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»8. kl. »NU. Ich. inakelder. Sinlerberg raune, techerl. lchmann. Kl lhr. - DonnerS- Frettag«. ag nachm. Bezugs-Preis lür L«r,tg und iLornrt» dnrch »»<«« L»tg«r »ni S»«r>U«n» tn« Ha»« ^bracht: ÄitS-LdO msrasnA) visstrlj^hkUth 8 «., mo»aUtch 1 M.; rlutgaLe N (mornen» und abend«) viertel, lt-rlich 4.S0 monatlich 1LV M. Durch dt« Da« »» bqtehe»; st »al tllgltch) inuerhald Leutichland« und der deulichen Kolonien oiertelithrlich b,2b M., monatlich 1,76 M. ausschl. Post- deftellgeld, lür Oesterreich KU 66 h, Ungarn 8 L vierteljthrllch. Ferner <n Bel gien, Dänemark, den Donau kauten, Italien, Luxemburg, Niederlande Norwegen, Nutz laub Schweden, Schwei» und Spanien. In all« übrigen Staaten nur direkt durch die Exp«d. d. «l. «-ältlich. ildounemenr-Snnabme: tzluguituäplaH 8» bei unseren Drägern, Filialen, Spediteure» und Lu nahm« stellen, sowie Postämtern und Briesträgern. Di« einzeln« Nummer kostet 1V Pfg. «edakttoa und Expedition: Iohanaitgaffe 8. Delevbim Nr. 146W. Nr. I4SR, Nr. 1«SSa. Nr. 138. Abend Ausgabe 8. UkiWM.TGMM Haudelszeituvg. Amtsblatt -es Rates und des Rottzeiamkes -er Lta-t Leipzig. Dienstag 19. Mai 1908. Anzeigen-Preis Ist» Jul«at« aua r«u>»ia uuo Umgebung di«-gespalten» PrMjril, 2ü Ps., ftnan,,ellk Lll»«j,eu 3Ü Ps., Reklame» 1 M.; v«t au«wärt« i» Ps., «evamell U2V M.; oomklutlandSOPs., finan». «neigen 7SPt„ Reklamen Uüil M. Inserate o. Bebbrben iv maUicheuDeU40W. veilagegebübr - M. p. lausend exkl. Pok- gebühr. Leschäslsanzeigen an bevorzugici Stell« im Preise «höht. Rabatt nach Dar,, Fefterteilt« Lusträge können nicht »urült- gezogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten lagen und Plätzen wird keine Garantie üb«nominen. Anzeigen-Annahme! Nugustu«platz 8, bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- ExpedMoneu de« Ja- und Au«lanbe«. Haupt. Filiale Perlt» i Carl Duncker, Herzogi. Baqr. Hosbuch- handlung, Lützowstrahe Ist. klelephon VI, Nr. «603). Haupt-Filtale Lre«denl Leestratze 4,1 (Telephon 4621). 1V2. JahMnq. »itätk f Schanzer. b. Leonard. itetel. nsal. taven. öflein. chulze. trünau. !r, Volk. Das wichtigste vom Sage. * Dem „Morning Leader" zufolge ist es in Marokko zu einem neuen Zusammenstoß zwischen Spaniern und Franzosen gekom- men, bei dem drei Spanier getötet wurden. (S. Ausl.) * Das Würzburger bischöfliche Ordinariat hat wegen einer modernistischen Schellbroschüre gegen den Pfarrer Heu mann das Disziplinarverfahren eingeleitet. (S. Dtschs. R.) * Die Abgesandten Muley Hasids in Paris beabsich tigen heute, der Botschaft der Vereinigten Staaten, sowie auch den Gesandten Belgiens, Portugals und Schwedens ein Schreiben zu überreichen, indem die in Fez erfolgte Ausrufung Muley Hafids zum Sultan bekanntgegeben wird. '« Uhr. - Freitag: nS. Vorst.): Die süddeutschen Bürgermeister in Englund. lwikvi». ilnäenAn. ,710» lthan und London, 18. Mai. Die süddeutschen Bürgermeister besuchten das Parlament, wo sie von Haldane, Harcourt, Lord Areburg, Hennicker-Heaton und an- oeren Parlamentsmitgliedern empfangen wurden. C. Laufs. Haldane hieß sie namens der Regierung und des Premierministers, der im Hause zurückgehalten sei, willkommen. Er gab seiner Freude über den freund lichen