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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190904096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090409
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090409
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-04
- Tag 1909-04-09
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Monat
1909-04
-
Jahr
1909
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Nr. SV. 1V3. Jahrg. Dev kaufmännische Geist in dev Rolonialvevwaltnng. Wer bi» jetzt etwa noch nichts von dem kan'männifchen Geist gemerkt hat, der mit Dcrnbnrg in die Kolonialvcnvaltnng eingezogen ist, dem wird er durch eine neue Verfügung »6 «xniloa demonstriert, die soeben im Kolomalamt ausgeheckt worden und offenbar dazu bestimmt ist, den Finanzen der Kolonialverwaltnng aufznhelsen. Das >tvlonial- arnt schmückt bekanntlich neuerdings seine Denkschriften mit Bildern, und auch da« amtliche Kolon ialdlatt 1>zw. sein« wissenschaftlich Beilage, di« „Mitteilungen ans den deutschen Schutzgebieten, enthält manchmal zahlreiche Bilder ans neu erforschten Gebcelen, die dem gewöhnlichen sterblichen schwer oder gar nicht -»gängig sind. Die Kolonialverwaltnng geht dabei wohl von dem sehr richtigen Gedanken aus, das; die Ergebnisse von Expedi tionen, die aus öffentlichen Mitteln bezahlt stnd, auch pslichigemäk der Oeffenttichkeit in Wort und Bild vorqesnbrt werden müjie». Nun find die obenerwähnten Publikationen zwar unstreitig vortrefflich redigiert, sse werden aber kmim Anbruch darauf erheben, die „Oesfentlichkeit" >n weiterem -Sinne darzustellen. Denn dazu gehören außer einigen hundert Abgeordneten, Beamten, Wissenschaftlern und Kolonialfreunden doch schließlich auch noch ein paar Millionen anderer Leute, die besagte Publikation nie zu Gesicht bekommen, sondern ihre koloniale Anschauung auS billigen Zeitschriften beziehen müssen. Diese Zeitschriften haben sich daher bisher von Fall zu Fall interessante Bilder bzw. Bildstöcke, die sie anderweitig nicht erhalten können, nachträglich von der Kolonial verwaltung geliehen und sind damit dem pflichtgemäßen Bestreben, die Bilder möglichst zu verbreit«» und so für die koloniale Sache M wirken, entgegengekommen. So und nicht anders muß man die Sache betrachten, denn die Kolonialverwaltung hat daö allergrößte Interesse daran, kolo niale Kenntnisse im Nolle zu verbreiten und zugleich zu zeigen, was draußen von seinen Oryawen geleistet wird. Nun bestunt sich aber plötzlich das Kvlonialamt auf den neu erworbenen kaufmännischen (^eist und will aus der Verleihung jener Bilder ein Geschäft machen. 'Denn: nach jener Verfügung sollen die Zeitschriften für den einmaligen Abdruck jedes Bildes 5 .E bezahlen. Für große und gut eingeführte Zeitschriften spielt das ja weiter keine Nolle und sic werden sich wahrscheinlich der höheren Einsicht und dem Geldbedürfnis der Kolonialverwaltung vhuc weiteres fügen. Es gibt aber eine große Zahl von Fachblättern und Vcreinsoraanen, die kein Geld für solche Dinge auszügeben vermögen und doch eine wichtige Nolle bei der 2terbreltung kolonialen Wissens spielen, nebenbei auch eine gelegentliche Abwechslung in ihrem Stoss angenehm empfinden — wenn iie nichts kostet. Diese Zeitschriften alle strecken ihre Hände ,«uerdinys besonders nach kolonialen Bildern aus und dürsten in steigendem Maße auch au die Kolonialverwalttrug um kostenlose Ucberlassung von Bildern herantreten. Damit ist- nach der ertväbnten Verfügung vorbei — wenn diese bestehen bleibt. Wir glauben, di« Kolonialverwaltnng wird sich die Sache noch einmal überlegen, und um ihr dies zu