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»ezugt.yrrl» . . dir-, M«d«rla»de, N»v- r»t<tz-Una«r», übrigen d«n» dt» »ei»«»stell« d» «eüt»« «hällllch. wm»m««»«»»ad»», »,<«»«<»l«H S. bei ueseren LrLgerit, Mlielr». S»el>ti»ur« und Smm-meftelleil, k»t« Vofttwtrr» »»» vrteftrtga». :4r Leipgi« ,»» v««r» »«ch «1«» r»^e end Spediteur, tu« -«u« ^»recht, vv m»natl„ >.70 «ertrijihrl. Sei unier» FUiole» a. «nnLhmeftellen »dg ekelt i »ch meeetl.. «ch» chk »ierteii^L «q«l» Leurschumd« ,«» d« »«Sch« »eiente, oterreljLkri. ».»» ch!, mmuUl. Ich» ch!,»«<bl.HldesteIIgea>. Ferner i» «elgie», DSnemerl. den Donaustaate». AtaU«. ljuremdurg, Niederlande, N«p- - - Nußland, «eda»t», and «es»tst»»M« Jehauntegay« «. Fern»«««, I4«L I4«S, 140» MpMrTWMM Handelszeitung Ämtsbkatt des Nates und -es Nalizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis chr Juserate au» lleiveig und Umgebung d>« -gespalten« Petitzrtle 2Sch. Knanzieke «nzeigeu 3och, Reklamen I ch! »ou autwLri» 80 4, Reklame» l.L) ch^ »mu Aukland SOch, sinam. kln^eigen 75ch Reklamen 1.50 ch(. Fnseratev.Behdrden <n> amtlichenreilkO^ Beilagegedstdr 5 ch( p. Tausend exkl. Post gebühr. Besch-lt^anzeigen an bedor»ngtr> «stelle im Preise erhSht. Rabatt nach Lari Festerteilt» «ustrtge Unnen nicht zurikk- oezogen «erden. Für »a» iirschrinen an bestimmt«» Lagen und Plätzen mir» kein« Waranti« übernommen Anzeige». Annahme: Auguftusplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Lrpeditionen de« In» und «»«lande« Panpt-Filiale Serkin: >«rl Luncker, Herzogs. Bahr. Hokbuch- Handlung, llützowstrahe 10. kTelepbon Vl, Nr. 4M3). Haiipt-Ftliak« Lre-ten: K«estra»c 4, i (Telephon 4021 i. Nr. 99. Das wichtigste. * Zur bevorstehenden Zusammenkunft des Deutschen Kaisers mit König Bietor Emanuel versichert das römische Blatt „Bita", aas autoritativer Quelle erfahren zu haben, daß bei dieser Be gegnung der Dreibundvertrag erneuert werden würde. Die Eraenerung soll diesmal aus besonderen Gründen früher als üblich erfolgeu. sS. d. bes. Art.) * Der allgemeine Vertretertag der Nationalliberalen Partei findet vom 2. bis 4. Oktober in Eisenach statt. sS. Dtschs. R.s * Zu den Beschlüssen des erweiterten Vorstandes des konservativen Landesvereins für das Königreich Sachsen liegen verschiedene Kundgebungen vor. sS. d. bes. Art.s * In ganz Thüringen werden Versammlungen zugunsten der Erbanfallsteuer veranstaltet. sS. d. bes. Art.s * In verschiedenen Wiener Blättern tauchen Nachrichten auf, nach denen England zu dem Programm von Reval zurückkehren und i m Verein mit Rußland schon nach Ostern die maze donische Jragc aufrollen werde. sWeiteres zur Orient- trisis s. d. bes. Art.s * Wie aus Petersburg gemeldet wird, bemüht Graf Witte sich um das Portefeuille Iswolskis, jedoch ohne Erfolg der Hospartei gegenüber. * Aus Messina wird untcrm 8. April über ein neues Erd beben folgendes telegraphiert: Gestern abend um 9 Uhr 55 Min. erfolgte hier ein heftiger Erdstoß, dem ein donnerähn- liches unterirdisches Getöse folgte. Zrrv Neichsfirranzrefsrn,. Tie unbegründeten Angriffe des erweiterten Vorstandes deS Konser vativen Landesvereins haben die liberalen Parteien zu offiziellen Er klärungen veranlaßt. In einem „Unehrliche Kampfesweise" über schriebenen Artikel der parteiofsiziösen „Sächsischen Nationalliberalen Korrespondenz ¬ werden im Namen des Nationalliberalen Landesvereins die von konser- vativer Seite erhobenen Vorwürfe ganz in derselben Weise abgetan, wie dies gestern an dieser Stelle bereits geschehen ist. Die genannte Korrespondenz schreibt: „Es ist ein bequemes Mittel, das die konservative Landesver sammlung in Dresden anwandte, um über die Unannehmlichkeiten der eigenen Politik Hinwegzukommen. Sie beschuldigt den National- liberalen Landesverein für das