Besuch Ausdruck und sagte, daß zwischen den beiden Ländern mancherlei Bande beständen. Der Kaiser habe England vor kurzem die Ehre seines Besuches geschenkt und das Willkommen, das ihm in London zuteil geworden sei, sei dem ganzen Volke von Herzen gekommen. Die Bande, die zwischen England und Deutschland beständen, seien geistiger Natur. Deutschland lese und verehre Shakespeare, während das englische den Taten 'Deutschlands auf dem Gebiete der Industrie und der geisti gen Kultur Achtung zolle. Es geben auch noch andere Bande. Deutsch land wie England hätten in ihren Kolonien die Zivilisation zu fördern; sie verrichteten dies schwere Werk im Interesse des Friedens und des Fortschritts, nicht für sich selbst, sondern für die Welt im allgemeinen, und müßten dabei gemeinsam vorgehen. Haldane schloß mir den Wor- ten: Wir haben in der Vergangenheit zusammengearbeitet, lasten Sie uns das in der Zukunft noch mehr tun. — In seiner Erwiderung auf die Ansprache Haldanes sagte der Oberbürgermeister von München: Nichts wäre verfehlter, als aus dem friedlichen, wenn auch energischen Wettkampfe auf wirtschaftlichem Gebiete und aus Maßnahmen, die das Deutsche Reich zum Schutze seines mächtig entwickelten Handelsverkehrs dem unerreichbaren Beispiele Großbritanniens in bescheidenen Grenzen 188k »»««, »»1,7 folgend, zu treffen geneigt ist, auf eine feindselige Gesinnung gegen Ihr herrliches Vaterland schließen zu wollen. Was ein mächtiges Deutsches Reich für die Erhaltung des Völkerfriedens bedeutet, hat die Geschichte der letzten 37 Jahre genugsam bewiesen. Alle die Ströme Blutes, mit denen sich Großbritannien herrliche Siege auf deutschem Boden erkaufte, hätten erspart werden können, die Verhängung der Kontinentalsperre durch Napoleon I., die trotz der glorreichen Heldentat Nelsons bei Tra falgar fast ein Dezennium hindurch den englischen Handel unterband, wäre unmöglich gewesen, wenn sein natürlicher, stammverwandter Bundesgenosse Deutschland nicht so schwach und elend gewesen wäre. Angesichts dieser Tatsachen, mit denen die Geschichte, die Lehrmeisterin illvn ). »0577« t lk, I, Llratze, ei, zimmer. Goethe. Große Berliner Aunftarrsftellring. Den Plastiken in der Ausstellung am Lehrter Bahnhof gereicht nicht io sehr wie den Gemälden die verständnisvolle Sorge, die man für die Umgebung der Kunstwerke Hatte, zum Vorteil. Die kleinen Statuetten, die Bronzen und Holzschnitzereien, die einzeln in den verschiedenen Räumen aufgestellt wurden, konnten wohl noch mit wägendem Bedacht auf die Wirkung, mit sorgsamer Hand postiert werden. In den beiden großen Hauptsälen, die mit plastischen Werken gefüllt wurden, mußte man sich widerstandslos dem Zwange beugen, der darin lag, eine große Anzahl im Material fast gleichartiger, manchmal recht umfangreicher Arbeiten in begrenztem Raume untcrzubringen. In dem einen Saale, der die bedeutenteren Arbeiten birgt, hat man dies ohne Beschönigung getan, gleichsam saus pbrsss; im zweiten suchte man durch gärtnerischen Ausputz die Monotonie zu scheuchen und einen dekorativen Hintergrund für die einzelnen Werke zu schaffen. Die Plastiken, die diesmal in der großen Kunstausstellung vereinigt sind, erschwerten als Gesamtheit auch noch die wirkungsvolle