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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an ollen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. b" Postdestellung 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- Austräger u. .. ... .. Geschäftsstelle, nehmen zu ^er»«t Bestellungen ent. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Krieg od. sonstiger ' 2-2 Betriebsstörungen besteht Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegendem Taris Nr.4. — Nachweisungs-Gebühr; W Rpfg. — Vorgeschriebenr Erscheinungslage und Platzvorschristcn werden nach Möglichkeit berücksichtig!. Anzeigen - Annahme! bis normitlags 10 Uhr. ee ce, - Für die Richtigkeit deh durch Fernruf übermit- Fernsprecher : Amt Wilsdruff Nr. 6 leiten Anzeigen überneh-, men wir keine Gewähr. > _ Jeder Rabatlanspruch erlischt, wenn Ler Betrag durch Klage eingezogcn werden, muh oder der Auitraggebev in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen Ser Amtshauptmannschast Meißen, des StadL- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 251 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" MMWWWIIW!» Wilsdruff-Dresden Freitag, den 26. Oktober 1934 Postscheck: Dresden 2640 In Sprüngen vorwärts. In drei Tagen raste ein Flugzeug um den halben Erdball, — die Well wird also nicht schöner, aber kleiner mit jedem Tag! Und aus dem früher so gemächlichen Tempo der Weltgeschichte ist auch ein immer stürmischer werdendes Dahinrasen geworden. Auf alles gefaßt hastet fast atemlos die Menschheit mit. Politische und Wirt schaftskrisen bereiten sich erst nicht mehr lange vor, son dern sind beinahe über Nacht da. Ob dies die „Abljän- gung" des Pfo.nd Sterlings oder des Dollars ist, ob ein urplötzlich hereinbrechcnder, wie ein Orkan wirkender „Börsen-Run" oder ob „die japanischen Schlachtschiffe vor Schanghai das Feuer auf die Chinesenstadt und die chinesischen Truppen eröffneten", wie vor drei Jahren die Meldung mit der Schnelligkeit des elektrischen Stromes um den Erdball herumlief, — die Welt hat gar keine Zei 1 mehr, vor Überraschungen den Atem anzuhalten. Aber keine Überraschung mehr ist es, daß die japanischen Vertreter für die Vorbesprechungen zur kommenden — oder nicht kommenden — Londoner Flottenkon ferenz jetzt für ihr Land die militärische Gleichberechti gung zur See fordern. Sie wollen hierbei hinter E-n g - land und Amerika nicht mehr zurückstehen müssen, wie es noch im letzten Londoner Marineabkommen vor vier Jahren vereinbart worden war. Und wenn jetzt bzw. auf der kommenden Flottenkonferenz sich England oder Amerika mit dieser künftigen japanischen Rüstungs gleichheit nicht einverstanden erklären sollten, nun — dann würde Japan sich eben auf eigene Faust durchsetzen. So bat man sich in Tokio ganz offen ausgesprochen. Und das dürfte man bei den Regierungen der übrigen vier großen Seemächte — England, Amerika, Frankreich und Italien — auch gar nicht anders erwartet haben! Denn Japan „fühlt sich bedroht" von Amerika, und umgekehrt! Die Weltgeschichte von gestern und heute rast, wie besonders diese japanische Forderung der völligen mili tärischen Gleichberechtigung mit den anderen Weltmäch ten beweist, nicht nur in schnellstem Tempo dahin, sondern sie macht bisweilen auch ganz eigenartige „Treppen witze"! Bei Japan bat sie sich gleich deren zwei geleistet. Ein amerikanischer Admiral nämlich war es, der als erster vor achtzig Jahren an der Spitze seiner Flotte die Öffnung einiger japanischer Hafen erzwang, und zehn Jahre später haben England und wieder Ame rika das immer noch sich gegen die Fremden sträubende Japan