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sf t, e ) h lt t Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDicnstags und Freitags. — Abonncmcntspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. WlM Mm, Menlehn md die Umgkgtndm. ! Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Kgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Ltadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. HorstrentamL zu Tharandt. No. 7S. Freitag, den 3. Oktober 18SV. Bekanntmachung. Der Bäckermeister Herr Ishann Gottfried Louis Nhleinairn in Wilsdruff beabsichtigt, die in seinem unter No. 94 des Brandversicherungs-Catasters No. 87 des Flurbuchs für Wilsdruff gelegenen Grundstücke bestehende Schlächterei im Wesentlichen dadurch zu verändern, daß der Betrieb aus dem Wohnhause nach einem besonderen Schlacht haus« in demselben Grundstücke gewiesen werden soll. In Gemäßheit § 17 verbunden mit' § 25 der Reichsgewerbeordnung in der Fassung vom 1. Zuli 1883 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Meißen, am 27. September 1890. Königliche Amtshauptmannschaft. Zwangsversteigerung. Die in, Grundbuche auf den Namen Clara Lrnestine verehel. Triebe geb. Müller in Gebirgsneudsrf eingetragenen Grundstücke, als 1 ., das Haus- und Gartengrundstück No. 13 des Brandkatasters, No. 10 des Flurbuchs, Foltum 12 des Grundbuchs für Lotzen, 1,5 u groß, mit 30,43 Steuerein heiten belegt auf 2970 Mark geschätzt, 2 ., das Feldgrundstück No. 1835 des Flurbuchs, Folium 39 des Grundbuchs für Lampersdorf, nach dem Flurbuche 55,3 u groß, mit 5,55 Steuereinheiten belegt und aus 500 Mark geschätzt, sollen an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und ist der 3». Oktober 1890 Vormittags zo Uhr als Anmeldetermin, ferner der 22. November 1890 Vormittags fO Uhr als Verffeigorangstermin, sowie der <i. Dezember 1890 Vormittags Uhr als Termin zu Verkündung -es Vertheilungsplans anberaumt worden. Die Nealberechtigten werden aufgefordert, die auf den Grundstücken lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine U-bcrsicht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amts gerichts eingesehen werden. Wilsdruff, am 24. September 1890. Königliches Amtsgericht. Idi OaiiKloS. Tagesgeschichte. Mit dem gestrigen Tage lief die Gültigkeit des Gesetzes ab, welches vor zwölf Jahren gegen die gemeingefähr lichen Bestrebungen der Soziald mokrati e erlassen worden ist. Das Gesetz hat seinen Zweck erfüllt; denn es hat jene wüste Agitation in Schranken gehalten, welche zu ter Zeit, wo es geschaffen wurde, alles Maß überschritten und jene fluchwürdigen Angriffe auf das Leben unseres theuren Kaisers Wilhelm I. gezeitigt hatte. Gestern erlosch das Ge setz, nicht weil man es für nutzlos erachtete oder weil sich die Ansichten über die Gemeinfährlichkeit der sozialdemokratischen Umsturzbestrebungen irgendwie geändert hätten, sondern ledig lich, weil die Negierungen die in der allgemeinen Gesetzgebung gebotenen Abwehrmittel für ausreichend ansehen, den sozialen Frieden gegen Störungen zu sichern. Dies Erlöschen ist kein Zeichen des Sieges der sozialdemokratischen Ireen, sondern einzig und allein ein Zeichen des Kraftbewußtseins der deutschen Negierungen und des Vertrauens, welches dieselben in die Dauerhaftigkeit und Widerstandsfähigkeit der bestehenden Staats ordnung und deren Grundlagen setzt. Pflicht eines jeden ge wissenhaften Bürgers ist es, die Regierungen in voller Ehr lichkeit in dem Versuche zu unterstützen, mit den Mitteln des gemeinen Rechts Staat und Gesellschaft gegen alle Umsturz versuche zu schützen. Wenn Alle, die den Umsturz verhüten wollen, in unermüdlicher und zweckentsprechender Arbeit zu- sammenwirken, dann wird es gelingen, die Gefahren zu be schwören, welche aus der sozialdemokratischen Bewegung drohen. Die Zahl der sozialdemokratischen Blätter wird jetzt bedeutend vermehrt. Die öffentlichen Versammlungen sollen einen nie gekannten Umfang annehmen. Und nicht länger will sich diese Thätigkeit auf das bisher fast ausschließlich bebaute Feld der gewerblichen Arbeiterschaft beschränken. Mit der äußersten Anstrengung will man auch den Lohnarbeiter des platten Landes für das sinnberückende Evangelium der allgemeinen Gleichheit und angeblichen Glückseligkeit des Sozialstaates ge winnen. Hiergegen organisire sich die Abwehr! — eine Auf gabe, wie sie der bürgerlichen Selbstbethätigung bedeutsamer in der Geschichte niemals gestellt war, aber auch niemals ein- dringlichtr! Fest zusammenhaltend zum Schutze der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung braucht das deutsche Bürger thum die Sozialdemokratie nicht zu fürchten, auch nachdem nunmehr die schützenden Schranken des Sozialistengesetzes ge fallen sind. Die Regierung und vornehmlich unser Kaiser