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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190904096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090409
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090409
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-04
- Tag 1909-04-09
-
Monat
1909-04
-
Jahr
1909
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Rr. SV. 103 Jahr-. Leipziger Tageblatt. Freitag, ». Sprit 1»»S. Vermischtes. Die AurlSnderei -er Verttner. Hanns Heinz EwerS veröffentlicht in Velhagen und Klasings Monatsheften eine Plauderei «Der Fremde in Berlin", Warn er den Berlinern wegen ihrer Vorliebe für alles Ausländische teils humoristisch, teils bitter die Leviten liest. Er führt einleitend aus, das; nnjivilnierte Völker den Fremden bassen, zivilisierte ihm gegenüber Distanz wahren, und daß sich daraus die hübsche und richtige Konsequenz ziehen lasse: se höher die Kultur eines Volkes, um so mehr verliert sich der ursprüngliche Has; gegen alles Fremde. Dann sagt er weiter: „Wenn das richtig lst, dann sind wir Deutsche gewiß das erste Kulturvolk der Erde, ein Volk, das alle anderen viele Meilen hinter sich läßt. Denn uns Deut'cben mangelt nicht nur jedes Fünkchen einer Abneigung gegen olles Fremde, wir lieben es, ja lieben nichts mehr als das Fremde, ver ehren cs, treiben einen Kult damit und liegen Tag und Nacht vor ihn, au' dem Bauche. Gestern war ich bei Lehmanns zum Hausball: freude strahlend erzählte mir die Dame des Hauses, das; auch ein Chilene da sei. Ich fragte ibn, Ivo er bcrkomme: aus Autosagasta, sagte er. „O, wie interessant!" ries die Dame (VL. Autosagasta ist das trostloseste Loch in ganz Südamerika.i Der Chilene war ein schreckliches Rind- vicv, hieß Melier und aß Fisch mit dem Messer. Frau Lehman« wurde sich nie so weit herablassen, den Prokuristen ihres Mannes einzuladen: ober sie war sehr stolz auf die Anwesenheit dieses schmutzigen Schnorrers ans Autosagasta: wenn er nur ein wenig geschickt ist und nicht zu früh 'eine Pumpvernickc macht, wird sie ihm gern einmal ihre Tochter geben. Ich trage io einen hübschen weiten Mantel. „Schliefer" nennt man die Dinger: man macht sie in Wien. „Nein, wie Sie aussehen!" sagte beute Herr Krause zu mir. „Ein Wcltreisender, das sieht man! Na- 'ürlich aus London'?" Er war ganz traurig, als er hörte, daß mein Mantel „nur" aus Wien sei. Und wie um mich zu trösten, machte er mir sein bestes Kompliment: „Aber wirklich, Herr Doktor, Sie sehen ans wie ein Engländer." Wenn ich nun nickt glücklich bin, ist mir wirklich nicht zu Helten! Fragen Sie unsere besten Maler, ob sie tcmals schon ein Bild nach Paris verkauften'? Ganz gewiß nicht! Aber jeder Sammler vom Tiergarten, der nur ein wenig auf sich hält, würde sich schänien, nickt ein paar französische Impressionisten an seinen Wänden hängen zu haben. Oder wann haben ic unsere ersten B ühne n- größcn in Frankreich, in England, Italien, Skandinavien spielen können ? In Berlin aber vergeht kein Monat, in dem nicht in irgend einem Theater irgendeine fremde Nation ihr Heim aufschlägt, von der Sarah Bernhardt und der Düse bis herab zu dem Grasso und Äeerbobm 5rce Ein „anständiger Mensch" in Deutschland läßt sich in London lleiden, trinkt französischen Sekt, raucht russische oder türkische Zigarrctten, legt Persertepviche in sein Zimmer und trägt nur schwe dische Handschuhe. Seine Bücher schneidet er mit einer „Naraja" auf, und seine Fran gebt ins Theater in einer wundervollen andalusischen Mantillc. Wenn ihm dann jemand erzählt, daß