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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.05.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080514020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908051402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908051402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-14
-
Monat
1908-05
-
Jahr
1908
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Beilage DomierStag, 14. Mai 1908. Leipziger Tageblatt. «r. ISS. 102. Jahrgang. * ' ' ' - ' - - " -- - — ! — Leipziger Han-elszeitimg. Lrrft, Waffen, Tsvf in In^nftvie nnd Landwivtfchaft. Boa Dr. R. Ri ecke-Berlin und E. Reiher-Berlin. * Die Schrecken lokaler Hungersnöte, die in früheren Jahrhunderten alS Folgen von Unwettern und Ungezieferplagen auftraten, haben Mar dnrw die Entwicklung des modernen Weltverkehrs viel von ihrer Ge fährlichkeit eimebüßt, weil der Mißwuchs in diesem oder jenem Lande durch die Anfuhr aus anderen Gegenden für die Ernährung der Mensch, heit wieder wettgemacht werden kann, aber an dem fernen Zukunfts horizont steigt daS viel ernstere Schreckgespenst, das einer allgemeinen Hungersnot, empor, wenn der Boden der Erde die stetig wachsende Menschheit nicht mehr mit Nahrungsmitteln zu versorgen imstande ist. Alle Wissenschaften, die rm Dienste der Agrikultur stehen, haben daher als wichtigstes Ziel die Steigerung der ErtragsfäHigkeit des Bodens im Auge, und die Frage, wie das Problem zu lösen sei, berührt nicht nur speziell« Fachgebiete, sondern alle Volkskreise. Wir wissen, daß zum Ausbau der Pflanze hauptsächlich Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Kali, Kalk, Tonerde, PhoSphor und Stickstoff gehören. Die für den An bau in Betracht kommenden Landstrecken leiden zumeist an einem Mangel an Kali, Phosphor und Stickstoff, von denen die erzeugten Pflanzen alljährlich große Mengen dem Boden entziehen. Der Landwirtschaft fällt es zu, für einen Ersatz dieser Stoffe im Boden Sorge zu tragen, und die Totznik hat für dre Lieferung dieser Stoffe in ausreichenden Quantitäten und zu rationellen Preisen ihr Wissen und Können ein- zusetzen. Kali hat nun Deutschland in so ausreichenden Mengen, daß es da» mit die ganze Welt versorgen kann. Was aber den Phosphor betrifft, so ist zu konstatieren, daß der Boden in Deutschland nicht mehr als 0,3 bis 1 Proz. Phosphorsäure enthält. Es werden ihm aber jährlich 640 000 bis 660 000 r Phosphorsäure entzogen, während die künstliche Düngung an phosphorhaltigen Pflanzennährstoffen wie Phosphat, Guano, gemahlenen tierischen Abfällen und Thomasschlacke nur etwa 300—32)000 t dem Boden wieder zuführt. Das verbleibende Manko muß nun unbedingt in stärkerem Maße ersetzt werden, wenn nicht die Ernte- erträgnisfe nach und nach, wenn auch zuerst nur in wenig fühlbarer 'Form, jedoch mit den Jahren immer stärker und stärker zurückgehen sollen. Noch dringlicher ist das Problem der Versorgung des Kultur- badens mit Stickstoff, das nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt darum besonders beschäftigt, weil die Produktion bisher weit davon ent fernt ist, den Bedarf zu decken. Die Abfallstoffe menschlicher und tierischer Organismen, die stickstoffhaltigen Abgänge aus Zuckerfabriken, Schlachthäusern usw., der Stalldünger und schließlich auch der Anbau des Bodens mit Pflanzen, welche den atmosphärischen Stickstoff in sich binden, können sämtlich nicht der Erschöpfung des Kulturbodens an Stickstoff Einhalt gebieten. Justus von Liebig wies nun auf die künst