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Wochenblatt ßr PNmff große Begeisterung für das Unternehmen zu rechnen; man weiß ja, wie geringschätzig und unverständig in weiten Kreisen der Volksvertretung die industriellen, insbesondere die großindustriellen Interessen behandelt zu werden pflegen und wie namentlich alles, was wie eine besondere Bevorzugung und Gunsterweisung für die Reichshauptstadt aussieht, mit der größten Abneigung zu kämpfen hat. Bei den Konservativen und dem Centrum mit ihren Anhängseln dürfte das Unternehmen viel Widerspruch finden; auch die Sozialdemokraten werden schwerlich die Hand dazu bieten. Es würde auf alle Fälle eines warmen Ein tretens der Regierung und eines starken Druckes von dieser Seite bedürfen, wenn im Reichstag sich eine Mehrheit für die Bewilligung hoher Geldforderungen finden soll. Sonach wird das Projekt noch mancherlei Klippen zu umschiffen haben. Auf alle Fälle scheint es uns unerläßlich nothwendig, wegen der erforderlichen Vorarbeiten und des französischen Wettbewerbs, daß die Entscheidung so rasck wie irgend möglich erfolgt. Bis zur nächsten Reichstagssession müssen die Umfragen bei den Industriellen vollendet, die Regierung muß zu festen Ent schließungen gekommen sein und ihre Vorlagen beendigt haben. Möglichst zu Anfang der Wintertagung muß dann die Ent scheidung des Reichstags eingeholt werden. Zur Weltausstellungsfrage. Die „Berl. Börsenztg." schreibt: Mehrfach ist schon darauf hingewiesen worden, daß in Bezug auf die sogenannten Weltausstellungen internationale Vereinbarungen prinzipieller Art getroffen werden müßten. Diese Nothwendigkeit erweist sich jetzt wieder recht klar, denn wir stehen der Gefahr gegenüber, daß bis zum Schluß des Jahrhunderts in jedem zweiten Jahre eine Weltausstellung arrangirt wird. Berlin will eine solche im Jahre 1896 oder 1898 eröffnen, das hat nicht bloß die Franzosen aufgcstachelt, sondern auch die Belgier, und nachdem sich in Antwerpen ein Ausstellungskomitee gebildet hat. tritt jetzt in Brüssel der Plan hervor, dort im Jahre 1894 oder 1895 eine Weltausstellung zu arrangiren, welches Projekt der Stadtrath schleunigst gebilligt hat. Die Weltausstellung wird so zum Unfug gemacht und daß dabei Schönes und Gutes nicht geleistet werden kann, versteht sich von selbst, man bringt auf diese Weise nur Talmi-und Tingel tangelausstellungen zu stände, die zu unterstützen der Industrie und dem Handel nicht zugemuthet werden kann. Die Möglichkeit, Anspruch auf Invalidenrente zu erheben, war zwar schon von dem 22. November-v. I. gegeben, da aber gegen Ende des letztverflossenen Jahres außerordentlich wenige Anträge dieser Art gestellt wurden, so kann man die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni des laufenden Jahres als das erste Halbjahr des Bezugs der Invalidenrenten bezeichnen. Ueber dieses liegen nunmehr in den gestern vom Reichsversicherungs amte veröffentlichten Zahlen authentische Aufschlüsse vor. Danach sind im ganzen 19859 Ansprüche auf Invalidenrente erhoben und von diesen 5591 anerkannt worden. Vergleicht man mit diesen Zahlen diejenigen, welche den in dem Etat für 1892/93 auf das laufende Jahr eingestellten Summen zur Begleichung des Reichszuschusses für Invalidenrenten zu Grunde gelegt sind, so sieht man, daß die Wirklichkeit hinter der Schätzung weit zurückgeblieben ist. In dem Etat hatte man für das Jahr 1892 auf 68196 Invaliden gerechnet. Im ersten Halbjahr sind nicht einmal der Schätzung entsprechende Ansprüche erhoben, geschweige denn bewilligt worden. Selbst wenn sämmtliche 5516 im ersten Halbjahre noch unerledigt gebliebenen Ansprüche späterhin bewilligt würden, würde die Zahl der Invalidenrente nur ein Drittel der Schätzung ausmachen. Während also im ersten Jahre für die Altersrenten ein Ueberschreiten her im Etat ausgeworfenen Summe festgestellt werden mußte, scheint bei der Invalidenrente im ersten Jahre ein Zurückvleiben hinter