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43 ' Sicherung des allgemeinen Geinndheitsjnstandcs die Vorschriften des erwähnten Generale, nach welchem bei solchen Leichen: 1) außer den nothwendig mit der Leiche beschäftigten Personen anderen der Eingang in das Sterbehaus, die Annäherung an die Leiche oder die Begleitung derselben nicht ;u erlauben, 2)die Ausstellung der Leiche vor der Beerdigung, sowie 3) die Oeffnung des Sarges bei Abholung der Leiche oder auf dem Gottesacker gänzlich zu unterlassen iß, und 4) die Leiche in aller Frühe und Stille beerdigt werden soll, hiermit auf das Nachdrücklichste eingeschärft und ist hierbei noch zu bemerken, daß diese Vorsichtsmaß regeln nicht blos nach den in dem gedachten Generale beispielsweise genannten Krankheiten, sondern in allen den Fallen einzurreten haben, in welchen ein Arzt, oder Wundarzt, oder Todtenbeschaucr die stille Beerdigung anzurathen oder anzuordnen für nöthig erachtet. Wie nun hiernach Jedermann, den cs angekt, sich zu achten hat, so werden die Todtenbe schaucr und Leicheuwäscherinnen noch besondcrs angewiesen werden, den ihnen diesfalls crcheilten Instructionen streng nachzugeben. Dresden, am 25. November 1848. Ministerium des Innern. Oberländer. Bericht des Reichstagsabgrordncten Hallbauer. Frankfurt, am 12. Vee. 1848. Seit meinem Eintritt in Lie Nationalversammlung habe ich ganz Das bestätigt gefunden, was mir von vielen hiesigen Deputirten gesagt wu-Lc, nämlich Last cs für den Neueintretenden schwierig sei, sich in den hiesigen Zustän den zu recht zu finden. Die erst- Sorge ist, daß man über die verschiedenartigen Gegenstände, Lie in Ler Sitzung zur Abstimmung kommen, sich in'S Klare s ßcn muß; täg lich werden an die Devutirteu Berichte Ler Ausschüsse, Petitionen und Druckschriften aller Art verthcilt, die alle darauf Anspruch machen, gelesen zu werden. Die Abstim mungen in Ler Sitzung selbst erfolgen oft mit überraschen der Schnelligkeit, und es bedarf hier der größten Aufmerk samkeit, um nicht irre geleitet zu werden, denn das Ge räusch ist oft so groß, daß cs Mühe kostet, den Präsiden ten und den Redner zu verstehen. Im Allgemeinen drängt sich Dem, der unbefangen in diese Versammlung Hineintritt, die Wahrnehmung auk, Laß Lev Sieg der Vemocralie, wenn er auch in Deutschland überhaupt noch zweifelhaft sein mag, wenigstens in der Nationalversammlung entschie den ist. Jedermann, möge er durch seinen Rang, durch die Berühmtheit seines Namens oder andere Eigenschaften noch so hoch gestellt sein, wird hier mit gleicher Wage ge messen; er muß sich gefasten lassen, Laß seine mißliebigen Acußerungen sofort mit dem offensten Tadel begleitet wer den, und namentlich sehen sich die Reichsminister oft einer sehr harten Kritik ausgesetzt, die leider zuweilen sogar über das Maas LeS Anständigen hinausgeht. Titel und Rang sind in der Nationalversammlung so gut wie abgeschafft; Lie Abgeordneten werden stets nur mit ihrem schlichten Na men genannt und aufgerufen, und auch in geselligen Krei sen wird von Titel und Rang keine Notiz genommen. Für Le» Neucintretenden ist es aber nicht genug, sich mit den Dingen und Gegenständen der Verhandlungen ver traut zu machen, es ist auch unerläßlich, die Persönlichkei ten kennen zu lernen, die auf diesem großen Schauplatze Ler Dinge mit cinwirken. Diese Personcnkenntniß wird aber Lurch die Schroffheit der Parthcien, die sich bier ge genüber stehen, wesentlich erschwert. Diese Schroffheit hatte ihren äußersten Grad erreicht in Len Tagen, als ich hier anlangte, auf Veranlassung der Preußisbcn Frage. Die