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Nr. 13. Freitag, den 14. Februar 1879. Von dem unterzeichneten Königlichen Gcrichtsamte sollen Erbtheilungshalber die zum Nachlasse der verstorbenen Jnliane Henriette verw. in Herzogswalde gehörigen, unter Fol. Nr. .98 und 60 des Grund- und Hypothekenbuchs für Herzogswalde vormals Oberreinsberger Patrimonialgerichtsantheils verzeichneten, aus 3150 Mark gewürderten Grundstücke Montag, den 17. März 1879 im Einverständnisse mit den Erben unter den an hiesiger Amtsstelle und im Gasthofe zu Herzogswalde aushängenden Bedingungen meist bietend versteigert werden. —u Erstehnngslustige haben sich daher an gedachtem Tage bis spätestens 11 Uhr an hiesiger Amtsstelle zum Termine anzugeben und deS Weiteren sich zu gewärtigen. Wilsdruff, am 8. Februar 1879. K Königliches Gcnchtsamt. Ur. Gangloff. Friedrich. Ber ck. Bekanntmachung. In hier anhängigen Nachlaßsachen der Handelsfrau Henriette «Kretzschmar in Blankenstein werden alle Diejenigen, welche an letztere noch Zahlungen zu leisten haben, hierdurch aufgefordert, nunmehr ungesäumt die schuldigen Beträge anher eiuzuzahlen, widrigen falls wegen derselben im Klagwege gegen sie vorgegangeu werden wird. Wilsdruff, am 12. Februar 1879. Das «Königliche Gerichtsamt. vr. (ianNlvÜ. Getreidcproduction trotz ihrer bedeutenden Steigerung nicht vermag, der durch dee natürliche Vermehrung der Bevölkerung herbeigeführten Steigerung des Bedarfs an Getreide zu folgen; daß die Belegung des ausländischen Getreides mit einem Einganaszoll den Preis auch des inländische» Getreides nm einen dem Zollsatz nahe kommenden Be trag erhöhen würde und daß die durch diese Erhöhung dem Volke auf gelegte Last außer jedem Verhältniß zu der fiuanzieilen Wirkung des Zolles stehen, den wirthschaftlich schwächsten Theil der Nation am stärksten treffen und eine Beschränkung in dem Verorauche gewerblicher Erzeugnisse zur unmittelbaren Folge haben würde. -den Holländern und Belgiern liegt der Schreck in allen Gliedern. Die Neue Freie Presse in Wien hat den Wau-Wau gespielt und ihnen schwarz auf weiß versichert, eines baldigen Morgens würde Holland und Belgien von Deutschland und Frankreich in die große Tasche gesteckt werden. Das gehe nämlich so zu: Bismarck wolle die Franzosen mit Deutschland für Zeit und Ewigkeit aussöhnen und ihnen für Elsaß Belgien geben, während Deutschland, damit es nicht leer ausgehe, Holland nehme. Die Sache sei zwischen Bismarck und den französischen Staatsmännern so gut wie abgemacht, wenn auch geheim. — Die Hölländer und Belgier mögen sich aber beruhigen; die Sache ist nicht nur ein Geheimniß, sondern von A bis Z eine Phantasie, wie die freie Wienerin selber andcntet. Wir Deutsche brauchen keine Holländischen „Mynheers", wir haben mit unseren „kleinen Herren" re. genug zu thun, und Bismarck hütet sich, mit den französischen Ministern, die über Nacht gestürzt sein können, solche finstere Pläne zu schmieden. Vollends Kaiser Wilhelm! Dieser ließ kurz vor der Berliner Conferenz, als der Friede bedroht schien, den amerikanischen Gesandten Taylor zu sich rufen und sagte ihm: Ich hoffe, daß Ihre Regierung energisch für Erhaltung des Friedens eintreten wird. Ich habe genug Schlachten und Blutvergießen gesehen und hoffe sicher, daß es in der Zeit, die ich noch auf der Erde zubringen werde, keine Kriege mehr geben wird. Endlich hat sich die langerwartete Nachricht von dem definitiven Abschluß des Separatfriedens zwischen Rußland und der Türkei Concurseröffmmg. Zu dem Vermögen des Restaurateurs und Schnittwaarcnhändlcrs Friedrich Julius TtnderS in Kcsselsdorf ist am 7. Februar d. IS. vom unterzeichneten Gerichtsamte der Concursproceß eröffnet worden. Es werden daher alle Diejenigen, welche Ansprüche an dieses Schuldenwesen als Cvncursgläubiger erheben wollen, hiermit aufgefordert, bei Vermeidung der Ausschließung von demselben bis zum 15. März d. Js. ihre Forderungen nebst den Ansprüchen auf