die Naraja aus So lingen und die Mantillc aus Annaberg stammt, fühlt er sich gekränkt und betrogen. Der Engländer zwingt in seinem Lande deutschen Waren den Stempel auf „inncko in Ocinnanv", um seine eigene Industrie zu schützen, wir aber kaufen unsere eigenen Waren dann erst gern, wenn sie mit irgendeiner fremden Etikette versehen sind! Ich gebe zu, daß dieser bedauerliche Mangel an Selbstbewußtsein nicht in allen Teilen Deutsch lands gleich stark ist. Der Süden und das Rheinland machen den Kotau vor allem Fremden nur wenig mit: je mehr man aber nach Osten und Norden kommt, um so stärker wird diese blinde Bewunderung, wächst in der R c i ck s h a u p t st a d t zum Siedepunkte. Was früher das Wort- chen „von" in sozialer Beziehung bedeutete, das bedeutet jetzt die Her kunft aus irgendeinem südamerikanischen oder balkanischen Raubstaate: in Berlin ist man heute adlig, wenn man nur ans Rustschuk, aus Montevideo oder aus Baltimore stammt, im Notfall genügt auch Przemysl oder Ezaslau. Rußland notiert nicht besonders hoch in der Geiellschastsbörse, desto besser steht Skandinavien: wer aus Upsala oder gar Hclsingborg stammt, der hat Grafenrang bei uns. O )ni Reich -er Lüfte. Köln als Luftschiffhafen. Wie aus Köln gemeldet wird, wird das zurzeit in Manzell im Bau befindliche Lustsckiff „2. II." nack seiner bald zu erwartenden Fertigstellung sofort in Len Besitz LeS Reiches übergehen und für ständig nach K ö l n ü b e r g e f ü h r t werden. Außerdem werden in Köln auch Luftschiffe des Parsevalscken Systems stationiert werden. Tie Ueberführung des „2. II." nach Köln wird wahrscheinlich in die Zeit der Aufstellung iu Frankfurt a. M. fallen, da die dort für Luft schiffe gebaute Halle eine Fahrtunterbrechung LeS II." auf seiner Reise nach Köln gestattet. Außerdem wird in Köln eine Luftschiffe» abteilung stationiert. (Kin deutscher Ballon in Frankreich beschlagnahmt! Ans Lille meldet ein Telegramm: In der Nähe va» Aonrnicr landete neuerdings rin deutscher Ballon, dem drei Artillerte- osjjzicre en.fticgen. Tie Offiziere erllinten, in Wiesbaden aufgc- fiiegrn und infolge des starten Windes nber ihr Ziel htnanSgrflogen zu sein. Ter Ballon wurde beschlagnahmt. Ein neues italienisches Luftschiff. Unterm 8. Avril wirb aus Rom gemeldet: Gestern wurden in Sckio, Provinz Vicenza, die ersten Versuche mit einem vom Grafen Almcrigo erfundenen Flugschiffe «Aeronave) gemacht. Das Schiff erhob tick das erstemal 300 Meter, das zweitemal 700 Meter und manövrierte beide Male eine kalbe Stunde lang tadellos. Infolge eines MotordcfcktS mußte das Schiff jedoch an einem Waldsaum landen, waS ziemlich glatt geschah. Die Insassen, zwei Geuieo'fiziere, Gras Almcrigo und Ingenieur Palme, haben keinen Schaden genommen. * Zum Neberfall auf den Berliner Geldbriefträger wird aus der Reichehauplstadt weiter gemeldet: Die Postverwaltung hat für die Ergreifung des Verbrechers, welcher den Raubanfall auf den Geld briefträger Eulenburg verübt hat, tausend Mark Belohnung ausgesetzt, so daß insgesamt 2000 .6 Belohnung ausgeschrieben sind. Trama eines Schutzmannes. Aus H agen (Westf.k wird gemeldet: Der Schutzmann Mette hatte das Gerücht verbreitet, daß er von unbekannten Arbeitern in die Bolme geworfen worden und von Bahn- arbeitern auf seine Hilferufe wieder aus dem Wasser geholt worden lei. Jetzt hat sich die Unwahrheit des Gerüchtes herausgestellt. Der Schutzmann wollte sich nur einer Strafe wegen Dienstverfäumnisses ent ziehen. Mette jagte sich infolgedessen eine Kugel in den Kopf. Vandalen aus dem