der selben bevorzustehen. Ausfallen muß ferner bei den veröffent lichten Zahlen der starke Prozentsatz der zurückgewiesenen Jn- validenrentenansprüche. Er beträgt etwa 40 "/„ der gesammten Ansprüche, während von den Altersrenrenansprüchen nur 18"/„ zurückgewiesen werden mußten. Daraus läßt sich ersehen, daß die Uebergangsbestimmungen für den Bezug der Invalidenrente nicht in dem gewünschten Maße bekannt sind. Neber die Plenarversammlung des Deutschen Landwirth- schaftsraths im Jahre 1892 ist soeben der Bericht erschienen. Mit dem Bericht hat der Vorstand dem Reichskanzler und sämmtlichen deutschen Staatsregierungen eine Eingabe zugehen lassen, worin diejenigen Maßnahmen bezeichnet werden, die seitens des deutschen Landwirthschaftsrathes im Interesse des Schutzes und der Förderung der Landwirthschaft von der Reichs regierung, bezw. den Landesregierungen erwartet und erbeten werden. Zurückgreifend auf den Abschluß der Handelsverträge mit Oestreich-Ungarn, Italien, Belgien und der Schweiz sind folgende Wünsche ausgesprochen: Festhalten an den zur Zeit be stehenden Zollsätzen, als Korrelat dazu: 1. Festlegung der Ei- senbahntarife und der Tarife auf den großen Wasserstraßen durch besondere Konventionen zwischen den durch Handelsver träge verbündeten Staaten; 2. Förderung der Ausfuhr land- wirthschaftlicher Produkte, insbesondere von Vieh, Spiritus und Zucker. Die weiteren Erörterungen betreffen u. a. die Sicherung gegen Einschleppung von Seuchen aus den östlichen Ländern, den Ablauf des spanischen Handelsvertrages und die Erhaltung der Spiritusausfuhr nach Spanien, die Festhaltung der Prä mienzahlung für den zu exportirenden Zucker bis zur Beseitigung der Prämie in allen konkurrirenden Ländern, Besteuerung des Saccharins, die Aenderung des Unterstützungs-Wohnsitzgesetzes, Bekämpfung der Mißbräuche im Getreidespekulationshandel, die Herbeiführung einer einheitlichen Notirung im Viehandel be treffend rc. , Aus Elsaß-Lothringen erfährt die „Magdeb. Ztg.": Gegenwärtig liegt der Regierung eine größere Anzahl von Ge suchen vor, in denen gebeten wird, ausgewanderten Söhnen die Rückkehr und den ständigen Aufenthalt in Elsaß-Lothringen zu gestatten. Bekanntlich ließen zahlreiche Familien der besseren Stände, besonders in den ersten Jahren, 'hre Söhne nach Frank reich auswandern. Sie folgten damals dem Druck der öffent lichen Meinung, zum großen Theil wohl in der Meinung, die Einverleibung an Deutschland werde nur vorübergehend sein. Inzwischen sind die Eltern vielfach in dem Alter angelangt, wo sie die mit dem Betriebe der Fabriken, Geschäfte oder Güter verbundene Arbeitslast auf jüngere Schuldern abzuladen ge- nöthlgt sind. Bis jetzt ist von der Regierung zwar der vor übergehende Aufenthalt ausgewanderter junger Leute im Reichs lande in zuvorkommendster Weise gestattet worden; dagegen wurden alle einen ständigen Aufenthalt verlangenden Gesuche abschlägig beschieden. Eine Aenderung dieses Verfahrens ist in absehbarer Zeit wohl nicht zu erwarten, schon um den im Lande verbliebenen jungen Leuten gegenüber keine Ungerechtigkeit zu begehen, sodann aber auch um der Bevölkerung zu zeigen, daß Denen, die sich durch Auswanderung der Pflichten gegen Deutsch land entziehen, die Heimath für immer verschlossen bleibt. Die seit einer Reihe von Jahren beobachtete Aufrechterhaltung dieses Grundsatzes hat bekanntlich dazu geführt, daß die Auswanderung minderjähriger Söhne in starkem Rückgänge begriffen ist. Die den Juden ergebene Presse ist auf dem besten Wege, Antisemiten zu züchten. Kein vernünftiger Mensch hätte es ThmM, Mn, Menlehn md die Umgegenden. Imtsblntt die Kgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Ao. 60 1802 Wilsdruff, am 23. Juli 1892. Dresden, am 22. Juli 1892. Dienstag, den 26. IM Der Stadtrath. rüvksi», Brgmstr. Bekanntmachung. Der Ausverkauf der Airscht'schen Asnkursniasse — darunter ein größerer Posten Packleinwand — wird Freitag, den 29. Inti