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Wir müssen es zur Ehre des Barons konstatiren, daß er in seiner ziemlich arglosen Weise keine Ahnung davon hatte, daß der häufige Besuch des Prinzen Arnold nicht ihm und seinen Sammlungen, son dern der Tochter allein nur gelte, da sich die Baronin, welche konse quent ihren Plan dabei verfolgte, wohl hütete, den Gemahl auf die Wahrheit aufmerksam zu machen. Regina aber ließ sich die zarten Huldigungen des liebenswürdigen Fürstensohnes ebenso arglos gefallen, ohne sich Schlimmes dabei zu denken, oder eine Gefahr für ihr eigenes Herz zu befürchten. Prinz Arnold war ihr als Egberts Freund eine interessante Persönlichkeit geworden, während sein geistreiches Geplauder und seine drolligen Bonmots ihr die früher so langweiligen Stunden verkürzten, was doch sicherlich auch keine Sünde sem konnte, da die Baronin stets gegen wärtig war und sie bislang zum geheimen Aerger des Prinzen keine Minute mit ihm allein gelassen hatte. Die Bewohner der Villa Einsiedel ahnten noch nichts von dem Sturm, welcher dieses idyllische Glück bedrohte; sie allein wußten es nicht, was die Spatzen bereits auf den Dächern zwitscherten, daß die intriguante Baronin nichts anderes bezwecke, als ihrer Stiftochter das fürstliche Diadem zu erringen ynd so, ihrem maßlosen Hochmuth zu genügen, mit der regierenden Familie des Landes verschwägert zu werden. Man kannte die Baronin nicht, um ihr solches zuzutrauen. Allerdings konnte diese Liaison nach den sicheren Aussichten der jungen Baroneß nur mit einer Heirath endigen, und neugierig richteten sich die Augen auf den Fürsten sowohl als auch auf Dürrenstein, wo der Alte noch immer, wie es hieß, im Bann des Podagras liegen sollte. Elftes Kapitel. Gegenminen. Der Fürst schritt unruhig in seinem Gemach auf und ab, und redete dabei eifrig aus seinen Leibarzt ein, welcher mit unbeweglichem Antlitz an einem Schreibtisch stand. „Sie müssen es bemerkt haben, lieber Geheimrath!" sagte der Fürst, vor ihm stehen bleibend, „und ich bleibe dabei, daß es weder klug noch aufrichtig von Ihnen gewesen, mir gleich bei seinen ersten Besuchen keinen Wink darüber gegeben zu haben." „Verzeihen Hoheit!" erwiderte Berg ruhig, „ich sah den Prinzen nur zweimal in jenem Hause, dann nicht wieder, da Hochderselbe seine Besuche auf eine andere Zeit verlegte. Auch habe ich die Villa Ein siedel nach der völligen Genesung der Baronin nur sehr spärlich noch betreten." „Sie hörten aber doch im Publikum genug darüber," rief der Fürst erregt, „die Geschichte ist so stadtbekannt geworden, daß sich die Weiber auf dem Markte davon erzählen sollen." Berg zuckte die Schultern. „Verzeihung, mein Fürst! — ich bin niemals ein Freund gemeinen Geträrsches gewesen und habe mich absonderlich um dergleichen Weiber klatsch nicht bekümmert. Auch werden Hoheit den ergebensten Diener Ihres Hauses nicht zum Gebärdenspäher und Geschichtenträger herab würdigen wollen." Der Arzt sprach diese Worte ruhig und mit stolz erhobenem Haupte, wobei sein Blick dem des Fürsten fest und furchtlos begegnete. Letzterer runzelte die Stirn und maß den Kühnen mit einem zor nigen Aufblitz seiner sonst sehr gutmüthigen Augen. Dann schüttelte er unmuthig den Kopf und schritt aufs neue auf und ab. Nach einer Weile war der Zorn völlig verschwunden, sein Antlitz wieder freundlich und klar. Er blieb vor Berg stehen und legte ihm die Hand aus die Schulter. „Rathen Sie mir, bester Freund!" sprach er mit gedämpfter Stimme, „ich kenne meinen Sohn und weiß, daß jede Gewaltmaßregel ihn in seinen Plänen bestärkt. Was soll schließlich aus der Geschichte wer den? Wenn die Dürrensteins davon hören, dann ist der Eklat fertig und die Zukunft der jungen Baroneß vernichtet." „Hoheit belieben grau in grau zu malen," versetzte Berg mit ge zwungenem Lächeln, „möglich, daß Prinz Arnold sich in die junge Dame verliebt hat, ich finde solches sehr wahrscheinlich, möchte mich aber doch für die Ehre der Baroneß