbrnbliadheit leiden. Und zwar enthüllt sich nach seiner Meinung diese Besonder heit de» Sehen» bei ihnen folgendermaßen: Sie äußert sich in einem Mißbrauch der roten Töne für die im Licht befindlichen Gegenstände und von grünen Tönen für die Schatten und die Veränderung der Perspektive, die davon herrührt, dann in einer falschen Verwendung der grüuen und der violetten Töne, in einer Stei gerung der Tonveränderungeu, di« die Wirkung de» Licht» bei dem Grün her- vorrnft und die so weit geht, daß der Maler stark erhellte» Grün gelb öden da» Grün der Schatten blaugrün gibt, endlich überhaupt in einer gesteigerten Art des Farbensehen». Angelucci rät den Malern, sich sorgsam von einem Augen arzt untersuchen zu lassen, damit sie ihre Palette nach der besonderen Art ihre» Sehens einrichten können. Wenn sie jene von ihm gekennzeichnete Form der Farbenblindhett besitzen, io wäre e» ihnen möglich, durch besonder aufmerksame Farbenwahl die Abnormitäten ihre» Sehen» nach Belieben wieder gutzumachen. * Kleine Chronik. „Der moralische Teeabeud" ist der Titel einer vieraktigeu Posse von Edward Stilgebauer. Die Urausführuug de» Stücke» findet am 21. d. M. am Intimen Theater i« Bern statt. Die za der Hand lung gehörige Musik wurde von dem dortigen Musikdirektor Albert Fleiffner komponiert. — Dr. Otto Weddigeu, der venaffer de» Lustspiel» „Der Philosoph von Sau»souci und di« Jungfer Antoinette" hat vom preußischen Ministerium de« Innern die Mitteilung erhalten. Laß durch Erlaß de» König» die Aufführung de» geuanut« Stücke» Irttgegebeo ist. Von demselben Autor erscheint demnächst eine fünfaktiae Traabdie „Rausikaa". — Philipp Scharwenka»„Lymphonia brevis", da» OpuS llb de» Komponisten, hatte bei ihrer ersten Aufführung in München einen großen Erfolg. — Da» zweiaklige Schauspiel „Polyphrm" des früh verstorbenen Dichter» Albert Samain, da» in klangvollen, gedankenreiche« Betten geschrieben ist, interessierte, wie dem „L.-A." au» Patt» mttgetrilt wird, da» Publikum de» THSÜtre franko:» der Kühnheit wegen, jene« Höhlenmenschen durch eine alle» unseren Vorstellungen bohnsprechende Analyse seine» Seelenleben» sympathisch erscheinen zu lassen. PolyphemS gesunde Aage» wolle» »icht sehen, wie die heißgeliebte, kokette Genossin einen jünger« Gesell« umarmt; darum beschließt der großherzige Riese, der die Falsche und ihr« Schatz zermalmen könnte, sich zu blende». Diese» Aeußerste mit anzuseb«, blieb un» durch da» rasche Fallen de» Vorhang« erspart. — Ei« antiker Sarkophag wurde an der Porta maggiore ia Rom ausgrfunden. ES handelt sich um rin großartige» Kunstwerk au» der Zett de» Septimtu« Severn». ES ist oer Earko- phag eine-Feldherr». Da» Werk zeigt prächtige Relief» au» d« Partberkttegen. — Ermete Rovelli wird nach einer Meldung au« Rom in nächster Zett «in« Dante auf die Bübne bringen, der von einer Miß Duraud-Ror, einer Dichterin aus dem Haakeelaud, stammtl DaS Schauspiel hat vier Aste: der jung« Dante der „Bila Ruova" bei einem Fest im Haus« Portinatt; der Tod Beatricrn»; Dante im Exil bei Longrand« zu Berona; endlich der Tod de» Meister in Ravenna. Den Helden de« Stückt« will natürlich Rovelli selbst spielen, weil (so äußerte er zu einem Interviewer) seine . . . lauge Rase ihn hierzu hervorragend befähige. — Wie da» „B. T." erfährt, schweb« angeublicklich Verhandlungen, drei Wiener Theater, da» Earl-Theater, da« Raimuud-Theater und da« Tbeater an der Wien, unirr'einertLettimg zu vereinig«. A» die Spitz« de» Unternehmen» soll «in Generaldirektor beruf« werden. Die Verhandlungen, die sich noch Monate binzirhen könn«, find schon deshalb für Berlin von Interesse, weil an ihn« auch der Berliner Verleger SliwinSkt, der Besitzer desLrtauou- Tbeater», beteiligt ist. Herr Sliwtnski wird bei dem Trust die Stelle «tue» ge schäftlichen Beirates einnehm«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)