lichen Pflanzennährstoffe hin, aber auch diele vermögen dem immer größer werdenden Bedarf nicht zu genügen. Der Chilisalpcter gehr zu Ende; sein Preis ist in den letzten 5 Jahren um etwa 35 Proz. ge- stiegen, und zwar von 14,85 .kl auf 23 .kl per 100 K«, so daß 1 lcx Stick stoff im Salpeter unter Umständen frachtfrei auf 1,50 .kl bis 1,60 .kl zu stehen kommt. Auch die Produktion von schwefelsaurem Ammoniak, dem zweitwichtigsten künstlichen Stickstoffdünger, reicht nicht für den Konsum aus und kann als Nebenprodukt der Leuchtgas, und Koks produktion auch nicht beliebig gesteigert werden. ElektrotechnikundChemie haben es sich daher seit mehr als einem Jahrzehnt zur Aufgabe gemacht, den Stickstoff der Luft für Düngezwecke verwendbar zu machen. Stick stoff, den jede Pflanze als Lsbenssubstanz bedarf, ist in der atmosphä rischen Luft zu etwa ihres Volumens enthalten, während das fehlende Fünftel Sauerstoff ausmacht. Das Ende des vorigen Jahrhunderts brachte zwar die Erfindung, den Stickstoff der Lust in ein Düngemittel zu überführen, aber erst die neueste Zeit gab Ehemie und Technik die Mitte! an die Hand, die Fabrikation künstlichen Stickstoffdüngers aus der Lüft als Großindustrie zu betreiben und so erst das neue Dünge- mittel, diesen neuen unerschöpflichen und billigen Düngestoff, für die Allgemeinheit auszunutzen. Der elektrische Ofen mit seinen Temperaturen von ca. 3000 Grad, in dem der verstorbene französische Chemiker Moissan auf künstlichem Wege Diamanten herstellte, ist auch die Grundlage dieser epochalen Er- findung. Die norwegischen Forscher Birkcland und Eyde machten sich die Laboratoriumsversuche von Cavendish und Priestley, mit Hilfe des elektrischen Funkens den Stickstoff der Lust mit dem Sauerstoff der- selben, die als mechanisches Gemisch darin enthalten sind, zu Salpeter säure zu verbrennen, zunutze und konstruierten einen elektrischen Ofen, in dem der Lichtbogen durch einen starken Elektromagneten zu einer icheibenförmigen Flamme zerbissen wird, die der Verbrennung der Luft zu Stickoxyd dient. Durch Zuführung von Lust und Wasser geht dann das Stickoxyd in Salpetersäure über, die, mit Kalk gesättigt, den Kalk oder Norgesalpeter ergibt. Dieses elektrochemische Produkt ist zwar unzweifelhaft imstande, den Chilisalpeter vollkommen zu ersetzen, aber es verlangt zu seiner Fabrikation einen so großen Auswand elektrischer Energie, daß durch 16 Pferdekräfte im Jahr nur 1000 Kx Stickstoff gebunden werden können. Wenn sich dieses Verfahren daher auch für Schweden und Norwegen mit seinen großen, billigen Wasserkräften eignet, so kommt es für Deutschland, wo sich sein Preis jetzt schon noch hUer als der des Chilisalpeters stellt, doch kaum in Betracht. Für deutsche Verhältnisse eignet sich aber ein anderes Verfahren, welches Professor Dr. Frank und Dr. Caro zu Erfindern bat, weil nach ihm schon 3 Pferdekräfte genügen, um 1000 Kx Stickstoff zu binden. Den beiden Chemikern gelang es, durch Ueberleiten von Stickstoff über Kar bide eine stickstoffhaltige Verbindung herzustellen, die 20 bis 22 Proz. Stickstoff in wasserlöslicher Form enthält. Schmilzt man nämlich Kohle und Kalk im elektrischen Ofen zusammen, so erhält man Kalziumkarbid, das ja aus der Azetylengasbeleuchtungsindustrie jedermann bekannt ist. Leitet man nun über dieses Kalziumkarbid bei Not- bis Weihglut- temperatur l700 bis 1000 Gradl z. B. nach dem Lindeschen Verfahren vom Sauerstoff befreite Luft, so entsteh: Kalzinmzyanid oder „Kalkstick- stofs", dessen Herstellung im