insofern verbürgen, als dieselbe solcher Liebe keinen Vorschub geleistet, oder selbe gar erwidert haben sollte." „Und wozu rathen Sie mir, lieber Berg?" »Zur sofortigen Abreise des Prinzen, Hoheit! und wenn ich meinem durchlauchtigsten Herrn einen weiteren Rath ertheilen dürfte, so wäre eS der, keine Silbe von der Geschichte dem Prinzen gegenüber verlauten zu lassen. Hoheit werden am Ende nicht unschwer den Grund zu einer plötzlichen Reise finden." „Sehr gut, sehr gut, lieber Geheimrath!" nickte der Fürst lebhaft, „das wird sich arrangiren lassen. Mein Schwager, der Herzog von Waldenburg, sandte mir heute die Verlobungsanzeige seines Sohnes mit der Prinzessin Schwarzenstein; Prinz Arnold wird der Ueberbringer unserer Glückwünsche sein, ein Auftrag, der so rasch als möglich aus geführt werden muß. Ich danke Ihnen, mein lieber Freund, für diesen Rath, da derselbe der einzig richtige ist. Ich werde meinem Schwager sogleich telegraphieren, daß der Prinz dort einlreffen und einen unbe schränkten Urlaub mitbringen wird." „Hoheit wollen aber alsdann auch sofort an Se. Durchlaucht brieflich die Bitte aussprechen, den Prinzen auf einige Zeit festzuhalten." „Soll alles geschehen, lieber Geheimrath!" rief der Fürst erfreut, „mir ist in der That ein Stein vom Herzen gefallen, da die Sache mir sehr bedenklich erschienen ist." Er reichte seinem Leibarzt die Hand, worauf dieser sich ehrfurchts- voll empfahl. Als Berg gedankenvoll die breite Schloßtreppe Hinabstieg, kam Prinz Arnold raschen Schritts aus dem Seitenflügel, wo die Gemächer desselben lagen. Der Geheimrath blieb stehen, um den Prinzen zu begrüßen. „Ah, lieber Berg!" rief dieser heiter, „man hat sich gestern bitter über Sie beklagt." „Das bedaure ich tief, mein durchlauchtigster Prinz! doch wüßte ich in der That nicht —" z „Die Baronin Einsiedel zürnt Ihnen ernstlich," fuhr der Pri»e rasch fort, „Sie lassen sich dort nicht mehr sehen, obwohl die gnädigr Frau, wie sie versicherte, sich sehr leidend fühlt und meistens miede an ihr Zimmer gebannt ist." „Ich werde sogleich zu ihr fahren, Prinz!" „Thun Sie das, lieber Berg! — doch eins noch, möchten Sie mir ein wenig Opium verschreiben? Ich leide seit einiger Zeit an permanenter Schlaflosigkeit." Der Leibarzt blickte den jungen Prinzen forschend an. „Durchlaucht sehen recht wohl aus, ich gebe nur unter den zwingendsten Umständen Opiate," versetzte er langsam. „Ach, mein Aussehen täuscht," rief der Prinz ungeduldig, „ich muß ein Schlafpulver haben, lieber Geheimrath! — nicht zu stark, hören Sie, machen Sie mir dasselbe auf die nächste Nacht zurecht, und senden Sie es meinem Kammerdiener." Er nickte ihm freundlich zu und ging raschen Schrittes aus dem Portal, wo sein Koupce bereits seit einer Viertelstunde auf ihn harrte. Der Geheimrath folgte langsam, sein Gesicht war undurchdringlich wie gewöhnlich, erst als er in seinem Wagen saß und der Kutscher auf seinen Befehl den Weg nach der Villa Einsiedel einschlug, nahmen seine Züge einen finstern und sorgenvollen Ausdruck an. „Einen Schlaftrunk will er haben?" murmelte er, „wozu? Er hat Schlaf genug, sein blühendes Aussehen, das klare Auge, bah, Prinz, mich belügt man nicht so leicht. Das Opiat soll einem anderen Zwecke dienen, ich werde wachsam sein, mein Prinz!" Der kleine Wagen des letzteren fuhr soeben leer durch die Allee, er war also schon wieder in der Villa Einsiedel, vor welcher in diesen» Augenblick die Equipage des Geheimraths hielt. Der fürstliche Leibarzt schritt langsam die Treppe hinauf, welche zu den Zimmern der Baronin führte. Er war es gewohnt, zu diesel Stunde unangemeldet bei ihr einzutreten. „Die gnädige Frau in ihrem Zimmer?" fragte er kurz den M' lattenknaben. „Sie ist nicht allein," brachte dieser zögernd hervor, „die Fra» Baronin haben befohlen —" „Jeden abzuweisen," nickte Berg, „gut, dann ist sie also gesund — und der Herr Baron?" „Sind soeben mit der Baronesse spazieren gegangen." „Melde mich!" befahl der Arzt kurz