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er el lS w de re er er r- r- n, rd er Kc id u- es re es er en ». ec n- >ce ^c es n> -re »S nt 0^ pe S- e" Tharandt, Nast«, Sitbealthn and die Amgegendtn. Amtsblatt siir die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruss. - 45. «Fr»I»rK»iißx Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Aontagk — und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. dir. 43. Freitag, den 29. Mai 1885. In einem zum Rittergute Limbach gehörigen Gemüsegarten ist unlängst ein goldener Ring, inwendig „6. 6. 8. 6. 1840" gezeichnet, gefunden und anher abgeliefert worden, Unter Bezugnahme auf Z 239 des bürgerlichen Gesetzbuches wird dieser Fund andurch bekannt gemacht. König!. Amtsgericht Wilsdruff, den 27. Mm 1885. — vr. Gangloff. Airchliche Bekanntmachung. Der vom Kirchenvorstand zu Wilsdruff aufgestellte Nachtrag zu Z 6 Abs. 3 der dortigen Gottesackerordnung fol genden Inhalts: „für Ausmauerung einer Grabstelle ist außer der für Kaufstellen und Familienbegräbnissen festgesetzten Abgabe von 20 Mark bezüglich 100 Mark eine weitre Abgabe von 30 Mark für jedes Grab an die Kirchenkasse zu entrichten; auch haben die Besitzer solcher Gräber den todten ausgeworfenen Boden auf eigene Kosten und innerhalb von acht Tagen aus dem Gottesacker zu entfernen." tvird hierdurch bestätigt. Meißen, am 15. Mai 1885. Die Kircheninspeetion über Wilsdruff. von Bosse. vr. Ackermann, Sup. Anmerkung: Noch sei der Deutlichkeit halber ausdrücklich erwähnt, daß die in § 6 der Gottesackerordnung unter No. 3 bis 5 angegebenen Abgaben sich für jedes einzelne Grab verstehen, bei Doppelgräbern u. s. w. also das Doppelte und so fort zu bezahlen ist. Wilsdruff, am 27. Mai 1885. Der Kirchenvorstand das. vr. Wahl, Vorsitzender. LageSgeschichte. Es muß für unsern Kaiser Wilh elm, der Soldat mit Leib und Seele ist, überaus schmerzlich gewesen sein, daß er — zum ersten Male stü seiner Thronbesteigung — einer Parade seiner Gardetruppen nicht beiwohnen konnte. Die kaiserlichen Leibärzte hatten, wie nachträglich beuchtet wird, das leichte Unwohlsein, von dem der Monarch vor Ezem befallen war, als willkommenen Anlaß benutzt, um ihr ent- ichudenes Veto gegen die Theilnahme des Kaisers an den beiden «frühjahrsparaden in Berlin und Potsdam einzulegen. Bekanntlich war ber greise Monarch während der letzten Herbstparaden von einem be- wrgnißerregenden Unwohlsein heimgesucht worden. Seine Aerzte be fürchteten diesmal einen ähnlichen Zwischenfall und boten deshalb chren ganzen Einfluß auf, um den Kaiser von der Parade zurückzu halten. Leicht ist ihnen der Erfolg nicht geworden. Sie hatten sich jchbeßlich dazu verstanden, Sr. Majestät die Theilnahme an dem mi- utärischen Schauspiele unter der Bedingung anheimznstellen, daß die Abnahme der Parade nicht zu Pferde, sondern vom Wagen aus er- folge. Als der Kaiser dagegen lebhaft remonstrirte, erlaubte sich der anwesende Generaladjutant darauf hinzuweisen, daß auch Friedrich der drohe einmal eine Parade vom Wagen aus abgenommen habe. „Ja, es war aber auch seine letzte!" erwiderte der Kaiser schnell. So vor °>e Wahl gestellt, der Parade in einer Equipage beizuwohnen oder ganz darauf zu verzichten, entschied der greise Monarch für das Letz tere mit den Worten: „Eine Parade vom Wagen aus zu genießen, das ist für Frauen ganz gut, ist aber nichts für Männer!" Der schon erwähnte Antrag Preußens im deutschen Bundesrath, die verbündeten Regierungen möchten ihre Ueberzeugung aussprechen, daß eine Regierung des Herzogs von Cumberland in Braun schweig eine Gefahr für das deutsche Reich sei, hat wie ein Allarinschuß gewirkt. Die gesammte Presse ist in Aufregung, jeder gute Deutsche freut sich darüber, daß den Aussichten des Cumberlän- ders auf den Thron von Braunschweig nunmehr ein Ende gemacht und in die braunschweiger Frage ein Stück Klarheit mehr gekommen ist. Im braunschweiger Landtag wurde der Antrag vom Staatsmi nister Görtz v. Wrisberg verlesen und von der Versammlung mit Beifall ausgenommen. Neber die Zukunft Braunschweigs ist damit freilich noch nicht entschieden, aber der Herzog vom Cumberland als Erbe des Braunschweigischen Thrones ist nun unmöglich, denn der Bundesrath wird diesem Antrag gewiß zustimmen. Daß in der Braun