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ert und nde: k er. l, It^ Löwe» »örfl Lxer- n schnell-" ) innigste" Fr«^ ilsdrufi- MchMM für Mlsdmsf Beilage zn No. 77 Freitag, den 23. September 1892 und Und weiter war es nichts?" forschte nun des dein Du wohl gestern sehr schön aus Deinem Spa- prächtig. Väterchen, und die Gondelfahrt Vaters. Aennchen erblaßte. treten waren, so verlor sich endlich ihre momentane Bangigkeit, die sie über die unerwartete Nachricht empfunden. Immer deutlicher, immer klarer wurde es ihr, daß das ganze Benehmen des Vaters, welches er die Jahre über gegen den Assessor angenommen, bewies, daß er schon längst ein solches Resultat erwartet habe. In freudiger Hoffnung begann sie am andern Morgen ihre tägliche Beschäftigung in einer höchst glücklichen Stimmung. Wie strahlten ihre Augen, wie leuchteten ihre Wangen im sausten Roth, als sic in das Gastzimmer trat und daselbst auch den geliebten Vater wieder erblickte! Mit sreudigem Lächeln eilte sie auf denselben zu, begrüßte ihn wohl wie gewöhnlich, aber doch herziger und inniger als sonst. Ja, ihre Freude war so groß, daß sie die ernste Miene Nachdem Aennchen einige Zeit allein in dem Neben stübchen gesessen und nachdem die Ereignisse des heutigen ver- Dies und Das. wie denkst Du über die versichernngs- nnstnlten? Mancher Christ hat einen Widerwillen gegen Versicherungs anstalten, wie Lebens-, Brand- und Hagelversicherung u. s. w. Dieser Widerwille gründet sich zumeist auf menschlich befangenem Urteil und falsch gegründeter Gläubigkeit. Die Versicherungs anstalten sind doch nur eine Vereinigung von Kräften, um einander im Ueberwinden gewöhnlicher Unfälle beizustehen; sie sind nichts als Hilfsvereine. Wir sind nirgends in der Bibel angewiesen, die Unbilden der Natur und die Wechselfälle des Lebens unthätig und widerstandslos über uns ergehen zu lassen. Durch die Teilnahme an dergleichen Vereinigungen stellen wir uus durchaus nicht der Welt gleich, sintemal nicht einzusehen ist, warum dieselben nun von der Welt und für die Welt und nicht auch für rechtschaffene Christenleute sein sollen, wie wir uns ja ohne Gewissensbisse der mannichfachen guten Gaben be dienen, die der reiche Gott den Menschengeist hat finden lassen. Das ist eine falsche Tapferkeit, mit der noch Manche solche Anstalten verwerfen und zurückweisen. Glaubensmut und christliches Vertrauen finden noch genug und ganz andere Gelegenheit im Leben sich zu bewähren, als daß sie in solchen Sonderbarkeiten sich zeigen müßten. Daß trotz aller Versicherungen Gottes Hand uns allezeit treffen und strafen kann, wird kein Christ vergessen, wie wir Alle wissen, daß wir trotz aller Fürsorge für unsre Gesundheit doch krank werden und sterben müssen. In einzelnen Fällen freilich und bei besonderen Verhältnissen kann man sich mit seinem Gott so stellen, daß man das Alles nicht braucht und sich im Glauben, der Berge versetzt, ganz allein auf die specielle Fürsorge Gottes verläßt. Dann sind die Mittelglieder der göttlichen Wirksam keit außer Thätigkeit gesetzt, und Gottes Hand greift directer und sichtbarer als sonst herein in unsern Lebensgang. Allein, das sind Ausnahmezustände, deren Vorkommen die Regel der göttlichen Ordnung ebensowenig ungültig macht, wie die Wunderheilungen des Herrn den ordnungsmäßigen Krankheits verlauf unter ärztlicher Pflege für uns nicht aufgehoben haben. Darum benutzt die Versicherungsanstalten. man seine Forderungen nicht berücksichtigt, so wird man ihm das kaum verdenken können. Aber die conservative Partei trägt an dieser Nichtbeachtung nicht die mindeste Schuld; es wäre eine häßliche Ungerechtigkeit, wenn man ihr die Schuld an der Verzögerung beimessen wollte. Nur dann würde man ihr mit Recht einen Vorwurf machen können, wenn sie sich durch die Mißerfolge entmuthigen ließe und in der Energie des Eintretens für die Handwerkerforderungen nachlassen wollte. Daß dies aber nicht geschehen wird, ist unsere felsenfeste Ueber- zeugung. Freilich können die konservativen nur für solche Forderungen eintreten, über die sich das