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jenes Schlosses wird schon dafür sorgen, die pikante Geschichte zu ver breiten, woher wüßte die Welt sonst jene kleinen galanten Geheimnisse, welche Prinz Arnold hinter den Manern von Falkenberg so gut zu verbergen wähnte? Ja, wenn die vornehme Welt keine dienstbaren Geister gebrauchte, welche sie zu ihrem großen Schaden nur gar zu häufig als Luft betrachtet!" „Gleichviel, ich will wenigstens in diesem Schiffbruch meine Ehre retten und die väterliche Autorität in ihrem ganzen Umsange geltend machen. Das Beste wird sein, mit Ihnen nur gleich direkt nach Dür renstein zu fahren." Der Geheimrath lächelte bitter vor sich hin. „Und wenn der Neffe das Lied des Onkels nachzwitschert — wenn auch das Traumbild mit dem schönen Egbert wie Nebel zerrinnt, was dann, Herr Baron?" Dieser blickte ihm voll ins Gesicht. „Dann mag Regina nach ihrem eigenen Ermessen handeln", sagte er ruhig, „ich will mein armes Kind nicht zum zweitenmal um des Mammons willen verkaufen, nicht selbstsüchtig mein eigenes Wohl be denken, wenn ihr Herz in Jammer bricht." Der Geheimrath zuckte wie unter einem Seziermeffer zusammen. „Ihre Tochter ist noch ein "halbes Kind, Sie dürfen ihr nicht nachgeben, Herr Baron! O, warum ziehen Sie Ihr Wort zurück, warum darf ich diese vom Sturm geknickte Blume nicht hegen und pflegen und dem Sonnenschein des Glücks zurückgeben?" „Es wäre ein neues Opfer, Herr Geheimrath!" versetzte Einsie del wehmüthig, „täuschen wir uns nicht darüber hinweg. Der Glanz des Goldes kann nur die hohle Eitelkeit bestechen, doch nimmer ein Mädchen wie meine Regina, welche das Opfer für mich aufs neue zwar bringen, für mich, den unseligen Vater, der niemals an sein Kind, nur immer und immer an sich selber gedacht hat, aber auch Ihnen, mein verehrter Freund, nicht das ersehnte Glück, sondern eine fortwährende Qual in dem Anblick ihrer stillen Resignation bereiten würde." „Diese sentimentale Anschauung mag an sich sehr edel erscheinen, lieber Baron," versetzte Berg nach einer Weile etwas sarkastisch, „nur schade, daß unsere Zeit sich für solche exotische Gefühle nicht zu er wärmen vermag und selbige höchstens in der Komödie goutiert, wo diese Art pörs noble von dem weiblichen Theil der oberen Ränge mit rührender Theilnahme ausgezeichnet wird. In unsern Kreisen spottet man darüber, Herr Baron!" Einsiedel blickte ihn ruhig an. „Man mag es thun, Herr Geheimrath! ich werde mich daran nicht stoßen. Väterliche Liebe bleibt unberührt von solchem Spott." „Ich wollte Sie nicht beleidigen, nur warnen und in die Wirk lichkeit zurücksühren, Herr Baron!" sagte Berg bewegt, „Sie werden mir verzeihen, wenn ich mir die von aufrichtigster Freundschaft dik tierte Frage noch gestatte, wie sich nach solchem Entschluß im gegebe- benen Fall Ihre und vor allem der Fran Baronin Zukunft gestalten soll." Der Baron zuckte mit verächtlichem Lächeln die Schultern. „Ich werde in diesem Fall mich auf das Nothwendige beschrän ken, diesen Ort verlassen und mit meiner kleinen Rente auskommen müssen. Was die Baronin anbetrifft, so ist sie es, welche Reginas glänzende Zukunft und damit ihre eigene Existenz vernichtet hat. Mag sie die Konsequenz ihrer Handlungen tragen, ich werde ihretwegen keinen Zollbreit von meinem Entschluß weichen, um einer solchen Stiefmutter willen mein Kind nicht znm zweitenmal opfern." „Ich muß Ihre Gründe ehren, Herr Baron!" versetzte der Ge heimrath, ihm die