Kölner Friedhose. In der Nacht zum Mittwoch drangen Burschen in den alten Friedhof in Köln-Nippes, wo sie unglaubliche Verwüstungen anricktetcn. Steinerne Kreuze sind um gestürzt und demoliert, das Erdreich aufgewühlt und hölzerne Kreuze zer trümmert. Zerbrochene Porzellan- und Glasschildcr bedecken die Gräber, und die eisernen Grabeinfastungen sind aus dem Boden gerissen. Am meisten macht sich die Roheit an den in großen Glaskästen cingcrahmten Perlenkränzen bemerkbar, die völlig zerstört sind. Tie Behörden sind eifrigst bemüht, der Vandalen habhaft zu werden. Keilerei im Theater. Aus Rom wird gemeldet: Im hiesigen Tbeatro Adriano kam es gestern nacht wegen einer etwas lockeren, namentlich aber geschmacklosen Pantomime zu einer Rauferei. Einige aus dem Publikum erstürmten die Bühne, die Künstler ver teidigten sich mit Stöcken; die Polizei mußte energisch emgreifeu, nm dem Kampfe ein Enke zu machen. Vier Personen wurden verhaftet. Der Hochwasserschaden in Bayern ist, wie aus München gemeldet wird, nunmehr von den Behörden sestgestcllt worden. Ter Gesamt» schaden beträgt danach für Privatcigentümer über 8 Millionen Mark, dazu kommt noch der ganz bedeutende Schaden an zerstörten Gemeinde bauten und Anlagen. Bon Wölfen belagert. In Saint-Sanveur im Departement Hautes- Pnrcuccs Unternahmen drei Einwohner einen längeren Jagdausflug, um Keiler zu erlegen. Am Abend des ersten Jagdtages beschlossen sie, in einer Blockhütte zu übernachten, die in dichtem Buchenwald nahe der französisch-spanischen Grenze gelegen ist. Sie bereiteten gerade an lustig prassendem Feuer aus der -schueesläcke vor der Hütte i^re Abend mahlzeit, als sie von einer Meute hungriger Wölfe angegriffen wurden. Naci, heftigem Kampfe gelang cs den Jägern, sich mir einem Teil ihrer Hunde, von denen drei den wütenden Bestien zum Opfer fielen, in die Hütte zu retten. Die letztere verrammelten sie, soweit ihnen dies mit den vorhandenen Materialien möglich war. Die Wölfe gingen nunmehr zu einer regelrechten Belagerung des Platzes über. Bei den wieder holten Sturmangriffen drangen mehrfach einige von ihnen in das Innere der belagerten Hütte und mußten mit Kolbcnlchlägen wieder daraus ver trieben werden. Schon waren nach achtstündiger Berennnng die tapferen Verteidiger nm Ende ihrer Kräfte angclaugt, als nach Anbruch des Tages plötzlich Schüsse erschollen, die von einer anderen Jagdpartie ab- gefenerr wurden, welche sich in der gleichen Gegend ebenfalls auf der Eberjagd befanden. Ihr Klang verscheuchte die grimmen Bestien. Bm blnisch r Aberglaube. Aus der obcrungarischen Gemeinde Vagas wird ein Vorfall mitgeieilt, der ein trauriges Zeugnis von dem in der ländlichen Bevölkerung herrschenden kralscn Aberglauben adlegt. Ein junger Banernburscke namenö Georg Serafi wurde irrsinnig. Sein Vater wendete sick an einige Weiber aus dem Dorfe, die in dem Rufe Neben, allerlei Krankheiten kurieren zn können. Sie sagten nun, der Bursche sei vom Teufel besessen und dieser lönne nur durch feuriges Esten auszctriebeu werden. Der Vater folgte pünktlich dieser Weisung und röstete seinen Sohn buchstäblich aus glühendem Eisen, so daß der Bedauernswerte unter den unsäglichsten Oualen den erlittenen Brand wunden erlag. 