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nungen auf eine bessere Zukunft durch die Umtriebe einer ftechcitsfciudlichen Reaktion nicht ciwa ge täuscht sehe. Das Volk will nun bald Etwas sehen. Cs will wissen, ob man ernstlich ihm etwas Besseres geben wolle, ob, wie seine eigne, auch die Unterord nung der Regierungen, u. z. aller, unter den Na tionalwillen eine ehrliche sei; es will der Sorge sich endlich übcrhoden sehen, ob die beiden Großstaateu Deutschlands es mir der angebahnten Umgestaltung unserer politischen Verhältnisse auch wirklich redlich meinen, ob sie ein offenes Spiel spielen, ob das deutsche Oesterreich nicht eben wird blos österrei chisch bleiben und Preußen das Ding umdrehen und, anstatt in Deutschland aufzugehen, Deutsch- land in Preußen anfgchcn lassen wollen. Sobald die Sorge über diese Dinge im deutschen Volke be- schwichligt sein wird, glauben wir, wird die Bran dung der Gcmüthcr sich besänftigen und der Um muth und die Vertrauens- und Hoffnungslosigkeit werden nicht zu so unglückseligen Zusammenstößen führen, wie in Frankfurt, Baden u. s. w. Was nützt in einzelnen Fällen die äußerste Gewaltanwen dung? Man schießt wohl eine Menge Menschen nieder, erneuert von beiden Seiten das Zeitalter rohe ster Barbarei, aber man überzeugt damit nicht die Uebrigen, man schafft damit kein Vertrauen. So lange aber über die Absichten der beiden deutschen Großmächte sticht klare Ucberzeugungen vorliegen, so lange wird auch keine Ruhe in den Gemächern heimisch werden und wir werden es mit Kummer vielleicht nock oft ichen, daß recht wackere Patrioten in ihrer Hoffnungslosigkeit, indem sie verzweifeln zu müssen glauben an Fürstenworcen und au der dem- scheu Zukunft, in einem unseligen Eifer zu den un seligsten, Mitteln greifen — zur Gewalt. Daran aber trägt nickt allein die Ueberspanncheit der Par- tei- und Dolksführer, nein, es trägt vornämlick dazu das zweideutige Verhalten der genannten beiden Reg erungen und Höfe die meiste Schuld. Dev Schattet» vom Hause Orleans. Zu Eisenach im Schlosse Da sitzt ein bleiches Weib, Und rabenschwarze Hülle Umfängt den schlanken Leib. Zur Seite stehn zwei Knaben, In deren Augen mild Sich träumend wiedcrspicgelt Des todtcn Vaters Bild. Kennt Ihr Las Weib, das bleiche, Erkennet Ihr Len Sohn? Den König Ler Minuten Auf Frankreichs morschem Thron? Helenen init Lem Schleier Der Wittwen auf Lem Haupt? Man hat ihr Attes, Alles, Nur nicht Len Schmerz geraubt. Als Demant fällt die Thräne Ihr in den Hermelin, Wenn sie gedenkt der Tage Im Schlosse zu Schwerin. Es zieht durch ihren Busen Ein unermeßlich Weh, Still, wie dereinst die Schwäne Aus dem Schweriner See. Doch aller Thräncn Größte Fällt auf das weiche Vließ, Sie denkt an ihren Gatten, Sic träumet — von Paris. Solch Weh hat nur erwäge» Dereinst Läiiua, -Wi Als sie ihr Kind, den Kaiser, Auf Sanct Helena sah. Denn öd', ivic jener Felsen,V Ist jetzt Helenens Brust, Worinncn eine Urne Begraben Freud' und Lust. Hoch, nach der Wartburg Zinne Hebt sic dcn Blick empor. Horch! Orgcltöne brausen Durch des Gesäuges Chor. Da kuict sie vor dem Holze, An dem der Heiland hängt, Die marmorblcichcn Hände Mild zum Gebet verschränkt. Der Engel des Gebetes Nimmt von ihr Gram und Spott; Im Tempcl tönt cs: Eine Feste Burg ist unser Gott! Theodor Drobisch. Vermlschtes. Als General Wrangel auf seinem Rückwege von Holstein nach Wandsbcck kam, überreichte ihm cine Madame Püzel in der Gegend des Aeciscgebäu- dcs einen Lorbccrkranz mit folgenden Worten: Heil unserm deutschen General! Bei Wrangels großem Namen Hat unser Herz gepocht, Da unter Deinen Fahnen Sich uns der Sieg erfocht. Doch jetzt erbarmend neige Du dich zu unserm Schmerz, Ja Du vor Allen zeige Mir unser Volk cin Herz. Ja, sagc Deinem König nur: Fort dänische Fahnen von deutscher Flur! Und daß, wenn Deutschland einig bleibt, Es einer Welt Gesetze schreibt. Der General empfing dicsc sinnigen Worte mit unverkennbarer Rührung; Thräncn fülltcn seine Augen, indem er sagte: „Dank, herzlichen Dank für dicsc Gabe, die mir cin nnschätzbarcs Zcugniß ist, Laß ich von dcm Volke Schleswig-Holsteins ge liebt werde. Gott ist mein Zeuge, wie ungern ich das Schwert in die Scheide gesteckt habe; allein ich