großen die Zyanidgesellschaft, ein Tochter unternehmen der Elektrizitätssirma Siemens L Halske, Aktiengesell schaft, und eine Reihe anderer, von der Zyanidgesellschaft ins Leben ge rufener Gesellschaften übernommen hat. Die Fabrikation von Kalk stickstoff mit seinen technisch wertvollen Ableitungsprodukten, wie Zyan kali, Eisenhärtemittel ufw., verlangt zum Großbetriebe bedeutende Mengen elektrischer Energie, die sich rentabel u. a. aus der Benutzung größerer Wasserkräfte gewinnen lassen. Es sind jetzt in verschiedenen Ländern Europas und Amerikas etwa 100 Millionen Mark Kapital für die Industrialisierung dieser elektrochemischen Produkte angelegt, doch find die meisten deutschen Anlagen erst gerade fertig geworden bzw. noch im Bau. Bei einer Fabrik bei Bromberg wird die Kraft der Brahe ausgenutzt, bei Brühl im Rheinlande wird dagegen die Braunkohle zur Energiebeschaffuna herangezogen. Noch größer und wichtiger als diese beiden Anlagen ist das Alzprojekt, das gerade in letzter Zeit die bayri- 'chen Wirtschaftspolitiker insofern beschäftigte, als die Wasserkraft der Alz auch für die Elktrisierung der bayrischen Vollbahnen mit benutzt werden soll. Das ganze Projekt, das natürlich in bezug auf Strom- regulierung und Hochwassevschutz auch dem Wohlstände verschiedener Ort- schäften zugute kommt, hat insofern eine allgemeine Bedeutung, als jähr, lich für etwa 5 Millionen Mark stickstoffhaltige Produkte hiev hergestellt werden und der bayrischen Landwirtschaft ein brauchbares Düngemittel ohne Frachtverteuerung und ohne Abhängigkeit vom Auslände geliefert wird, und daß diese 5 Millionen Mark im Gegensatz zu den bedeuten den Kapitalien, die jährlich für ausländische Düngemittel gegeben wer den, der heimischen Industrie zustatten kommen und den Ärbeitsmarkt deS Landes wesentlich beleben. Die Kalkstickstoff-Fabrikation verlangt aber, wie schon ausgeführt, zur Rentabilität di« möglichst billige Be schaffung von elektrischer Energie, der nur in einem Teile von Deutsch- land die dafür in Betracht kommenden Wassermengen zu Gebote stehen. Aber noch andere Kräfte besitzen wir, die allerdings erst geweckt werden müssen, um hier nutzbar ins Treffen geführt werden zu können. Das sind die gewaltigen Torfmasssn, die in unseren 500 Ouadratmeilen Mooren einer rationelle» Verwendung entgegengeführt werden können. Auch hier haben nach vielen unproduktiven Vorversuchen die beiden Forscher Frank und Caro Bahn gebrochen. Durch eine Vergamng des Torfes mit einem Wassergehalt bis zu 50 Proz. in besonderen Genera toren gewinnt man ein-mal 80 Proz. der in ihm enthaltenen stickstofs- haltigen Verbindungen, wie Ammoniak, und zweitens 250 bis 300 Kilo wattstunden an Kraft pro Tonne des vergasten Torfes. Das hier ge wonnene Gas eignet sich wegen seiner gleichmäßigen Bcschaifeübcit und seiner großen Reinheit ganz besonders für den Kraftbetricb mit Gas motoren, die wiederum in einer Zentrale die Dynamos treiben können. Durch «in« solch« Krastguelle wird in den schwachbevölkerten Moor gebieten Landwirtschaft und Industrie wesentlich gefördert. Der hier an Ort und Stelle hevgestellte Kalkstickstosf könnte z. B. gleich zur Düngung der abgetorsten Landstrecken dienen, wodurch der landwirt schaftlichen Kultur neue Produktionsgebiete erschlossen würden, und die Industrie könnte sich gleich der Nadelholzbestände zur Herstellung von Holzschliff, mit dem gegenwärtig Schweden, Norwegen uich Finnland die europäische Papierindustrie versorgen, annvhmen, da sie bei den billigen Krastkosten