erleichtern, sti auf das Bei'piol der französischen Kolonialvertvaltung hinaewiescn, die plan mäßig Bilder aus allen ihren Kolonien zusmirmenträcit und diese kosten frei den illustrierten Zeitschriften, ja sogar ausländischen, mir größter Bereitwilligkeit zur Verfügung stellt. Es ist darum auch kein Wunder, daß die Franzosen verschiedene vornehm ansgeftattrte und reich mit Bildern geschmückte Zeitschriften haben, während eS in Deutschland erst seit anderthalb Jahren eine gut illustrierte, für weitere Kreise bestimmte Kolonialzeitschrist, „Kolonie und Heimat", gibt. Und wie hungrig nach kolonialem Aufklärungs. und Lesestoff das große Publikum auch bei uns ist, zeigt der beispiellose Erfolg dieser Zeitschrift, die es, wie wir hören, in anderthalb Jahren auf rund 120 000 Abonnenten gebracht bat. All das sollte man sich im Kolonialamt überlegen. Denn die werbende Wirkung, die die Verbreitung des Bildermaterials der Kolo- malverwaltuW ausübt, ist doch höher zu veranschlagen, als die 2—3000 Mark, die das Kvlonialamt bestenfalls bei der Sache verdienen kann. Die europäische ltage. Aui verflogenen Dienstag hat nun glücklich auch die montenegrinische Szene des großen Balkanthcatcrs in versöhnlichen Tönen geschloßen. Die Regierung in Eetinj», die noch am Ausgang her vorigen Woche, 'elbst nach dem serbischen Däbücle, ihre Freiwilligen mit den Massen klirren ließ, hat nun am erwähnten Tage dem italienischen Kabinett und den übrigen Mächten, darunter der Wiener Regierung, eine Note zu gehen lassen, in der sie ihre Bereitwilligkeit zur Wiederaufnahme -reundschaktlich-r Beziehungen zu Oesterreich-Nngarn ausspricht. Vom Ballplotz aus, wo Herr v. Achrcnthal, der triumphierende In- itiator der orientalischen Ereignisse, wieder freier ansattnet, ist Monte negros Note denn auch in entgegenkommender Weise beantwortet worden. Auch hat sich Oesterreich zu einer Aendcrung des Artikels 29 des Berliner Vertrages bereit erklärt. Das europäische Konzert sucht also wieder mit seinen .Harmonien ,u entzücken: denn die Signatarmächte haben nunmehr definitiv ihre Einigkeit im Punkte der Anerkennung der Annexion erklärt. Diese Proklamation und alle laute» Friedensbeteuerungen können aber nicm über die offenkundig grollende MaSke der Tripelentcnte hinwegtröstcn. Fu Paris, London und Petersburg sind alle sattsam bekanntem off^ stellen und oststziösen Ränkeschmiede, trotz der diplomatischen Nieder- läge, ununterbrochen an der Arbeit, den deutsch-österreichischem Sieg dieses Frühjahrs zu schmälern. Die Hauptmacher der oüten Minner- arbstt sitzen natürlich in Downing Street, am der Themse. Von hier aus wird augenscheinlich ein ivcner Hauptcoup gegen den Dreibund, zu dem sich neuerdings, nachdem alle Gewitter verflogen stnd, auch wieder Ftalien bekennt, geplant. England will nämlich, wie von verschiedenen Seiten zugleich be richtet wird, Europa ein neues Balkanproblev'. austischen: cs will, im holden Vcrein mit Rußland, die mazedonische Frage in der nächsten Zeit ausrollen und zum Revaler Pro gramm zurückkehren. Neber den Modus, den die Sir Edward Grey dabei beobachten will, sind vorläufig noch geheimnisvolle Schleier gebreitet. Aber immerhin: die große Nobcrraschung, die die Mächte wieder aufstören dürfte, soll gleich nach dem Osterfest vor sich gehen. Fn Wien und Berlin wird inan demnach wollweislich die Londoner Projekte mit geschärften Augen verfolgen, cbenw besonders die von Petersburg, do der immer noch unverfrorene Herr v. Iswolski erst dieser Tage am Bosporus irische Intrigen — trenn auch Gott sei Dank vergebliche! — gegen len Abschluß des österreichisch-türkischen