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anstandlos verabreicht wurden, daraus verfügte sich dieselbe noch in ein Posamentengcschäst, um unter gleichem Vorgeben einen Hut zu entnehmen. Man schöpfte aber hier Verdacht und sandte nach der Polizei, und man hatte sich nicht getäuscht, indem die Betreffende als eine Schwindlerin entlarvt wurde. Dippoldiswalde, 16. Januar. Am Montag Vormittag ist der auf dem königl. Forstrevier beschäftigte Waldarbeiter Karl August Walther aus Ammelsdorf beim Holzfällen von einem stürzenden Baume getroffen und sofort gelobtet worden. Ein Schatten. Novelle von Ludwig Habicht. Fortsetzung. Herr Kreuzschmidt war den Anweisungen des Kreis - Physikus pünktlich gefolgt und mit alther gebrachter Langsamkeit, deren sich die Behörden Neustadts stets befleißigt, sanden sich am Nachmittag bie Polizeibeamten ein, nm die Reise-Effekten des Verstorbenen zu untersuchen und womöglich die Erben desselben zu ermitteln. Als gewissenhafter Gastwirlh hatte Herr Kreuzschmidt dafür ge sorgt, daß der Mann sich gleich nach seiner Ankunft in's Fremden buch eingeschrieben. „Hermann Herzberg, Juwelier aus Berlin" stand dort mit fester, sicherer Handschrift. Die Brieftasche des Ver storbenen enthielt Adreßkarten, die auch seine Wohnung angaben, cs konnten deshalb die nölhigen Mittheilungcn an die Polizeibehörde der Residenz gemacht werden, um die etwaigen Verwandten desselben zu ermitteln. Wirklich ging auch schon am andern Morgen der Bericht dahin ab. — Der Nachlaß des Fremden wurde sorgfältig verzeichnet; er war durchaus nicht bedeutend. In der Brieftasche befanden sich nur 10 Thaler, eine Summe, die vielleickt gerade die Zeche und die Rückreise in die Residenz gedeckt hätte. Dagegen waren Kleider und Wäsche des Verstorbenen von den besten Stoffen und bekundeten seine Wohl habenheit oder wenigstens seine Neigung zur Eleganz. Papiere, die über die Verhältnisse des Fremden hätten näheren Ausschluß geben können, wurden bei ihm nicht gefunden. Es vergingen zwei Tage und Verwandle des Verstorbenen er schienen nicht. Da der Bärenwirth auf eine schleunige Erledigung der Sache drang, um endlich die Leiche aus dem Hause zu haben, so wurde von der Polizei die Beerdigung des Fremden angeordnet. Der Kreis - Physikus hatte woht davon geschwatzt, man könnte rubig ein anständiges Begräbniß veranstalten, denn der Ring allein decke die Kosten; trotzdem ließ sich die vorsichtige Behörde darauf nicht ein und Alles erhielt jenen dürftigen Anstrich, als ob man eine Armenleiche zur letzten Ruhestätte bringen wollte. Vom Finger des Verstorbenen war nur noch ein gvldner Trauring abgezogen nnd mit in gerichtliche Verwahrung genommen worden; der konnte höchstens einen Werth von 6 Thalern haben, man begriff nicht, was der alte Doktor eigentlich wolle und da sich dieser nicht weiter um den Nach laß des Verstorbenen gekümmert, so blieb die Sache unausgeklärt. Eben hatte der Tischler den Deckel übrr den armseligen Sarg des Todien zugcmacht, das kleine officielle Leichengefolge stand schon im Hausflur, während beinahe die halbe Stadt vor dem weißen Bären versammelt war, um dem merkwürdigen Schauspiel beizu wohnen. Da kam wieder eine Extrapost im raschesten Trabe die Straße herauf, daß die Menge ängstlich auscinanderstob. Ein junges Mädchen in tiefer Trauer