von noch nicht 0,5 Pf. pro elektrische Pferdekraftftunde sehr gut mit diesen Ländern zu konkurrieren vermöchte. Bei einer solchen Verarbeitung von Tors mit einem Stickstoffgehalt von 114 Pro-, in der Torftrockenfubstanz werden durch die Gewinnung des schwefelsauren Ammoniaks alle Betriebskosten gedeckt, und das Kraftgas repräsentiert einen Reingewinn. Es resultiert aus diesen Ausführungen, dah hier auf den einsamen Hochmooren Kräfte zur Verfügung stehen, die als eine willkommene Ergänzung der durch die Ausnutzung von Wasser kräften gewonnenen Elektrizttätsmengen anznfehen lind. Ter Kalistickstoff ist ferner ein wertvolles Rohprodukt für die Technik, indem er durch Verschmelzung mit Kochsalz das stark giftige Zyankali liefert, das bei der Scheidung von Gold und Silber aus armen Erzen eine große Rolle spielt. Aus Kalkstickstoff werden Guanidin, Nitroguanidin, die sich als Zusatzmittel zu Sprengstoffen eignen, ge wonnen, und die Textilindustrie verdankt ihm verschiedene chemische Präparate, die sie in großen Mengen braucht. Aus dem rohen Kalk stickstoff werden noch hervorragende Härtemittel für Eisen und Stahl hergestellt. Man siebt also, daß die Zusammenarbeit von Chemie und Technik hier zur Hebung der Landwirtschaft beiaetragen Hal und neben der Hebung unserer Bodenkultur auch der Industrie auf v'Mschiedenen Ge bieten so wesentliche Dienste leistet, daß damit, durch ksie Gewinnung eines neuen Arbeitsgebietes, die Einnahmemöglichkeit in weiten Kreisen gefördert und gleichzeitig die kapitalistische und ökonomische Tribut pflicht Deutschlands von anderen Ländern wesentlich eingeschränkt wird. Börse«« «n- Hanvetrwefe«. Leipziger Börse vom 14. Mai. Der heutige Börsenverkehr zeigte eine recht feste Haltung. Die Verbilligung des Geldes, die kaiserliche Sanktion^des Börsenac-setzes, die Aufwärtsbewegung am Kupfermarkt, der feste Schluß von New Uork und nicht zuletzt die wesentlich höheren Berliner Anfangsnotierungen gaben dem Markte bei lebhaftem Geschäft ein animiertes Gepräge. 3proz. und 3'/-proz. Reichsanlcihen und Kon suls, Sachsenrente und 3!4proz. Sachsen gingen bis 14 Proz. höher aus dem Markte. Auch 314-proz. Leipziger c-tadtanleihe stellten sich höher, während 4proz. Leipziger und 4proz. Altenburger zum alten Kurs umgingen und so gesucht blieben. Am Bahnenmarkt waren Aussig-Teplitzer Aktien höher gefragt, Genußscheine, Iproz. Nordböhmen und 4proz. Buschtiehrader wurden zum alten Kurs, 4proz. Salzkammer gut-Prioritäten etwas niedriaer gehandelt. Am Kohl-nmarkt wurden Fortschritk-Menselwitz-Prioritaten höher gehandelt und blieben später so angeboten. Dörstewitzer Aktien waren zum alten Kurs offeriert- die Blättermeldung, daß der Gewinn des demnächst ablaufenden Geschäfts jahres nicht hinter dem Vorjahr zurückbleiben werde, blieb eindrucksloS. Bockwa-Hohndorfer Bezugsrechte wurden aus Mangel an Käufern ge strichen. Mansfelder Kuxe stellten sich bei lebhaftem Geschäft um 11 .K. höher. Maschinenaktien waren fast durchweg höher; so profitierten Hartmann 14, Schönherr 14, Schubert <L Salzer 2^, Sondermann <L Stier 1 und Zimmermann 14 Proz. Auch Textil werte konnten zum Teil etwas anziehen, wie Deutsche Spitzen (ft- 14), Meerane s-s- 1), Stöhr l-s- 114) und Thüringer Wollgarn s-j- 14); nur Leipziger Baumwolle waren 1 Proz. billiger angeboten. Sonstige Jn- dustriewerte, besonders Zuckeraktien und alle von Berlin abhängigen Papiere, stellten sich überwiegend höher. Es gewannen: Zwenkau Stämme 1, Glauziaer Zucker 2, Halle Zucker 14, Rositzer 1, Hohburger Quarz 14, Hupfeld 14, Leipziger Dünger 14, Piano Mölkau V-, Schneider 14 und Schutz 1 Proz. Thüringer Gas wurden wieder notiert: der Kurs stellte sich bei 27814 etwas höher als die letzte Notierung. Nied riger waren Krietsch Stämme s— 14s, Schlema s— 14) und Halle Zement l— 114). Die Umsätze waren heute ziemlich belangreich. Bank- «nd Geldwesen. 