Entente protokolls anyezettclt halte! Es wird hentc zur internationalen Situation folgendes gemeldet: Englisch-russische Pläne. (Die mazedonische Frage soll aufgerollt werdens Wie», 8. April. sTek.) In verschiedenen Zeitungen tauchen Nachrichten auf, nach denen England zu dem Programm von Reval -urückkehren nad im Verein mit Rußland schon »ach Ostern die mazedo - nische Frage aufrollen werde. Diese Meldung wird auch von anderer authentischer Seite wie folgt bestätigt: H Wien, 8. April. sTel.s Die Meldung, daß iu England sich ein Nmlchwnng in der Politik in bezug aus das Derh ältnis zur Türkei vorbereitet, wird in hiesigen diplomatisibe« Kreisen bestätigt. Die englische Re- aierung ist entschlossen, sobald sich eine Wiederbelebung der Banden tätigkeit in Mazedonien bemerkbar machen sollte, für Mazedonien die Autonomie nnd die Einsetzling eines Generalgouvernenrs zn verlangen. Also an die Arbeit, Agents prava<mt«ur*! O Italien erneuert den Dreibund! o R o m, 8. April. (Tel.) Die ..Vita", die eine Zeitlang stark franzosensreundlich Var, bringt «inen dedentsamen Leitartikel, der die Politik des Fürsten Bülow feiert nnd Deutschland preist, da» Revanche für Algeeira» genommen habe. WaS Italien anbetresfe, so hätten Wien und Berlin in de« letzten Monaten manchmal dessen anscheinende Leiteusprüuge übel vermerkt. Die bevorstehende Begegnung Kaiser Wilhelms mit KönigBiktor Emanuel Verde da- her, Vie di« erhöhte Tätigkeit der Diplomaten beweise, eine große diplomatischeBedeutuug habe«. Wahrscheinlich werde Jtzalie« jetzt scho» den Dreibnnd erneuern, und zwar nilverindert. Italiens Position habe sich in den letzten Jahren so sehrderschlechtert, daß es keineBedingungen stellen könne. Also scheint Rom schlechte Geschäfte mit der Triplcenteilte gemacht « h«ch«! Leipziger Tageblatt. Freitag, v. April 1S0S. Frankreich und der Dreibnnd. lParis wünscht keine Sprengung des Dreibundes. Pari». 8. April, sTelegramm.) Besondere Aufmerksamkeit Wendel man in Reglern naskreisen der angeblich bevorstehenden Erneuerung des 1911 ab laufenden Dreibundvertrages zu. Wie bei früheren Anlässen, wird Frankreich jeden Schein der Einflußnahme aus die Entschließungen de» Onirinals zu vermeiden wisicn. Immerhin hat man zur bewähr- len diplomatischen Gewandtheit des Botschafters Barrere unbedingtes Vertrauen. Man hofft, er werde seinem Beinamen „Fine Mönche" wieder Ehre machen. Eine Sprengung des Dreibundes wäre hier tatfichlich nnervlinscht. Wohl aber erwartet man, daß für Italiens Bewegungsfreiheit noch größere Bürgschaften aus dissem Vertrage sich ergeben, als uns dem ablaufenden, so zwar, daß Italiens Anschluß an die französisch-englisch- russische Entente, namentlich in orientalischen Angelegenheiten, keinem Vertraashinternisse begegnen soll. „Wenn Deutschland", äußerle ein französischer Staatsmann, „Italien die Walzertcur gestattete, wird es auch gegen diese Quadrille nichts einzuwenden haben." * Da» feindliche Rußland. sSeltsame Verhaftungen von Deutschen u nd Oester- reichern in Warschau.) c-b. Warschau, 8. April. sTelegramm.) Dem „Kurjer WarszawSki" zufolge sind in den letzten Tagen in Warschau zahlreiche polizeiliche Verhaftungen deutscher und österreichi scher Untertanen erfolgt. Der Grund der Verhaftungen werde streng geheim gehalten, stehe aber mir de» Vorgängen während de» rnssisch- österreichischen Konflikte» in Berbindnng. Mehrere Familien der Ver hafteten haben sich an ihre Konsulate gewandt. O Der Mord auf der Gelatabrücke. I Konstantinopel, 8. April. sTelegramm.) Die Ermordung Hassan Fehmis, des Chefredakteur» der Zeitung „Serbesti" hat im