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WmM für Ms druff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDicnstags und Freitags. — Abonncinentöpreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 23 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. ThnM Men. Menlkhn und die UmMnden. Imlsblutt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Insertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. No. 63. Freitag, den 13. August 18S6. Bekanntmachung. Nachdem Seine Majestät der König laut Allerhöchsten Beschlusses vom 20. März 1874 geruht haben, ein Erinnerungskreuz für die Theilnahm- an dem Feldzuge 1849 in Holstein zu stiften wollen Allerhöchstdieselben in Allergnädigster Berücksichtigung mehrfach ausgesprochener Wünsche nunmehr die Stiftung von Erinnerungskreuzen verfügen: 1 für Diejenigen welche, ohne am Feldzuge 1849 in Holstein betheiligt gewesen zu sein, während der Dauer desselben im aktiven Dienste gestanden haben und 2 für Diejenigen, welche nachweisbar in den Jahren 1863/64 an der Bundes-Ex-kution in Holstein Theil genommen haben. Diese Erinnerungszeichen bestehen aus broncenen Kreuzen, deren von Lorbeer- und Eich-nkränzen umwundene Mittelschilder auf der Vorderseite den Allerhöchsten Namenszug und auf der Rückseite die Jahreszahl 1849 bezw. 1863/64 zeigen. . Dieselben werden an einem gelben, blau geränderten Bande und zwar nach den inländischen Ermnerungskreuzen getragen. Die für den Verlust der Orden und Ehrenzeichen geltenden allgemeinen Bestimmungen finden auch auf diese Erinnerungskreuze Anwendung. Die der Armee nicht mehr angehörigen, zum Empfange dieser Erinnerungskreuz- Berechtigten, werden hierdurch aufgefordert, ihr- Ansprüche geltend zu machen, und zwar 1 alle Diejenigen, welche ihren Wohnsitz außerhalb Sachsens haben, unmittelbar bei dem unterzeichneten Kriegs-Ministerium, 2 alle Uebrigen, unter Beifügung der Militärpapier- und eines obrigkeitlichen Führungszeugnisses, bei demjenigen Bezirks-Kommando, in dessen Bezirk sie aufhältlich sind. Dresden, den 8. August 1890. Ariegs - Ministerium. v. Fabrice. Zscherp. - Lufolge Anzeige vom 12. August d. Js. ist heute im Handelsregister sür den Amtsbezirk Wilsdruff auf Fol. 41 die Firma Helbig L Aittel in wilr-ruff und als deren Inhaber der Sattlermeister Alfred Richard Helbig und der Lohg-rbermeister Heinrich Robert Aittel in Wilsdruff eingetragen worden. Königl. Amtsgericht Wilsdruff, den 13. August 1890. vr. Wegen Reinigung der Stadtkämmerei- und Sparkassen-Expedition bleibt dieselbe Mittwoch und Donnerstag, den 26. und 21. dieses Monats geschlossen. Wilsdruff, am 13. August 1890. Der Stadtrat h. Ficker, Brgmstr. Vekaiitrtinaehung. Im Gasthofe zur Tanne in Tharandt soll Sonnabend, den 25. August I., Vormittags von 10 Uhr an, das auf den Schlägen der Abtheilungen 2,15,16, 17, 29 und 34 und im Einzelnen des Tharandter Forstreviers aufbereitete Nutz- und Brennholz öffentlich versteigert werden, was mit dem Bemerken bekannt gegeben wird, daß speciellere Angaben die in den Schankstätten und bei den Ortsbehörden aushängenden Auktionsanschläge enthalten. Königl. Forstrevierverwaltung und Königl. Forstreutamt Tharandt, am 12. August 1890. Tagesgeschichte. Die Reisen des Kaisers. — Der alte Satz, daß die Bedeutung eines Ereignisses den Näherstebenden erst durch den Eindruck zum Bewußtsein kommt, den dasselbe in der Ferne macht, zeigt sich auch in der Beurtheilung der Reisen des Kaisers. Ihm selbst war cs zu Ohren gekommen, daß seine zahlreichen Reisen Erstaunen und nicht immer Billigung in der Bevölker ung hervorgerufen hatten. Deshalb betonte er neulich, daß er in seiner Jugend infolge der Rücksichtnahme auf die Wünsche seines Großvaters nickt dasjenige Maß von Anschauung fremder Völker