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WMIt für M druff ms Erscheint wöchentlich zweimal il.zwarDienstags und Freitags. — Abonncmentspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Wmdt. Mn, Mtillthn und die Umßkgrndkn. Imtsölalt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro drsigespaltene Corpuszeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. No. 62. Dienstag, den 3. August 189«. vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt- Wilsdruff, den 1. August 1890. Busch, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Händlers Friedrich August Herrmann (in Firma F. A. Herrmann) in Wilsdruff ist zur Abnahme der Schluß rechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das ischtußverzeichniß der bei der Vertheilunz zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung derjGläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 10. September 1890, Bormittags 10 Uhr In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Händlers Friedrich August Herrmann (in Firma F. A. Herrmann) in Wilsdruff soll mit Ge nehmigung des Königlichen Amtsgerichts Wilsdruff die Schlußvertheilung erfolgen. Nach dem auf der Gerichtsschreiberei erwähnter Behörde niedergelegten Verzeichnisse sind 198 M. 21 Pf. bevorrechtigte und 1598 M. 46 Pf. nicht bevorrechtigte Forderungen zu berücksichtigen, während der verfügbare Massebestand 377 M. 61 Pf. beträgt. Dresden, am 31. Juli 1890. Der zr o n k u i s v e r w a l t e r. Rechtsanwalt Gustav Aliiller. Donnerstag, den 7. -s. Alts., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgemeinderathssihnng. Wilsdruff, am 4. August 1890. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm traf am Sonnabend in dem prächtigen Kursaal zu Ost ende, der Raum für 5000 Personen bietet, zur Theilnahme an dem Festkonzert um ^5 Uhr ein. Er trug einen grauen Reiseanzug (Jaquet), braunen Filzhut und ein Stöckchen unter dem Arm; der König von Belgien erschien im schwarzen Gehrock wie beim täglichen promcniren. Der Kaiser war vom Prinzen Heinrich und Gefolge begleitet und wurde mit außerordentlichem Jnbel empfangen. Die Kapelle des Herrn Staps spielte vorzugsweise deutsche Musik (Wagner, Beethoven, Mendelssohn); die arti8uv8 rouui8 von Brüssel sangen den Pilgerchor aus Tannhäuser, einen Chor von Girschner und einen Walzer von Otto. Der Kaiser ließ durch die deutsche Marinekapelle außerhalb des Programms die Egmont-Ouver- ture, das Parsifal-Vorspiel und den Armeemarsch 113 spielen. DaS Hurrahrufen, Beifallklatschen und Tücherschwenken wollte fast kein Ende nehmen. Der Kaiser und der König konnten nur mit Mühe durch die jubelnde Menge zum Wagen ge langen; sie fuhren eine kurze Strecke den Damm entlang, dann zum Schloß und zurück zum Kursaal. Es herrschte freudigste ungetrübte Feststimmung. An dem Galadiner im Kastno, welches um 9 Uhr beendet war, nahmen außer dem Kaiser und dem Könige, der Prinz Heinreich, der Graf von Flandern und Prinz Balduin, der Bischof von Brügge und ander« hervorragende Persönlichkeiten Theil. Nach dem Diner erschien der Kaiser, welcher Gardc-du-Corps-Uniform trug, auf dem Balkon. Inzwischen hatte sich auf dem großen Platze vor dem Nathhause der militärische Fackelzug geordnet und eine überaus große Vollsmenge eingefunden, welche die Ma jestäten mit enthusiastischen Kundgebungen begrüßte. Während des Vorbeimarsches des etwa 2500 Mann zählenden Zuges vor den Majestäten spielten die Musikchors „Heil Dir im Siegerkranz" und „Die Wacht am Nbein". Als die Aller höchsten und höchsten Herrschaften das Casino verließen, wur den dieselben wiederum mit jubelnden Zurufen begrüßt. — Se. Majestät der Kaiser und Prinz Heinrich mit Gefolge be gaben sich Sonntag Vormittag an Bord der „Hohenzollern", woselbst Gottesdienst abgehalten wurde, den Se. Maj. persön lich leitete. Auf dem ganzen Wege wurde der Kaiser lebhaft begrüßt. Spät-.r verbrachte