Tbronfolgerpalast eine wahre Panik hervor gerufen. Die Zeitung „Serbesti" galt immer als energische Partei- Sängerin des Prinzen Mohamed Rcschad. Der Thronfolger wagt seit dem Morde nicht, sein HauS zu verlassen. Man befürchtet weitere tra gische Ereignisse im Kampfe der Parteien «m die Herrschaft. Deutscher Reich. Leipzig, s. April. * Landtagskandidatnren. Der Nationakliberale Verein Zwickau bat für Zwickau—Stadt den Bauamtmanu Jul. Baer-Zwickau als Kandidaten nominiert. Dieser Wahlkreis wurde bcÄjer durch den frei sinnigen Abgeordneten Bär vertreten. — Im Planener Wahlkreis soll cS entgegen früheren Meldungen noch nicht entschieden sein, ob die kon- lervativ-mittelstandlerische Kandidatur ves Gewerbekammershndikus Dr. Engelmann fallen gelassen wird. * * lieber »en Wechsel ta der deutsche« Botschaft tu No» wird der „Nat.-Ztg." mitgeteilt, daß der bereits vor Monaten beschlossene Rück tritt des bisherigen BotschasterS Grafen Mont» unmittelbar bcvorsteht. Graf Mont« wirv dieser Tage fei» AbberufungSsckreibeu überreichen und die Geschäfte an seinen Nachfolger Herrn von Iagow, dessen Er nennung »nm Botschafter ebenfalls dieser Tage amtlich bekauntgegeben werven durfte, übergeben. * Dernbnrgs Befinden. Ueber die weitere» koloniale» Informa tionsreisen des Staatssekretärs Dernbuvg werden von einem Berliner Blatte Mitteilungen gemacht, die mindestens als verfrüht zu bezeichnen sind. Wie die Inf." an unterrichteter Stelle erfährt, stehen Zeitpunkt nnd Ziel der nächsten Reise augenblicklich noch iu keiner Weise fest. Die Bemerkung ,u jener Notiz, daß die Reise nach Kamerun deshalb ver schoben werden müsse, weil sich der Staatssekretär von den Strapazen der ostafrikanischen und südwestafrikanischen Reise noch nicht erholt habe, ist durchaus deplaciert. Staatssekretär Dernbnrg erfreut sich deS besten Wohlseins, was schon daraus hervorgeht, daß er über die Osterfeiertogr keinen Urlaub antritt, sondern in Berlin verbleibt und die Ämtsgcschäfte weiter führt. * Der diesjährige allgemeine Bertretertag der «atioaaMberale« Partei, mit dem gleichzeitig die Gedächtnisfeier der vor 50 Jahren er- folgten Gründung des Nakionalvcreins verbunden wird, ist mit Rücksicht auf die Herbstfcricn endgültig auf den 2., 3. nnd 4. Oktober in Eisenach festgesetzt. * Englischer Besuch auf deutschen Schlachtfelder«. Der Kaiser genehmigte, daß sechzig euzlische Offiziere und die Schüler der Kriegs akademie iu zwei Abteiluugen Ende April bis Mute Mai die auf deutschem Gebiete liegenden Schlachtfelder bei Weißenburg, Wörth, Spichern und nm Metz zu Stndienzwecken aufsuchen. Zur Führung wird ein deutscher Offizier für die Metzer Schlachtfelder zur Berfügcmg gestellt. * Die revidierte Berner Uebereinkuuft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst ist dem Reichstage zugegangen.' Die Konferenz vom 13. November v. I. hat an der alten liebere,nkunst eine Reihe von Ver änderungen vorgenommen. Es handelt sich hier um sachliche Erweite rungen der Urheberrechte, die vom Standpunkte der heutigen An- schmiungen über internationalen Urheberschutz «»gezeigt erscheinen. Zum Teil um Vereinfachungen zur Abhilfe gegen Unzuträalichkeiten, die sich iu der praktischen Handhabung der Uebereinkunft fühlbar gemacht haben. Ferner wird vorgeschlagen, die Werke der angewandten Kunst, d,e Werke der Baukunst, die Photographie, sowie die schriftlich sestgelegten choreo graphischen Merke unter den zu schützenden Werken auszufübren. Weiter werden die Schutzmöglichkeiten für kinematograpbische Darstellungen geregelt, das ausschließliche UebersetzungSrecht, sowie der Schutz deS Tonkünstlers gegen