Unterbringung. Es ist gewiß manches Feine, Liebenswürdige, auch manches Tüchtige darunter, aber gewiß wenig, was über dieses Maß hinausragte. Und somit auch nichts, was an und für sich die Eintönigkeit unterbräche. Am wuchtigsten wirken noch Ma^ Segers „Ringer" und Hermann Pagels' Ringergruppe. Seger stellt einen Mann von schreckhafter Bru- talität dar, mit grobknochigem, kleinem Kopfe, flachem Schädel und un verhältnismäßig großen Händen, die fast an die Pranken eines wilden Tieres gemahnen. Die Haltung ist bie eines Menschen, der lauernd, ongriffsbereit vornübergebeugt dasteht. Ihrer ganzen Art nach ist die Arbeit eine von denen, die man anerkennen muß wegen der Kraft, die darin steckt, und der kühnen Formen, die mutig in nacktester, gewaltiger Häßlichkeit aufragen. Aber in der Anerkennung wird weder Zustim mung noch Freude liegen, und ein vielleicht unausgesprochenes „tvotz- dem" wird leise durch Lob und Bewunderung klingen. Hermann Pagels behandelt einen ähnlichen Vorwurf wie Seger mit weitaus kühlerer Be trachtung und mehr Gefühl für die sinnliche Wirkung plastischer Kunst. Er zeigt zwei Rinder, die gebeugt, Knie an Knie und Brust an Brust in kämpferischem Spiele die Kräfte erproben, aber er gibt nicht nur den rein animalischen Vorgang, sondern zeigt in den arbeitenden Muskeln, in den Brustkästen und den angestemmten Beinen der beiden Männer auch die körperliche Schönheit, die Sicherheit der ihrer Stärke Bewußten. Nur die Schädelbildung und die Kopfform deutet auf die niedere Stufe des Menschentums, auf der die beiden Kämpfer stehen. Auch Hans Roeßner gibt in seiner Bronzegruppe „Ringende Knaben" die Lust an Feuilleton Alles Bedeutende ist unbequem. der Völker, in ernster Sprache zu uns spricht, erscheint der Gedanke, daß Großbritannien und Deutschland, für die beide nebeneinander Platz ge- nug an der Sonne ist, für die kollidierende politische Interessen absolut nicht existieren, sich aus wirtschaftlichen Gründen entzweien könnten, als das widersinnigste, was es gibt. Möchten meine Worte nicht nur in diesem Saale, sondern auch weit darüber hinaus die Beachtung finden, die sie als Ausdruck warmherzigen, ehrlichen deutschen Empfindens ver- dienen. Später erschien Premierminister Asquith und die Bürgermeister wurden ihm vorgestellt. Auf dem Bankett zu Ehren der süddeutschen Bürgermeister, welchem Sir John Gorst präsidierte und an dem 195 Gäste, darunter Botschaftsrat v. Stumm, alle Londoner und viele Provinzialmayors teilnahmen, herrschte die größte Herzlichkeit. Sir John Gorst brachte die Gesundheit des Deutschen Kaisers auS und sagte, der Kaiser vertrete stets die berechtigten Interessen seines Volkes, habe aber er kannt, daß das größte Jntersse seines Volkes der Friede sei. Nach seinen Besuchen in Deutschland, fuhr Sir John Gorst fort, sei er stets mit der lleberzeugung zurückgekehrt, daß nicht die deutschen Panzerschiffe, sondern die deutschen Schulen ein ernste Gefahr für England seien. Der Abgeordnete Rufus Isaacs betonte die großen Fort schritte, welche die deutschen Städte in der Fürsorge für die Armen ge- macht hätten, und schloß mit einem Hinweis auf die herzlichen Be ziehungen zwischenDeutschland undEngland. Die Bürgermeister von Frankfurt und