wird mit unnachsichtlicher Strenge jeden Versuch, den Frieden zu stören, ahnden und, wenn es sein muß, auch vor der ultimo ratio nicht zurückschrecken, aber je sicherer unser Kaiser und die verbündeten Regierungen hierbei auf die Unterstützung des gut gesinnten Bürgerthums rechnen dürfen, desto leichter wird ihnen die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung werden. Der erste Tag nach Ablauf des Sozialisten gesetzes ist nach den bisher vorliegenden Nachrichten so ver laufen, wie wir vorausgesehen haben, ohne irgend welche be sonderen Vorkommnisse. Die sozialdemokratische Presse nimmt allerdings den Mund sehr voll. Siefeiert den Tag als einen großartigen Sieg ihrer Partei und stellt uns in Aussicht, daß nunmehr die Zeit kommen werde, wo „alle Menschen sich in innigen! Bruderbewußtsein die Hand reichen und der finstere Haß, der Menschen- und völkervernichtende Fanatismus und Zelotismus, der sich keck überhebende Stolz und der ausbeutende Egoismus auf immer aus der Welt getrieben sein werden." Hoffentlich bleibt es aber nicht bloß bei der Aussicht, sondern die Sozialdemokratie, welche jetzt dieselben Freiheiten genießt, wie jede andere politische Partei, liefert endlich durch Thaten, nicht nur in Worten, wie bisher, den unumstößlichen Beweis, daß ihr Streben in Wirklichkeit auf Förderung des allgemeinen Wohles gerichtet ist. Die Ausgabe dreiprocentiger Staatspapiere im Deutschen Reiche, wie in Preußen ist entschieden. Die Offerte des Berliner Bankkonsortiums, 170 Million dreiprocentiger Reichsanleihe und 65 Millionen dreiprocentiger preußischer Staatsanleihe zu übernehmen, ist von dem Reichsschatzsekretär von Maltzbahn-Gültz und dem Finanzminister I)r. Miquel acceptirt. Der Uebcrnahmekurs ist 86,40 Procent, der Emissions kurs 87 Procent. Man hat zu der dreiprocentigen Anleihe mit dem niedrigen Kurse infolge des Kursfalles der 3'/^ pro- centigen Anleihe gegriffen, welche im Laufe eines Jahres um sechs Procent zurückgegangen ist. Daß das Geld theurer ge worden, ergiebt sich aus diesen Verhältnissen aus das Klarste. Der Zinsfuß von drei Procent ist für Deutschland bei so hoher Anleihe eine Neuheit, es wird aber angenommen, daß das Publikum angesichts des Emissionskurses von 87 sich damit befreunden wird. Wien, 1. Oktober, Ein Spalier von 250000 Menschen begrüßte den deutschen Kaiser mit jubelnden Zurufen. Der Kaiser war freudig bewegt über den warmen Empfang und sprach sich sehr entzückt darüber auch zu dem deutschen Bot schafter, Prinzen Reuß, aus. Der Kaiser Wilhelm dankte fortwährend dem Publikum. Es war ein Zeichen feinster Courtoisie, daß der Kaiser Franz Josef nicht salutirte. Auf Wunsch der beiden Monarchen fiel die Aufstellung des Militär« auf den Straßen aus, nur 3000 Veteranen, unter diesen viele Krüppel mit Stelzfüßen, bildeten Spalier. Von vielen Häusern warfen Damen Rosen in den Wagen des Kaisers. In der Kapuzinergruft verweilte Kaiser Wilhelm vor dem Sarge Maria Theresias und den Särgen der Eltern des Kaisers, worauf er betend und schluchzend an den Sarg des Kronprinzen Rudolf trat. Beim Empfang des Kaisers auf dem Nordbahnhof waren der Stadthalter, der Bürgermeister, der Polizeipräsident, die kommandirmden Generale anwesend. Minister fehlten, auch Kalnoky war nicht zugegen. Se. Majestät König Albert von Sachsen traf heute früh auf dem Nordwestbahnhofe in Wien ein, woselbst eine Ehreneskadron des den Namen des Königs tragenden Dragonerregiments aufgestellt war. Sr. Maj. König Albert wurde vom Erzherzog Karl Ludwig, dem sächsischen Gesandten und dem Brigadekommandeur General Bothmer empfangen und fuhr nach dem Abschreiten der Ehrenesgadron, deren Musik die Sachsenhymne spielte, nach Schönbrunn. Ihre Majestäten die Kaiser Franz Josef und Wilhelm, sowie der König von Sachsen und die übrige Jagdgesellschaft reisten Nachmittag 3 Uhr vom Hetzendorfer Bahnhof nach Mürzsteg ab. Der französische Minister des Auswärtigen, Herr Ribot, hat dieser Tage vor seinen Wählern in St. Omer eine Rede gehalten, welche als ein neues Zeugniß für die, die gegen wärtigen leitenden Politiker Frankreichs beseelenden friedlichen Gesinnungen gelten kann. Namentlich betonte der Minister, daß Frankreich, obwohl es seiner Kraft bewußt sei, doch fried lich bleibe und verfehle er auch nicht, darauf hinzuweisen, daß das Ausland das gegenwärtige Regime in Frankreich als da« festeste und dauerhafteste anerkenne. Freilich gedachte Herr Ribot auch der „wunderbaren Armee" Frankreichs, doch be zweckte er hiermit offenbar keinerlei versteckte kriegerische Drohung, vielmehr ist diese Wendung lediglich als eine Schmeichelei an den nationalen Stolz der Franzosen zu betrachten. Die politische Erregung, verbunden mit gelegentlichen Ruhestörungen, dauert inPortugal noch fort. Im Coimbra