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zweiten Mitthcilnug noch schwach rieselt. Die in Teplitz eingetroffenen Herren Professor Lande nnd Bergrath Wolff, Mitglieder des geologischen Reichsrathcs in Wien, Haven die Hoffnung ausgesprochen, daß die Störung nnr eine vorübergehende sein und die Quelle wieder kehren werde. In Teplitz selbst allerdings bietet diese Aussicht im Augenblick wenig Trost. Dort, wo alle Interessen aufs Innigste mit dem Badeorte als solchem verwachsen sind, wird man erst wieder auf- athmen, wenn man das Wasser sprudeln sieht. Die Untersuchungs- commissiou besteht außer aus dem Prof. Laube aus Prag und dem Bergrath Wolff aus Wien noch aus dem Ingenieur Sigismund (Teplitz), einigen Badeärzten und Bergbeamten. Es wurde constatirt, daß auf einer Wiese bei Janegg Erdeinbrüche stattgefnndcn haben, aus denen Wasser mit gelblichem Schaum hervortritt. Auf eurer Wiese zwischen dem Döllinger- und Nelsonschachte dringt ebenfalls Wasser, Blasen werfend, hervor. Die Teplitzer wirthschaftlichen Verhältnisse sind überaus bedroht. Die Gruudbesitzwerthe sind gefährdet und, da die Teplitzer Sparcasse ihre Capitalien größtenteils auf Grundbesitz anlegt, so zieht das Publikum seine Einlagen zurück, so daß man dB reits den Zusammenbruch der Bank befürchtet. Welchen Schaden die Kohlenbergwerke erleiden, ist vorläufig noch nicht ermeßbar. Der Kohlenabbau der Dux-Bodenbacher Gesellschaft hat sich bereits um 250 Waggons täglich vermindert. Teplitz, 15. Febr. (Privattelegramm des „Chemn. Tagebl".) Gestern Abend nach der Rückkehr von Dux referirte Prof. Laube über Wahrnehmungen und constatirte, daß die Thatsache dazu angethan sei, die Gemüther zu beruhigen. Evident ist, daß das Thermalwasser in die Duxer Gruben sich ergossen. Sobald das Wasser in den Schächten zum Stehen gebracht wird, wird Rückstau stattfinden und die Quellen zurückkehren. Kaiser Wilhelm hat die Claryinspection wiederholt um telegraphische Berichte ersucht. Der Statthalter ist aus Prag hier im Auftrag des österreichischen Kaisers eingetroffen und hat heute die Duxer Schächte besichtigt. Abends findet wieder Sitzung der Com mission statt. Der Andrang des Publikums au die Sparkasse von Teplitz dauert fort; dieselbe hat bereits 80,000 Gulden an Spareinlagen zurück gezahlt. Zur finanziellen Unterstützung der Sparkasse gingen von der Prager Eskomptebank Aushilfssummen zur Befriedigung der Spar einleger ab. Die Kassenbaarschaft betrug vor der Catastrophe 178,264 Gulden. Die Kasse selbst ist äußerst solid fundirt und wird meister haft verwaltet. Ende 1877 hatte sie einen Einlagenstand von 4,611,841 Gulden und einen Reservefond von 2,031,118 Gulden. — Aber nicht die Wassersnoth ist es allein, welche die dortige Gegend bedrückt, jetzt kommt auch noch Feuersnoth dazn, da einer Meldung zufolge in dem Saxonia-Schacht bei Brüx ein furchtbares Feuer wüthet. Die Flammen züngeln bereits am Tagbruch empor. Das Steigerhaus und das Ma schinenhaus sind der drohenden Gefahr wegen geräumt. Der Stall des Steigerhauscs ist sammt den Pferden eingesunken. In der französischen Deputirtenkammer brachte der Minister des Innern Marcere die vielbesprochene Amnestievorlage ein, nach welcher allen am Communeaufstand betheiligten und 