8 Bank für Handel und Industrie (Darmstädter Bank). Mit der Leitung der neuen Depositenkasse in Leutzsch, deren Eröffnung wir bereits mitteilten, sind die Herren August Scheel und Max Genlsch betraut. Ferner sind die Vorstände der Leipziger Depositen kasse, die Herren Hans Hoff und Richard Große, lowie die Be vollmächtigten, Herren Trebsdorf, Sachs und Hartmann, und zwar je zwei der Genannten gemeinsam oder je einer derselben in Gemeinschaft mit einem der beiden Bevollmächtigten der Abteilung Leutzsch, zur rechtsverbindlichen Zeichnung der Firma berechtigt. sr. Reichsbank. Nach den bis zum 12. Mai vorliegenden Ziffern ist die Besserung im Status der Reichsbank in der zweiten Maiwoche gegen das Vorjahr um 10 Millionen Mark zurückgeblieben. Die Frage einer Diskontermäßigung ist vorläufig noch nicht aktuell. u. Die Osnabrücker Bank in Osnabrück teilt mit, daß auf ihren Antrag bezüglich der sämtlichen fünf Zechen Crone, Felicitas, Marianne, Franz und Glückaufsegen die Zwangs verwaltung und Zwangsversteigerung eingeleitet ist. Dies sind die fünf Zechen, gegen die die Bank insgesamt Forderungen von etwas über zwei Millionen Mark hat. Durch die damit von ihr im Ein- Verständnis mit anderen Hypothekengläubigern eingeleiteten Maßnahmen sollen die genannten fürn Zechen zu einem einheitlichen Ganzen ver schmolzen und der Gesamtbetrieb rentabler gestaltet werden. Der Kohlcnreichtum der Felder und deren leichterA bbau in Verbindung mit der neuen Schachtanlage verbrügt eine gute Zukunft und läßt «inen Verlust für die Hypothekengläubiger wohl ausgeschlossen erscheinen. V«rg- rind Hüttenwesen. Ilj Deutsche Solvay-Werke Akt.-Ges. (Produktion von Natron, Kali und Chromsalzcn) in Bernburg. Die Gesellschaft erzielte im Jahre 1SO7 nach Abzug der Gencvalunkostcn der verschiedenen Werke lowie der Abschreibungen eine Gesamteinnahmc von 8 229 902 (8 395 402) .tt. Die Generaluniosten der Zentrale erforderten 881 927 (905 145) .<(. Der verbleibende Reingewinn, über dessen Verwendung Angaben nicht gemacht werden, belauft sich auf 7 047975 (7 190 256) .L. In ver Bilanz erscheinen unter anderem: Kaliwerk, Sodafabriken und Salinen in Bernburg, Wühlen, Chateau-Salins, Saaralbcn, Rheinberg, Braun- kohlengruben und Fabriken in Osternienburg, Konzcntrationsanlagen und sonstige Immobilien 47071184 (38 882071,10) Zt, Waren, Betrieb, Fabrikation und auswärtige Lager 5 501 527 (4 530 283,88) .kl, Kassa, Wechsel, Effekten 13 858036 (15 586 8:35,17) .kl, Bankierguthaben 1 305 578 (3 960239,21) ^t, Debitoren 5 206 251 (4 460 388,16 .ff, Kredi toren haben 7 346 543 (4 323 681) .kl zu fordern. Die Deutschen Solvay- Werke sind bekanntlich an dem Steinsalzbergwerk Hoh.en- salza durch Aktienbesitz interessiert. G Die Kokerei Wilhelmsburg, Aktiengesellschaft, in Hamburg (in Konkurs) ging durch Kauf an die Hamburger Vereinsbank über. (Das erst im Jahre 1900 gegründete Unternehmen litt hauptsäch- li chdaran, daß die Oefen Konstruktionsfehler aufwiesen. Ein Angebot des Kohlenfyndikats aus Uebernahme des Werkes wurde abgelehnt: da aber auch die Mittel für den Umbau der Oefen nicht zu beschaffen waren, mußte der Konkurs angemeldet