und gebieterisch. Der kleine Diener flog davon, um schon im nächsten Augenbl^ dem Geheimrath unterthänigst die Thür zu öffnen. Dieser trat ein und sah sich dem Prinzen Arnold gegenüber, während die Dame dci HauseS auf einem Ruhebett lag. „Endlich!" rief letztere, „ich bin Ihnen ernstlich böse, Geheimrath» WaS hätte Ihr Gewissen gesagt, wenn man Ihnen eines TageS meine" Tod gemeldet hätte?" „Mein Gewissen wäre sehr ruhig geblieben, Frau Baronin!" vev setzte Berg, lächelnd ihren Puls prüfend, „cS hätte sich gesagt, dak die Villa Einsiedel noch einige Diener beherbergt, welche den vielb? schäftigten Arzt sicherlich nicht vergebens gerufen haben würden, we"" wirkliche Gefahr vorhanden gewesen wäre. Doch ist der Puls äuge"' blicklich wirklich sehr aufgeregt," setzte er, sie forschend betrachtend, lM zu, „ich darf wohl nicht befürchten, meine Gnädige, daß die Unterhab tung mit dem durchlauchtigen Prinzen dies verursacht hat. —(Fortsetzung folgt.) WermischteS. * „Wie ich zu meiner Frau kam", erzählte ein Chemnitz^ Bürger im Kreise «seiner Freunde, „ist etwas romantischer Natur. M wir 1871 als Sieger in Dresden einzogen, wurden uns die größte" Huldigungen gebracht und Blumen und Kränze von allen Seiten a»l uns geschüttet. Da mochte einer Dame im Eifer der Ring mit voih Finger gerutscht sein und fiel mir vor die Füße; rasch hob ich ihn a^ und steckte ihn zu mir; als wir dann einen Rasttag hatten, ließ >ch den Fund anuonciren. Infolgedessen bekam ich eine Einladung E Bürgersleuten, wo ich mit eigener Uniform, recht sauber geputzt, nM einstellte und freundlich ausgenommen ward; ich gab meinen Ring ab, der der Tochter, einem bildhübschen Mädchen, gehörte und mußte »tt' sprechen, bald wieder zu kommen; kurz darauf ward sie meine Braut Als meine Frau hat sie mir dann gestanden, daß sie den Ring »iuth' wlllig unter die Truppen geworfen mit den Worten: „Bringt Ä" Sieger unter Euch mir einen hübschen Mann!" * Ein amerikanischer Großgrundbesitz. Kürzlich starb zu Buenos' Ayres Nicholes Anchorena, der ohne Zweifel den größten Privatgrund' besitz der Welt sein eigen nennen konnte; nicht weniger als 1710 eng' Usche Quadratmeilcn bildeten seinen Besitzstand, worauf 152,000 der und 410,000 Schafe ernährt wurden. Sein Nachlaß wird «ul 30 Millionen Gulden geschätzt. * Sämmtliche in den West- und South-Aorkshire Kohlenmiu^ beschäftigten Arbeiter, ungefähr 4000 an der Zahl, haben seit 6. März die Arbeit niedergelegt, weil von dem ohnehin sch"" niedrigen Lohne ein Abzug von 10 Prozent gemacht werden soü^ Die Eigenthümer der Minen haben in einem Meeting beschlossen, - Anbetracht des Darniederliegens deS Geschäftes, fest auf ihrer For^ rung zu bestehen, die Arbeiter sind aber ebenso fest entschlossen, nA eine Lohnhcrabsetzung nicht gefallen zu lassen, um so weniger, da er! vor einigen Jahren eine solche stattgcfunden hatte. * Eine Gesellschaft sandte kürzlich folgende Einladungskarte he^ Den verehrten Mitgliedern hierdurch die ergeb. Mitiheilung, daß am — eine musikalisch-declamatorische Abendunterhattnng verunstalt,' Orc>S868 Murbacher l' Träger und Bauschienen. Stallsäulen und Fenster werden nach Aufgabe schnellstens besorgt. Hv88M. Hermann llürlMs In dem kleinen Schriftchen Der Krankenfreund findet der freundliche Leser eine Besprechung solcher Hausmittel, welche sich nicht nur zur Beseitigung kleiner Unpäßlichkeiten, rhew matischer Beschwerden rc. eignen, sondern welche auch vielfach bei ernsten oder langwierigen Krankheiten von bester Wirkung sind- Bekanntlich ist oft das einfachste Hausmittel das beste und dürfte daher obiges Schriftchen für jeden Kranken von Nutzen sein. Uni dasselbe allgemein zugänglich zu machen, wird es von Richters Verlags-Anstalt in Leipzig schon gegen eine 10 Pfg.-Marke franko versandt. Eine Zuchtkalbe, unter zweien die Wahl, steht zu verkaufen in Schmiedewalde No. 29. . Wechselformulare, Eisenbahnfrachtbriefe Rechnungsformulare hält vorräthig die Druckerei dieses Blattes.