der Kaiser einige Stunden beim Könige. Gegen halb 4 Uhr erfolgte die Abreise nach England. Noch vor Beginn der englischen Reise unseres Kaisers ist nun die Denkschrift des Reichskanzlers von Caprivi über die Beweggründe des deutsch-englischen Abkommens veröffentlicht worden und gewiß wird dieselbe mit dazu bei tragen, die Aufnahme des Kaisers in England noch inniger und freudiger zu gestalten. Denn aus den Ausführungen des wichtigen Schriftstückes geht klar hervor, daß für Deutsch land beim Abschlusse des Vertrages der Wunsch mit maßgebend gewesen ist, keinerlei Verstimmungen zwischen sich und dem be freundeten England aufkommen zu lassen, vielmehr im Hin blick auf die europäische Lage ein auf lange hinaus gefestigtes und von allen Mißverständiffcn freies Verhältniß zu dem Inselstaat- zu schaffen, ein Wunsch, der englischerseits volles Entgegenkommen fand. Was im Uebrigen die Einzelheiten der Denkschrift anbelangt, so sind sie wohl geeignet, das Miß vergnügen, welches in manchen Kreisen bes deutschen Volkes wegen des Abkommens mit England noch herrscht, zu beseitigen, da die betreffenden Darlegungen bekunden, daß nirgends deutscherseits wirkliche Lebensinteressen geopfert worden sind, während anderseits allerdings manchen älteren Ansprüchen und Interessen Englands volle Rechnung getragen werden mußte. In England selbst ist der seitens des Unterhauses hier und da besorgte kräftige Widerspruch gegen das Abkommen aus- geblieben, vielmehr hat die englische Volsvertretung mit großer Mehrheit die Helgolandbill und hiermit zugleich den gesammten Vertrag mit Deutschland endgültig genehmigt und um so mehr wird man auch in England die Darlegungen der Caprivi'schen Denkschrift zu würdigen wissen. Zum Empfange unseres Kaisers in England. — „Im Laufe weniger Tage," schreibt der „Standard", „wird d-r Deutsche Kaiser nochmals der Gast der Königin in Osborns sein. Ein Besuch Seiner Majestät ist in England niemals unwillkommen und unzeitgemäß. Dieses Mal liegen besondere Gründe vor, mit außerordentlicher Befriedigung den Kaiser zu begrüßen. Es ist die Sprache der Wahrheit und nicht die der Schmeichelei, zu sagen, daß die Welt anfängt, in dem gegenwärtigen Deutschen Herrscher einen Mann zu er kennen, dessen Fernblick über seine Jahre reicht, einen Monarchen, welchem man mit Recht den Ehrentitel eines Staatsmannes beilegen muß. Wir geben zu, daß cs noch verfrüht ist, ein Urtheil darüber abzugeben, ob dem Kaiser die Lösung der Probleme, welche ihm so am Herzen liegen, gelingt oder nicht. Auf alle Fälle aber ist der edle Sinn dieser im Geiste unserer Zeit gehaltenen Versuche zu loben, und sicherlich wird unser erlauchter Gast in England am wenigsten getadelt werden, weil er zu hoffen wagt, daß sich die Interessen des Kapitals uns der Arbeit versöhnen und die nothwentizm Erfordernisse einer Regierung und die Bestrebungen der Regierten durch sym pathische Gesetzgebung in Harmonie bringen lassen. Wir wollen gewiß nicht behaupten, daß nicht die Beziehungen zwischen England und Deutschland vortrefflich waren, so lange Fürst BrSmarck am Ruder war. Aber ebenso richtig ist es, daß die Verhandlungen zwischen den beiden Ländern zu weniger Reibungen Anlaß gaben, seitdem der persönliche Wille des Kaisers sich fühlbar machte. Die amtliche deutliche Denkschrift hebt mit Recht hervor, daß die beiden Länder einander wie Freunde behandelten, welche ein gemeinsames Ziel anstreben und nicht nur ein Recht haben, sondern gewiß sind, daß Jeder Recht und Billigkeit walten läßt. Wir wünschten nur, daß man von dem Verkehr anderer Völker das Gleiche sagen könnte. Zum Unglück ist das Zeitalter territorialen Ehrgeizes und militärischer Bestrebungen nicht vorüber und die friedliebenden Länder haben daher Schulter an Schulter zu stehen. England kann gewiß nicht sagen, daß Deutschland nicht seinen Theil der Lasten trägt. Auch glauben wir nicht, daß