Königreich Sachsen einer „unehrlichen Kampfesweise", weil er in seiner Kundgebung zu den Landtagswahlen den Vorwurf erhob, daß die konservative Partei angesichts der Finanznot des Reiches den nationalen Gedanken wegen einer der agrarischen Jnteressenpolitik unangenehmen Steuer im Stiche lasse. Auch die nationalliberale Fraktion des Reichstages sei nicht für die Nachlaßsteuer zu haben gewesen. Als wenn es sich nur um diese Steuer gehandelt hätte! Um die Besteuerung des Be sitzes handelt es sich, die von der nationalliberalen Partei von allem Anfang gefordert worden ist, und zwar als unerläßliche Be dingung. Wenn die nationalliberale Reichstagsfraktion sich ge zwungen sah, im Laufe der Verhandlungen von der Nachlyßsteuer ab- zugehen, so geschah es vornehmlich deshalb, weil sic auf alle Fälle den Wey zu einer Verständigung offen lassen wollte. Es war eine Frage zweiten Ranges, ob die Nachlaßsteuer nickt besser dnrck eine er weiterte Erbschaftssteuer oder durch eine andere Steuerform ersetzt würde. Tie konservative Partei bat aber die Nachlaßsteuer wie die Erbschaftssteuer gleichermaßen bekämpft, und sie hat es selbst bei der bedeutsamen Auseinandersetzung im Reichstage am 80. März nickt über sich vermocht, irgendeine bestimmte Zusicherung zu geben, daß sie überhaupt einer Besitzsteuer zustimmen werde. Ihr Sprecher, Herr von Richthofcn, ging darüber mit der diplomatischen Wendung hinweg, er ziehe vor, sich darüber noch nicht auszusprechen. Um ^o deutlicher wurde er freilich am Schluß, indem er verkündete, die konservative Partei wolle den Block nicht sprengen, aber sic werde die Majorität suchen, wo sie sie finde! Ter Unterschied im Verhalten der konservativen Partei einerseits und der nationalliberalen Partei anderseits gegenüber der Reichsnnanznot braucht also nicht erst müh- kam erläutert zu werden: er ist jedem offenbar, der sehen will. Wenn jetzt die Parteiführung der sächsischen Konservativen in Dresden sich für eine Erbschaftssteuer wenigstens bedingungsweise aussprach, so weiß jedermann, daß sie sich damit in einen Gegensatz stellt zu der Politik, die seither in Berlin im Namen der konservativen Partei und nicht minder im Auftrage deS Bundes der Landwirte getrieben wurde und vielleicht noch eine Weile weiter getrieben wird. Wozu auch sonst die ausdrückliche Versicherung am Schluß der zweiten Er klärung. daß die konservative Partei Sachsens die Wiederkehr einer Vormachtstellung des Zentrums — ssiehe Rede Rickthofenff — zu verhindern wünscht! Ist ihr nicht im voraus von der „Deutschei: Tageszeitung" wegen ihrer Absage der Bruch der Parteidisziplin vor geworfen worden?! Wenn in der Erklärung der Dresdner Landes- Versammlung auf die Kundgebung des Nationalliberalcn Landcsvcr- eins für da? Königreich Sachsen zurückgoyriffen wird, so verrät man damit nur, daß man den darin erhobenen, an die konservative Ober leitung gerichteten Vorwurf bitter empfand, eben weil er be rechtigt war, und man gibt weiter unsreiwilligerwcisc zu, daß das Auftreten der nationalliberalen Partei einen Entschluß beschleunigte, der an sich sehr löblich, dock das ist, was man in der politischen Sprache einen regelrechten Um fall nennt. Tie groben Anwürfe, womit mau die national liberale Partei bedenkt, erklären sich zur Genüge ans den peinlichen Gefühlen, die ein solches Geschick zu be gleiten pflegen, und wir sind nachsichtig genug, uns nicht weiter dabei anfzuhalten." Die freisinnige Volkspartei wehrt sich ebenfalls. Ter Geschäftsführer des Landesvereins der Frei- sinnigen Volkspartei hat an die Dresdner Blätter eine Erklärung ge sandt, in der es n. a. heißt: „In der am Schlüsse stehenden Resolution des Dresdner Konser- vativen Vereins wi *> den Liberalen und Freisinnigen vorgeworsen, Freitag 9. April 