Urtheil in Handwerker kreisen vollkommen geklärt zu haben scheint; Forderungen, die von dem einen Theile der Handwerker ebenso energisch ver fochten werden, wie sie von dem anderen Theile bekämpft werden, können sie unmöglich zu den ihrigen machen. Selbst der wärmste Freund des Handwerkes wird zugeben müssen, daß noch nicht in allen Punkten vollkommene Klarheit und Ueber einstimmung der Anschauungen herrscht. In diesen Punkten ist ein Abwarten der Klärung nothwendig. In dem einen Punkte aber scheint vollkommene Ueberein- stimmung in den betheiligten Kreisen zu herrschen, daß näm lich der schlimmste Feind des ehrlichen Handwerkes und ves seßhaften Kleinhandels der Schwindel ist, der Schwindel, der wohl fast allein die sogenannten Segnungen der liberalen Frei heit gespürt hat. Im Kampfe gegen diesen Schwindel, der die verschiedensten Gestalten annimmt und dadurch Viele zu täuschen pflegt, hat die conservative Partei immer in der vordersten Reihe gestanden. Sie hat mehrfache Anträge auf Einschränkung des Hansirhandels gestellt, ist gegen die Abzahlungsbazare auf getreten und ist nicht müde geworden, immer und immer auf eine Reinigung unseres Geschäftslebens von schwindelhaften Auswüchsen zu dringen. Wenn nicht Alles trügt, sind von der nächsten Tagung des Reichstages gesetzgeberische Maß nahmen zu erwarten, die wenigstens die Hauptformen des Schwindels zu treffen geeignet sind. Auch der das Kleinge werbe und den seßhaften Kleinhandel bedrohenden Ausdehnung des Consumvereinswesens hat die conservative Partei stets ihre Aufmerksamkeit zugewandt; ein sächsischer conservativer Land tagsabgeordneter hat erst neulich wieder die Schäden des Ver- einswcsens ins rechte Licht gerückt. Und so könnten wir, wenn wir die einzelnen Maßnahmen zur Stützung und Förderung des Handwerkes und des seßhaften Kleinhandels durchgehen wollten, überall nachweisen, daß die conservative entweder die erste Anregung dazu gegeben oder an ihrer Durchführung am thaikräftigsten mit gearbeitet Hai. Wenn irgend eine Partei so hat die conservative das Recht, sich eine Partei des Mittel standes zu nennen. Einer besonderen Partei, einer neuen antisemitischen Partei des Mittelstandes bedarf es nicht. Im Gegentheil: wenn sie so auftritt, wie bisher, wird sie die Interessen des Handwerkes und des Mittelstandes nicht fördern sondern schädigen, da sie nur Verwirrung stiftet und die Po sitionen der bewährten Freunde des Mittelstandes schwächt. Aennchen, es war ziergange?" „Äch, es war die war allerliebst!" „So, so, hm! Neumann. „Mein Gott, wenn Du so ein böses Gesicht machst, da fürchte ich mich ja ordentlich vor Dir," erwiderte Aennchen mit schelmischem Lächeln. „Ich bin nicht böse, Aennchen, wirklich nicht." „Ich glaubte schon, eö wäre Dir nicht recht, daß ich so lange geblieben bin." „Hm, möglicherweise dürfte eö besser gewesen sein, Du wärest lieber zu Hause geblieben!" war nun die ernste Antwort das bleiche Antlitz des Vaters gar nicht zu bemerken schien. „Ach, wie freue ich mich, Väterchen, daß Du wieder auf Platze bist!" rief sie. „Ich hatte schon große Angst, daß ernstlich krank werden könntest." „Na, so recht gut ist mirs freilich noch nicht," erwiderte Der Antisemitismus und die deutschen Conservativen. Bekanntlich findet nächsten 22. September eine Vereins- Mammlung der Konservativen im Amtsbezirke Meißen statt, Mche sich auch mit der Stellung der konservativen zur Juden- beschäftigen soll. Es wird daher allgemeines Interesse Men, wenn wir die jüngste Kundgebung der „konservativen mrespondenz", des amtlichen Organs der deutschen conservativen Mtei über den Antisemitismus, hier veröffentlichen. Sie folgenden Wortlaut: Im antisemitischen Lager geht es lustig zu. Jeder der '«sichrer" möchte gerne der maßgebende sein und Einer wirft M Andern Unfähigkeit, wenn nicht Aergeres vor. Es ist Melde Schauspiel, das wir bis jetzt noch bei allen denjenigen Esten wahrnehmen konnten, die von der Demagogie leben, M dieses antisemitische Schauspiel wird ganz naturgemäß Mn: die radicalste Richtung wird siegen. Wer am besten Men