saß ganz allein im Wagen und kaum hatte sie die Vorbereitungen zur Bcgräbnißseier überblickt, da riß sie den Wagcnschlag auf und stürzte mit einer Hast in das Haus, die alle Anwesenden zu den kritischsten Bemerkungen ver anlaßte. Trotzdem die Fremde an ihnen nur vorübergestürmt, hatten wenigstens die versammelten Frauen Zeit gesunden, alles bis in die kleinsten Einzelheiten an ihr zu beobachten. Die flüchtige Erscheinnug war zu flüchtig gewesen. — Welch' dunkle Augen Halle sie gehabt, die wie ein paar glühende Kohlen gefunkelt, wie stolz und vornehm war ihre Haltung gewesen, obwohl sie gewiß nichts weiter war, als die Frau oder die Tochter des Juweliers. „Sie thut wie eine Prinzessin," murmelte man sich zu. „Und schön ist sie wirklich nicht. Die Nase ist viel zu lang, Las Kinn ist zu spitz, die Gesichtsfarbe ist kaffeebraun — die brauchte doch wahr haftig nicht so prinzcssinmäßig aufzutreten; aber ssreilich, sie kommt aus Berlin, wo sich jeder bläht und brüstet, als ob er weiß was Wäre." Solche Bemerkungen flogen hin und her und halfen den Zuschauern über die Langeweile des Wartens hinweg. Immer ungeduldiger harrte man aus die Ankunst der Leiche, sie kam nicht, statt dessen trat endlich die Todtcnfran aus dem Hause und berichtete mit verdrießlicher Miene, daß heute gar nicht das Be gräbniß stallfinden werde. Was sollte das . bedeuten? — Murrend und höchst unzufrieden, daß man hier so länge umsonst gestanden und vergeblich aus die Leiche gewartet habe, verlor sich endlich die Menge. An den versammelten Zuschauern halte die Fremde sogleich er kannt, daß hier bereits die letzte, traurige Feier statlfinden sollte. Trotzdem war iu dem Hausflur der Sarg noch nicht aufgestellt. Sie sah sich forschend nm und wollte in das Gastzimmer treten, da wandte sich schon ein müßig gaffender Kleinbürger an sie: „Ach, Sie wollen gewiß zur Leiche, da hinten ist sie!" und er wieß mit der Hand nach dem Hofe. Sie eilte hastig vorwärts und — dort unter einem Schuppen stand der ärmliche Sarg, den die Träger eben auf ihre Schultern nehmen wollten. Sie hätte laut aufschreien mögen. — Ihr Vater sollte wie ein Bettler zur letzten Ruhestatt geleimt werden. <— Nimmermehr, das durfte sie nicht dulden und näher tretend, rief sie den Leulen zu: Warten Sie! Mein Vater muß ein anständiges Begräbniß haben und soll nicht in einem solch' elenden Kasten in die Erde gebettet werden!" „Uns ist es recht," sagten die Träger und traten sogleich von der Bahre zurück. „Aber ich dulde die Leiche keinen Augenblick mehr im Hause, ich will sie endlich fort haben, sie hat mir Schaden genug gemacht," ließ sich eine rauhe Stimme polternd vernehmen; es war der Bärcn- wirth, der mit verkreuzteu Armen ruhig im Hose gestanden hatte und der seinen Verdruß über die plötzliche Einsprache der Fremden nicht verbergen konnte. Die Neustädter fanden dieses Auftreten sehr er klärlich. Für einen Gasthof ist ein solch plötzlicher Todesfall immer nachtheilig — es scheucht auf mehrere Tage alle Besucher fort und cs war Herrn Kreuzschmidt nicht zu verargen, daß er endlich die Leiche aus dem Hause haben wollte. Die Augen des jungen Mädchens blitzten über die vierschrötige Gestalt und das unregelmäßige derbe Gesicht des BärenwiriheS hin- uuo "'"N Weg, der sich der Fremden finster und trotzig gegcnüberstellte und