und Verhältnisse gewonnen habe, welches ihm sür den Beherrscher eines großen Reiches nothwendig erscheine, und daß er dies jetzt nachzuholen suche. Neben dieser gewiß all gemeinem Vcrständniß und allseitiger Zustimmung begegnenden Begründung jener Reisen tritt aber aus den Berichten über die Aufnahme des deutschen Herrschers im Auslande immer klarer die große politische Bedeutung derselben hervor. Will auch der Kaiser auf ihnen keine förmlichen Bündnisse schließen, so ist doch ihre Bedeutung für die Aufrechterhaltung des Friedens und die gerechte Beurtheilung der deutschen Politik im Aus land« nicht geringer anzuschlagen. W-nn wir sehen, wie die Vorurtheile der Engländer gegen den strammen militärischen Herrscher des deutschen Volkes vor der Würde und Einfach heit seiner Erscheinung dahinschwinden; wenn Völk.r, wie die Norweger und Belgier, von denen die ganze Entwickelung des neuen mächtigen Reiches in der Mitte unseres Welttheils un günstig beurtheilt oder mit großer Zurückhaltung beobachtet wurde, dem Träger seiner Krone begeistert zujubeln, so ist das von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Das Vcrständniß sür die ruhige Würde der deutschen Politik, die Niemanden und besonders die kleinen Nachbarn nicht in ihren Rechten kränken, aber die Machtstellung des Deutschen Reiches unter allen Um- ständin aufrecht erhalten will, wächst bei diesen Völkern durch den Besuch des Kaisers in einem solchen Maße, daß die Haupt absicht dieser Politik, die Erhaltung des Friedens, dadurch eine wesentliche Unterstützung erhält. Und wie die Werthschätzung des deutschen Volkes durch diese Reisen gefördert wird, so wird durch si- auch der Werth und die Bedeutung der monarchischen Institution in ein helleres Licht gerückt. Wenn einer der mächtigsten Monarchen der Erde zeigt, wie unser Kaiser dies durch die Thatsache seiner Stellungnahme zur Sozialpolitik gethan hat, daß die Beförderung des Wohles der minder Be güterten ihm Herzenssache sei und für eine der Hauptaufgaben seiner Regierungsthätigkeit gilt, wenn er dann durch seine un ermüdliche Thätigkeit auch auf Reisen beweist und auch den fremden Völkern klar vor Augen führt, daß er seinen Beruf ernst nimmt und von der Fülle der ihm durch seine angeborene Stellung auferlegten Pflichten erfüllt ist, so muß das auf die Hochhaltung der monarchischen Institution in hervorragendem Maße einwirken. Bessere Kenntniß des deutschen Wesens im Auslands, Stärkung der deutschen Friedenspolitik und des monarchischen Gedankens überhaupt sind daher Ergebnisse der Kaiserreise, die den Deutschen erst klar werden aus dem Ein drucks, den sie bei den andern Völkern machen. Um so freu diger wird deshalb das deutsche Volk auch seinen Kaiser bei seiner jetzigen Rückkehr begrüßen, wo er die heimischen Gestade betreten wird, nachdem er zuletzt die jüngste Erwerbung des Deutschen Reiches besucht hat. Die Kaiscrreise nach Helgo land wird auch dazu beitragen, das zuerst allgemein hervor- tretendc, nachher durch Kolonialkummer zum Theil etwas zu- rückgcdrängts Gefühl der freudigen G-nugthuung über diese neueste Erwerbung wieder überall zum Durchbruch zu bringen. Sie bedeutet die Hinwegräumung der letzten Erinnerung an die frühere Fremdherrschaft auf deutschem Gebiete, sie ermög licht erst eins kräftige Zusammenfassung unserer gesammtcn Seemacht zum Schutze unserer Küsten. Auf friedlichem Wege ist unser junger Monarch das geworden, was jeder Kaiser zu werden versprechen mußte, nämlich ein Mehrer des Reichs. Und wie der Jubel der fremden Völker ihn umtost hat, wie der Jubel der neuen und alten Deutschen auf Helgoland bei seinem Erscheinen ertönt ist, so wird auch das deutsche Volk ihn bei seiner Rückkehr von Helgoland mit Jubel empfangen. Berlin. Se. Majestät Kaiser