durch dasBombardement des Häsens von Schimo- noseki und durch dementsprechende Zwangsverträge end gültig sozusagen in die Weltgeschichte hineingezerrt. Das war, also erst vor siebzig Jahren, der Beginn einer Ent wicklung, die zur unbedingten Vorherrschaft Japans im Fernen Osten und nun zur letzten Forderung der mili tärischen Gleichberechtigung zur See gerade jenen beiden Staaten gegenüber führte, deren Schiffsgranaten in die japanischen Hafenstädte einschlugen. Daß sich Japan bei seiner militärischen Aufrüstung von den anderen Mäch ten nichts dreinreden ließ und läßt, braucht ja gar nicht erst erwähnt zu werden. Das tun die anderen ja auch! Und, wie man jetzt in Tokio erklärte, Japan ist durchaus bereit, sich mit diesen andern Staaten auf ein Wett rüsten einzulassen. Was bekanntlich schon in einem wilden Tempo vonstatten geht! Japan will der Londoner Flottenkonserenz eine allgemeine Abschaffung der Linienschiffe, der großen Panzerkreuzer, sowie der Flugzeugmutterschiffe ein schließlich der U-Boote Vorschlägen. Das ist zwar aus sichtslos, aber — gerade diese Schiffsarten könnten bei einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Amerika dem spanischen Jnselreich gefährlich werden. Denn das alles sind typische Angriffs Waffen. Und die fast sofortige Antwort, die nun die Amerikaner selbst auf die Mittei lungen der japanischen Vertreter in London, also auf die Hauptforderung der Gleichberechtigung gaben, war die Durchfahrt der Flotte durch den Panamakanal in Rich tung auf den Stillen Ozean! Obwohl man in Tokio erklärt hatte, das japanische Volk sähe die An wesenheit der stark überlegenen amerikanischen Flotte im Pazifik als gegen Japan gerichtet an! Als Angriffs- drohung! Es wäre nicht das erste Mal in der Weltgeschichte, wenn aus solchem wirklichem oder angeblichem Gefühl des „Bedrohtseins" heraus der Entschluß zum Krieg lelbst entspringen würde! Deutschland und Polen erheben ihre Gesandtschaften zu Volfchasten. Die deutsche Regierung und die polnische Regierung sind übereingekommen, die Gesandtschaften in Warschau und in Berlin mit Wirkung vom 1. November dieses Jahres zu Botschaften zu erheben. Zu Bot- 'Hastern find die bisherigen Gesandten ernannt worden. SV 8V Sm-AWmngsbereUgte. Als Lügner angeprangeri. Die Abstimmungskommission für das Saargebiet scheint gegenüber der üblen Separatistenhctze hinsichtlich der angeblichen Fälschungen der Listen zugunsten der Deutschen Front ganze Arbeit machen zu wollen. Nach dem sie eben erst einem berüchtigten Scparatistenblatt eine sehr scharfe Zurechtweisung erteilt hat, ließ sie jetzt der ganzen Presse des Eaargebietes eine ausführliche Widerlegung jener verlogenen Behauptungen zu- grhcn. Die Abstimmungskommission hat darin die Lüge von angeblich 100 000 falschen, d. h. unberechtigten Ein tragungen in aller Form zurückgewiesen. Die Kommission teilt u. a. mit, sie schätze die Zahl der bisher in die Listen Eingetragenen aus etwa 550000. Cie verweist bei der Erläuterung dieser Zahl besonders auf diejenigen Abstimmungsberechtigten, die am Stichtage überwiegend nicht in den Registern geführt wurden, aber im Sinne der Abstimmungsordnung die Einwohner eigenschuft für das Saargebiet besitzen. Es handelt sich vor allem um die am Stichtage noch nicht aus dem Heeres dienst Entlassenen, ferner um Kriegsgefangene, Flücht linge, Ausgewiesene, Studierende usw. Aus diesen Ausführungen der Nbstimmungskom- mission geht also hervor, daß sie noch eine wesentliche Erhöhung der von ihr selbst bisher als eingetragen geschätzten Zahl der Stimmberechtigten erwartet. Die ausführliche Bekanntmachung der