München betonten in ihren Erwiderungen mit Wärme den hohen Wert der in den letzten Jahren stattgehabten gegen seitigen Besuche für die Sache des Friedens und die Kenntnisse, die man durch die gegenseitige persönliche Bekanntschaft gewonnen habe. Ferner sprachen der Bürgermeister von Heidelberg und der englische Konsul in Köln, Niesten. Eine Preßstimme. „Daily News" schreibt: Der Besuch der süddeutschen Bürgermeister und Geistlichen wird wesentlich zur Schaffung eines freundschaftlichen Verhältnisses zwischen England und Deutschland beitragen, was jeder Freund des Weltfriedens und des Fortschrittes aufrichtig wünscht. Durch die Besuche werden die beide» Länder lernen, an Stelle feindlicher freundschaftliche Ansichten voneinander zu hegen. Keine Erscheinung unserer Zeit ist, wie wir glauben, so aussichtsvoll, wie diese Beweise von Gastfreundschaft von Nation zu Nation, und wir hoffen und er- warten, daß sie ein dauernder Zug unserer zukünftigen Beziehungen sein werden. Die Hauptversammlung -es Verbandes kan-männi-cber Vereine. (Fortsetzung.) Frankfurt a. M., 18. Mai. Nach seinem Referat über „Staatliche Pensionsversicheruna der Privalbeamten" empfahl Iischer-Offenbach a. M. folgende Reso lut i o n: „Der deutsche Verband kaufmännischer Vereine dankt der Regie rung und dem Reichstage für die wohlwollende Förderung der Frage der Pensionsversicherung der Privatangestellten und sieht der ange kündigten Denkschrift mit großem Interesse entgegen. Er ist mit der Haltung seiner Delegierten, der Siebener-Kommission und des Haupt- ausschusses der Privatangestellten vollkommen einverstanden und er wartet von ihnen, daß sie im Sinne der Mehrheit des Hauptausschusses in nachdrücklicher Weise für eine Pensionsversicherung eintreten wer- Sieg und Machtgcfühl, doch nicht die mit Schweiß und Stirnrunzeln erkämpfte, schwerblütige Genugtuung, sondern eine etwas tändelnde, spielerische und heitere Gehobenheit des Lebensbewußtseins. Die schlanken Körper seiner Knaben sind fein und geschickt modelliert und auch der Komposition muß das gleiche nachgesagt werden; besonders bei der schwierigen Beinstellung, durch die leicht Unruhe und Unbeholfenheit in die Gruppe kommen könnte, beweist Roeßner künstlerisches Feingefühl und Sinn für harmonisches Gefüge. Von Pagels muß außer seiner Ringergruppe noch seine Arbeit „Bergmanns Witwe" genannt werden, die Büste einer Frau mit Kind, in Marmor ausgeführt, von warmem und echtem Gefühl durchdrungen. Otto Petri hatte mit seinem sitzenden Faun — „Verblüht" —, der, mit einem dicken Halstuch bekleidet, trübselig und fröstelnd vor sich hinstarrt und die Hand, der die Schalmei entsank, kraftlos hängen läßt, einen launigen Einfall, dem er auch voll Laune und lächelndem Humor Gestalt verlieh. Gerhard Schmidt-Düppel zeigt in seiner Statuette „Feierabend" in etwas spießbürgerlich trockener, aber liebenswürdiger Art die Ruhe eines alten Mütterchens, das auch den Feierabend noch zur Herstellung von gewiß recht dauerhaften Strümpfen ausnutzt. Reinhold Boeltzig stellt eine lebensgroße Plastik — „Die Reifenmacherin" — aus, ein Mädchen in antiker Gewandung, die im Begriffe ist, den Reifen abzuschnellen. Der gut modellierte Körper ist wahr und reizvoll in der