öffentliche Ausführung werden wesentlich verstärkt, die Rechtslage der Komponisten gegenüber der Wiedergabe ihrer Werke durch mechanische Musikinstrumente wird in anderer Weise als bisher geregelt. Ein über das geltende Recht hinausgehender Schutz wird gegen kinematograpbischen Wiedergabe von geschützten Werken, sowie zugunsten kinematographischer Erzeugnisse selbst gewahrt. Nach Artikel 9 dürfen Romane, Novellen usw. ohne Ermächtigung der Urheber nicht abgedruckt werden, bei sonstigen Abdrücken aus Zeitungen ist die Quelle anzugeben, die Rechtsfolgen der Nichterfüllung dieser Verpflichtung richten sich nach den LandeSgesetzen. Die revidierte Uebereinkunft macht im deutschen Recht einige Abänderungen nötig: der Schuh der Werke der Tonkunst gegen mechanische Wiedergabe muß anderweitig geregelt werden. Für das Gebiet der Kinematographie bedarf eS neuer Vorschriften. * Beendigung des Zollkriege» -wische« Deutschland «nd Kanada. Wie die „Intern. Preß-Korr." aus zuverlässiger Quelle erfährt, besteht begründete Aussicht für das baldige Zustandekommen eines Handelsver trages zwischen dem Deutschen Reick,« und Kanada. Die kanadische Ro- gieruirg ist geneigt, deutschen Herkünften erhebliche Zollermäßiaunaen einzuräumen. D,cse werden sich haiHtsachlich auf die Erzeugnisse der Textilindustrie, Drogen Porzellan. Bucher, Seifen, Konfektion, künst liche Blumcn, Federn, Weine und Spirituosen beziehen. Dagegen wird Deutschland erhebliche Zollermäßigungen für landwirtschaftliche NLaschinen, Schreibmaschinen, Magervieh, Produkte der Viehzucht, der Landwirtschaft nnd des Gartenbaues, sowie für Nutzhölzer gewähren. Das Auswärtige Amt und daS Reichsamt des Innern sind eifrig be müht, bald ein endgültige- Ergebnis der Verhandlungen zu erzielen. Auch ist der Reichskanzler willens, seinerzeit im ÄundeSrate und Reichs tage nachdrücklich dafür einzutreten, daß die Ermäßigungen der land wirtschaftlichen Zölle zugunsten der kanadischen Einfuhr nicht am agra rischen Widerstande scheitern. Der soeben vollzogene Mschluß des fran zösisch-kanadischen Handelsvertrages macht die Angelegenheit für Deutsch land besonders dringlich. Hält der vertragslose Zustand für uns noch lange an, so besteht die Gefahr, daß Frankreich den dritten Platz im Außenhandel Kanadas hinter Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika, auS dem eS Deutschland seit Beginn des Zoll krieges verdrängt bat, zum dauernden Schaden unserer Handclsinter- cssen auch für die Folge behauptet. * Handlnngsyehilfentagnng i» -a»b»rg. Die älteste unter den großen kaufmännischen Berufsorganisationen, der Verein kür Hand- lungskommiS von 1858 (Kaufmännischer Verein) veranstaltet am 18. April am Sitze seiner Hanvtverwaltung im Anschluß an die tags zu vor ftaktsindende ordentliche Hauptversammlung seinen Vereinstag. Aus der Tagesordnung stehen ein Generalbericht des Verwaltungsdirektors Dr. H. I. Thissen über die sozialpolitische Lage und em Referat deS Verwaltung-Mitgliedes Gustav Ottinger über KausmaunSkammern. Der Verein zählt gegenwärtig 90000 Mitzzlieder und ist di« größte pari- tätische Organisation im Kausmannsstanve. * Ei» letzter Versuch. Die Delegierte»verfammlu«g der Sozial demokraten in Hamburg lehnte den Antrag ab, am 1. Mai die Arbeits- ruhe fallen zu lassen, und beschloß, allerdings gegen eine starke Oppo sition, die Durchführung der Arbeitsruhe und die Veranstaltung eines Fcstzugeö. Dieser ist bereits polizeilich genehmigt. » Am Befinden Ve» Fürsten vnleittztrrg ist eine erhebliche Ver schlechterung eiugetretcu. Sei» Zustand ist so bedenklich, daß Hoffnung aus Wiederherstellung kaum