Kommission bedeutet eine schlagende und restlose Widerlegung der marxistisch-separatistischen Lügen über die Behandlung der Abstimmungslisten. Nach allen bisherigen Erfah rungen dürfte die Abstimmungskommission freilich kaum erwarten, daß die von Frankreich ausgehaltenen separa tistischen Hetzer der Wahrheit uneingeschränkt die Ehre geben. Man darf auch neugierig sein, ob die Pariser Presse, die sich ja jene Lügen wie immer zu eigen gemacht hat, ihre Leser über die Wahrheit aufklären wird. Bisher zeigte sich die französische Presse in solchen Fällen merkwürdig blind und taub, vermutlich ein Geburtsfehler an ibr. «Stichler über -as Arbeitsgesch In einer Kundgebung der Bezirksgruppe Leipzig des Nationalsozialistischen Deutschen Jurrstenbundes führte der Treuhänder der Arbeit, Pg. Stiehler, über das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit u. a. ausi In Sachsen mache sich der Erfolg des Gesetzes be reits deutlich bemerkbar. Sachsen sei immer noch Not standsgebiet, und aus diesem Grund habe man der Wirt schaft sozialpolitisch nicht Dinge zugemutet, die m an deren Wirtschaftsgebieten vielleicht möglich gewesen seien Er als Treuhänder der Arbeit habe mit dem Wirtschafts- beirat nur gute Erfahrungen gemacht; keine der neu her- ausgebracht'en Tarifordnungen habe bisher zuruckgenom men werden müssen. Auch die Gerichte hätten bisher in Sachsen gegen keinen Betriebssichrer einschsciten müssen Die verausgabe von Richtlinien für die Betriebsordnung habe "sich in Sachsen bewährt. In allen Betrieben seien diese Betriebsordnungen rechtzeitig erlassen. In erste, Linie gelte es jedoch, die Wirtschaft allgemein zu befrie den Soziale Verbesserungen im ganzen seien wertvoller als sprunghafte Lohnerhöhungen in einigen Spitzen betrieben. Pg. Stiehler ging dann noch auf die Soxgen ein, die der Rohstoffmangel mit sich bringe. Man solle hier nicht zu schwarz sehen; bisher habe man in Sachsen noch keinen Betrieb zu schließen brauchen. Die Banken sowie das Reichswirtschafts- und das Reichsarbeitsministerium hätten die sächsische Wirtschaft nach Kräften bereitwilligst unterstützt. Nobelpreis der Medizin für drei Amerikaner. Der Nobelpreis für Medizin ist am Donnerstag verteilt worden. Er ist an die Amerikaner Georges Minot, William Murphy und Georges Whipple gefallen. Der Befehl von Mailand. Zur 12. Wiederkehr des Marsches auf Rom. Vor einem Dutzend Jahren sah man am Abend des 27. Oktober 1922 den Führer der italienischen Faschisten und Chefredakteur des „Popolo d'Jtalia", Benito Mussolini, in Mailand im Theater Manzoni sitzen und aufmerksam den Vorgängen auf der Bühne folgen. Niemand hätte diesem Zuschauer angesehen, daß seine Hand gerade zu dieser Stunde das Schicksal Italiens formte. Wenige Stunden später nahm dieser selbe inter essierte Theaterbesucher in seinem Mailänder Haupt quartier die Meldungen über den Vormarsch seiner Faschisten aus Rom entgegen. Am Morgen des 28. Oktober 1 922, als die Römer noch lange nicht alle aus den Federn gefunden hatten, war ihre Haupt stadt fchon in der Hand der Miliz Mussolinis. Noch in der Nacht war er von Mailand nach Rom geeilt; auf dem Bahnhof in Mailand war sein letztes Wort an die Zurück bleibenden: „Morgen früh hat Italien kein Ministerium, sondern eine Regierung!" Seitdem wird der Tag des Marsches auf Rom in Italien als nationaler Feiertag begangen; er ist für Italien das selbe wie für uns Deutsche der 30. Januar 1933. Nur zweieinhalb Jahre war es her, daß im März 1919 die erste Versammlung der „Fasci di C o m b a tt i m e n t o", des Bundes der Frontkämpfer, in Mailand gewesen war. 145 Personen hatten