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Nr. VS. 1VS. Jahrg. Vie Aivche -es heiligen Grabe» in Jerusalem. Von Lic. theol. Heinrich Appel. Die wissenschaftliche Forschung zeigt sich immer geneigter, die Stätten der Kreuzigung und Auferstehung Jesu in der Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem für echt zu erklären. Dieser Umstand wird dem alten Gotteshaus selbst zugute kommen. Auch wenn es nur wahrscheinlich ist, daß die Stelle, auf der es steht, der Schauplatz der Er- eignifse des 14. und 16. Nisan vom Jahre 33 war, muß sein Name mit hoher Ehrfurcht genannt werden. Aber solche Ehrfurcht verdient das Heiligtum auch schon deshalb, weil es zu den allerältestcn der Christeu- heit zählt, und weil um keins so heiß gerungen, von Freunb und Feind, um keins so viel Blut vergasten worden ist, wie nm dieses. Es ist wahr: wer sie sehen durfte, die Kirche des heiligen Grabes, mit seinen Augen das schauen surfte, was Millionen vergeblich ersehnen, der denkt mit geteilten Empfindungen an den Besuch zurück. Aber di? Ehrfurcht vor ihr verliert man nie. Auch das, was an ihr mißfällt, ist Ehrfurcht gebietend. Wen störte nicht dies Gewoge von Menschen, welches hier ständig herrscht, dies feindselige Durcheinander der ver schiedensten Konfessionen von Griechen, Lateinern, Kopten. Jakobiten, Armeniern, Messiniern. Aber wo findet man einen Ort in der Welt, der allen den verschiedenen Bekenntnissen gleich heilig wäre, wie dieser? Auch die Kirche selbst stößt den Besucher ab durch ihr Aussehen, durch ihre baulichen Verhältnisse. Da ist nichts weniger als eine einheitliche Anlage, oa ist Mangel an Licht und Aussicht, da sind trennende Wände, wo der Blick krei schweifen sollte, da sind zugemauerte Fenster, die noch nicht genügend Licht spenden würden, wenn man sie wieder öffnete. Aber diese Disharmonien, diese störenden Verhältnisse sind nichts anderes ol-i die Runzeln, welche ein langes, hartes Leben voller Kampf und Entbehrungen in das Gesicht einer liebenden Mutter eingegraben hat. Sie verdient cs, daß wir ihrer in den Tagen des Osterfestes ge denken. Ich möchte dem Leser kurz ihre Geschichte erzählen und ihr heutiges Aussehen beschreiben. Gegründet wurde die heilige Grabeskirche von Konstantin dem Großen. Tin Jahr vor seinem Tode, 336, konnte er sie einweihen lassen. Der konstantinische Bau bestand aus drei Teilen, einer Rotunde über dem Grabe, einer östlich davon gelegenen Basilika und einer Kapelle über Golgatha. Alles war mit größter Pracht eingerichtet. Aber Kon stantins Werk sollte nicht von langer Dauer sein. 614 wurde es durch die Perser von Grund ans zerstört. Kaum war die Kirche wieder anf- gebaut, lo brauste der Sarazenensturm über Palästina und Mesopo tamien dainn. Aber Omar verschonte sie und ließ sie den Christen. Zerstört wurde sie erst wieder, als die Jatimiten von Kairo aus Palästina eroberten. Aber nun gleich zweimal hintereinander, 969 und 1010. Erst nm 1050 entsteht wieder eine Grabrotunde und eine Kapelle über Golgatha. Zum Wiederaufbau der Basilika Konstrntins fehlten die Mittel. Die Grabrotunde von 1050 war es, in welche das Krouzighrerbecr am 15. Juli 1099 mit so überschwenglichen Ge'üblen barfuß und unter Lobgesängen, einzog. Man beschloß nun den Bau eines neuen prächtigen Domes, welcher sich an die Grabesrotunde an schließen und das Gefängnis Cristi in sein nördliches. Golgatha in sein südliches Oncrschifs aufnehmen sollte. 