25 Tote beim Leichenschmaus. Aus Warschau wird der „Inf." fol gendes unglaubliche Vorkommnis mitgeteilt, von der der Pastor Dietrich aus Lodz in seiner Wochenschrift „Unsere Kirche" erzählt. In Rußland besieht noch im ausgeprägtesten Maße der Brauch, nach einer Beerdigung einen Leichenschmaus abzuhaltcn, der desto größer und andauernder aus fällt, je angesehener der Verstorbene war. Bei solchen Lcichenschmäusen werden schon von jeher beträchtliche Mengen von Branntwein vertilgt. Tas Unmöglichste darin hat aber eine Gesellschaft geleistet, die beim Leichenschmaus des Landwirts Ssogiejewitsch anwesend war. Der Land- manu war bei seinen Nachbarn sehr beliebt, und große Scharen kamen daher auch zu seinem Begräbnis. Nach der Leichenfeier wurden im Hause des Verstorbenen 50 Verwandte und Bekannte „gastfreundlich" ausgenommen. Es gab dort ein großes, gutes Abendessen, bei dem der Schnaps selbstverständlich nicht fehlen durfte. Um sich nun recht zu „trösten", hatte man zwei Faß Branntwein angezapft. Mit kleinen Gläschen den Schnaps zu trinken, war aber den Leuten zu umständlich: daher trank man denselben aus großen Gläsern und verharrte im Ge lage die ganze Nacht bis in die frühen Morgenstunden hinein. Die Folgen dieses unsinnigen Trinkens waren fürchterlich. Von den 50 Personen, die an dem Gelage teilgenommen, waren 40 schwer be trunken. Von diesen Schwerbetrunkenen starben innerhalb weniger Stunden 25 Mann infolge Alkoholvergiftung. Unter den Toten befindet sich auch die „tiefbetrübtc" Witwe des Verstorbenen. Nach der Ansicht der Aerztc ist der Zustand der anderen besorgniserregend und wird be- sürchtet, daß in Kürze mindestens noch 5 sterben werden. Wieder eine Bombe in Barcelona. Aus Barcelona wird ge- meldet: Gestern abend gegen IOV2 Uhr explodierte in der Straße Boc Tieria vor dem Hause Nr. 32 eine Bombe, die erheblichen Schaden anrichtete. Drei Cafs kellner wurden dabei verletzt: zwei von ihnen wurden, nachdem sie ärztliche Hilfe erhalten hatten, zur Verfügung der Behörden gehalten. Geschichten von der verstorbenen Karserin-Witwe von China. Die Kaiserinwitwe von China, die jüngst, wenige Stunden nach dem Ab- leben des Kaisers Kwang-sü, unter geheimnisvollen Umständen gestorben ist, war eine der merkwürdigsten Frauengestalten, die je einen Thron bestiegen haben. Mit einem eisernen Willen und mit außerordentlicher Klugheit und Schlauheit ausgcstattet, lenkte sie mit fester Hand fast ein halbes Jahrhundert lang eines der größten Reiche der Welt. Einen Mann im Unterrock nannten sie die europäischen Diplomaten. Aber dieser „Mann im Unterrock" war — wer würde das für möglich gehalten haben'? — abergläubischer als zehn andere Weiber zusammengenommen. Ihr ganzes Leben wurde beherrscht und beeinflußt von ihrem Glauben an ein mysteriöses Schicksal, an Zaubereien, an gute und böse Geister, an Amulette usw. Alle ihre Gewänder waren bestickt oder bemalt mit Hieroglyphen, die Glück und langes Leben bedeuteten. In allen Räumen ihres Palastes standen zahlreiche goldene Schüsseln mit Aepseln, weil in China Acpsel das Symbol des Friedens und des Glückes sind: an an- deren Stellen standen Teller mit Pfirsichen, weil diese Früchte die Lang lebigkeit versinnbildlichen. Am Hals und an den Armen trug sie immer mehrere Amulette, und sie duldete nie, daß sich ihr irgend jemand in Trauerklcidcrn näherte. Die Prinzessin Ti'chün wurde wenige Stunden nach dem Tode ihres Vaters von der Kaiserin zu einem Plauderstündchen eingeladcn. Sic erschien im Palast mit blauen Schüben: dunkelblau ist nämlich die Traucrfarbe für die zweite Periode der Trauer. „Weshalb trägst du blaue Schuhe?" fragte, finster blickend, die Kaiserin. — „Weil wein Vater gestorben ist", erwiderte die Prinzessin. — „Die Trauer um deinen Vater ist dir also mehr als die Freude darüber, daß du mit deiner Kaiserin zusammen sein darfst?" sagte