sämmtlichen Fraktionen Ler Linken waren zusammengetreten, um mit gemeinschaftlichen Kräften den Beschlüssen und An sichten der Rechten cntgegenzuwirken, die, wie es scbien, in eine Richtung gedrängt worden war, wodurch das Ver- tranen des deutschen Volkes zur Nationalversammlung in seinen Grundfesten ersckütlert, und aste Errungenschaften der Märzbewcgung wieder auf'S - xicl gesetzt werden konn ten. Verschiedenartige Vorschläge wurden in den vereinig ten Clubversammlungen Ler Linken gemacht über die Art und Weise, wie Liesen Gefahren vorzubeugen sei, und man verhehlte sich dabei nicht, Laß, wenn der politsschc Stand der Dinge in Deutschland mehr und mehr rückwärts gegan gen sei, hierbei zum Theil auch Lie Maaslosigkeit derer die Schuld trage, Lie in ihren Frcihcitsbestrebungcn keine Schranken kenne». — Das Resultat Lieser durch niedrere Abende fortgesetzten Verhandlungen war das Entstehen Les sogenannten Märzvercins, dessen Aufgabe cs ist, auf friedlichem und gesetzlichem Wege dahin zu streben, daß Lie Errungenschaften der Märzbcwcgungen festgehalten und gegen aste Beeinträchtigungen geschützt werden. Das Pro- giamm Li.ses Vereins ist hinlänglich bekannt, und die po litischen Veieine Sachsens werden bereits in Erwägung gezogen haben, ob sie diesem Vereine sich anschließen wer den. Ich meine,seitS habe mich dem hiesige» Centralverein« für jetzt nicht angcsckloffcn, ausgehend von Ler Erwägung, Laß ich als neueingetretenes Mitglied zunächst aste Kräfte für meine Wirksamkeit innerhalb der Nationalversamm lung zu eonc-nt-iren habe, und daß die Thkilnahme an einem Verein, dessen Thätigkeit nach Außen gerichtet ist, die Kräfte leicht zersplittern kann. Zur Ehuracteristik Ler hiesigen Parthcistcllung gehört das Clubwescn; es bestehen zur Zeit nicht weniger als 9 Clubs, die alle für sich Bcrathungcn halten, und sich im Voraus darüber verständigen, wie sie über die Vcr- handlungsgegenstände im Parlament abstimmen wollen. Ick hake mich in mehrere solche Clubs als Gast einführcn lassen und mit großem Interesse Len Verhandlungen bei gewohnt; ein Präsident leitet Lie Debatte, zum Theil, bei wichtigen Gegenständen, ist ein Berichterstatter ernannt, Ler den Vortrag zu erstatten hat; der Einzelne bringt uur zu Len Gesetzvorlagen Amendements und VerbefferungSvor- scblägc vor, Lie gemeinschaftlich besprochen u. bcrathen werden; finden sie Anklang, so werden sie in Ler Parlamentssitzung vorgcdracht und von den Mitgliedern des Clubs unterstützt. Solche Vorbcrathungen in den Clubs sind oft lebendiger und interessanter, als die Verhandlung im Parlament selbst, und es ist erklärlich, wenn selbst bei wichtigen Fragen zu weilen im Parlament gar keine Discusflon stattsindet, da Jeder seine bereits fertige Ansicht inS Parlament mitbringt. — Es hat seine Bedenken, einem solchen Club sich anzu- schließen; andrerseits aber muß man sich bald überzeugen, daß man in seiner Wirksamkeit völlig vereinzelt und ge lähmt ist, wenn man nicht in einen Lieser ClubS sich cin- reiht. Ich habe mich Leni Club Westcndhall angeschloffen, in Hoffnung, daß ich da meine Ansichten am besten vertre ten finde. Vieser Club gehört zur Linken und nähert sich dem Centrum. , Im Allgemeinen ist die Partcistellung in den letzten Wochen Etwas besser geworden; » an fängt an, sich zu näbern, es ist sogar kürzlich ein geselliger Cirkel gegründet worden, wo Lie Männer aller Parteien sich zusammensindcn sollen; in der ersten Versammlung waren aber weit mehr Männer von der linken, als von der rechten Seite anwe send, und man macht häufig die Erfahrung, Lab Männer