1150 war das Werk vollendet. Obwohl vielfach durch Anbauten erweitert und teilweise zerstört, ist es in der Hauptsache noch beute vorhanden. Die folgenschwerste Ver änderung brachte dem Bau der Brand, den ein betrunkener Armenier am 12. Oktober 18W in der Hel?nenbapelle entzündet hatte. Das ganze Innere der Kirche wurde zerstört. Auch das Gewölbe des jetzigen Griechenchors und. ein Teil der Umfassungsmauern der Grabesrotunde stürzten ein. Unversehrt blieb wie durch ein Wunder das heilige Grab selbst mit seiner hölzernen Tür. Die Restauration des Baues wurde ganz in die Hände der Griechen gelegt. Sie haben das Gotteshaus ia der bedauerlichsten Weise verunstaltet. Die Besitztümer der ver schiedenen Konfessionen wurden durch möglichst hohe und massive Wände geschieden, ohne jede Rücksicht auf die Schönheit des Baues und seine Lichtverhältnisse. Durch den Brand nur beschädigte Kapitale und Säulen verkleisterte man notdürftig mit Zement und ließ sie stehen. Zerstörte Säulen wurden durch möglichst massive Pfeiler ersetzt, Arkaden durch Wände und Scheinfenster. Alle Aenderungen sind nicht im Stil der Kirche, sondern in einem groben Barock erbaut. Leipziger Tageblatt. Freitag, ». April 1»»». Nun noch ein Gang durch die Kirche. Man kann sie nur durch das Portal des südlichen Ouerschiffes betreten. Alle anderen Zugänge sind seit Saladins Zeit geschlossen. Links von der Tür sim Innern! sitzen dir muslimischen Wächter, nicht, wie Unkundige meinen, um die Streitig keiten der Konfessionen zu schlichten, sondern um die Schlüsselgewalt der türkischen Regierung auszuüben. Im übrigen bat man Mühe, sich beim Betreten des Gotteshauses zurechtzufinden, so dunkel ist es. Wir wenden uns zunächst nach Golgatha, welches rechts erhöbt liegt. 23 Stufen führen hinauf. Es besteht aus drei Kapellen. Die nördliche, den Gri'chcn gehörige, enthält die eigentliche Kreuzigungsstelle. Sie wird durch eine runde, silbergefaßte Oefsnung im Fußhoden bezeichnet. Durch die Oeffnung sieht man den Naturfels, der anscheinend hier ge- spalten ist. Die Griechen sagen, durch das Erdbeben beim Tode Christi. Südlich schließen sich zwei den Lateinern gehörende Kapellen an, welche die Stellen bezeichnen, uw Jesus gekreuzigt wurde und wo Maria den Leichnam des Gekreuzigten in ihren Schoß bettete. Um von Golgatha nach dem heiligen Grabe zu gelangen, müssen wir wieder in das Ouerschiss der Kirche hinabsteigen und uns dann links wenden. Dort, wo wir umbicgen, wird der Stein gezeigt, aus welchem Nikodemus den Herrn gesalbt haben soll. Früher standen hier die Sarkophage der lateinischen Könige. Die Rotunde des heiligen Grabes macht auf den Beschauer, der aus dem dunklen Ouerschiss kommt, einen wohltuenden Eindruck. Hier ist ausreichend Licht. 18 Pilastec tragen eine Galerie, über welcher sich ein zweiter Säulengang erhebt. Darüber lchwinat sich die Kuppel mit ihrem Kranz von Hochüvirstern und mit crner offenen Laterne. Gerade unter der Oefsnung liegt das heilige Grab, eine Kirche in der Kirche. Es war zu den verschiedenen Zeiten sehr verschieden ge» staltet. !