bevorzugte Befriedigung unter Anführung der begründenden Thatsachcn bei dem unterzeichneten Gerichtsamte anzumelden und binnen der gesetzlichen Frist mit dem bestellten Rechtsvertreter, nach Befinden mit einzelnen Gläubigern rechtlich zu verfahren, hiernächst aber am 3. Mai d. Js. Vormittags 10 Uhr an hiesiger Gerichtsstelle zur Verhandlung über den Bestand der Masse und die Gcbahrung mit derselben, zur Prüfung und Anerkennung der streitigen Forderungen und Ansprüche auf bevorzugte Befriedigung, sowie zur Gütepflegung zu erscheinen und zwar unter der Verwarnung, daß Diejenigen, welche in diesem Termine auSbleiben oder eine von Seiten des Gerichts von ihnen verlangte Erklärung nicht abgeben. Alles, was über Feststellung der Blasse und über Gcbahrung mit derselben, sowie über Anerkennung der anaemeldeten Forderungen und Ansprüche auf bevorzugte Befriedigung oder über andere den ConcurS betreffende Fragen verhandelt und beschlossen werden wird, gegen sich ebenso gelten zu lassen haben, als ob sie an den Verhandlungen Theil genommen und den gefaßten Beschlüssen zugestimmt hätten. Für den Fall, daß sich das weitere Verfahren durch Abfchlilß eines Vergleiches nicht erledigen sollte, ist der 12. Juni 1879, Vormittags 12 Uhr, als Termin für Eröffnung eines Ordnungserkenntnisses anberaumt worden. Auswärtige Betheiligte haben bei 15 Mark —- Strafe zur Annahme künftiger Anfertigungen Bevollmächtigte am hiesigen Orte zu bestellen. Wilsdruff, am 11. Februar 1879. Das Königliche Gerichtsamt. vr. Gangloff. Tagesgeschichte. Berlin, 12. Febr. Infolge der feierlichen Eröffnung des Reichs tags im Weißen Saale des Königsschlosses wurde der Kaiser auf seiner Fahrt zum Königsschlosse von der zahlreich versammelten Menge enthusiastisch begrüßt. Die Tribünen des Weißen Saales waren über füllt, in der Diplomatenloge waren der russische und türkische Bot schafter und Gesandtschaftsmitglieder, im Saale waren eine große Zahl Abgeordneter, Generale und hoher Staatsbeamten anwesend. An der Spitze des Bundesraths trat Fürst Bismark kurz nach 2V» Uhr in den Saal und nahm mit dem Buudesrath links vom Throne Auf stellung. Darauf trat der Kaiser ein, welchem die obersten undObcr- hofchargen voranschritten. Der Kaiser trug die Uniform des zweiten Gardelandwehrregiments, ihm folgten der Kronprinz, die Prinzen Karl Friedrich und Karl Georg. Bei dem Eintritte des Kaisers brachte der Reichstagspräsident v. Forckenbeck ein Hoch auf den Kaiser aus, worin die Versammlung mit stürmischem Enthusiasmus dreiinal einstimmte. Der Kaiser verneigte sich nach allen Seiten, stieg die Thronstufen hinan, bedeckte das Haupt mit dein Helm und verlas mit lauter Stimme die Thronrede _ (welche wir in nächster Nr. zum Abdruck bringen). Nach dem Schluß derselben brachte der bayerische Gesandte ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus, worauf Fürst Bismarck die Session für er öffnet erklärte. Wenn Bismarck wirklich Kornzölle in Deutschland einführen will, so hat er einen gewaltigen Gegner gefunden. Dieser Gegner ist fein früherer Kanzleramts-Präsident Delbrück, der Jahrzehnte lang in allen Handels- und Zollverträgen nicht nur Bismarcks rechte Hand, sondern gradezu sein Kopf war. Delbrück hat eine Schrift veröffentlicht mit dem Titel: „Deutschlands Getreideverkehr mit dem Aus lande" und sie selber dem Reichskanzler zugeschickt. Diese Flugschrift wird Jeder, der in der Sache mitrathen und nntthaten will oder auch später mitleiden muß, lesen müssen. Das Ergebnitz wird in folgendem Schlußsätze zusammengefaßt: Es hat sich ergeben, daß die deutsche öeiträgi ch Ab' Wochenblatt für für ilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Znseratenannavme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). AbonnementSprei» vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Znseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, ^as Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Neunun-dreitzigster Jahrgang.