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HmM, Wi, Meckhi lü w jllMMi. ArntsblaH Ki dir Lal. Umtsbauvimannwaft ,u Meißm. das L«l- Amtsgericht und dm Ktadtratb zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden RontagS und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 47. Freitag, de« 1t. Fu«i 18»«' '' --Till- > — Bekanntmachunq. Die in Gemäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt S. 245 flgd. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Mißen im Monate April d. I. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden rcsp. Quartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschaft im Monate Mai d. I. an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangte Marschfourage beträgt 9 Mark 24 Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 94 - - 50 - Heu, 3 - 41 - - 50 - Stroh. Meißen, am 2. Juni 1890. Königliche Amlshauptmannschast. Airchbach. Bekanntmachung. Die diesjährigen Grasnutzungen auf der Vogelwiese, vor der Schießmauer, auf der Wiese am Badeplatze, rechts und links an der Freiberger- straße und der Brücke, links am Mühlgraben und in den Stadtgräben sollen Sonnabend, de« 14. J«ni d. I., Nachmittags 6 Nhr, im hiesigen Schiehhause unter den daselbst bekannt gemacht werdenden Bedingungen meistbietend verpachtet werden. Wilsdruff, am 7. Juni 1890. Der Stadtgemeinderath. Kicker, Brgmstr. Nächsten Mittwoch, de« 18. «nd Donnerstag, de« 1». dieses Monats, soll in hiesiger Stadt eine Rattenvergiftung durch Phosphorpillen und dergleichen Latwerge vorgenommen werden, was hiermit den hiesigen Einwohnern und insbesondere denjenigen Grundstücks besitzern, welche Hausschleußen haben, zur Vorsichtnahme bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 11. Juni 1890. Der Bürgermeister. Ficker. DageSgeschichte. Ueber die R-iseverfügungen des Kaisers wird jetzt Folgendes mit- getheilt: Der Kaiser verläßt Mittwoch den 25. d. M. Berlin, um seine Sommerreisc anzutreten. Er bezieht sich zunächst nach Fredcnsborg, wo er die dänische Königsfamilie besucht, und von da nach Christiani«. Für den auf längere Zeit berechneten Aufenthalt daselbst ist ein Zusammen treffen mit der schwedischen Königsfamilie in das Programm ausgenommen; hauptsächlich aber wird der Kaiser von Christiania aus ausgedehntere Aus flüge in die Umgegend unternehmen. Das Nordkap wird der Kaiser in diesem Sommer nicht besuchen. Von Norwegen aus begiebt sich der Kaiser demnächst zum Besuche der Königin von England auf dem See weg« nach England, und von da wiederum auf dem Seewege nack Ruß land. Die Rückkehr von dort nach Deutschland, ebenfalls zu Sch ff«, er folgt so, daß der Kaiser alsbald dem Manöver dcs 9. Armeekorps bei wohnen kann. Hieran schließt sich unmittelbar die Theilnahme des Kaisers am Manöver des Gardekorps und demnächst das Kaisermanöver in Schlesien, zu welchem auch der Kaiser von Oesterreich cintreffen wird. Die Militärvorlage, so schreibt man aus Berlin, welche im Reichstage zur Berathung stebt, stellt einige weitere Anforderungen an die persönliche und finanzielle Leistungsfähigkeit des Volkes. Etwa 6000 Mann sollen jährlich mehr eingestellt und etwa 18 M llionen Mark dau ernd mehr für Heereszwecke aufgewendet werden. Ohne Zweifel wäre es erwünschter, wenn eine derartige Erhöhung der Milttärlasten zu vermeiden oder wenn sie zu vermindern wäre. Auf der andern Seite aber wird man sich vor der Uebertreibung hüten müssen, als handle es sich um eine ver- hältnißmäßig hohe Mehrbelastung. Die in Aussicht genommene Erhöhung der Friedcnspräsenzstärke und des ordentlichen Mllitäretats beläuft sich nur auf einige Procente der bisherigen Höhe und rechtfertigt daher die weit gehenden Erörterungen in keiner Weise, welche sich daran knüpfen. Aber eS ist einmal deutsche Gewohnheit, Mehranforderungcn, für öffentliche Zwecke und insbesondere für Heereszwecke gegenüber die Behauptung der Ueberlastung auf^ustellen und sich in Klagen über unerschwingliche Lasten und Verarmung zu ergehen. So erklärten schon die brandenburgischen Stände dem Kurfürsten gegenüber beim Beginn dcs Dreißigjährigen Krieges eS für