1909. daß von ihnen „politische Brunnenvergiftuna" betrieben würde. Sachlich habe ick zu den Vorwürfen gegen die Freisinnigen in Fragen der Erhschaftssteuer folgendes zu bemerken. Jede Steuer, auch die Erbschaftssteuer, hat ihre Mängel, und es kann ohne weiteres zugegeben werden, daß diese Mängel von feiten des Herrn Dr. Wiemer im Reichstag und von Herrn Müller (Meiningens schriftlich lwo, wird in der Resolution nicht angegeben! hervorgehoben worden sind. Aber diese Aeußerungen zu einem Angriff auf die Gesamtpartci zu machen, und diese Herren zu Gegnern der Nachlaßsteuer zu stempeln, entspricht zum wenigsten nicht den Gepflogenheiten, welche politische Parteien bei der Veröffentlichung von Vorstandsbeschlüssen eingehal ten haben. An der Finanzkommission haben die Frei sinnigen für die Nachlaß st euer gestimmt und haben unter Bezugnahme aus ihre bisherige Stellung am 25. März offiziell er klärt: „Tie Fraktionsgemeinschaft hält an der Forderung fest, daß eine ausreichende Belastung des Besitzes durch Nachlaß- oder Erb schaftssteuer gesichert .... wird." Es läuft auf eine Irre führung der Oeffentlichkeit hinaus, wenn aus dem Zu sammenhang herausgerissene Aeußerungen einzelner Par teimitglieder veröffentlicht werden, die Stellungnahme aber und die Abstimmung der Gesamtpartei verschwiegen wird. — Heinr. Beck, Ge schäftsführer des Landesvereins der Freisinnigen Volkspartei." Die sächsischen Konservativen und die „Deutsche Tageszeitung". Unter der Neberschrift „Ein Nachklang" beschäftigt sich die Partei- offiziöse Korrespondenz der Konservativen, die „Sächsischen Politischen Nachrichten", mit den Artikeln der „Deutschen Tagesztg." vom 8. d. M. Die bemerkenswerten Stellen daraus lauten: Tie „Denk'che Tageszeitung" schreibt in ihrer Nummer 16-1, daß auf dem Delegiertentag der deutschen konservativen Partei im Dezember 1967 einstimmig eine Resolution gegen eine Erbschaftssteuer für Kinder und Ehegatten angenommen worden sei. Das ist unrichtig. Tie einzige Resolution, die damals angenommen wurde, spricht der Reichstags fraktion das Vertrauen aus, daß sie die Blockpolitik des Reichskanzlers unterstützen und dabei die konservativen Grundsätze wahren werde. Richtig ist nur, daß damals mehrere Reden gegen eine solche Steuer gehalten worden sind . . . Daß mit maßgebenden Parteiführern der preußi schen Konservativen vor Fassung von Beschlüssen der konservativen Partei Sachsens Fühlung genommen worden ist, versteht sich bei den engen und durchaus freund schaftlichen Beziehungen, die zwischen sächsischen und preußischen Kon servativen bestehen, von selbst. Die „Deutsche Tagesztg." greift noch hesonders einige Kantelen heraus, die den Punkt 4 der angenomme nen Resolution betreffen, und übt an diesen Kautelen scharfe Kritik. Wir können ihr verraten, daß diese Kautelen in der Hauptsache gerade auf Wunsch hervorragender Vertreter des Bundes der Landwirte in die Resolution ausgenommen worden sind, nach, dem der erste Entwurf bereits fertiggestcllt worden war. Endlich möchten wir die „Deutsche Tagesztg." darauf aufmerksam machen, daß die letzte offizielle Erklärung der ReickstagSsraktion von Frhrn. v. Richt- Hofen am 80. März 1909 im Reichstage abgegeben worden ist, die zwar die Nachlaßsteuer nach wie vor energisch bekämpft, ohne aber eine weitere Stellung zur Erbschaftssteuer zu präjudizieren. Ucberhaupt möchten wir bitten, Nachlaßsteuer und Erbschaftssteuer hübsch auseinanderzubalten. Man mnß nach dem Artikel der „Deutschen Tagesztg." geradezu annebmcn, als hätten sich die sächsischen Konser vativen noch für die Nachlaßsteuer ausgesprochen. Tas. ist in alle Wege nicht der Fall, denn die sächsischen Konservativen wissen qanz genau, welche großen prinzipiellen Unterschiede zwischen Erb schaftssteuer