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Woche nhlatt für Wils-Mf, Eharaü-, GiehmlOtr und die UWgegertde§t^„^s 8. .IHlil'MüK. Mittwoch, den 13. December 1848. Xo. ^3. Verantwortlicher Nedacteur und Bcrlcgcr: Albert Reinhold. Don dieser Zeitschrift erscheint Mittwochs und Sonnabend 6 eine Nummer. Der Preis für den Vierteksahrgang betragt 1» Rgr., für welchen dieselbe von der Redactien in Wilkdrul, den Agenturen in Tharaud, Nossen, und Siebcnlehn, sowie der Buchdruckerei von C. E. arlinkicht und Sohn in Meißen bezogen werden kann. Auch nehmen dieselben Bekanntmachungen aller Art zur Beförderung an. D ik dkoSaotion. Was ist die Aufgabe der nächsten Land tagsabgeordneten? Ei» Wort »An »Ue Wähler. (Beschluß.) Der Monarchie von Gottes Gnaden gegen über steht die d c m o kr a t i sch e M o u arch i c. Die d e ui okratischc Regierungssorm ist wirk lich göttlicher Abkunft, sie ist ein Kind der Vernunft. Die demokratische (constitutionclle) Monarchie entlehnt ihre Macht nicht von Gott unmittelbar, sie entlehnt sie vom Volke. Ihr oberster Grundsatz ist: alle Gewalten gehen vom Volke ans; der Fürst ist nichts anderes als der per- sonificirte Vertreter und Würdeträger Dieser Gewall eu. Das ist das viclvcrdämmte und verhöhnte Prin- eip der Volkshcrrlichkcit (VolkSsouvcrainität) gegenüber dem zcckherigeu der Fü r st c n s o n v er ai- nität. Das Erstere allein ist vernünftig, und noth- wendige Folge dieses Priucips ist der sich hier an schließende Grundsatz, die Regierung ist des Volkes wegen da, sie cntsprkngt ans den dem Volke selbst inwohnenden G/walten. Das so n vcra ine Volk aber braucht für seinen Fürsten, für seinen höchsten Beamten kennen Hof nnd Flitterstaat, keine abgeschlos sene So ld aten käste; cs braucht für ihn keine bevorzugte M eu sch c n kl a sse, es keimt und duldet keinen bevorzugten Stand, der in anmaßender Erhebung sich zwischen Volk und Thron drängt. Das sonvcrauw Volk kennt keine Fürstcn- deener, es kennt und duldet kciüe Vormünder in seinen Beamten, das souverainc Volk kennt keine andere Richtschnur als das vou ihm selbst durch seine Vertreter gegebene Gesetz, es verlangt die größt möglichste Freiheit nnd Gleichheit aller Staatsbmrgcr in politischer wie in reli giöser Bezieh n n g, es duldet keinen Gewi s- senszwang, keiucPri e st e r b c v o r m u n d n n g, keine geistliche A n m aßnng. Es regiert sich selbst durch Lie frei aus seiner Mitte gewählten Ver treter unter Leitung seines mit der höchsten Volks- " gewalt betrauten Fürsten. Wollen wir nun eine gründliche Verbesserung unserer Zustände, so dürfen wir nicht bei den einzel nen Auswüchsen des morschen Baumes ansangen, cs gilt Las im Kern faule Principe mit der Wurzel anszureißen und gleichsam, als gelte es der Grün dung einer neuen Regierungsform, derselben den Grundsatz der Volksherrlichkcit, den Grund satz, daß alle Gewalten vom Volke aus- gchcn, an die Spitze zu stellen. Wir müssen aber auch mit der Hauptwurzel die Nebenwurzelu des alten Baumes zerstören, als La sind die Aristokratie, Burcaucratic, Hierarchie, daß der neue Baum nicht etwa ans ihnen wieder altes Gift sauge oder altes Unkraut ans ihnen aufs Neue emporwnchcre. Erst wenn diese alten Schildträger der Mo narchie „von Gottes Gnaden" ansgerottet von Grund ans, dann erst wird das demokratische Prin- cip Wurzel fasse» und gedeihen können, daun erst wird deren wichtigster Grundsatz: der gesetzlich ausgesprochene Wille des Volkes ist das höchste Gesetz im Staate zur Wahrheit werden. Erst dann werden wir dazu getangcu selbstständig mit Erfolg an Beseitigung all der drückenden llcbelständc nnd Mißverhältnisse in nuferem Staatsleben zu gehen, deren so Vielen noch unbekannter Grnud kein anderer ist, als der that- sächlich noch immer herrschende Grundsatz der „Mo narchie von GottesGnade n" mit ihren Adels- Beamten nnd ihrer Priestcrherrschaft. Auf Verwirk lichung des Lemoeratischeu PrmAps daher, d. i. des Pr neips der Volksherrlichkeit, wird vor allem die Thatigkeit unserer künftigen Vertreter zu richten sein. Das kleine Dessau ist uns bei Umgestaltung seiner Staatsvcrfassung in diesem Sinne auf fried lichem Wege ruhmreich vorangegange», säumen wir nicht ihm schleunig zu folgen; warten wir nicht auf Frankfurt, wir haben schon zu lange ge wartet. „Jetzt oder nie" ist die Loosnng. Das Jahr Acht und vierzig kehrt in Deutschlands Geschichte sobald nicht wieder. Damit wir aber des Gelingens sicher seien, müssen wir Männer wählen, von denen wir mit Grund überzeugt sind, daß sie eS mit der wahren Freiheit des Volkes ehrlich meinen, von denen wir wissen, daß sic erkannt haben, welch einer Reformation von Grnud aus in unserem Staatslcbcn cs gilt; Männcr, welche Thatkraft und Selbstständigkeit genug besitzen, mit einem Schlage von dem ganzen vermoderten Wust unseres'zcithcrigen Staatsunwcsens sich loszn-