unmöglich, jährlich 2 Tonnen Goldes für die zur Dertheidigung des Landes nothwendige Militärmacht aufzubringen. Das Land blieb unvertheidigt und allein Wallenstein holte darauf aus demselben 200 Tonnen Goldes, von den Schweden und von dem Mannsfelder gar nicht zu reden. Nach Friedrichs des Großen Tode erklärten die Oberpräsidenten ihre Pro vinzen für überbürdet und durch Steuern erschöpft; nachdem der von de« großen Könige gesammelte Schatz aufgebraucht war, zog sich Preußen deshalb aus der großen Politik zurück und verzichtete auf jede Fortent wickelung seines Heerwesens, um den vermeintlich überlasteten Unterthanen nicht noch mehr Steuern abfordern zu müssen. Nach Jena holte daraus Napoelon über eine Milliarde Thaler an Kriegscontribution aus dem Lande und dasselbe hatte doch noch die Kraft, die Freiheitskriege durch zuführen. Zeigen diese Beispiele zugleich die Kehrseite unzeitiger Spar samkeit in Heeresfragen, so mag ihnen ein Vorgang aus Frankreich ent sprechend zur Seite gestellt werden. 1867 scheiterte die vom Kaiser Na poleon Hl. geplante Militürorganifation an dem Kostenpunkte. Der Krieg von 1870 hat Frankre'ch an Contribution und eigenen Kosten über 10 Milliarden Francs gekostet. Trotzdem war Frankreich im Stande, nach dem Kriege sein Heer viel stärker zu machen und vielmehr auf das selbe zu verwenden, als 1867 für unerschwinglich erachtet wurde, ohne daß der Nationalwohlstand dadurch im Geringsten gelitten hätte. Man wird sich daher durch die gewohnheitsmäßigen Klagen über zu große Be drückung nicht irre machen lassen dürfen, das für die Deutschlands Stellung und geographische Lage entsprechende Heeresentwickelung Nothwendige zu bewilligen, wenn man nicht Gefahr lauten will, eben eine so schlimme Erfahrung zu machen, wie sie Brandenburg im Dreißigjährigen Kriege, Preußen in den Jahren 1807 bis 1813 und Frankreich 1870/71 gemacht hat. In der Mllitärkommission des Reichstages äußerte sich der General Vogel v. Falkenstein u. A. dahin: Ueber die Hälfte der Soldaten befindet sich in der Kaserne besser als daheim. Dort bekommen die Mannschaften höchstens an hohen Festtagen Fleisch zu essen, in der Kaserne alle Tage, so viel Fleisch ein jeder möge. Nur der Heimathstrieb lasse die Mann schaften die Entlassung herbeiwünschen. Er habe wahrgenommen, daß die Soldaten durch die Ernährung von Commisbrot bis zum Platzen stark gemacht, nach Jahresfrist als abgemagerte Reservisten zu den Hebungen zurückkehren. Dort in der Misere des bürgerlichen Lebens muß der Mann für sich selber sorgen. Das Leben in der Kaserne hat die Bedeutung einer Ferienkolonie im Sinn« der Hygiene; es wirkt frühzeitiger Verhei ratbung entgegen. Die Verkürzung der Dienstzeit würde auch den physischen Rückschritt der Nation zu Wege bringen. Von ganz besonderem Interesse sind die Zahlen, welche von Seiten der Regierungsvertreter in der Mllitärkommission über die Stärke der großen Armeen in Europa mitgetheilt wurden. Danach stellt sich das Stärkeverhältniß wie folgt: Die Stärke der russichen Armee im Kriegs fälle beträgt 2 579000 Mann. Unsere Präsenz 2800000 oder vielleicht 2900000 Mann. Die französische Armee beträgt 3 226000 Mann. Die Stärke unserer Bundesgenossen beträgt: Oesterreich-Ungarn 1150000, Italien 1090000; dazu Deutschland mit 2 900000 Mann, ergiebt ins- gesammt 5140000 Mann. Dem gegenüber stehen Rußland und Frank reich mit zusammen 5805 000 Mann. Danach haben die uns gegen überstehenden Mächte ein Mehr von rund 660000 Mann. Innerhalb der deutschfreisinnigen Partei haben die neuen Anforderungen der Militärverwaltung eine Art Katzenjammer erzeugt und mann beginnt sich schon nach dem Fürsten Bismarck zurückzusehnen. So stößt die „Vossische Zeitung" in ihrem heutigen Morgenblatt folgenden Schmerzensschrei aus: „Schlag auf Schlag folgen die Mlllionen-Forderungen der Militärverwaltung aufeinander, trotzdem der Kriegsminister vor wenigen Jahren versichert hat, die Ansprüche der Kriegsverwaltungen seien im Wesentlichen befriedigt. Bisher hat das Gegentheil vielleicht mehr, al» vermuthet worden ist, beim Fürsten Bismarck gelegen. Man erinnert sich