Tsu-Hsi in behendem Tone. Die arme Prinzessin mußte, um nicht in Ungnade zu fallen, rasch rote Schuhe anziehen und die blauen ins Feuer werfen. Der Artikel des „Century Magazine", dem wir diese Einzelheiten entnehmen, erinnert ferner daran, daß man zur Zeit der Weltausstellung von St. Louis der .Kaiserin den Vorschlag machte, sich malen zn lassen und das Bild auf die Ausstellung zu schicken. Zuerst war Tsu-Hsi über diesen Vorschlag ganz entsetzt: nachdem sie jedoch den Prinzen Tsching um Rat gefragt hatte, erklärte sie sich mit der Sache einverstanden. Das Bild mußte jedoch an einem „Glückstage" begonnen werden, nnd man mußte zwischen dem kaiserlichen Palaste und dem Bahnhof von Peking eine besondere Eisen bahn bauen, weit das Bild der Kaiserin unter keinen Umständen von Lastträgern oder Dienstmännern zur Bahn gebracht werden durfte: das wäre nämlich von schlechter Vorbedeutung gewesen, weil man in China auf solche Weise auch die Leichen fortschafft. Wahres Geschichlchcn. Ein bekannter englischer SportSmanu, Mr. Vynans, wollte, wie der „Gil BlaS" erzählt, sich einem russischen Minister für eine größere Gefälligkeit erkenntlich zeigen. Obwohl ihm bekannt war, daß auch die höchsten russischen Beamten in Geldsachen nickt übermäßig zartfühlend sind, wollte er dem hohen Herrn doch nicht gern direkt Geld anbielen. Wie aber das schlau anfangen? Da kam ihm ein ganz origineller Einfall. Er machte dem Herrn Minister einen Bemch, unlcrm Arm einen großen, roten Regenschirm. Wie ihn der Minister einireten sieht, kann er ein Kompliment über den schönen roten Sckirm nicht unterdrücken. — „Blau!" wollen Sie sagen, Herr Minister. — Wie? Blau? — Er ist doch rot! so viel ick sehe. — „Nein, sage ich Ihnen, ich wette 100 000 Fr. mit Ihnen, daß er blau ist." Man holt einen unparteiischen Herrn herbei, der natürlich fest stellt, daß der Schirm von roter Farbe ist. — „Nun gut, Herr Minister, ich habe verloren. Hier sind die 100000 Fr." Boi« einem Kampfe mit Kannipalen, bei dem deutsche und englische Soldaten Schulter an Schulter kämpften, wird aus Nigeria berichtet. Dort war die englische Abteilung der englisch-deutschen Grenzkommission, da» erste „Southern-Nigeria-Regiment", bestehend aus 130 Mann und einer Maximkanone, unter dem Befehl de» Kapitän C. E. Heathcote iu ein gänzlich unbekannte» Land gekommen, das von dem GayeS- Stamme bewohnt ist, einem Volk, da» den Kannibalismus in seiner schlimmsten Art betreibt. Denn die Gayleute essen nicht nur ihre im Kampfe erschlagenen Feinde, sondern verschlingen auch die Körper derer ihres Stammes, die eines natürlichen Todes sterben. Einen weißen Mann hatten sie zuvor nie gesehen. In den ersten 10 Tagen ging alles glatt, dann aber machten die Kannibalen gegen die Europäer eni' schieden Front, mit den« Erfolge, daß der Kolonne die eingeborenen Führer davonliefen. Am nächsten Tage griffen die Gayes auch schon daS Lager der Weißen an. Merkwürdigerweise waren die Kannibalen mit Gewehren bewaffnet. Die Situation wurde losort gefahrdrohend. Nach Angabe eine» Offiziers wimmelten die umherliegenden Klippen von Eingeborenen, die große Steine aus die Soldaten hinabwarfen. Ein hartnäckiger Kampf ent spann sich, ein Soldat in der Nähe des Kapitäns Heathcote wurce elf mal verwundet. Unter den größten Schwierigkeiten und fortwährenden Kämpfen erfocht sich die Kolonne ihren Weg nach dem Norden. Obnc Führer und ohne Kenntnis des Weges, wurde ihre Lage immer schwieriger. Dazu kam, daß auch die klimatischen Verhältnisse sich fort während verschlechterten, das