dss. Js. Der Konkursverwalter. Rechtsanwalt AlüIIer. Tagesgeschichte. L Die verflossene Reichs tags session hat mehrere größere ?"besrathsvorlagen hinterlassen, ohne daß darüber auch eine erste Berathung stattgefunden hätte, ein in parlamentarischen Geschichte seltenes Ereigniß. Es befanden s? darunter die Gesetzentwürfe über den Verrath militärischer sipeinmisse, über den Checkverkehr, über Bekämpfung der ^'flucht, gber Maßregeln gegen die Unsittlichkeit. Die ?!Hmtwürfe sollen dem Reichstag in der näcysten Session Neue zugehen; insbesondere legt die Militärverwaltung auf ^.erstgenannte Vorlage großen Werth. Auch der in der Äm Session noch zurückgehaltene Gesetzentwurf über Ein- einer Einheitszeit ist in nächster Zeit bestimmt zu er- Der gegenwärtige Zustand einer m ganz benachbarten »^kn verschiedenartigen Zeitberechnung nach dem Einheitö- dem örtlichen Maßstab fübrt, zumal m Süddeutschland, ' ^mier unleidlicheren Verhältnissen. Die „Nat.-lib. Korr." schreibt: Die unlängst in Kraft Plenen Bestimmungen der vorjährigen Gewerbeordnungsnovelle die Sonntagsruhe haben in gewerblichen Kreisen eine ^Swegs freudige Aufnahme gefunden. Namentlich fühlt sich ? handelsgewerbe in seinen Ecwerbsinteressen beeinträchtigt ? inan kann aus diesen Kreisen bittere und nicht ungerecht er Klagen hören. In den Bestimmungen über die Sonntags- A im Handelsgewerbe hat der Reichstag die Vorschläge des Attungsentwurfs erheblich überschritten. Die Bestimmung, ° die Gehülfen und Lehrlinge im Handelsgewerbe an Sonn- Festtagen nicht länger als fünf Stunden beschäftigt werden wird allgemein als billig anerkannt. Aber der Reichs - hat darüber hinaus den Beschluß gefaßt, daß, soweit Ge- Mn, Lehrlinge und Arbeiter nickt beschäftigt werden dürfen, » "ihnen Verkaufsstellen ein Gewerbebetrieb überhaupt nicht Mnden darf. Die Läden sollen also außerhalb jener fünf fanden durchweg geschlossen sein, und es ist den Inhabern Alben nicht gestattet, für sich allein oder mit ihren Familien- Mörigen das Geschäft zu besorgen. Dieser Beschluß hat -gütlich unter den Ladenbesitzern in mittleren und kleineren ^adten viel Mißbilligung erregt. Ferner hat der Reichstag ? Zusatz hinzugefügt, daß Gehülfen und Lehrlinge im Handels- ^erbe am ersten Weihnachts-, Oster- und Psingstfeiertage ?sthaupt nicht beschäftigt werden dürfen. In mittleren und ,'Arm Städten war der Sonntag, hauptsächlich infolge des Wömens der umwohnenden ländlichen Bevölkerung, der er- ? "Me, Tag der ganzen Woche, und die Versorgung mit Le- Mckürfnlssen wird jetzt vielfach andere Wege einschlagen, ^besondere wird in vielen Geschäften über die Konkurrenz der und Schankwirthschaften geklagt, die bekanntlich nicht unter vonntagsverordnung fallen. Der Bezug von Cigarren, ,^und Fleijchwaaren und dcrgl. aus Gastwirthschaften muß h... "tagen einen stets wachsenden Umfang annehmen. Auch j St die Besorgniß nahe, daß die Verordnung auf diemannig- M Weise thatsächlich umgangen wird. Die „Nat.-lib. Korr." schreibt zur Weltausstellungsfrage: i, dem Zustandekommen der Berliner Weltausstellung wird hervorragender Weise auch auf den Reichstag ankommen. !lnt, ?"tornehmen kann selbstverständlick nicht ohne bedeutende Z"lltützung aus Reichsmitteln ausgeführt werden; die bereits O^"ute Summe von 30. Mill. Mark mag wohl zutreffend "ud die Bedenken gegen eine so große Aufwendung ange- 2° per gegenwärtigen Finanzlage und der stets steigenden An- » ttungen fallen gewiß stark ins Gewicht. Bei der jetzigen 'nammensetzung des Reichstages ist vyn vornherein nicht auf Bekailntmachung. Vom 2. bis spätestens den jsZ. August dieses Jahres ist der H. Termin Grundsteuer, nach 2 Pfg. für die Steuereinheit, „ III. „ städtische Anlagen und „ H. „ Hundesteuer p>e Stadtkämmerei zu entrichten. Hierbei werden Pachtgelder, Schulgelder und Anlagen, soweit dieselben von früheren Terminen in Rückstand gelassen worden sind, zur nunmehr sofortigen Bezahlung in Erinnerung Macht.