kann, ist König, wird eö heißen, wie es bei dem be amten deutschfreisinnigen „Ausgleich" hieß und wie es auch letzten Ende bei der Socialdemokratie heißen wird. Gleich Socialdemokratie giebts auch bei den Antisemiten „Alte" »Junge", die sich gar fürchterlich befehden. Beide .Wungen aber laden gemeinsam ihre Gehässigkeiten auf die Mservativen ab. Das ist auch ein Berührungspunkt mit H Socialdemokraten. Die Antisemiten der Böckelschen, wie der Liebermann v. Mnnenbergschen Richtung preisen sich einerseits den Conser- Mven als „Bundesgenossen" an, andererseits bezeichnen sie A als deren gefährlichste Gegner. In der That aber ist ihr Mben darauf gerichtet, die conservative Partei zu ruiniren M deren Erbschaft anzutreten. Damit werden indessen die ^treii kein Glück haben; denn mit Hetzen allein ist dieJudcn- M nicht zu losen und an positiven Leistungen der Antisemiten K es bis jetzt durchaus gefehlt, das weiß Jedermann. Wo- "k sollten auch die „Führer" dazu die Zeit hernehmen?" , Nun verspottet insbesondere Herr vr. Böckel die Con- Mtwen; er schildert u. A. in seinem „Reichshervld" in Ml gewohnten — drücken wir uns milde aus — „derben" Mse „die konservativen in tausend Nöthen". Wir haben langer Zeit nicht eine solche Menge von Schimpfwörtern Mmmengehäuft gesehen, als in diesem „Aufsätze". Und das M viel sagen, wenn man, wie wir, genöthigt ist, täglich die freisinnige Zeitung", den „Vorwärts" und die „Germania" Mzustudireu. Die fettgedruckte Quintessenz des Artikels, die M am meisten belustigt hat, lautet: „Die Einen (der beiden Mervativen Gruppen) kriechen sofort ins Mauseloch vor der Hierung, die Anderen erst in einigen Minuten." Die Anti- Mtcn „verlangcn" nämlich, daß die konservativen eine „Volks- Mei" würden. Sie stellen sich aber die Volksparlei ganz be- ^islicher Weise als eine solche vor, die mir den augenblicklich flchulären" Gedanken nachläuft und dem Volke schmeichelt, M — wie sich Herr llr. Barth sachverständig ausdrückt — ? „Streberei nach Unten" treibt. Sie verlangt darum, daß Grafen, den Baronen, wie den Adeligen überhaupt, die Hgeordnctenmandate abgenommen würden. „Wie soll ich das verstehen?" „Na, schon gut, wir sprechen ein andermal darüber." Mit den Worten wollte Neumann das Gespräch abbrechen, doch Aennchen schien noch keine Lust zu haben, den Vater frei zu lassen. „Nein, nein!" rief sic. „Du hast etwas auf dem Herzen, und das muß herunter, das muß ich wissen! Was hast Du mir denn zu sagen, Väterchen, verschiebe es ja nicht auf ein andermal!" „Es geht nicht, Aennchen, sei doch vernünftig und quäle mich nicht!" In dem Augenblicke öffnete sich die Thür und Assessor Bienert trat ein. Nur einen Blick warf Aennchen auf den An- gckommenen und eilte dann wie ein flüchtiges Reh durch das Zimmer, um durch die Hinterthür in das Nebenstübchen zu verschwinden. Neumann schaute ganz erstaunt auf den in feinster Toilette erscheinenden Assessor. Fast schien es, als ob er eine Ahnung davon habe, was ihm die nächste Minute bringen sollte. Sein Herz zog sich krampfhaft zusammen, sein Antlitz wurde noch bleicher wie vorher, und nur mit großer Mühe konnte er den freundlichen Gruß des Assessors mit einem leisen „Guten Morgen!" erwidern. „Sie würden mich zu großem Dank verpflichten, Herr Neumann, wenn Sie mir gütigst eine kleine Unterredung unter vier Augen gestatten wollten," begann der Assessor. Es war so. Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen, den armen, unglücklichen Neumann. „Wie Sie wünschen," erwiderte Neumann und schritt mit dem Assessor nach dem Zimmer, in welchem Aennchen ver schwunden war. Seine Kniee wankten und er mußte sich noch Gewalt anthun, um seine innere Erregung nicht merken zu lassen. Das Zimmer war leer. Aennchen hatte sich jedenfalls noch weiter geflüchtet. „So, womit kann ich Ihnen dienen, Herr Assessor?" be gann Neumann, indem er sich rasch auf einem Stuhle nieder- licß und durch einen Wink mit der Hand den Assessor auf- sorderte, neben ihm auf dem Sopha Platz zu nehmen. Nachdem dies geschehen, begann Bienert: „Es ist ein höchst wichtiger