werden.) sr. Alkaliwerke Westeregeln. Die Generalversammlung beschloß die Teilung des Feldes derart, daß zwei neue Gesellschaften ge bildet werden, nämlich Tarthun mit 11—12 Normalfeldern und Hadmersleben mit 7—8 Normalfeldern. Auf die neuen Gewerk- schäften wird sich Westeregeln einen maßgebenden Einfluß sichern. Zur Geschäftslage wurde bemerkt, daß im Frühjahr das Geschäft bester ein gesetzt habe. Zurzeit lasse aber die Situation zu wünschen übrig. Die Aussichten für Erneuerung des Syndikats seien augenblicklich nicht günstig; doch wird man wohl schließlich zu einer Einigung gelangen. Vom amerikanischen Eisenmarkt: „Jron Age" schreibt: Von allen Bestrebungen, die auf die Aufrechterhaltung der Roheisenpreise hin- zielten, ist nichts mehr zu merken. Südliches Roheisen wird aus allen Märkten stark Angeboten. Gießereiroheisen wurde zum Preise von 11,25 Doll, per Tvnne franko Birmingham (Alabamas verkauft, was einem Preise von 14,50 Toll, ab Valley-Hochöfen entspricht. Tie Käufer zeigen größeres Interesse und man nimmt an, daß die Umsätze zahlreicher und von größerer Bedeutung sind, als es bisher erscheint. DaS Geschäft in Eisen- und Stählscrtigsabrikaten ist schleppend. Die bis dato getätigten Schicncnvcrkäuse betragen mit Einschluß der aus dem Jähre 1907 übernommenen Aufträge 1500 000 i. Am günstigsten liegt das Geschäft in Weißblechen. Der Handel in Stadesten liegt ganz- lich darnieder. DaS Exportgeschäft ist aussichtsvoller. Atcksfgerverbe. Q D. 1. Internationale Bereinbarungen in der Baumwollindustrie. Wie wir hören, schweben augenblicklich Verhandlungen zwischen den Ver- einiaungen der englischen Baumwollspinner und denen der Baum- wolstpinner Deutschlands wegen einheitlich vorzunehmender Be trieoseinschränkungen. Ob und in welcher Weste ein Ergebnis dieser Verhandlungen zu erwarten ist, läßt sich bis jetzt nicht beurteilen; doch glauben maßgebende Kreise aus der deutschen Baumwollindustrie, daß keine große Aussicht vorhanden ist, eine Verständigung auf internatio nalem Wege, betreffend die Betriobseinschränkung, zu erzielen. Vertriebene Gesellsrnfte». Lr. Erzgebirgische Dynamitsabrik, Aktiengesellschaft, in Geher i. S. Der Aufsichtsrar schlügt eine Dividende von 734 Proz. (wie in den letzten drei Jahren! vor. Zuckerfabrik Körbisdors, Aktiengesellschaft, Körbisdors. Aus dem bereits auszugsweise mitgeteilten Geschäftsbericht der Gefellschaft, die für das am 31. März abgelaufene Geschäftsjahr bekanntlich 11 (9i Prozent Dividende Vorschlag!, sei noch die Bilanz nachaetragen. Das Unternehmen ist bei 2,7 Millionen Mart Aktienkapital und insgesamt 416 475 .(( Reserven mit einer Hypothekenschuld von 1,98 (2,02) Mil lionen Mark neben 131 615 (156 660) .kl laufenden Buchschulden gegenüber 1,58 (1,40) Millionen Mark Außenständen bei Debitoren belastet. Gut haben bei Bankiers betragen 463 203 (264 646) .E, in bar sind 3712 (3121) Mark, in Kautionseffektcn 62 860 l65 356) und an Vorräten und Be- ständen 795 290 (783 330) .L ausgewiesen, lieber die Aussichten enthält der Bericht keinerlei Angaben. S? Gottfried Lindner, Aktiengesellschaft, Ammendorf bei Halle a. S. Nach dem Geschäftsbericht für das am 31. März 1908 abgelaufene Ge- schäftsjahr stieg der Umsatz von vorjährigen 1,72 auf 2,84 Millionen Mark. Der Gesamlrohgewinn einschließlich 1358 (2697) .tl Vortrag aus dem Vorjahr und 16 892 (14491) L Diskontvergütungen stellt sich auf 493 546 (300 794) .kl. Dagegen erforderten Unkosten 144 251 (113 974) .L und Zinsen 32141 (40 603) .