und Nachlaßsteuer vorhanden sind, und wir möchten be: künftiger Polemik ersuchen, diese Unterschiede fastznhalten. Aus diese Unteiichiede wird dann noch näher eingegangen: cs wird eine harte Strafe für falsche Steuerdeklarationen gefordert und dann gesagt, e8 handle sick bei der in Frage kommenden Erbanfallsteuer lediglich um den weiteren Ausbon eine« bereits eingeführten Gesetzes. Wörtlich heißt es alsdann: „Wir können diese Bemerkungen nicht schließen, ohne einen Satz der „D. T." vom 17. März 1904 anzu führen, welcher der Feder des verdienten Leiters derselben entstammt und folgenden Wortlaut hat: „Die RecktSordnung des Staates sorg: allein dafür, daß der Erbe die Erbsckaft, die sonst herrenlos würde, an treten kann. Es ist also reckt und billig, daß er in Form einer entsprechenden Erbschaftssteuer eine Gegen leistung gewährt." Hierzu bemerken die „Sächsischen Politischen Nachrichten": Hat die „D. T." diesen Satz auch nur anläßlich ihres Vorschlages, die Millioncnerbichaften in ihrer Weise zu besteuern, ge schrieben, so legt er doch einen allgemeinen Grundsatz gewissermaßen dogmatisch fest, so daß wir von der „D. T." nicht erwartet hätten, sie werde gegen unsere Resolution so scharf Stellung nehmen. Eine solche Steuer besteht übrigens nicht nur in England, Frankreich, Italien, Rußland, sondern auch in germanisch-agrarischen Ländern, wie Dänemark, Norwegen, Schweden, Oesterreich-Ungarn und endlich auch im deutschen Vaterland, so in den drei Hansastädten, und außerdem in Elsaß-Lothringen. Wir bedauern sehr, zu dieser Polemik mit der „D. T." gezwungen zu sein. Wir tun es nur zur Nbwehr. Wir halten im übrigen das Fortsvinnen dieser Polemik im Interesse des 'onstigen gemeinsamen Zusammen arbeiten? von Bund und konservativer Partei Sachsens nicht für angezeigt. Zum Schluß weist die Korrespondenz nochmals daraus bin. daß bei der Regelung der Reicksfinanzresorm eS sich um eine Vorbedingung bandle kür den Fortbestand des Deutschen Reiches, und daß demgemäß große Opfer von allen Seiten gebracht werden müßten. Jeder müsse nach seiner Ucberzeugnng Stellung einnebmen und dürfe keinem Einfluß von irgendeiner Seite mehr nachgeben. Der Artikel schließt: „Im übrigen sind wir der festen Meinung, mit unserer Stellungnahme zu gleich die Interessen der deutschen und insbesondere der sächsischen Landwirtschask am besten gewahrt zu haben." Ein allgemeiner deutscher Beamtentag wird vom deutschen Beamtenbund zum 18. d. M. nach Berlin einberufcn werden. Tie Beamten sind mit der Stellung nahme der Konservativen Partei zur Reichs finanzreform nicht zufrieden; sie behaupten, daß die konservativen ülbgcordneten, die dock hauptsächlich den Stimmen der Beamten, ihre Mandate verdankten, ibr von den Wahlen gegebenes Wort nicht gehalten hätten. Falle durch die Schuld der Konservativen die Reickssinanzreform, so sei auck die Gehaltsaufbesserung der Beamten aus? äußerste gefährdet. Ans dem deutschen Beamtcntagc soll die Finanz- reform erörtert und die Nachlaßsteuer als gerechte Steuer befür wortet werden. Eine Niederlage des Bundes der Landwirte. Aus Partcikreisen wird unS geschrieben: „Einen bemerkenswerten Beitrag zu der Auffassung des Volkes über die Kämpfe zur Reichsfinanzreform, insbesondere zur Frage der Nachlaßsteuer, bietet das Wahlergebnis in Stade-Bremer- Vörde. In diesem früheren Sattlerschcn Wahlkreise war bekanntlich durch den Tod des bisherigen nationalliberalen Mgeordnefen Reese eine Nachwahl notwendig geworden. Ebenso wie der Bund der Landwirte bereits bei den letzten hannoverschen Landtagswahlcn fast ohne Ausnahme den nationalliberalen Besitzstand angrisf, so sandte er 19.8. Jahrgang. auch in diesen KreiS seine besten Wandcrredner und bemühte sich, in 250 Versammlungen, der ländlichen Wählerschaft