noch gehegt werden kann. * Tie Regelung de» Tiamantbergbm»» in Lüdwest. Wie die „Norkd. Allg. Ztg." ausführlicher mitteilt, haben die Gerhanvkuugen, vie zum Zw.cte des Ausgleichs von Differenzen betreffend die Schürfe und Belcibungsberechtigungen sowie über die zu verleihende Feldesgröße und verschiedene andere Punkte mit einer bevollmächtigte» Abordnung der Lüderitzduchter Interessenten im ReichSkolooialamt während mehrerer Wochen gepflogen wurden, zu einem Vertrage geführt, au dem sämtliche am Diamantbergban in Lüderitzbucht beteiligten Firmen beteiligt sind. Durch dieses Abkommen ist eine große Anzahl von Rechtsverhältnissen geklärt worden, welche andernfalls im Proreßwege jahrelang die Gerichte des Schutzgebietes hätten beschäftigen müssen und eine gesunde, regel mäßige Entwickelung des Diamantenbergbaues auf ebrnsolavge unter bunden hätten. Ausland. Frankreich. Ei» ««timilitaristische» Attestat. Au» Toulo » wird gemeldet I« einem anonyme» Brief wurde dem Kapitq« Ravout, Befehls haber der UnterseebootSflottille, mitgeteilt, daß in die Maschinen des Unterseebootes „Circe", daS vor einem Monat vom Stapel gelaufen ist nnd noch nicht aktiven Dienst getan hat, Eiseustückc gelegt worbe» seien, nm die Maschine», an denen noch gearbeitet wird, bei ihrer Inbetriebnahme z» beschädige«. Der Kapitän begab sich so fort an Bord des Unterseebootes und stellte fest, daß die Angaben des anonymen Briefe» der Wirklichkeit entsprechen. Es steht außer Zweifel, daß es z« einer Katastrophe gekommen wäre, wen» sich das Boot in Bewegung gesetzt hätte. Eine strenge Untersuchung ist ein geleitet und man glaubt die Urheber deS verbrecherischen Attentats zu kennen. Der Verdacht richtet sich gegen mehrere bekannte AntimiIi - taristen, bei denen Haussuchungen stattfinden werden. O Besuch des Zaren? Aus Brest wird telearaphiert: Hier ver lautet, daß ter Zar gelegentlich seiner Mittelmeerfahrt den hiesigen Hafen aulausen wird, um den Präsidenten Fallier es zu ve- grüßen. Wahrscheinlich wird der Besuch am 20. Mai erfolgen. *.* Neue <Äreiks iu Sicht. Ans Paris wird gemeldet: Ter Sekretär des allgemeinen Vereins der Post- und Telegraphcnangestelltcn erklärte einem Mitarbeiter des Pariser „Journal", daß er den Mi nister der Oesfentlichen Arbeiten Barthou demnächst an seine bchiss>> Beilegung des Ausstandes gegebenen Versprechungen erinnern werde. So sei Srmyan noch immer Ünterstaatssekretär. Falls die Regie rung ihre Zusagen nicht erfüllen werde, würde der Streik von neuem beginnen. — Dem „Matin" wird aus Lens gemeldet, unter den Bergleuten des Norddepartc- ments herrsche eine gewisse Erregung, weil die Gesellschaften infolge des Rückgangs der Kohlenpreise die Löhne vom 30. Junt ab herabsetzen wollten. Die Bergleute beabsichtigen, im Falle einer Lohnhcrabsetzung in den Aus st and »n treten. England. HZ Die Furcht vor den schwarzgelben „Dreadnoughts". Wir haben bereits in einem Teil unserer gestrigen Ausgabe mitgeteilt, daß O e st e r. reich-Ungarn seine Seemacht um drei „Dreadnoughts" neuesten Typs zu verstärken beabsichtigt, und zwar in der aller- nächsten Zeit. Daß diese Nachricht jenseits des Kanals bei den Flotten- jingos abermals wie Feuerbrand in einer Pulverkammer wirken würd>-, war vorauszuseben. Die britische Dreadnoughtpauik hat sich jetzt erst recht verschärft; denn man sieht jetzt in England das Gespenst einer ver mehrten deutsch-österreichischen Flotte anstauchen, deren Gemeinschan Großbritannien eventuell gefahrvoll werden könnte. Ueber die Auf regung, die darob im Jnselreich herrscht, berichtet der „L.