Bewegung, besonders das Aus lugende, Mwägende ist überzeugend dargestellt. Ein liebes Kinder köpfchen, bei dem das spröde Material, weißes, ungetöntes Porzellan, überraschend nachgiebig erscheint, formte Sigismund Wernekinck; Eduard Weber in seinem „Strandidyll" ein feingliedriges, kauerndes Mädchen, das mit flach ausgestreckter Hand eine Schildkröte gefangen hält. Lldolf Rehm gibt in Haltung, Gestalt und Mienenspiel seiner Bronze „Junges Mädchen" das von Erfahrungen und Demütigungen des Lebens unbeeinflußte Selbstbewußtsein der Jugend treffend wieder, durch die straffgestreckten Gliedmaßen und die ein wenig hochmütige, schnippische Haltung des halbreifen Köpfchens, das gut zu dem noch etwas unentwickelten Körper paßt. Zwei hübsche Brunnen, einen von Andrö Schmutzer aus Bronze und Trienter Marmor gefertigt, einen anderen von Hans Lehmann-Borges in farbiger Mutzkeramik geschaffenen, findet man in dem gärtnerisch geschmückten Hauptsaal der Plastiken. Be sonders der letzte, der in Reliefarbeit einen kleinen Faun zeigt, wie er sich vor zwei, aus grünlichen Krügen sprudelnden Wasserstrahlen duckt, ist originell, und kurzweilig anzuschauen. Man kan ihn sich wirkungs voll in einem Garten oder Park vorstellen, der zur Erheiterung und Freude frohsinniger Menschen dient. Im gleichen Raume ist eine Mar- morbüste Friedrich Haases untergebracht, eine Arbeit, die von Johannes Boese mit glücklichem Gelingen modelliert wurde. Zu den Arbeiten, die sich ihrer Tendenz nach in die Ruhe und Ebenmäßigkeit der großen Kunstausstellung verirrt zu haben scheinen, gehört Adolf BermannS Vorfrühling, bei dem es völlig unerfindlich bleibt, was den Bildhauer zu der zarten, poetischen Namengebung verführte. Auf der Ecke eines formlosen Jelsblocks klebt zappelnd ein nacktes Weib mit scheußlichen, den, welche die Interessen der selbständigen und unselbständigen Kauf- leute sowie der weiblichen Angestellten in weitestem Maße berück sichtigt." Nach Annahme der Resolution sprach Dr. S t e i n d a m m - Nürn berg über den heutigen Stand der Handlungsgehilfenbewe gung. Redner beschäftigte sich dabei auch mit der Agitation und dem Anwachsen des deutsch-nationalen Handlungsgehilsenverbandes. EL sei bedauerlich, welchen Einfluß der deutsch-nationale Verband, indem er sich das Mäntelchen umhänge, er führe den Kampf gegen die Sozialdemo kratie, auf die Regierung gewonnen habe. (Lebhafte Zustimmung.) Die Anwesenheit der Regierungsvertreter gebe ihm Veranlassung, zu fragen, ob es im Interesse des Gedeihens unseres wirtschaftlichen Lebens liege, daß die Regierung einen solchen Verband in dieser Weise fördere. Aller dings müsse auch ein Gutes beim deutsch-nationalen Handlungsgehilfen verband anerkannt werden: er war der Hecht im Karpfenteich. Die deutsch-nationalen Handlungsgehilfen haben das sozialpolitische Gewissen in ber Handlungsgehilfenbewegung geweckt. Vor ihrer strammen Orga nisation und von ihrem Korpsgeist können wir manches lernen. — Ter Ehrenvorsitzende Prof. Lotz-Koburg und der Vorsitzende Schäfer- Frankfurt a. M. treten den Ausführungen des Referenten insofern ent gegen, als es nicht richtig sei, daß durch den deutsch-nationalen Verband erst das Interesse für sozialpolitische Fragen in der