1871 verurtheilten Per sonen Begnadigung gewährt wird, wenn sie nicht vor 1871 schon wegen Verbrechen mit mehr als 1 Jahr Gefängm ß bestraft worden sind. In England ist die Stimmung eine sehr niedergeschlagene. Eine Hiobspost jagt die andere. In Liverpool, dem größten Hafen der Welt, ruht Arbeit und Geschäft in Folge von Streiks; in Greenwich hat die Arbeitseinstellung der Maschinenbauer die größte Ausdehnung angenommen; in Dundee haben die Spinner ebenfalls gestreikt. In Afghanistan gipfeln die erfochtenen „Siege" in einem geordneten Rückzüge aus den bisher besetzte» Städten; die schlimmste Nachricht aber kommt aus dem Kaplande vom 27. Januar. Dort hat eine englische, aus einem Theil des 4. Regiments, 600 Eingeborenen und einer Batterie bestehenden Truppenabtheilung von einem auf 20,000 Mann geschätzten Streithaufen der Zulukaffern eine mit schweren Ver lusten verbundene Niederlage erlitten. Ein aus 102 Wage», 1000 Ochsen, 2 Geschützen, 400 Geschützkugeln, 1000 Gewehren, 250,000 Patronen, großen anderen Munitions- und Proviantvorräthen be stehender Transport fiel in die Hände der Feinde, ebenso die Fahne des 24. Regiments. Die Schlacht sand in der Nähe des Flusses Tugela statt, die Zulus hatten 5000 Todte, die englische Truppenabtheilung aber ist fast vollständig vernichtet, der Verlust der Engländer an Todten beträgt 60 Ossi eiere und 500 Manu, Port Natal ist von den Zulus ernsllich bedroht. Der General-Gouverneur vom Kap hat um Ver- stärkungen aus England gebeten. Ein officielles Telegramm Lord Chelmsfords bestätigt alle bereits gemeldeten Details über die Nieder lage im Zululande. Es fand zurBerathung über die Zulu-Frage ein Cabiuetsrath statt. Der direkte Nachtheil, welcher für England erwächst, gegen einen bisher unterschätzten Gegner einen Krieg im großen Maß stabe zu führen, fällt weniger ins Gewicht, als die moralische Nieder lage für die jetzige englische Regierung. Die Königin von England legte lebhafte Theilnahme für die Vor gänge an den Tag und hat Befehl ertheilt, ihr alle Nachrichten schleunigst zu übermittel». Bei der noch mangelhaften Dampfervcr- bindung können jedoch einige Tage vergehen, bis Weiteres bekannt wird. OertlicheS vnd Tächfifcheö. Unser engeres Vaterland scheint bei der am 1. Oct. d. I. ein tretenden neue» Gerichtsvrganisativn unter den deutschen Bundes staaten mit Landgerichten am spärlichsten bedacht zn sein. Bei einer Bevölkerung von 3 Millionen erhält Sachsen »ach den: Wunsche unserer Stände nnr 7 Landgerichte, während Bayern niit einer Ein wohnerzahl von 5> Millionen 28 und die thüringer Staaten für etwa 1 V2 Millionen Seelen 8 Landgerichte cmrichten. Achnliche Verhältnisse walten in Württemberg und Baden ob, so daß Sachsen zu denjenigen Bundesstaaten zählt, bei welchen die Zentralisirung der Gerichte am Meisten vorgeschritten ist. Dresden. Der in Pension tretende hiesige Brandversicherungs- oberinspectvr Kaiser ist mit dem Ritterkreuz vom Verdienstorden de- korirt und letzteres ihm am 12. Februar, dem Tage seines vor 40 Jahren erfolgte» Eintritts bei dcrLandcsbrandversicherungsanstalt, von dem Director derselben, Geh.. Rcg.