Hand drückend, „Sie sind eines Edelmannes wür dig und bitte nur, mich stets Ihren Freund nennen zu dürfen." Der Baron nickte wehmüthig lächelnd und schweigend wurde die letzte Strecke der Fahrt zurückgelegt. Zweiundzwanzigstes Kapitel. Da» Testament. Berg fand auf der Halle-Station leicht ein Fuhrwerk, welches die beiden Herren nach Schloß Dürrenstein brachte, doch dunkelte es bereits, als der Wagen den Bahnhof verließ und mit den verschieden artigsten Gefühlen erreichten sie endlich das mittelalterliche Schloß, wo man sie weder erwartet noch eingeladen hatte und ihr Kommen vielleicht mit Mißtrauen ausgenommen wurde. Der Diener, welcher die beiden unerwarteten Gäste empfing, sah verstört genug aus und rief sogleich den Kammerdiener Frank herbei, welcher den Geheimrath mit der unverhohlensten Freude begrüßte und den Baron höflichst ersuchte, in ein Zimmer zu treten, damit er den jungen Grafen von seiner Ankunft erst benachrichtigen lassen könne. „Der Herr Geheimrath aber wollen die Güte haben, mir sogleich zu meinem gnädigen Gebieter zu folgen." „Ist der junge Herr nicht bei seinem kranken Onkel?" fragte Berg erstaunt. Frank zuckte verlege» die Achseln. „Der Herr Graf, mein gnädiger Herr, weigert sich beharrlich, den jungen Herrn zu sehen; später, sagt er, später — und verzehrt sich dabei vor Unruhe und Ungeduld, wobei er die bedenkliche Grille gehabt, im Thurmznnmer sein Krankenbett aufschlagen zu lassen. Ein kalter, unbewohnter Raum, Herr Geheimrath!" „Himmel, Ihr meint doch nicht den Zwinger, lieber Frank?" fragte Einsiedel erschreckt. Der Alte nickte traurig. „Im Zwinger, Herr Baron! Wir haben ihn die verfallene Wen deltreppe mit unsäglicher Mühe hinauftragen müssen, und liegt der gnädige Herr nun in dem schrecklichen öden Raume bei dieser kalten Witterung auf harten Matratzen in seine Bärendecke gewickelt, anzu schauen wie ein Verzweifelnder, welcher nicht leben und nicht sterben kann. Ich fragte ihn, ob ich telegraphieren lassen solle nach dem Pfarrer Vinzenz; da wurde er ganz wild und schalt mich eine alte Betschwester, worauf er ein wenig einschlummerte. Gott sei gepriesen, daß Sie gekommen sind, Herr Geheimrath, da ich für diese Nacht das Aergste befürchtete." ,,Gut, gut", rief Berg, „führt mich nur zu ihm, Alter!" „Ich werde dem jungen Herrn Grafen sogleich Ihre Ankunft melden lassen, Herr Baron!" sagte Frank, und schritt dem Arzte voran, auf welchem Wege er einem Diener die nöthigen Befehle ertheilte. Berg folgte dem Kammerdiener mit wachsender Ueberraschung durch das alte Schloß bis zu dem mittelalterlichen Thurm, zu welchem der jetzige kranke Besitzer so vortrefflich paßte. Er stieß auf der Wendeltreppe einen kräftigen Fluch aus über den tollen Sonderling und trat dann, Franks ängstliche Einrede unbe achtet lassend, mit der vollen Autorität seines Berufs unangemeldet ins Krankenzimmer, wo er die alte Brigitta als wachsame Pflegerin fand. „Der fürstliche Leibarzt", flüsterte Frank der erstaunten Schließe rin ins Ohr. „Gott sei gelobt, welch ein Glück!" murmelte die Alte, sich von ihrem Stuhl erhebend, während Berg zu dem Kranken trat. „Was ist los?" rief dieser mit heiserer Stimme, „was treibt das Volk hinter meinem Rücken? Ist jemand angekommen? Sprich, alte Eule, ist's der Diethelm?" „Nein, gnädigster Herr! Der Doktor ist's." „Der Herr Geheimrath Berg, Leibarzt Sr. Hoheit ist angekom men, Herr Graf!" stotterte Frank, der jede neue Aufregung des Kranken für