Handlungsgehilfen bewegung geweckt worden sei. Schon die alten Verbände hätten vor dem deutsch-nationalen Verband ihre sozialpolitischen Forderungen ausgestellt. Nach einem Referat R u st a d t - Frankfurt a. M. über Kauf- mannskammern wurde folgende Resolution angenommen: „Der Verbandstag des deutschen Verbandes kaufmännischer Ver eine bedauert außerordentlich, daß die Regierung die vielfachen Wünsche aus kaufmännischen Kreisen bei der Vorlage des Gesetzent wurfes über die Arbeitskammern nicht berücksichtigt habe. Ter Ver bandstag erwarte, daß zur Einrichtung der jahrelang gestellten Forde rung in kurzer Zeit ein Gesetzentwurf vorgelegt wird." Für den Gesetzentwurf werden dann folgende Einzelfoderungen aus gestellt: Einrichtung paritätischer Kaufmannskammern, unabhängig von jeder anderen bereits bestehenden Institution, territoriale Gliede rung, Sitzungs- und Verhandlungszwang, Wahlrecht für Männer und Frauen, aktives Wahlrecht mit dem 21. Lebensjahr, passives Wahlrecht mit bem 25. Lebensjahr, Proportionalwahlsystem, Behandlung aller Fragen, die die kaufmännische Sozialpolitik betreffen, Schlichtung von Streitigkeiten im Dienstvertrag, Mitwirkung bei Einrichtung von Organisationen, die die Hebung des Handelsstandes bezwecken, Neber- nähme der Kosten der Kaufmannskammern durch das Reich. Zum nächsten Punkt der Tagesordnung: Bestechung von An ge st eilten, sprach Otto Voigt-Berlin vom Verein junger Kauf leute. Er bestreitet, daß in Deutschland in bezug auf Schmier gelder besondere Mißstände Vorhand«» seien. Es möge dies zwar auf einzelne Zweige zutreffen, es liege aber kein Anlaß zur Vecallge- meinerung vor. Wer in seinem Betriebe daS aktive oder passive „Schmieren" beseitigen wolle, könne es durch energischesEingreifen bester als durch Strafgesetze. Wir wollen nicht durch Strafgesetze, sondern durch Erziehung aus unseren Stand einwirken. (Lebhafter Beifall.) Tie Versammlung stimmte einstimmig folgender Resolution zu: „Der deutsche Verband kaufmännischer Vereine verurteilt aufs schärfste die Bestechung in Handel und Industrie, die er in der Haupt fache auf den wirtschaftlichen Konkurrenzkampf zurückführt. Er er achtet es für dringend geboten, daß zu ihrer Verhinderung Schritte getan werden. Der Verband wendet sich aber entschieden gegen das Verlangen nach neuen Strafbestimmungen, er betrachtet vielmehr als eigentliche Heilmittel zur Bekämpfung der Uebelstände: 1) die Aus- klärung der Angehörigen von Handel und Industrie über die Ver werflichkeit und Straffälligkeit der Bestechung; 2) Schutzverträge zwischen kaufmännischen und industriellen Unternehmungen einerseits und ihren Lieferanten anderseits." Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf die Abänderung des tz 63 des Handelsgesetzbuches. Berichterstatter General sekretär S ch m io t - Frankfurt a. M. schlägt folgende Resolution vor, die einstimmige Annahme fand: „Der deutsche Verband kaufmännischer Vereine schließt sich voll ständig den Gründen an, die von der Reichstagskommission gegen den Vorschlag der Regierung vorgebracht worden sind, und die zur ein ¬ verrenkten Gliedmaßen und einem rohen, wüsten Gesicht. Die ganze un erfreuliche Geschichte aber ist benamst: Vorfrühling, und wirkt in ihrer