-Rath von Oppen, in feierlicher Weise ausgehändigt Wörden. — Die öffentliche Ziehung der AlbertvereinsLotterie findet am 26. Februar im königl. Prinz-Max-Palais, Oftraallee Nr. 24, von Vormittags 10 Uhr an statt. Die Ausgabe der Gewinne erfolgt spä ter im alten Zeughause. In Dresden rüsten sich die Veteranen von dem im Jahre 1849 nach Schleswig-Holstein entsandten Truppenkontingent, den 30jährigen l Gedenktag der Erstürmnng der Düppler Schanzen zu begehen. Dieser 30jährige Gedenktag fällt auf dcu 13. April 1879 — also un mittelbar nach dem Geburtstage Sr. Majestät des Königs Albert von Sachsen. Roßwein. Aus einem vom Gütervertreter im Concurs des Vor schußvereins erstatteten Bericht dürften folgende Notizen von In teresse sein. Der effektive Verlust des Vereins wird etwa 53,434 M. betragen. Um die Summe der geretteten Gelder zu erlangen, wurden bis Ende Jammr ea. 111 Wechselklagcn angestellt. Wie bedeutend der Verein gewesen, zeigt sich darin genügend an, daß die beim Concurse angemeldctcn Forderungen die Gesammtsumme von 6,336,959 Mark betragen. Ein Schatten. Novelle von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) Sein Freund vr. Wilroth spottete nicht wenig über die Ge wissenhaftigkeit des Staatsanwaltes, der sich gemüßigt fühlte, auch den geringsten neu entdeckten Umstand Fräulein Herzberg mitzutheilen und immer und immer wieder die dunkle Angelegenheit zu erörtern. Kronfeld suchte dies zwar als seine Pflicht hinzustellen; aber Wilroth ließ sich nicht irre machen: „Leugnen Sie nicht!" rief er lachend, „Sie sind bis über die Ohren in das Mädchen aus der Fremde ver liebt und L>ie haben es nur meinem Edelmuthe zu verdanken, daß ich Ihnen sicht ganz energisch Concurrenz mache, denn ich muß Ihnen offen gestehen, ich könnte ebenfalls an diese seltsame, interessante Schönheit mein Herz verlieren." Es bedurfte nicht erst der Neckereien des Freundes, um Kron feld zum Bewußtsein zu bringen, was er für Agnes empfand. Wohl hatte er sich Anfangs selbst einzureden gesucht, es sei nur ihr Unglück, daß sie für ihn so anziehend mache; endlich mußte er sich doch ge stehen, daß er diejenige liebe, die ihm ein seltsames Schicksal zum zweiten Mal gegenüber geführt. Auch Fräulein Herzberg fühlte sich immer mehr zu dem edlen trefflichen Charakter Kronfeld's hingezogen; sie empfing ihn mehr wie einen Freund, als wie einen flüchtigen Bekannten und wenn sie auch für andere Dinge, die nicht im Bereich ihrer traurigen Vor stellungen lagen, wenig Theilnahme zeigte, so war doch ihr Benehmen gegen ihn von einer Offenheit und Herzlichkeit, die Kronfeld noch mehr fesselte und in ihm die Hoffnung lebendig erhielt, sie werde ihm noch einmal ihr volles Herz schenken. Während die Tochter des sehr reichen Juwelier- an den größten Comfort gewöhnt war, hatte sie sich in die äußerst bescheidenen Ver hältnisse, die sie hier umgaben, mit einer Ruhe und Gleichgültigkeit gefunden, die Kronfeld bewunderte. Er fah darin den deutlichsten Beweis einer großen Seele. Mit keinem Worte beklagte sie sich über das kleine, bescheiden ausmöblirte Stübchen, ja, obgleich ihr Aufenthalt in Neustadt voraussichtlich auf längere Zeit berechnet war, machte sie nicht den mindesten Versuch ihre Wohnung auszufchmücken. Was hatte« jetzt Aeußerlichkeiten für sie zn bedeuten! — ihr Geist war nur auf cm Ziel gerichtet — die endliche Aufdeckung des