«08 wurde es in barockem Stil sechseckig aufgeführt, mit einem Vlatten Dach und mit einem turbanartigen Kuppelaufsatze. Es hat zwei Abteilungen. Die erste ist die Engelskapelle. Hier, heißt es, saß der Engel, alsb er den Frauen die Auferstehung Jesu verkündete. Eine niedrige Tür führt in die eigentliche Grabkammer. Rechts erblickt man eine Marmortruhe. Hier soll der Leichnam Jesu geruht haben. Von der Decke der Grotte hängen 43 goldene und silberne, von den verschiedenen Konfessionen unterhaltene ewige Lampen herab. Die ständige Grabes- wache stellt die griechische Kirche. Doch es ist Zeit, daß wir das Grab wieder verfallen. Draußen harren bereits andere Besucher. Wir treten nun in die der Grabesrotunde östlich vorgelagerte Kathedrale, welche jetzt ganz den Griechen eingeräumt ist. Hier strahlt alles von Gold und Edelstein und Malereien. Inmitten des westlichen Teiles bezeichnet im Fußboden ein eingelegter Stern den Ort, welchen die Orthodoxen für den Mittelpunkt der Erde halten. Wir bewundern noch die kost baren Stühle der Patriarchen von Jerusalem und Antiochien. Damit sind die eigentlichen Sehenswürdigkeiten der Grabeskirche erschöpft. Das sogenannte Gefängnis Christi im nördlichen Transept und der Kapellenkranz des Cborumganges haben keine Bedeutung. Eigenartig sind die unterirdische Helenenkapelle und die noch tiefer liegende Kreuz auffindungskapelle. Letztere war früher eine Zisterne, in welcher die Kaiserin Helena das Kreuz Christi gesunden haben soll. Wir wenden uns wieder dem Ausgange zu. Wir haben die ehr- würdiaste Kirche der Welt gesehen. Hell strahlt die Früylingssonne über Jerusalem. Möge auch der Grabeskirche einst ein Ostertag leuchten, an welchem sie von dem barocken Firlefanz und den störenden Zwischenbauten der letzten Restauration befreit wird und sich dem Be schauer zeigt in ihrer ganzen Erhabenheit als die byzantinisch-romanische Grabeskirche, als das von Orient und Okzident gemeinsam errichtet? Denkmal der Kreuzigung und Auferstehung des Erlösers. war ein Karpfen vertragen kann. lieber den Widerstand von Karpfen gegen Kälte teilt Heyking sGroß- Lichterseldes in der „Fischerei-Zeitung" sNeudamm 1909j folgendes mit: „Im Winter 1888 erhielt ich aus der G^end von Warschau ein Faß Karpfen. Es war bitter kalt und das Thermometer zeigte 20 Grad unter Null. Da mir die Fische nicht ordentlich avisiert waren, blieb das Faß noch eine lange Winternacht auf unserem zugigen Eisenbahngüter boden stehen. Am andern Morgen schickte ich meinen Fischer Marrach zur Abholung der Fische. Marrach brachte mir außer den Fischen einen Zettel mit, der also lautete: „Hätte Ihnen die Fische schon heute nacht durch Boten avisiert, aber dieselben sind hier schon total eingefroren an ¬ gekommen, also doch schon hinüber. Schmidt, König!. Eisenbahnassistent." Der ganze Inhalt war auch richtig ein Eisklumpen. Zum Äustauen wurde das Faß in ein Bassin meines Forellen-BrulhauseS getan. Inner- halb dreier Tage war endlich der Inhalt aufgetaut und die Insassen hatten ihr kaltes Gefängnis bis auf zwei verlassen, die tot am Boden lagen. Da mich der Fall interessierte, beschloß ich, die Fische so lange zu behalten, wie nur irgend möglich, eventuell bis zum Frühjahr, und sie dann auszusetzen. Da aber in ben nächsten zehn Tagen weitere drei Fische matt wurden und eingingen, beschloß ich, sie doch als Speisesische zu verwerten. — Am Tage barauf traf ich in Posen Herrn v. W., der selbst eine größere Fischzucht besaß, und erzählte ibm die Geschichte von ben eingefrorenen Fischen. W. bat mich, die Fische noch länger zu be- halten und ihm der Wissenschaft halber zehn Stück davon zu senden: ge fielen sie ihm nicht, so sollten sie als Sveisefische in der Küche verwandt werden. Um ihre Zähigkeit im Versand zu erproben, wurde beschlossen, die Fische trocken zu senden. Bei 3 Grad Wärme wurden die Fische in feuchtes Moos gepackt