ganze Land befand sich unter Wasser, und die Füße der Offiziere und Mannschaften litten fürchier- lick. Schließlich aber kam die Kolonne doch an ihrem Ziele nördlich von der Grenze an, und die beiden Kommissare, der englische mit 180 Mann und einer Maximkanone und der deutlche mit 90 Mann und einer Maximkanone, kehrten dann in das unbekannte Land zurück. Hier entspannen sich neue Kampfe, die Eingeborenen waren überaus mutig und versuchten wiederholt, die Maschinenkanonen im Sturm zu nehmen. Dem Leutnant Homan wurde der Helm vom Kopf gesckossen. Schließlich gelang es, den Feinv zurück zuschlagen, der in die Wälder entfloh. Während der Kämpfe verfolgten vie Eingeborenen eine Taktik, wie man sie in Nigeria nie zuvor gesehen batte. Sie benahmen sich wie kriegsmäßig ausgebildete Truppen. Während des Kampfes waren sie fast nie sichtbar, und auf der ganzen Kampfeslinie herrschte Schweigen. Ctu wertvolles Lebe», das wertvollste vielleicht der ganzen Welt, hat Mr. Taft, der Vereinigten Staaten neuer Präsident. Er gehört zu den besten Kunden der großen amerikanischen Versicheruugsgesell- schasten. Wenn auch andere Größen der neuen Welt ihr Leben mit — nach europäischen Begriffen — ungeheuren Summen versichert haben, fo kommt doch dem jetzigen Präsidenten keiner gleich. Taft hat sein Leben für 15 Millionen versichert. Ein Zeichen dafür, daß er auch für seine Familie ein vorsorglicher Vater ist. Humor des Auslandes. Beim Begräbnis des reichen Bankiers L. bemerkt ein Herr einen Leidtragenden, der bittere Tränen vergießt. — „Sie sind mvhl ein Verwandter des Verstorbenen?" fragt er. — „Ich? Nein", ist die unerwartete Antwort. — „Warum weinen Sie denn so heftig?" — „Eben deshalb." (Le Rire.) Ryley: „Warum schmücken Sie denn Ihr HauS, Frau Murphy?" — Frau Murphy: „Mein Son Denny kommt heute nach Hanse." — Ryley: „Ick dachte, er hätte fünf Jahre gekriegt? — Frau Murphy: „Ja, das stimmt: aber man hat ihm ein Jahr geschenkt wegen guter Führung." — Ryley: „Das muß aber ein großer Trost für Sie sein, einen solch guten Sohu zu haben." (Tit Bits.) Mutter: „Ja. Kind, dies- armen kleinen Jungen haben keinen lieben Vater und keine Mutter und gute Tante Dora." — Freddy sdcr sich mit Tante Dora nickt gut versteht!: „Ach, Mutter, laß uns ihnen Tante Tora geben." - (Answers.) Was die Engländer für den Sport ausgebcn. Mit dem Beginn deS Frühlings^ kehren die Engländer wieder in Scharen zu den Vergnügun- gen des Sports zurück, und die großen Klubs veröffentlichen die Vor anschläge für die neue Saison. Welche Zahlen! Wer würde je auch nur zu denken wagen, daß bas englische Volk für die sportlichen Wett kämpfe jährlich 90 Millionen Pfund Sterling (1800 Millionen Mark) ansgibt? Diese Zahl ist aber, wie „Scribners Magazine" versichert, nicht zu hoch gegriffen. Die Fuchsjagd allein erfordert eine jährliche Ausgabe von 16 Millionen Pfund Sterling. Die Jagd auf Wild aller Art kostet etwa 4 Millionen Pfund Sterling. Für die Pferderennen geben die Engländer jedes Jahr 9 Millionen Pfund Sterling in barem Gelde aus; es werden jedoch außerdem noch 10 Millionen für etwaige außerordentliche Ausgaben bereitgehalteu. Der Jachtsport kostet jähr lich alles in allem etwa 9 Millionen Pfund Sterling. Für aas Fuß ball-, Cricket-, Golf- und Polospicl werden jährlich nicht weniger als 25 Millionen Pfund Sterling verausgabt. Man wird diese Zahl nicht jür übertrieben halten, wenn man in Erwägung zieht, daß es in Groß britannien und Irland 750 große Plätze gibt, auf welchen nur Cricket, Croquet und Fußball gespielt