<(, so daß nach 125 981 (47 895) .s( Abschrei- bungen ein Reingewinn verbleibt von 191 173 (98 282) F zu folgen- der Verwendung: zur gesetzlichen Reserve 18982 (9554) ^l, zur Extra reserve 35 000 (25 000) .K, 10 (8) Proz. D i v l d « n d e, 22 979 (10 623) Tantieme an Vorstand, Beamtcngratisikationen und Ueberweisung zum ArbciterunterstützungSfonds, 9583 (3698) .(( Tantieme an den Aufstmts- rat und 4629 (1358) .E Vortrag auf neue Rechnung. Aus der Emission von 400 000 .tt neuen Aktien, wodurch sich daS Aktienkapital auf 1 Mil lion Mark erhöhte, wurde ein Ueherschuß von 30 477 .tl erzielt und dieser Betrag der Reserve zugeichrieden. Die gesamten Reserve» ein- schließlich des Dclkrederekontos, dem im Berichtsjahre 864 .(l ent- nommen werden mußten, betragen 79 075 .il, die HypothekenschuILen 317 000 .«, die Banftchulden 151 664 (263 971) K und die Blichschulden 141 672 (134 4231 .(( gegenüber 423 126 (340 978) .tl Debitoren, 1971 (1212) .K Kasse, 57 315 (15 962) Effekten und 726 287 (620 260) .« Vor- raten. In das neue Geschäftsjahr tritt die Geiellichaft mir einem Auftragsbestand von 2 807 000 (2 710000) ^l, so daß auch für das neue Geschäftsjahr ein zufriedenstellendes Ergebnis erwartet werden dürfe. X Gebr. Böhmer, Aktiengesellschaft zu Magdeburg-Neustadt. Der Aufsichtsrat schlägt nach reichlichen Abschreibungen und vorsichtiger Be wertung der Jnventurbestände eine Dividende von S (8) Proz. vor. 8 Metallindustrie Schönebeck, Aktiengesellschaft, Schönebeck a. E. Die Gesellschaft, deren Akrien erst vor zwei Jcchren an der Berliner Börse eingeführt wurden, hat ihren Aktionären seitdem schwere Ent täuschungen bereitet. Für das Jahr 1905/06 waren 10 Proz. Dividende verteilt worden; für 1906/07 hatte die Direktion zunächst eine Aus schüttung von 4 Proz. in Vorschlag gebracht; in der Generalversamm lung war jedoch der Antrag wieder zurückgezogen und von der Ver teilung eines Gewinns gänzlich abgesehen worden. Die Aktien waren damals bis auf ca. 50 Proz. zurückgeaangen. In den letzten Tagen nun hat sich eine ziemlich erhebliche Kursvesserung eingestellt: allmählich sind sie wieder bis auf 72 P.oz. gestiegen. Wie verlautet, dürfte für das End^ Juni ablaufende Geschäftsiahr vielleicht eine kleine Dividende zur Verteilung gelangen, wenn das Geschäft bis dahin befriedigend bleibt. *— Waggon, »nd Maschinenfabrik Akt.-Ges. vorm. Busch in Ham burg. Die große Kursdifferenz uon etwa 63 Proz., die zwilchen Vor zugsaktien und Stammaktien dieser Gesellschaft besteht, hat bei den Besitzern der Stammaktien den Wunsch erweckt, diese Stammaktien durch eine weitere Zuzahlung gleichfalls in Vorzugsaktien umzuwan deln, besonders da die Stammaktien wegen ihres geringen Kapitals von 367 000 .kl noch nicht zur amtlichen Notiz gebracht worden sind und daher nur im freien Verkehr (gegenwärtig mit etwa 80 Proz.) gehandelt werden. Da nun die Vorzugsaktien durch Zuzahlung von 15 Proz. aut diese Stammaktien im Jahre 1905 geschaffen worden sind, so will nach der „Voss. Ztg." eine Gruppe von Aktionären durch eine doppelte Zu zahlung wie einst, also von etwa 30 Proz., die weitere Umwandlung in Vorzugsaktien beantragen. ES sei daran erinnert, daß im Jahre 1905 die Aktien im Verhältnis von 4:3 züsammengelegt wurden. Wurde ferner auf die herabgesetzten Aktien noch eine Quote von 15 Proz. des Nennbetrages zugezahlt, so gewannen sie den Charakter von Vorzugs aktien. Auf jene 367000 .tt zusammengelegten Aktien unterblieb die Zuzahlung « W. B. Dick L Co., Hamburg. Unter dieser Firma hat sich in Hamburg ein Unternehmen mit 1120 000 .t! Kapital gebildet, das die Fabrikation, den Ankauf, Import und Vertrieb von Oelen, Schmierölen und anderen Fettsubstanzen, von Farbe und Lack, sowie von allen damit im Zusammenhang stehenden Geschäften bezweckt. Die Borbesitzer, Kautleute Hinrich Schnitzer und Dr. Eilko Eger Sickinghe, bleiben Leiter des UnternebmenS und erhalten für Ueberlassung ihres Geschäfts, mit Ausschluß der Passiven, je 558 000 .A. /X „Almania", Hartstein- und Jndustrie-Akt.