klarzumachen, daß sie niemals weiterhin ihr Vertrauen einer Partei schenken dürsten, die wie die nationalliberale für eine Nachlaßsteuer oder Erbanfallsteuer zu haben sei. Auch der Generalissimus des Bundes der Landwirte, Herr Dietrich Hahn, begab sich in höchst eigener Person in den Wahlkreis, nm seinen alten Haß gegen die uationolliberalc Partei dadurck zum Ausdruck zu bringen, daß er die Wählerschaft in der heftigsten Weise gegen den uationalliberalen Kandidaten aufzuregen versuchte. Wenn man bedenkt, daß Stadte-Bremervörde ein ganz überwiegend ländlicher Kreis ist, und daß der Bund der Landwirte durch seine immensen Geldmittel und seine Verfügung über eine Unzahl von Agi tatoren in der Lage war, eine Agitation zu entfalten, der die National liberalen nichts Olleickwertiges an die Seite setzen konnten, so wird nian es um so mehr begrüßen müssen, wenn der vaterländische Sinn der niedersächsischen Bauernbevölkerung den Plan der Bündler zuschanden machte. Nach dem bisher vorliegenden ziffernmäßigen Ergebnis kommt es zur Stichwahl zwischen dem nationalliberalen Kandidaten Hofbesitzer Hoppe, der die meisten abgegebenen Stimmen erhalten hat, und dem sozialdemokratischen Bewerber, dem es nicht gelang, die alte Stimmen zahl des Jahres 1907 zu erreichen. Erst dann kommt in großem Ab stand der Kandidat des Bundes der Landwirte, der es nur ans etwa 5000 gegenüber 6500 Stimmen des nationalliberalen Kandidaten ge bracht bat. Will man das Wahlergebnis, das vollständig unter dem Eindruck der Reicksfinanzreform stand, zusammenfassen, so kann man wohl sagen, daß die Agitation der extremen Parteien gegen die Nvchlaßstencr auf der einen, und gegen die indirekten Steuern auf der anderen Seite eine eklatante Niederlage erlitten hat zugunsten derjenigen Auffassung, welche die nationalliberale Partei ver tritt, nämlich den Reichsbedarf in vollem Maße aufznbringcn, jedock durch eine Verbindung der Steuer aus Genußmittel mit einer aus reichender Steuer auf den Besitz. Der nationalliberalen Partei je doch, für die namentlich der Abgeordnete Wachhorst de Wente mit großer Aufopferung tätig war, kann man nur Glück dazu wünschen, daß sie im Kampfe gegen den Terrorismus des Bundes der Landwirte eine ihrer alten Hochburgen in Hannover behauptet hat. Man weiß zwar noch nicht, wie die Stichwahl ansfällt, und man weiß nicht, ob nicht die bünd- lerischen Stimmen, die kürzlich in Verden-Achim dem welfischen Kan didaten in der Stichwahl zum Siege verhalf, jetzt denselben Liebesdienst der Sozialdemokratie erweisen werden. Jedenfalls zeigt aber die Nach wahl in Stade das eine, daß der Nationalliberalismus, wenn es znm Kampfe kommt, stark genug ist, auch gegen den Bund der Landwirte sich in Hannover zu behaupten, wenn er nur seine liberalen Grundsätze, aus die Dassermann in seiner großen Reichstags- rede hinwies, mit solcher Entschiedenheit zum Ausdruck bringt, wie cs in Stade geschehen ist." Der Rund der Landwirte betreibt aber, gerade da sich «ine Schwenkung der Konservativen zu voll ziehen beginnt, seine Agitation mit stärkern Mitteln als je zuvor. So versucht er jetzt in einer langen Kundgebung, den städtischen M , ttelstand samt denBeamten für die Fortsetzung des Kampfes gegen den Ausbau der Erbschaftssteuer zu gewinnen. Dabei wird der Ausbau der Erbschaftssteuer als eine mittelstands.scindliche Maßnahme ausgegeben, während man verschweigt, daß es gerade die von Führern des Bundes der Landwirte empfohlene Art der Heranziehung des Be- sitze? ist, die mittelstandsfeindlichen Charakter trägt. Denn würden die Millionen, ine durch den Ausbau der Erbschaftssteuer cinkommcn sollen, durch eine Erhöhung der MatrikularbeiträL- aufgebracht, dann müßte vorzugsweise das Arbeitseinkommen des Mittelstandes belastet