wird; dazu kommen 476 Lawn-Tennis- plätzc und 250 Plätze, welche ausschließlich für das Fußballspiel reser viert sind. Es sei außerdem noch erwähnt, daß im Lause des Jahres 1908 in England, Schottland und Irland mehr als 180 000 Tennis-, Fußball-, Cricket- und Hockey-Wettkämpfe veranstaltet worden sind. „Du sollst den Trunkenen beistehen!" — Dieses Gebot will die holländische „Liga gegen den Alkoholmißbrauch" allen Untertanen der Königin Wilhelmine mit der ganzen Macht des guten Beispiels preist- gen. Die spartanische Theorie, daß man die Heloten absichtlich trunken machen müsse, damit den freien Bürgern durch den Anblick der besoffenen und torkelnden Staatssklaven ein Abscheu vor dem Alkohol eingeflößt werde, hat vollständig Bankerott gemacht. Wenn die Söhne jeden Tag einen weinseligen Vater mit rötlich schimmernder Nase vor Augen haben, dürften sie wohl nur in den seltensten Fällen als Temperänzler auf wachsen. Man muß sich daher vor allem bemühen, die Trunkenbolde ans dem Bereich der sittsamen und wohlerzogenen Leute zu entfernen, und wenn dann auch noch die Kneipenschilder entfernt werden können, wird die ganze Menschheit schließlich aus Wassertrinkern bestehen. Nm dieses hehre Ziel zu erreichen, hat die holländische „Liga gegen den Alkoholmißbrauch" ein sehr einfaches und praktisches Programm aufge stellt: sie hat — so lesen wir im „Rappel" — einen Transportdienst für Trunkene, die nach Hause gebracht werden sollen, organisiert und die Transportpreise recht niedrig bemessen. Man kann sich schon für 60 Pfennig von einem Dienstmann nach Hause bringen lassen; im Pro gramm heißt es aber ausdrücklich, daß ein Betrunkener, der nur diesen niedrigsten Tarifpreis anlegen will, keinen Anspruch auf besonders zarte Behandlung hat. Will man sanft und zart angefaßt werden, so muß man schon 80 Pfennig ausgebcn. Für 1 Mark 20 Pfennig kann man sich in einer Art Sänfte nach Hause schaffen lasten; für 1 Mark 60 Pfennig hat man Anspruch auf einen Karren; 1 Mark 80 Pfennig kostet ein mit zwei Hunden bespannter „Galawagen", und wer 2 Mark springen lassen will, kann gar von einem leibhaftigen Esel nach Hause gezogen werden. „Das letztgenannte Transportmittel", so heißt es in dem Prospekt, „empfiehlt sich besonders für fettleibige Männer." Es Vie stLrLvlläo,dvIvdv»ä«, «rlrisodvlläv Wirkung des Bioson auf Körper und Gcist wird immer wieder aufs neue gepriesen. »ss 8 Leipzig.R., den 30. Juli 1908. Ich litt an Blutarmut und Kräftevertuil infolge von Influenza und nahm daher zur Kräftigung von Ihrem „Bioson". Schon nach kurzem Gebrauch merkte ich Besserung. „Bioson" bekommt mir vor züglich und ich fühle mich in den letzten Tagen ganz wohl. Hochachtend Max Werner, Fourniturist, Untere Münstrrstr. 6. III. Bioson ist für alle Schwache u. Elende, Kinder in der Entwickelung usw. ein iiiraftspender, kessen belebende, er frischende Wirkung auf Körper u. Geist sich meistens nach wenigen Tagen bemerkbar macht. Erhältlich V, Kilo, für einige Wochen ausreichend, 3 ^l, in Avotdeken, Drogc- rien usw. Man lese die Urteile der Professoren u. Aerzte u. beachte die Billigkeit. Löotrstä Aerztrn und Laien zugrfprochen, denn sie ist durch ihre belebenden, konservieren den und antiseptischen Eigenschaften die Königin aller Toilette- und Gesundheits seifen. Wer einmal die Myrrholinfrife gebraucht hat, wird sie nicht wieder aufqeben. «»7 - cuskles »eiiiÄeclk LL lglmvi'uk—islllh. impensILoütümenvsin Vertreter: SN« fimliek, l-siprlx, 8,I»moo,tr.25v. Tel. 2891.
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