und entscheidender Moment, Herr Neumann, in welchem ich mich gegenwärtig befinde. An Ihnen liegt es, über Wohl und Wehe zweier Menschen zu bestimmen." Immer blasser wurde das Antlitz, immer bleicher die Lippen des gemarterten Mannes, der Hals war ihm wie zugeschnürt, er fühlte sich so entsetzlich unglücklich, daß er am liebsten da vongelaufen wäre. Neumann und wendete sich zu seiner Beschäftigung. Das glückliche Kind ahnte nicht, welcher Vulkan des Schmerzes in der Briist des Vaters tobte, sie hatte keine Ahnung, daß ihr glückliches Lachen, daß ihre freudestrahlenden Augen dem ge- licbten Vater so wehe thaten. Doch gegen elf Ukr wurde Aennchen stiller und stiller und schaute zuweilen sehnsüchtig nach der Uhr, um dann wieder an das geöffnete Fenster zu treten und einen forschenden Blick nach dcr Straße zu werfen. Ihre Unruhe steigerte sich von Minute zu Minute, so daß endlich auch Neumann aufmerksam wurde. „Du erwartest wohl Jemand, Aennchen?" fragte er sie plötzlich, als sie wieder sehnsüchtig aus dem Fenster schaute. „Der Herr Assessor wollte den Morgen kommen," stammelte Aennchen verwirrt. „So, er kommt doch sonst immer erst gegen Abend." „Heute ist es eine Ausnahme!" lächelte Aennchen und wollte ra«ch an dem Vater vorüber. Doch dieser erfaßte ihre Hand und begann, indem er ihr forschend in das geröthete Antlitz schaute: „Sage einmal, Das Wort der Mutter Roman von A. Söndermann. Die eigentliche „Volkspartei" sollte darum nur die der Msemiten sein. „Volk im edlen Sinne verstanden ist gleich I Mttelstand", meint Herr Or. Böckel und erzählt seinem > Obigen Anhänge, daß die Conservativen biöder gar nichts , den Mittelstand, dagegen die Antisemiten Alles für ihn hätten. Wenn nur der geehrte Herr verrathen wollte, die Antisemiten bisher auf diesem Gebiete geleistet haben. M jetzt weiß von diesen Großthaten Niemand etwas, eö ist A tiefes Geheimniß, das in der Brust dcr antisemitischen Mer schlummert. Zwar haben sie in der letzten Zeit die ^«dwerker- und Bauernfrage in ihr Programm aufgenommen M besser gesagt, aus dem conservativen Aclivnsprogramm kommen; aber das kann doch als eine „That", noch dazu Gegensatz zur conservativen Partei, kaum betrachtet werden ; ? ist einfach ein Pflügen mit dem, dem Nachbar heimlicher Mse ausgespannten Kalbe. Macht also schon die kühne Renommistciei lachen, so wird fr Heiterkeit geradezu überwältigend, wenn man in einem feilen Artikel derselben Nummer des „Reichshervld" liest, daß M Antisemiten eigentlich Alles „fehlt", was zum Bestände Mr Partei nöthig ist, nämlich: „Vertrauen in bewährte Mblickende (!) Führer und Opferwillig'eit." So schreibt das Mische Organ wörtlich und fährt fort: „Wenn das nicht M anders wird, ist Alles verloren. Es kann nicht so weiter Men . . . ." Herr vr. Böckel bespöttelt die zielbewusst vor- Mtsschreitenden Conservativen und plaudert aus, daß im ^semitischen Lager eine ziellose Wirthschaft von allerlei Gernegroßen" und „Harlekins" eingerissen und „daß er müde zu arbeiten, um das gut zu machen, was unfähige Menschen Msuschen." Herr Or. Böckel wird eben die Erfahrung ^en müssen, daß im Grunde genommen „agitircn" nicht " schwer ist, daß es aber recht viel ehrlicher und gewissenhafter Witwer Arbeit bedarf, um das Vertrauen des Volkes that- Mich zu erwerben oder zu erhalten. Er sollte sich also der Wrationen auf eine Erbschaft von den Conservativen ent- ^iagcn; die conservative Partei ist jedenfalls noch sehr lebendig M denkt nicht daran, zu Gunsten von antisemitischen „Gerne- Gn» und „Harlekins", nicht einmal zu Gunsten des Herrn Böckel selber, zu abdiciren. > Auch das Organder sächsischenConservativen, das „Vater- hat die Stellung der conservativen Partei zur Judcn- Me in einer Reihe von Aufsätzen behandelt. Heute weißt es "r Allem nach, daß sie von jeher für den Schutz des Hand- M eingetrcten ist und bemerkt in dieser Beziehung: , , .. , ... Wenn das Handwerk nachgerade ungeduldig wird, weil hängnißvollen Abends wieder so recht lebendig vor ihre Seele ge- (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) 16.