schweigischen Frage irgend etwas im Werden sei, war schon durchzu fühlen, als Fürst Bismark kürzlich im Reichstage den Welfen zurief, daß sie durch ihre Unterstützung der Absichten des Herzogs von Cum berland Reichs- und Landesverrath trieben. Der Reichskanzler macht nur dann Verstöße, wenn er zu einem Keulenschlag ausholen will und der ist jetzt auf die Häupter der Welfen niedergefahren, denn die Tragicomödie mit dem Cumberländer geht ihrem Ende nun entgegen und das ist gut. Ueber den Eindruck des preußischen Antrages auf die Welsen wird dem „H. N." aus Hannover geschrieben: „Das energische Vorgehen des Fürsten Bismarck in der braunschweigischen Erbfolgesache hat na turgemäß auf unsere Welfen einen tiefen Eindruck gemacht. Die Wel fen können darüber jetzt nicht mehr im Unklaren sein, daß die Aus schließung des welfischen Hauses von dem Herzogstuhle Braunschweigs eine definitive Sache ist, daß der Bundesrath zweifellos dem preußi schen Anträge zustimmen wird. Die welfische Presse hüllt sich vor läufig in Schweigen, sie registrirt die einlaufenden Nachrichten, und e? fehlt ihr offenbar augenblicklich der leitende Mann. Die „Deutsche Volks-Zeitung" , das hiesige Welfenblatt, tröstet sich damit, „daß jede Abweichung von den Grundsätzen der Legitimität die Sache des Wel- fenhauses nicht schädige, sondern stärke!" Der Herzog von Cumberland soll Berliner Blättern zufolge jüngst an die europäischen Höfe ein Rundschreiben erlassen haben, welches gegen den preußischen Antrag beim Bundesrath protestirt und ihn als eine Verletzung des Völkerrechts bezeichnet. Der deutsche Bundesrath hat jetzt sowohl den Börsensteuer- Gesetzentwurf, sowie die Zolltarif-Novelle in der vom Reichs tag diesen beiden Gesetzen gegebenen Fassung angenommen. Die bei den Gesetze können nun sofort publizirt werden und in Kraft treten. Die Sozialdemokraten wollen es bei den nächsten Wahlen auch einmal mit dem preußischen Landtag versuchen. Bisher ist es ihnen nicht gelungen, in den preußischen Landtag einen Vertreter zu bringen, sie haben sich aber auch noch nicht ernstlich Mühe gegeben. Nunmehr wollen sie in den großen Jndustriekreisen wie Elberfeld, Berlin u. s. w. eigne Kandidaten aufstellen. Wollen sehen, ob es etwas nützt. In England herrscht Uneinigkeit im Ministerium. Dasselbe ist, wie ein englisches Blatt sagt, „augenblicklich wieder einmal dem Zusammenbruch nahe, und zwar nicht wegen Afghanistan oder Aegyp ten , sondern wegen der irischen Frage." In Irland besteht das so genannte „Zwangsgesetz", ein Ausnahme-Gesetz ähnlich dem, welches in einzelnen Theilen Deutschlands gegen die Socialdemokraten in Kraft steht. Dieses Gesetz will ein Theil der Minister aufheben, während der andere es fortbestehen lassen will. Darüber herrscht Zwist im Ministerium. Die Uneinigkeit im englischen Ministerium ist aber nichts neues; so lange es ein Ministerium Gladstone giebt, hat dasselbe zwei Seelen, eine radikale und eine gemäßigtliberale gehabt und darum glauben wir unsererseits nicht an den „Zusammenbruch." In Paris ist es am ersten Pfingstfeiertag zu einem Straßenkampf gekommen. Die Communards begruben einen der Ihren, Namens Cournet, auf den großen Friedhof Psre Lachaise. Schon auf dem Wege dorthin entfalteten sie blutrothe und pechschwarze Fahnen und ließen revolutionäre Rufe erschallen. Die Polizei begleitete den Zug, hinderte das Toben und Schreien der Cvmmunehelden aber unterwegs in keiner Weise. Das ermuthigte diese und so kam es schließlich auf dem Friedhof selbst zum Zusammenstoß, wobei auf beiden Seiten et wa 60 Personen theils leicht, theils schwer verwundet wurden. Von den Polizeimannschaften sind ein Offizier und 8 Polizisten schwer ver wundet, über die Verwundungen auf Seiten der Communards ist Nä heres noch nicht bekannt. Der Kampf am ersten Pfingstfeiertag ist der erste, welchen die Cvmmunehelden der Republik des Herrn Grevy ge liefert haben. Man befürchtet, daß die Communards auch das bevor stehende Leichenbegängniß Victor Hugos zu Demonstrationen benutzen werden und es sind deshalb von Seiten der Polizei energische Maß regeln, jede Störung zu verhindern, getroffen werden. Die Trauer um Victor Hugo ist in Paris eine allgemeine. Ler Präsident, das Ministerium, alle hochgestellten Persönlichkeiten