seinen sichern Tod halten mochte. „Es ließ mir keine Ruhe, Herr Graf!" nahm Berg jetzt rasch das Wort, „mir war's, als hätte ich Ihre Reise nicht zugeben müssen." „Ach Larifari, Doktor!" brummte der Kranke unwirsch, „bin au- anderem Holz geschnitzt, als Ihre Hoheiten und Stadtpuppen, sterbe noch nicht daran." „Das befürchte ich im Grunde auch nicht, Herr Graf! nur will mir dieser kalte Raum nicht geeignet für Sie erscheinen — den Hen ker auch, das ist schon mehr ein Büßerraum als ein Krankenzimmer, und muß ich als Arzt —" „Habe Sie nicht gerufen, Doktor!" knurrte der Majoratsherr mit einem grimmigen Lächeln, „will hier mein Ende erwarten, just hier wo es luftig und einsam genug ist, um die Gedanken auf das Jen seits zu lenken. Und doch ist's mir lieb, daß Sie gekommen sind, Doktor! — können es bezeugen, daß mein Verstand nicht gelitten hat und mir in solcher Weise bei meinem letzten Willen dienen. — Frank, hole alles Nöthige zum Schreiben her." „Aber Sie können die rechte Hand nicht gebrauchen, Herr Graf!" wandte Berg ruhig ein, „wie wollen Sie es nur anfangen, selber zu schreiben?" „Frank schreibt nieder, was ich diktiere, kann mich auf den Alten verlassen, kritzle meinen Namen mit der linken Hand, und Sie bezeu gen's mir, Doktor!" „Mit Vergnügen, Herr Graf!" Der Arzt ließ sich mit einem unerquicklichen Gefühl auf den einzigen Stuhl nieder und prüfte den Puls des Kranken, welcher ihm die Hand nur widerwillig ließ. „Wollen Sie durchaus in dieser Nacht noch sterben?" fragte Berg ruhig. „Nein, nein, noch nicht, Doktor! — haben recht, will Ihnen fol gen, geben Sie das Zeug nur her, welches Sie mir verschrieben ha ben, darf noch nicht sterben, noch nicht!" Der Geheimrath erhob sich, prüfte die Mixtur und reichte dem Kranken davon, welcher sie folgsam verschluckte. (Fortsetzung folgt.) * Ein derber Kuß. Letzte Woche erschien in der Berliner Kli nik ein hübsches junges Mädchen und erklärte auf die Frage, was ihr fehle, dem Arzt, daß sie an einohriger Taubhaut leide. Vor den Spe zialisten für Ohrenkrankheiten, Professer K., geführt, ließ sie sich nach längerem Zaudern dahin aus: ihr Bräutigam, von der Reise zurück gekehrt, habe sie umarmt und ihr, indem er seinen Mund fest an ihr Ohr preßte, auf dasselbe einen so herzhaften Kuß gegeben, daß sie im selben Momente einen heftigen Schmerz und seitdem fast nichts mehr höre. Professer K. untersuchte nun das Ohr vermittelst des Ohren spiegels und konstatirte in der That eine Zerreißung des Trommelfels mit heftiger Entzündung der umliegenden Weichtheile. Was bat die Liebe nicht Alles auf dem Gewissen. O- H- I-LS8ÄSN, Mmai-ltt ^!o. 16, pai'tki'1'6 unä I. klage/ kür vrolln. Damen - LIsiäsrstoüs: Coniin« ! - Vl llNl il« » eomplvt am Lager. Auswahl überraschend. ^.btnsilunA kür Darnen - Oonkeetion: sillMiiM, ^agiwtk, kexeiimäntel, Irieot-IrüIIeu, Korxonlileiäer, Uuterröelr« ete. unübertrefflich schön am Lager. Stoffe und Arbeit höchst solid. Anfertigung in kürzester Zeit. ^.btüeilunA kür VTaseüstone: 8atin8, I^vrmtmtz8, UaäZxoIuw8, 0rtztoimtz8, LIauäru6lr8 eto. Hierin biete ich die größten Sortiments am Platze. Wafchechtheit garantirt nach ausliegenden gewaschenen Proben. Der fortschreitend steigende Umsatz setzt mich in den Stand, billig zu verkaufen und verweise ich hierbei auf die reichhaltige Auslage in meinen Schaufenstern. Aufträge nach auswärts werden prompt effektuiert. U. W» WURÄOMNIz I» rv 8 <1 vn , Altmarkt Hla 18, p«rtvrrv un<I 1.