fick nicht einmal die geringste Mühe gab, sein gewohntes, freundliches Wirthslächeln hervorznkramen; der breite Mund zeigte sich vielmehr, nachdem er seine Worte hervorgestoßen, fest geschlossen. Ihren Blick vermochte er nicht auszuhaltcn, denn er senkte seine Augen sofort zu Boden, aber diese Schwäche war ja an ihm bekannt. Dem jungen Mädchen dagegen erschien dies Benehmen sonderbar — sie konnte sich ohnehin einer liefen Abneigung vor diesem Mann nickt erwehren; selbst wenn er ihr jetzt nicht so rücksichtslos cutgegengetrcten wäre, würde sic doch auf der Stelle den tiefsten Widerwillen gegen ihn ge faßt haben. Sie täuschte sich wohl nickt, wenn sie ihn für einen rohen, äußerst habsüchtigen Menschen hielt, deshalb entgegnete sie so gleich: „Sie sind der Besitzer dieses Gasthofes, nicht wahr?" und als Kreuzschmidt nur mit dem Kopfe nickte, fuhr sie lebhaft fort: „Dann sorgen Sie für ein anständiges Begräbniß. Ich werde Alles bezahlen. Hier dars mein armer Vater nicht bleiben; Sie werden ihm sofort ein Zimmer einräumen, mag cs kosten was es wolle, und den kostbarsten Sarg herbeischaffen, der in der Stadt auszntreiben ist." Die Fremde hatte im ganz bestimmten, säst befehlenden Tone gesprochen. — Was bildete sich diese Juwclicrstochtcr nur ein! Trat sie doch so gebieterisch ans, als ob sie eine Prinzessin sei nnd der Bärenwirth war von diesem Benehmen ganz empört: „Sie können mir das gar nicht bezahlen," sagte er trotzig, „ich will die Leiche endlich aus meinem Hause haben und damit Punktum. Schafft sie nur fort!" wendete er sich zu den Trägern. „Nicht von der Stelle!" rief das junge Mädchen und der ener gische Ausdruck in ihrem Antlitz trat noch schärfer hervor. „Mein Vater ist plötzlich in diesem Gasthofe gestorben, sein Tod ist noch nicht einmal völlig aufgeklärt und der Wirth ist deshalb verpflichtet, der Leiche einen Platz zu gewähren bis die Beerdigung erfolgen kann, und dies wird nicht eher geschehen, bis nicht durch eine Obduktion die Todesursache meines Vaters sestgestcllt worden." „Das ist schon geschehen," eiferte der Bärenwirth. „Der Herr KreiS-Phhsikus hat Alics attestirt. Ein Schlagfluß. Er hat es gleich gesagt, denn unser Doktor . . ." „Ist die Leiche sccirt worden?" unterbrach ihn die Fremde. „Wozu? Das war gar nicht nöthig. Wie Ihr Vater damals mit der Post ankam, da sah ihn der Kreis-Physikus vom Fenster aus und prophezeit sogleich: den rührt noch einmal der Schlag und cs ist merkwürdig eingetroffen. Ja, einen so gescheckten Arzt wie unsern alten Doktor soll man weit und breit suchen!" Kreuzschmidt hatte sehr eifrig gesprochen, ohne dabei das junge Mädchen anzusehen; Lie letzten Worte richtete er schon wieder an die Träger, als wolle er ihre Zustimmung Herausforderin (Forts, folgt.) ein Jahr alt, groß, ist zu verkaufen beim ?fai-rgul8paobter in laubonbeim. 22-23 Freiberger Platz 22-23 I Nach Weihnachten Z Mi habe ich meine Preise für A V die im vergangenen Jahr ohnedies überaus billig waren D noch um z ca. IN Proc. herabgesetzt, «A um mit dem Artikel möglichst zu räumen. M welche vor Weihnachten Meter 140 Pf., 175 Pf., 195 Pf. rc. alle Elle 80, 100, 110 Pf. rc. L kosteten, sind jetzt auf V Meter 130 Pf., 16st Pf , 175 Pf. rc. V alte Elle 75, W, 1VV Pf. rc. I L'GlAIELS't. 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