Ver brechens, und deshalb machte sie an das Alltagsleben weiter keine Ansprüche. Während sonst der junge Staatsanwalt ihr sofort nach Er mittelung des unbedeutendsten Umstandes einen Besuch abgestattet hatte, verging heute Stunde auf Stunde und er ließ sich nicht sehen. Endlich erschien er; sie eilte ihm entgegen und an seiner Aufregung merkte sie, baß er ebenfalls die Wichtigkeit dieser Entdeckung an erkannte. „Verzeihen Sie, daß ich mich so spät einfinde", sagte er mit ungewöhnlicher Hast, „aber der Zeuge, den Sie mir zugeschickt haben, hat mich bis jetzt in Anspruch genommen." „Nicht wahr, die Schuld des Nichtswürdigen ist nun erwiesen?" fragte sie rasch. „Ich hoffe es," entgegnete Kronfeld mit großer Bestimmtheit, „denn der Musikus ist sofort an Ort und Stelle vernommen worben. Er hat die Fenster ganz genau bezeichnet und nach der Lage der selben unterliegt es keinem Zweifel, das Kreuzschmidt zuerst aus feiner Stube in die der Wirthschafterin gegangen, daß Beide dann zurückgekommen; und freilich hat der Zeuge nicht zu bekunden ver mocht,' daß die beiden nächtlichen Wanderer das Gastzimmer des ersten Stockes aufgesucht, aber das kounte er nicht bemerken, weil die Fenster dieser Stube auf die andere Seite hinausgehen. Dennoch halte ich durch diesen neuen Umstand die Schuld des Bärenwirthes für erwie sen und trotz seiner Verschlagenheit wird es ihm schwer fallen, all' die Anklagepunkte zu entkräften, die ich jetzt gegen ihn zusammen- stcllen kann. „Sie entlasten mein Herz von einem furchtbaren Druck," sagte das junge Mädchen hochaufathmend. „Ich habe immer gefürchtet, daß Sie mein heißes Verlangen nach einer Vergeltung der Schuld unweiblich finden würden und doch reißt mich ein finsterer Dämon vorwärts, ich kann nicht anders." Sie schlug die Arme über die Brnst und sah in ihrer entschlossenen Haltung schöner denn je aus. „Nein, ich begreife jetzt vollkommen Ihren Wunsch und ich theile ihn vollkommen," war seine Antwort. „Gerade weil der Ver brecher mit solcher Hinterlist und Energie zu Werke gegangen, ver langt unser verletztes Rechtsgefühl, daß den Schuldigen um so sicherer die verdiente Strafe erreiche." Agnes drückte dem jungen Manue dankbar die Hand. „Es ist ein wohlchuendes Gefühl, für sein innerstes Seelenleben ein Ver- ständmß zu finden, und außer meinem Vater hatte ich bisher Nie mand, der mich vollkommen begriff. Ich kam den Lenken so abson derlich und, ich täusche mich wohl kaum, so überspannt vor." Ein freundliches selbstbewußtes Lächeln spielte um ihre Lippen. Zum ersten Male sprach sie über Vorgänge ihres Innern und Kronfeld war entzückt davon. Sie erzählte ihm von ihrer Jugend, ihrer eigenthümlichcn Erziehung und er lauschte ihr, ohne sie mit einem Wort zu unterbrechen. Die Hoffnung, daß es nun doch ge lingen würde, den abgefeimten Verbrecher zu überführen, schien ihre Mitthcilungslust geweckt zn haben. Sie war wirklich wie verwandelt und die Erinnerung an ihre Jugendzeit ließ sie einen Augenblick ver- gesse», welch' schwerer Schicksalsschlag sie getroffen habe. (Forts, f.) Wochen markt zu Wilsdruff, am 14. Februar. Eine Kanne Butter kostete 1 Mark 90 Pf. bis 2 Mark — Pf. Ferkel wurden tingebracht 104 Stück und verkauft st Paar 12 Mark ' — Pf. bis 24 Mark — Pf.