-A." wie folgt: London, 8. April. sTel.) Der Entschluß Oesterreichs, drei „Dreadnoughts" zu bauen, hat die englische „Flottenpanik" wieder neu angefacht. Schon haben die österreichischen „Dreadnoughts" der Zukunft Anlaß zu allerlei Interpellationen im Parlament gegeben, und es ist selbstverständlich, daß sich ihrer die .Fürchtenichts" der Redner bühne bemächtigen werden, sobald nach den Feiertagen die Kampagne für acht „Dreadnoughts" von neuem ausgenommen wird. Einige Zeitungen rechnen bereits aus, daß die deutsch-ö st erreichische Alliance 1917 über 17 gegen Englands 16 „Dread- noughtS" verfügen wird. Auch wird daraus aufmerksam ge- macht, daß mit dem Auftreten Oesterreichs als Dreadnought-Erbauer die bisher in der englischen Admiralität geltende strategische Auf fassung umgeworfen werde. Bisher sei man dem Wachstum der deut schen Flotte mit der Konzentrierung der englischen Schiffe in heimi- schen Gewässern begegnet. Jetzt werde eS nötig werden, beson dere Anordnungen zur Sicherung der britischen Interessen im Mittelmeer zu treffen. Die englische Mittelmeerflotte ist in den letzten Jahre» von 14 auf 6 Schlachtschiffe reduziert worden. „Daily Expreß" gibt der Befürchtung Ausdruck, daß im Fall eines Krieges sselb st verständlich meint das Blatt nnr einen Krieg mit Deutschland) England ge- zwuugen wäre, alle Seestreitkäfte in der Nordsee zu konzentrieren und den Weg nach Indien dem Feinde oder seinen Alliierten preiszn- geben; oder eS müßten fünf oder sechs „Deadnought-Z" nach dem Mittelmeer geschickt werden, um den österreichischen Schiffen Schoch zu bieten, und dadurch wäre dann wieder die Nvrdseeflotte -n sebr ge schwächt. Ei« schwere» Mnriae««glück. In den englische« Gewässern hat sich eine schwere Schiffskatastrophc ereignet, der ein Torpedobootzerstörer zum Opfer fiel. ES wird darüber gemeldet: Loudon, 8. März. sTelegramm.) Der britische Zerstörer „Blackwater" wurde gestern um Mitternacht von einem Kauf- fahrteidampfer bei Dungeneß in den Grund gebohrt. Die Bemannung wurde gerettet nnd an Bord deS Wachtdampser» „Forward" ge nommen. London, 8. April. sTelegramm.) Der Zerstörer „Blackwater" kreuzte mit dem zweiten Zerstörergeschwader von Portland nach dem Firty of Forth, als das Dampfschiff „Hero" aus Bristol mitten i n »eine Breitseite hineinfuhr und ibu fast in z w e i T e i l e schnitt. Die „Hero" erlitt unerhebliche Beschädigmigen und fuhr wieiter. Zur Zeit der Kollision herrschte dichter Nebel. Die Mannschatt des „Blackwater" bewahrte die beste Ordnung und wurde oon dem Wachtdampser „Forward" ausgenommen. Der „For ward" ver'irchte darauf, den „Blackwater" zu schleppen, doch dieser gina mit dem Hinterteil voran in flachem Wasser unter. Er war ein 1904 gebauter Toppelschranbenzerstörer von 550 Tonnen und beiaß eine Geschwindigkeit von 25'/h Knoten. Portugal. Das Ministerium ist nach einer Meldung aus Lissabon von Telle» wie folgt gebildet worden: Vorsitz und Krieg: Sebastian Telles. Justiz: Alarcao, Finanzen: Goare» Braneo, In neres: Al. Cabral, AenßereS: Carlos Bocage, öffentliche Arbeiten: Lino Qetro, Marine: Azesedo Cotinho. Perfie«. Z Bombardement von Täbris. — Eine Verschwörung gege» den Schah. Nach einer Meldung aus Täbris wurde die Stadt am Sonn- tag von drr schweren Artillerie Ain ebDaulehs drei Stunden lang beschossen, ohne daß ernsthafter Schaden angerichtet wurde. —- Zur per- suchen Situation meldet ferner eine Depesche folgendes: London, 8. April. lTel.) Nach einem Telegramm aus Kon stantinopel ist boi den dort lebenden Persern die Nachricht aus Teheran eingetroffen, daß vor einigen Tage» autf dem Schreib-
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