an dieser Kundgebung teilgenommen, mehr nicht. Aus diesem be scheidenen Anfang entstand die nationalistische Bewegung Italiens. Die Zwischenzeit zwischen den beiden Daten war Kampf gewesen. „Faschistenunruhen in Florenz und Triest" meldeten die italienischen Zeitungen im Februar 1921, und „Häufung der faschistischen Unruhen" hieß es im Juli. Marghueritta Sarfatti erzählt es in ihrem Mussolini-Buch, wie erschrocken die Sozialisten der italie nischen Kammer gewesen waren, als Mussolini bei den Wahlen am 16. Mai 1921 mit 3 2 seiner Faschisten in das Parlament gewählt worden war. Ahnten sie, daß sie anderthalb Jahre später bereits als Partei aufgehört haben würden zu bestehen? Der Juni 1922 brachte den ersten großen Faschistenaufmarsch in Bologna, wo Mussolini Musterung über 50000 ge halten hatte. Im August gab es blutige Kämpfe mit den Sozialisten, die gegen die immer mehr aufkommende Ordnungspartei nichts anderes aufzubieten gewußt hatten als das alte Sabotagemittel des Sozialismus: die Ausrufung des Generalstreiks. Die Faschisten machten mit diesem Unfug in Mailand kurzen Prozeß. Sie er zwangen Abbruch des Generalstreiks und setzten dem Sozialistenblatt „Avanti" den roten Hahn aufs Dach. Dann kam die Generalmusterung der Faschisten am 21. September 1922 in Mailand, die Ansammlung Tausender von Faschisten in Neapel Mitte Oktober, und am 25. Oktober machte Mussolini mobil. Der Würfel war gefallen. Es gab kein Zurück mehr — „Rom oder der Tod!" hieß die alte Garibaldi-Losung, die Mussolini seinen Faschisten einen Monat vorher in Udine gegeben hatte. Der Morgen des 28. Oktober sah den unbekannten Korporal des Weltkrieges als unbestrittenen Herrn über Rom, nachdem die Regierung Facta schon am Tage vorher ohne einen nennenswerten Versuch der Gegenwehr zurückgetreten war. Am 30. Oktober 1922 hielt der neue Ministerpräsident, den die Seinen „Duce" (Führer) nannten, an der Spitze seiner Faschisten feierlich Einzug in die Hauptstadt. Ein knappes Jahr später, als Italien aus einem korrupten Parteienstaat schon zu einem in sich gefestigten Ordnungs- und Autoritätsstaat ge worden war, verlieh der König dem Schöpfer des neuen Italien die höchste Auszeichnung, den Annunziatenorden, der dem Träger das Recht gibt, sich „Vetter des Königs" zu nennen. Von seiner späteren Erhebung zum „ckuea" (Herzog) hat Mussolini ebensowenig Gebrauch gemacht wie Bismarck von seinem Titel als Herzog von Lauen stein. „Gleichheit? Nein! Keiner ist dem gleich, der die Verkörperung des der Staatsregierung ist." Mit diesem Wort hat Mussolini das Wesen des Autoritäts staates gekennzeichnet. Es war daher nur konsequent, wcun er als Ministerprädent zu einem berühmten Manne, der ihm in schwieriger Lage seinen Beistand angeboten hat»', ruhig, aber bestimmt erklärte: „Auf der zweiten Stufe ist Platz für Sie, wenn Sie wollen. Auf der ersten Stufe aber darf nur einer sein, nämlich ich, solange ich den Staat verkörpere — ich allein". Die Türkei Mustafa Kemals, das Polen Pilsudskis, das Italien Mussolinis, das Deutschland Hitlers — alle Autoritütsstaaten werden von Männern geführt, die aus der großen Masse der Unbekannten kamen, alle auch von Frontkämpfern. Die verstehen sich auch im internatio nalen Kräftespiel am besten, wie die Wirkung der Rede von Rudolf Heß an die französischen Frontkämpfer ge zeigt hat. Diese vier Männer haben mit ihrem Wirken den Grund gelegt zu einem wahren Bund der Völker, der in der Zukunft einmal an die Stelle des von Frank reich geschaffenen Genfer Scheinbundes treten wird. Die Zeit arbeitet für diese Männer, d. h. sie arbeitet gegen Frankreich. P.