Deutschland uns dm Vorwurf machen wird, daß wir uns der auf uns fallenden Verantwortlichkeit zu entziehen suchen. Die deutsche Armee ist noch immer die furchtbarste Streitmacht zu Lande und wir werden uns kaum schmeicheln, wenn wir hinzufügen, daß die Englische Marine auf dem Ocean ist, was die Deutsche Armee zu Lande. Es ist unmöglich, den Gedanken zu hegen, daß beide widerstreitende Ziele verfolgen, leicht aber, daß beide zu einem gemeinsamen Zwecke zusammenwirken. Der Deutsche Kaiser weiß dieses so gut, wie einer von uns, und weil er sich dessen bewußt ist, so ist er begierig nach der Gastfrcund- schäft, welche ihm die Krone, die Nation und die Marine darbieten. Zum Besuche des Kaisers in Rußland erhält das „N. C. B." aus Narwa folgende Mittheilung: So lange noch keine Gewißheit darüber bestand, ob die russische Kaiserin in Peterhof verbleiben oder beim Empfange des deutschen Kaisers in Narwa zugegen sein werde, war die Annahme gerechtfertigt, daß Kaiser Wilhelm zunächst seinen Besuch in Peterhof ab- stattcn dürfte. Nachdem aber die Zarin bei der Ankunft des hohen Gastes in Narwa anwesend zu sein gedenkt, wurde ein Besuch in Peterhof vor der Theilnahme an den Manövern hinfällig. Wenn aber gemeldet worden, daß der Aufenthalt in Peterhof sich auf acht Tage ausdehnen Mrde, sokannmit- getheilt werden, daß nach den bisherigen Dispositionen Kaiser Wilhelm am 24. August — nach der großen Parade in Krasnoje Selo — in Peterhof eintreffen und bis zum 26. August dort oerweilen wird, um alsdann die Rückreise nach Deutschland, und zwar wieder auf dem Seewege, anzutreten. Bei dieser Ge legenheit mag auch erwähnt werden, daß nicht nur eine Villa von Herrn Plowzew für den Kaiserbesuch in Narwa zur Ver fügung gestellt ist, sondern der unermeßlich reiche Herr von seinen fünf Häusern, welche er in Narwa besitzt, vier zur Ver fügung stellte und dieselben sür die Monarchen und deren nächste Umgebung einrichten läßt. Zutreffend ist, daß der größere Theil des Gefolges des Kaisers, während der Anwesen heit desselben in Rußland, in St. Petersburg Wohnung nehmen wird. Obwohl bis auf einzelne Herren, welche von Berlin sich per Bahn nach St. Petersburg begeben, das gesammte Gefolge auf dem Seewege von Kiel in Reval eintreffen wird, so soll dasselbe doch nicht in Narwa stationirt werden, sondern — bis auf die nächste Umgebung des Kaisers — alsbald von Reval aus mit der Eisenbahn die Reise nach St. Petersburg fortsetzen. Siebenter deutscher Tischlertag. — Am Mon tag haben in Magdeburg die Delegirten der deutschen Tischler innungen, 143 an der Zahl, getagt. Den Hauptgegenstand der Berathung bildete die Arbeiterfrage, oder da, wie ein De- legirter treffend hervorhob, doch im Handwerk nicht immer von Arbeitern und Arbeitgebern, sondern in hergebrachter Weise von Gesellen und Meistern gesprochen werden möge, die Ge sellenfrage. Die Wichtigkeit der Jnnungsausschüsse wurde in den Erörterungen zunächst hervorgehoben und der Wunsch zum Ausdruck gebracht, es möge jeder der Anwesenden dafür sorgen, daß in seinem HcimathSorte Jnnungsausschüsse ge bildet würden. Sodann berieth die Versammln»- über die Errichtung einer Verbands- und Unterstützungskasse, insbe sondere auch zur Hülfe für durch frivole Streiks geschädigte Meister. Ueber die zur Gründung einer derartigen Abwehr kasse nothwendige Summe schwankten die Meinungen. Während von einer Seite 100 000 Mk. als hinreichend angenommen wurden, wurde von anderen Theilnehmern erklärt, es würde mindestens 1 Million nöthig sein, um die Unterstützungskasse lebensfähig zu gestalten; denn allein der letzte Hamburger Tischlerstreik habe den Meistern 80 000 Mk. gekostet. ES wurde demnächst auch ein Zusammengehen mit der Großin dustrie empfohlen und an die Opferwillizkeit der Meister appellirt, indem auf das opferwillige Verhalten der Gesellen hingewiesen wurde. Ein Redner meinte daraus, daß, wenn