und per Expreßgut von mir an Herrn v. W. ab- gesandt. Der v. W.sche Fischmeister, den ich rechtzeitig benachrichtigte, holte die Fische selbst ab und setzte sie sofort in ein Bassin des Herrschaft- lichcn Forellen-Bruthauses. Alle lebten und zeigten große Munterkeit, obgleich sie zehn Stunden unterwegs gewesen waren. Im Frühjahr wurden die Fische gezeichnet und mit zweisömmerigen ausgesetzt, gediehen prächtig und die Mehrzahl davon wurde im nächsten Jahre als Streicher verwandt. Die Nachkommenschaft war reichlich und fehlerfrei. In B. ließ ich im Herbst einen Hälter abfischen', da diesen eine dichte Grasnarbe umgab, warfen die Fischer einfach die Karpfen auf diese, und dort wurden sie von Jungen aufaesammelt und in Körben fortgetragen. Ta die Abfischung am Spätnachmittage stattfand, überraschte uns die Abenddämmerung. Am andern Morgen ging ich früh an den Hälter, der übrigens dicht hinter meinem Hause lag. Im Grase fand ich einen am Abend vorher vergessenen Karpfen, der infolge des starken Nacht frostes auf der einen Seite ganz steif gefroren war. Ich nahm ihn be hutsam auf und legte ihn im Forellen-Bruthaus in ein Bassin ohne Durchfluß. Zehn Stunden lag das Tier auf der Seite, dann erholte es sich und lebte noch mehrere Tage, bis es der Händler mit den anderen Fischen beim nächsten Transport abnahm. Wenn bei Fall 1 durch das allmähliche Anstauen das Lebenbleiben der Karpfen erklärlich ist, so muß anderseits bei Fall 2 der Fisch doch durch den Frost außerordentlich gelitten haben, zumal weil letzterer einseitig auf den Körper wirkte. Er hebliche Zerrungen im Bindegewebe der Haut, im Fleisch und im Gehirn können nicht ausgebliebcn sein. Trotzdem hat der Fisch gelebt. Jeden falls geben diese beiden Vorgänge Zeugnis von der großen Lebenskraft speziell des Karpfens. Ich halte daher den Karpfen für äußerst wider standsfähig, namentlich gegen niedrige Temperaturen, ja am wider- standssähigsten von allen unseren Fischen, selbst den Aal nicht aus genommen." Luftige Ecke. Großartig. Kritiker szum Komponisten, als er ihm seine neueste Komposition „Alpenwanderung" vorspielts: „Sehr hübsch! . . Aber was soll denn die Stelle bedeuten, wo es einem eiskalt über den Rücken läuft?" — Komponist: «... Das ist die Stelle, wo der Wanderer die Hotelrechnung erhält!" Aus einem Kochbuche. . . . Hat der Braten auf der einen Seite eine schöne braune Farbe bekommen, dann W. S. g. u. Ballgespräch. „Herr Mayer, waren Sie schon in Italien?" — „Noch nicht — aber ich möchte riesig gerne hin!" — „Wie reizend stimmt das zusammen! ... Ich war auch noch nicht dort — und möchte gerne hin!" l,,Meg. Bl."j Hnmor dcs Auslands. Elsie war sehr um-artig gswesen. In ihrer Wut hatte sie ihren kleinen Bruder Willie mit einer Gabel geworfen, hatte den Teetopf zerbrochen, ihr Kleid zerrissen und das Kindermädchen getreten. Worauf ihre Mutter mit ihr nach oben marschierte, um ihr einen kleinen Denkzettel zu geben. Die Sache war eben im besten Gange, als der kleine Willie, durch das Geschrei angelockt und in der Erwartung, etwas Interessantes zu sehen, den Kopf zur Tür hinein- steckte. Das aber war zu viel für Elsie. In ihrer gebückten Lage über dem Knie ihrer Mutter gelang es ihr, den Kopf zu drehen. „Willir", schrie sie, „mach, daß du rauskommst! Kannst du nicht sehen, daß wir was zu tun haben?" s„Answers."j — 2 Kpimm. Lteinweg 12 v. k. AZSSMOllsI. kÜ86N8il'. IS 28 ossr? kotkv, W. 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