Nachbarschaft, einer kecken, kleinen Bronze von Ferdinand Liebermann, doppelt unerquicklich. Diese winzige Gruppe, die eine junge Hexe auf einem Bock in wildem Ritt darstellt, ist ein wirkliches, lebendiges Kunst werk. Anatomisch merkwürdige Körverformen von krankhafter Miß bildung zeigt auch eine stehende weibliche Figur in Bronze von Carl Otto. Eine gesonderte Abteilung, wie die Plastik, nimmt auch die Schwarz- Weiß-Ausstellung in den Raumen am Lehrter Bahnhof ein; ihr vor- nehmster Prunk sind die zahlreichen Zeichnungen von Wilhelm Busch. Ueberraschendes, Neues ist auch in diesen Sälen nicht zu finden, sie machen denselben Eindruck ebener Glätte wie die anderen, und selbst in den Karikaturen ist alles zu mildem Wohlwollen abgedämpft, was fönst wohl in scharfe Satire ausklänge. Mitunter ist eine schwierige Technik kunstvoll besonderem Zwecke gebeugt, manchmal auch lacht ein besonderes Charakterisierungsvermögen aus einem spöttischen Blatte. Aber gerade die besten Arbeiten sind gute, alte Bekannte über die längst allerhand Meinungen getauscht, und deren Vorzüge und Schwächen hinreichend er- örtert wurden. il. 3°. * * Agnes Sorina al» „Nara". Au» Berlin meldet uns ein Privat- trlegramm unseres 8K-Korrespondeuten: Ein umfangreicher Beleidig» ngs- Prozeß beschäftigte gestern die erste Strafkammer deS Landgerichts Berlin I unter dem Vorsitz de» Landgericht-direktorS Bla»ckmelfter. ES handelte sich um BorgSnge, die mit dem Theaterskandal im „Kleinen Theater" am l. No vember v. I. im Zusammenhänge stehen. An diesem Tage fand ein Gast'piel der Frau Agnes Sorma in der Rolle der „Nora" im gleichnamigen Fbsenschen Schausviel statt. Der Ibsen-Uebersetzer Wilhelm Langehat das Aufführungsrecht der „Nora" aber an da» „Lessing-Theater" bezw. „Deutsche Theater" vergeben, und so mußte die Aufführung nach der sogenannten Fbsenschen Gesamtausgabe von EliaS erfolgen. Frau Agne» Sorma indessen, die seit 14 Jabren die Rolle der Nora nach der Langrschen Uebersetzong svielt, wollte ihrerseits ihre Rolle auch in dem „Kleinen Theater" in der Langeschen Uebersetznng spielen. Hiervon erfuhr der Schriftsteller Wilhelm Lange und erließ durch den Rechtsanwalt Dr. LSkar Mever eine einstweilig« Verfügung, wonach die Aufführung bzw. daS Sprechen der Nora-Rolle nach der Langeschen Besetzung verboten wurde. Frau Agnes Sorma lernte nun innerhalb 48 Stunden die Roll, in der neuen Aebersehung von EliaS und spielte sie auch in dieser. Al» die Künstlerin bei der Aufführung im „Kleinen Theater" im ersten Akt einen Blick in den Zuschauerraum tat, sah sie, wie zwei Männer sich stenographische Notizen machten. Sie spielte den Akt zu Ende und in der Paule machte Direktor BarnowSki dem Publikum Mitteilung von dem unerhörten Vorgang. E« erhob sich ein großer Skandal und die beiden Stenographen wurden an die Luft gesetzt. Sie batten den Auf- trag gehabt, durch stenographisch« Aufzeichnungen festznstellen, ob Frau Sorma au» langjähriger Angewohnheit nicht doch die Langesche Uebrrsetzung sprechen würde. Da» Brkanntwerden der ganzen Angelegenheit war von dem Schau spieler Abel vom „Klein«, Tbeater" au»gegangen. Dieser war vom „Deutschen Theater" engagiert, sobald sein Vertrag mit dem „Kleinen Theater" abgelanfen