werden. Der städtische Mittelstand und die Beamten sind sich hierüber voll kommen klar, das werden die von dieser Seite angekündigten Protest versammlungen gegen den Bund der Landwirte in nächster Zeit zeigen. Auch d>e preußischen Landwirtschaftskammern scheinen völlig unter dem Einfluß des Bundes der Landwirte zu stehen. So faßte nach einem Referat des Abg. v. Oldenburg-Ianischau die w c st p r e n ß i s ch c Landwirtschaftskammer eine Resolution gegen jede Besteue- rung der Erbichaftcn von Ehegatten und Deszendenten. Ter Obcrpräsi- dent der Provinz v. Iagow trat darauf in eingehender Weise diesem Beschlüsse entgegen. Er gab der Versammlung zu bedenken, daß das Reichsinteresse die Finanzreform so rasch wie möglich erheische, da jeder Tag dem deutschen Volke IfH Millionen Mark koste, und daß dieser Not gegenüber kleinere und private Interessen zurücktrcten müßten. Er widersprach Punkt für Punkt den Ansichten der Resolution und forderte zu der Erwägung auf, daß das Votum einer Landwirtschafts kammer sich von der Ansicht eines Privatmannes unterscheiden müsse. Die Versammlung beharrte aber aus ihrer Resolution. Parteitag der Freisinnigen Volkspartei für Groß-Berlin. Am Mittwochabend fand in Berkin zum ersten Male nach der neuen Organisation ein Parteitag der Freisinnigen Volks- Partei für Groß-Berlin statt. Tie Tagung war von nicht weniger als 112 Abgeordneten und Delegierten besucht und wurde vom Abgeordneten Kopsch geleitet. Mit allen gegen 1 Stimme wurde folgende Resolution zur Reichsfinanzrcform angc- nommen: „Der Parteitag erkennt die Notwendigkeit einer baldigen und gründlichen Reform der Reichsfinanzen. Er billigt die bisherige lachlichc nnd taktische .Haltung der Reichstagsfraktion der Frei sinnigen Volkspartei. Er spricht die Erwartung aus, daß die ircisinnige Fraktionsgxmeinsckast nach wie vor jedem Versuch, bei der Finanzrcform agrarische S o n d e r i n t e r e s s e n zur Geltung zu bringen, ent schieden entgegentreten, und daß sie der Er höhung indirekter Stenern ihre Stimme veriigen wird, wenn nickt gleichzeitig eine ausreichende Belastung des Besitzes durck direkte Reichsstenern gesichert wird." Einstimmig angenommen wurde dann noch folgende Resolution: „Der Parteitag spricht die Zuversicht aus, daß die parlamentarische Vertretung der Freisinnigen Volköpartei wie bisher auch weiterhin mit allem Nachdruck auf freiheitlichen Ausbau des Staats wesens und die Durchführung wahrhaft konstitutioneller Grund ' ätze hinwirken, und daß sie nach wie vor für eine gründliche Wahlrcform in Preußen mit aller Entschiedenheit cintrcten wird." In einem Vortrag des Abg. Wiemer über die politische Lage, der voransgegangen war, hatte der Führer der sreisinnigen Fraktionsgcmeinschaft über den Block u. a. folgendes gesagt: Durch unsere bisherige Unterstützung der Blockpolitik haben wir gezeigt, daß wir gew'llt und befähigt sind, positive Politik zu treiben. Niemand kann den Vorwurf erheben, daß der Liberalismus sich in öder Negation erschöpft. Wir sind auch nickt Blocksanatiker, wir haben auck nicht den Willen, unter allen Umständen an der Blockpolitik mitzu wirken. Durch die Haltung der Konservativen ist den Voraussetzungen für die Wetterführung der Blockpolitik der Boden entzogen worden. Wir haben keine Veranlassung, uns an Versuchen zu be- teiligen, den Riß wieder zu kitten. Wir warten kühl und ge lassen die Weiterentwickelung der Dinge ab. Die thüringischen Staaten und die Erbanfallsteuer. Wie uns ein Privattelegramm meldet, beschloß eine von Vertretern aller Berufe und aller bürgerlichen Parteien rcichbeichickte Versamm lung aller thüringischen Staaten, eine Adresse an den Reichs- kanzler zu lenden nnd Kundgebungen für dieErbanfall- st e n e r in ganz Thüringen zu veranstalten.