-Ges. in Ketschendorf bei Fürstenwalde a. Spree. Die im Juni v. I. mit einem Aktienkapital von 500 000 E gegründete Gesellschaft beruft zum 4. Juni eine außer ordentliche Generalversammlung mit folgender Tagesordnung: Bericht über die Finanzlage der Gesellschaft und die von der Gesellschaft zu ergreifenden Schritte. *— Silesia, Neue Oppelner Portlandzementsabrik, Aktiengesellschaft, Oppeln. Der Abschluß dieser Gesellschaft, die über ein Aktienkapital von 214 Millionen Mark verfügt, ergibt für 1907 nach der „Frkf. Ztg." einen kleinen Verlust, was seine Erklärung darin findet, daß das ab- gelaufene 2. Geschäftsjahr zum größten Teil noch Bau- und Einrich- tungsjahr war. Inzwischen Kat die Gesellschaft im Oktober v. I. die Fabrikation ausgenommen. An dem Unternehmen sind bekanntlich das Bankhaus S. Bleichröder, sowie Graf Schaffgotsch, Fürst Pleß interessiert. Verficherungrwesen. Fortuna, Allgemeine Versicherungs-Aktiengesellschaft in Berlin. Für das Jahr 1907 hat die Gesellschaft folgende Einnahmen zu ver zeichnen: Prämienreservc 375 000 (AlOOOO) .tt, Schcrdenreftrve 475 000 (350 000! .!k, Prämien und Gebühren 2 672 054 (2 391 4711 .X, Zinsen 56 427 (56 053) .K, Sonstiges 36 (98) .tt, Gewinnvortrag 68 512 (50 791) Mark, zusammen 3 647 029 (3 148 413) «. Die Ausgaben bezifferten sich folgendermaßen: Rückversicherung 737 551 (781 79b) .tt, Schäden netto 1 397954 (943246, .tl, Provisionen 221946 (LU 459) .((, Verwaltungs kosten 126 245 (122 422) .((, Abschreibungen 3874 (783) .<(, Prämien reserve 450 000 (375 000) Schadenreserve 500 000 (475 000) .<(, ins gesamt 3 437 570 (2 899 710) .K. Der Ueberfchuß beträgt demnach 209 459 (248 703) .L. Hierfür wird folgende Verwendung vorgeschlagen: Tantiemen 21 395 (20 191) .((, Dividende 180 .<( (wie >. V.) pro Aktie, Dividendenfonds 40 000 (50 000) BcamienfondS 10 000 (20 000) Vortrag 48 064 (68 512) .tl. Die Garantiemittel der Gesell- ichast bestehen anS: dem Aktienkapital von 1500 000 .E, dem Kapital- rcfervesondß (statutenmäßig voll) von 300 000 .((, hem Dividenden- ausgleichungssondS von 440 000 .<(, der Schadenreserve von 500 OiX) .4 und der Prämienreserve von 450 000 ^l. Lranspsrtives««. ** Estktrischer Staatseiscnbahnbetrieb im Ruhrrevier. Der soeben erschienene Jahresbericht des Vereins für die bergbaulichen Interessen des Oberbergamtsbezirks Dortmund nir 1907 enthält folgenden interessanten Passus: Die Einrichtung von elek trischen Staatseisenkxrknbctrieben im hiesigen Bezirk hat im Berichts jahre festere Form angenommen, so daß vo""ssichtlich schon das Jahr 1908 eine Verwirklichung dieses Planes b'.iugen wird. Das Projekt ist aus einen ministeriellen Erlaß zurückzuftihren, nach welchem die Eifcnbähndirektionen überall dort mit der Einrichtung von elektrischen Betrieben Vorgehen sollen, wo elektrsickier Strom io billig zur Ver fügung steht, daß eine Hebung der Rentabilität bei zum mindesten gleicher Sicherheit und Leistungsfähigkeit de» Betriebes zu erwarten
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