Wilhelm hat seine Reise nach Rußland am Donnerstag Nachmittag 2 Uhr angetrcten. Die Ankunft erfolgt in Narwa am 17. d. M. Nachmittags 5 Uhr. Helgoland, 11. August. Die Ergebenheitsadresse, welche gestern Sr. Maj. dem Kaiser überreicht worden ist, hat folgenden Wortlaut: „Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser und König, Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät nahen die Ein wohner Helgolands mit der Bitte, Ew. Majestät in Ehrfurcht huldigen zu dürfen. Nachdem das vom Geiste des Friedens getragene Abkommen mit Ihrer britischen Majestät, unserer bisherigen erhabenen und gütigen Herrsckerin, uns dem Herrscher desjenigen Reiches unterstellt, mit welchem wir durch Ab stammung, Sprache und Sitte uns bereits Eins fühlen, blicken wir in Freudigkeit der Zeit entgegen, welche mit der von Ew. Majestät soeben ausgesprochenen feierlichen Besitzergreifung der Insel für uns anbricht. Die von Ew. Majestät kund gegebenen Allergnädigsten Verheißungen erfüllen uns mit Ge fühlen ehrfurchtsvollen Dankes und unwandelbarer Zuversicht, daß unter Ew. Majestät erhabener Regierung es uns gelingen werde, durch Erfüllung des von uns hiermit abgelegten Ge löbnisses der Treue als Ew. Majestät gehorsame Unterthanen uns zu erweisen. Ew. Kaiserlichen Majestät allerunterthänigste und gehorsamste Einwohner Helgolands u. s. w." —Während der gestrigen Frühstückstafel im Gouvernementshause erhob sich Se. Maj. der Kaiser zu etwa folgender Ansprache: Das schöne Eiland sei ohne Kampf, ohne daß eine Thräne geflossen, in Seinen Besitz übcrgegangen. Die vielen Depeschen, welche Er aus dem Mutterlande erhalten, bezeugen die Sympathie mit dem neuen Erwerb. Er wolle gerade auf die Art und Weise Hinweisen, wie Helgoland wieder gewonnen. Er sei stolz daraus, daß dies im Frieden geschehen. Als er im Jahre 1873 zum letzten Male hier gewesen, habe er sich gesagt, Er werde glücklich sein, wenn Er es erleben könnte, daß die Insel wieder deutsch werde. Jetzt haben wir die Insel wieder er worben durch den Vertrag aus dem freien Willen der Regierung und der gesetzgebenden Faktoren eines stammverwandten Landes; es liege ihm daher am Herzen, ein Glas der hohen Frau zu widmen, der wir es zu verdanken haben, daß die Insel wieder deutsch sei. Mit weitschauendem Blick, mit hoher Weisheit regiere die Königin Ihr Land, und Sie lege Werth darauf, mit Ihm und Seinem Volke in Freundschaft zu leben. Sie schätze deutsche Offiziere, deutsche Töne in Melodien. Hoch lebe die Königin von England! Fast sämmtliche Londoner Blätter besprechen die förmliche Uebergabe Helgolands an Deutschland und bezeichnen die selbe als Schlußakt des englisch-deutschen Abkommens, durch welches das freundschaftliche Verhältniß zwischen den stamm verwandten Nationen auf's Neue befestigt worden sei. „Daily Telegraph" erklärt: Der Besuch Sr. Maj. des Kaisers und die augenscheinlich glücklichen Beziehungen zwischen Allerhöchst- demselben und dem englischen Hofe hätten es für England um so leichter gemacht, die Ucbertragung der Insel mitGleich- muth zu betrachten. Der „Standard" hofft und erwartet, der Schlußakt des englisch-deutschen Abkommens werde die verwandtschaftlichen Gefühle der beiden Völker dauernd be festigen; es sei jetzt keine einzige Frage, ob groß oder klein, vorhanden, betreffs welcher ernste Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen entstehen könnten. England sei dem Drei bunde nicht beigetreten, aber es sei nur natürlich, daß es Schulter an Schulter mit jenen Mächten stehe, welche, kein Hehl aus ihrer Politik machend, England beweisen, daß sie nichts anstrebten, was unverträglich mit der Aufrechterhaltung des europäischen Friedens sei. England müsse seine Sym pathien denen zuwenden, welche die Erhaltung des Frieden»